Kieler Engagement zeigt Gesicht
Kieler*innen packen mit an, wenn andere Hilfe benötigen und Gemeinschaftssinn gefragt ist. Für den Zusammenhalt unserer Stadt ist das von unschätzbarem Wert.
Mit einer digitalen Plakat-Aktion würdigen die Landeshauptstadt Kiel, das nettekieler Ehrenamtsbüro und die Ströer Deutsche Städte Medien GmbH das freiwillige Engagement der Kieler*innen. An dieser Stelle stellen wir die Gesichter der Aktion vor.
Werner Mauren
lifeline Vormundschaftsverein |Flüchtlingsrat SH e.V.
Warum engagierst Du Dich?
Ich wurde im Herbst 2015 einfach mitgerissen von der Hilfsbereitschaft vieler Hunderter Kieler und Kielerinnen beim Einsatz für die Flüchtlinge, die damals in großer Zahl in der Markthalle übernachteten, um am nächsten Tag weiter nach Schweden zu fahren. In der Zeit habe ich mit meinem Auto etliche Anhänger mit Sachspenden zur Gärtnerstraße oder dann zum Nordmarksportfeld gebracht. Dann kam durch Kontakt zu lifeline die Unterstützung eines jungen Afghanen dazu, mit dem ich bis jetzt noch freundschaftlich verbunden bin.
Wie jede*r weiß, brauchen alle Vereine Ehrenamtler, die anpacken wollen und können, so auch lifeline. lifeline setzt sich für allein eingereiste minderjährige Geflüchtete ein, indem sie im Asylverfahren begleitet werden, ihnen ehrenamtliche Vormünder*innen oder Begleiter*innen zur Seite gestellt werden und Maßnahmen zur Integration angeboten werden.
Der Einsatz für die jungen Menschen, die ohne Unterstützung allein schon an der deutschen Bürokratie verzweifeln müssten, ist eminent wichtig. Darum engagiere ich mich dafür.
Wie beeinflusst dein Engagement die Einschränkungen durch die Corona-Krise oder die Gesellschaft, oder die Umwelt etc…?
Was macht ein ehrenamtliches Vorstandsmitglied? Bei lifeline wird der Einsatz für die jungen Menschen in mehreren Projekten umgesetzt. Die Begleitung im Asylverfahren, die Suche, Betreuung, Schulung von ehrenamtlichen Vormünder*innen usw. wird von hauptamtlichen Mitarbeiter*innen durchgeführt.
Als Vorstand ist es unsere Aufgabe, im Hintergrund zu bewirken, dass der Laden läuft. Das bedeutet zum Beispiel, dass die einzelnen Projekte finanziert werden müssen. Das Land Schleswig-Holstein und die Stadt Kiel sind da zumeist mit an Bord. Aber wir benötigen mehr Mittel, als die öffentlichen Hände bereitstellen. Das bedeutet auch, dass die erforderlichen Sachmittel vorhanden sind. Während der Pandemie konnten viele Termine, Schulungen, Besprechungen nicht in Präsenz durchgeführt werden. Also war es erforderlich, den Verein auf digitale Arbeitsweise einzustellen.
Vorstand und Team von lifeline sind gleichermaßen gehalten, an der Aussendarstellung des Vereins mitzuwirken. Jetzt, nach Auslaufen der pandemiebedingten Einschränkungen, wollen wir uns wieder stärker öffentlich präsentieren.
Was macht Dein Engagement mit Dir? Glücksmomente? Besondere Erlebnisse?
Ich bin Demonstrant geworden! Während der ersten 67 Jahre meines Lebens habe ich an keiner einzigen Demonstration teilgenommen. Seit ich Kontakt zu lifeline habe, sind sicher schon 10 bis 15 Demonstrationen, meist zu Flüchtlingsthemen, zustande gekommen.
Wenn wir zum Jahresende Bilanz ziehen und notieren, dass wir mehr als 150 jungen Menschen bei ihrer Ankunft in Deutschland helfen konnten, dass wir etlichen eine ehrenamtliche Vormundschaft vermitteln konnten, dass die jungen Menschen uns und unseren Ehrenamtlern noch lange nach ihrer Volljährigkeit verbunden bleiben, dann fühlen wir, dass wir etwas Richtiges und Wichtiges tun.
Es gibt aber auch Dinge, die mich eher zur Verzweiflung treiben. War es bis Ende 2021 die eher ausländerabweisende Politik im Bundesinnenministerium, die sich auch in den zuständigen Bundesbehörden niederschlug, so hat die jetzige Bundesregierung ihre positiveren Vorhaben noch nicht oder kaum praktisch umsetzbar auf den Weg gebracht.
Was wünscht Du Dir für die Zukunft der Kieler Stadtgesellschaft/der Kieler*innen bezogen auf das Thema Engagement?
Kiel ist mit 240.000 Einwohner*innen eine Großstadt. Das Leben in Kiel verläuft aber nicht großstädtisch anonym. Man kann an allen Entwicklungen teilhaben. Politische Entscheidungen wie zum Beispiel der Weg von der Autostadt hin zu nachhaltigeren Mobilitätssystemen wird ständig und überall diskutiert und jede*r Interessierte hat die Möglichkeit, seine Meinung einzubringen. Davon wird auch rege Gebrauch gemacht. Das ist für mich auch die Basis für das Engagement vieler Kielerinnen und Kieler für die unterschiedlichsten Themen, sei es die Migrationsthematik, die Umwelt, der Straßenverkehr, die Stadtneugestaltung und vieles mehr.
Aus meiner Sicht muss niemand die Kieler Gesellschaft aufwecken, damit sie endlich mal mitmacht. Das tut sie längst, und das ist gut so.
Danke!
Kontakt
nettekieler Ehrenamtsbüro
Andreas-Gayk-Straße 31, Eingang A
24103 Kiel
0431 901-5502
ehrenamtsbuero@nette-kieler.de
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Mit verschiedenen Ehrungen und Auszeichnungen würdigt die Landesregierung besonderes Engagement der Bürger*innen des Landes. Hier erhalten Sie Informationen, wie Sie engagierte Mitmenschen für eine staatliche Auszeichnung vorschlagen können.
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