Sozialbericht 2019

84 Sozialbericht 2019 Wohnen im Alter in Kiel Die Mehrzahl älterer Menschen lebt bis ins hohe Alter in der privaten Wohnung und im ver- trauten Umfeld. Auch bei auftretender Pflegebedürftigkeit möchten die meisten älteren Menschen nicht umziehen. Das direkte Wohnumfeld gewinnt mit zunehmendem Alter häufig an Bedeutung. Der Aktionsradius verringert sich und es wird mehr Zeit zu Hause verbracht. Mängel in der Wohnung wie auch im Umfeld können sich im Alter gravierender auswirken und schlechter kompensiert werden. Deshalb sind die Gestaltung der Wohnung und des direkten Wohnumfeldes entscheidende Faktoren für ein selbstbestimmtes Leben im Alter. 55 Anforderungen an Wohnen und Wohnumfeld Eine barrierefreie bzw. -arme Gestaltung der Wohnung, des Wohnquartiers, eine gute Auf- enthaltsqualität sowie eine gute Infrastruktur können zur Kompensation altersbedingter Ein- schränkungen beitragen. 56 Deshalb sollten sich Einkaufs- und Versorgungsmöglichkeiten, die zur Deckung des Grundbedarfs dienen, in möglichst unmittelbarer Umgebung befinden. Auch Ser- viceangebote wie Bushaltestellen, Friseurbetriebe, Post und Briefkästen, Banken und Praxen von Ärztinnen und Ärzten sollten wohnortnah und fußläufig vorhanden sein. 57 Darüber hinaus sind zum Beispiel soziale Kontakte, die Einbeziehung in Netzwerke und die Gestaltung lebendiger Nachbarschaften wichtige Faktoren und mögliche Ressourcen für den Verbleib in der vertrauten Wohnung. 58 Der Bedarf an barrierearmen oder barrierefreiemWohnraum wird in den kommen- den Jahren aufgrund des demographischen Wandels noch steigen. Die Landeshauptstadt Kiel wird in der Gestaltung von barrierefreien Wohnquartieren die besonderen Bedürfnisse von älte- ren Menschen im Blick haben und auf entsprechende bauliche Maßnahmen hinwirken. Wohnsituation älterer Menschen Der überwiegende Teil der Menschen, die 60 Jahre oder älter sind, lebt nicht in Einrichtungen, son- dern im privaten Zuhause. In Einrichtung leben 4.045 Kielerinnen und Kieler ab 60 Jahren (= 7%). 59 Mit höherem Lebensalter und zunehmenden Unterstützungsbedarf sinkt der Anteil der Men- schen, die im eigenen Zuhause leben können oder wollen. Abbildung 71: Wohnen im privaten Zuhause zum 31.12.2018 ÄLTER WERDEN IN KIEL 55 Vgl. Mahne, Katharina u.a. (Hrsg.): Altern im Wandel. Zwei Jahrzehnte Deutscher Alterssurvey (DEAS). Wiesbaden, 2017. S. 287ff. 56 Vgl. Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge e.V., 2016, S.3. 57 Vgl. Bertelsmann Stiftung, 2015, Das Handbuch, S. 71. 58 Vgl. van Rießen, Anne /Bleck, Christian / Knopp, Reinhold (Hrsg.): Sozialer Raum und Alter(n). Zugänge, Verläufe und Übergänge sozialräumlicher Handlungsforschung. Wiesbaden, 2015. S.3. 59 Vgl.Bürger- und Ordnungsamt; Landeshauptstadt Kiel, Stichtag 31.12.2018 60 Vgl. Bürger- und Ordnungsamt; Landeshauptstadt Kiel, Stichtag 31.12.2018 60-69 Jahre 98 % 95 % 86 % 64 % 70-79 Jahre 80-89 Jahre 90 Jahre u.a. Selbst bei den hoch- altrigen Menschen ab 90 Jahren leben 64% im privaten Zuhause. 60 Quelle: Landeshauptstadt Kiel, Statistikstelle

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