Sozialbericht 2019

72 Sozialbericht 2019 Älter werden in Kiel Lebensphase Alter Älter werden und auch das Altsein an sich stellen natürliche Phasen in unserem Lebensverlauf dar. Erfreulicherweise steigt aufgrund von verbesserten Lebensbedingungen und des medizi- nischen Fortschritts die Lebenserwartung. Der demografische Wandel, der durch einen höhe- ren Bevölkerungsanteil älterer Menschen im Vergleich zur jüngeren Bevölkerung gekennzeich- net ist, die vielfältigeren Lebenslagen älterer Menschen und ihr Wunsch nach wohnortnaher Unterstützung stellen hohe Anforderungen an die Versorgungs- und Angebotsstruktur. Diesen Anforderungen will und muss die Landeshauptstadt Kiel im Rahmen der kommunalen Daseinsvorsorge begegnen. Deshalb bildet die Lebensphase Alter den Schwerpunkt dieses Berichts. Ab wann genau diese Lebensphase beginnt, lässt sich nicht automatisch aus dem Prozess des Älterwerdens ableiten. Es sind überwiegend gesellschaftliche Konventionen, wie beispielsweise der Wechsel in die nachberufliche Phase, mit denen der Wechsel in die Lebens- phase Alter verbunden wird. 32 Altersbilder Für den Umgang mit den Herausforderungen aber auch Chancen des Alters sind die individuellen und gesellschaftlichen Vorstellungen vom Altersprozess, vom Zustand des Altseins und von älteren Menschen als soziale Gruppe prägend. Diese Vorstellungen werden als Altersbilder bezeichnet. Altern bedeutet Herausforderung und Chance zugleich. Ältere Menschen ausschließlich als passive Leistungsempfängerinnen und Leistungsempfän- ger zu betrachten, die versorgt werden müssen entspricht nicht unserer Leitidee vom Älter werden in Kiel. Es ist notwendig, beide Aspekte des Alters zu berücksichtigen und den Blick sowohl auf die Herausforderungen aufgrund von Verletzlichkeit und Schutzbedürftigkeit zu richten, als auch auf die Chancen durch die Vielfalt vorhandener Kompetenzen, Lebens- und Engagementsformen. Auch der 7. Altenbericht der Bundesregierung betont, dass ältere Menschen als Sorgeleistende in der Familie oder im Gemeinwesen ihren gesellschaftlichen Beitrag leisten. Denn das Bedürfnis etwas zurück zu geben, Sorge zu tragen und sich um die Mitmenschen zu kümmern, ist bis in das hohe Lebensalter zu beobachten. Diese Grundsätze finden sich in der sozialraumorientierten Infrastruktur- und Pflegebedarfs- planung, die die Grundlage der Seniorinnen- und Seniorenarbeit der Landeshauptstadt Kiel bildet. 33 Das Ziel liegt in der Förderung bzw. dem Erhalt von gesellschaftlicher Teilhabe und Lebensqualität im Alter. Hierzu sind die Förderung von Eigenständigkeit und Selbstbestim- mung, die Verteilung der Sorge- und Pflegeaufgaben auf vielen Schultern und die Gestaltung einer altersfreundlichen Gesellschaftskultur und der Umweltbedingungen, notwendig. 32 Vgl. Kruse, Andreas: Lebensphase hohes Alter - Verletzlichkeit und Reife, Berlin 2017, S. 19f. 33 Vgl. Landeshauptstadt Kiel; Amt für Soziale Dienste; Leitstelle „Älter werden“. (2017). Unterstützung und Pflege für ältere Menschen - Sozialraumorientierte Infrastruktur- und Pflegebedarfsplanung der Landeshauptstadt Kiel 2016/17 -2021. ÄLTER WERDEN IN KIEL

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