Sozialbericht 2019

78 Sozialbericht 2019 ÄLTER WERDEN IN KIEL 47 Statistisches Bundesamt, Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2016 48 Lampert T, Kroll LE (2014) Soziale Unterschiede in der Mortalität und Lebenserwartung. Hrsg. Robert Koch-Institut, Berlin. GBE kompakt 5(2) www.rki.de/gbe-kompakt (Stand: 16.06.2016) 49 Ebenda 50 Lampert T, Hoebel J, Kuntz B, Fuchs J, Scheidt-Naeve C, Nowossadeck E (2016)Gesundheitliche Ungleichheit im höhe- ren Lebensalter. Hrsg. Robert Koch-Institut, Berlin. GBE kompakt 7(1) (Stand: 08.03.2016) Gesundheit und Alter(n) Die Abenteuer des „Hundertjährigen, der zurückkam, um die Welt zu retten“, von denen Jonas Jonasson in seinem Bestseller Roman schreibt, scheinen schier unglaublich. Weniger utopisch als vielmehr erstaunlich muten hingegen oftmals Fernseh- und Presseberichte über Hundertjährige an. Hier wird über Menschen berichtet, die sich alleine versorgen oder noch immer ein Ehrenamt ausüben. Der Wunsch, dieses Alter so fit zu erreichen, ist nicht unrealistisch. Die Lebenserwartung Neu- geborener hat sich seit dem Ende des 19. Jahrhunderts bis heute etwa verdoppelt. Frauen haben dabei eine höhere Lebenserwartung als Männer. Aktuell beträgt die Lebenserwartung der heute Geborenen für weibliche Neugeborene 83 Jahre und für männliche Neugeborene 78 Jahre. 47 Ein hohes Alter bei guter Gesundheit zu erreichen, hängt nur zu einem kleinen Teil von gene- tischen Bedingungen ab. Der Gesundheitszustand und damit auch die Lebenserwartung sind vor allem verbunden mit der sozialen Lage, dem Geschlecht, dem Migrationsstatus und der Region. Ein geringes Bildungsniveau, ein niedriger Berufsstatus und ein Leben ohne Partner erhöhen dem Robert Koch Institut zu folge das Risiko, vorzeitig zu sterben. 48 Armut und Lebenszeit Armut kostet Lebenszeit: Frauen der höchsten Einkommensgruppe leben durchschnittlich 8,4 Jahre länger als Frauen der niedrigsten Einkommensgruppe. Bei Männern beträgt dieser Unterschied 10,8 Jahre. Bezogen auf die Jahre, die in sehr gutem oder gutem allgemeinen Ge- sundheitszustand erlebt werden, macht der Unterschied zwischen der niedrigsten und höchs- ten Einkommensgruppe sogar 13,3 Jahre bei Frauen und 14,3 Jahre bei Männern aus. 49 Frauen und Männer aus den höheren Statusgruppen (gemeint sind hier Menschen mit hö- herem Bildungsgrad und Berufen mit höherem Einkommen) leben also nicht nur länger, sie können auch mehr Lebensjahre in guter Gesundheit verbringen. Diese Unterschiede führt die Wissenschaft vor allem auf eine erhöhte psychische und physische Belastung von Menschen der unteren Einkommensgruppe im Lebenslauf, insbesondere im Erwerbsleben, sowie auf geringere materielle, kulturelle und soziale Ressourcen zurück. 50 Ungleiche gesundheitliche Bedingungen des Älterwerdens gehörten zu den zentralen The- men der Gesundheitskonferenz in Kiel-Gaarden im Jahr 2011. Im Anschluss an die Konferenz wurde vom Amt für Gesundheit die Arbeitsgruppe „Älter werden in Kiel“ ins Leben gerufen. Ein Querschnitt aus Akteurinnen und Akteuren der Arbeit für und mit Seniorinnen und Senio- ren wie zum Beispiel Mitglieder des Beirates für Seniorinnen und Senioren, Parteien, die Euro- pa-Universität Flensburg und andere bearbeiteten gemeinsam Themen wie kultursensible Gesundheitsförderung, Gesundheitsverhalten, freiwilliges und ehrenamtliches Engagement und Altersarmut. Um die Kräfte zusammenzuführen, wurde die Arbeitsgruppe 2017 in den damals bereits bestehenden Runden Tisch gegen Altersarmut überführt.

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