Sozialbericht 2023
67 Sozialbericht 2023 GESUNDHEIT Eine Prophylaxehelferin berichtet im Interview: „Vor dem gemeinsamen Zähneputzen gibt es eine kleine Erzählrunde oder eine Geschichte – immer dabei das Krokodil »Kroko«. Die Kinder werden spielerisch an das Thema „Zähne- putzen“ und „Mundgesundheit“ herangeführt. Ganz wichtig ist es, in der kurzen Zeit das Vertrauen der Kinder zu erlangen, schließlich besuchen wir die Einrichtungen nur ein- bis zweimal im Jahr. Anders ist es bei den Schulen, bei denen durch die Reihenuntersuchun- gen sichtbar wird, dass Karies und eine schlechte Mundgesundheit häufig vorkommen. Diese Schulen besuchen wir alle zwei Wochen. Dann putzen wir mit den Kindern die Zähne mit einem fluoridhaltigen Gelee - von der DAZ-Klasse (Deutsch als Zweitsprache) bis zur 9. Klasse sind alle dabei.“ Die Schließung von Kindertageseinrichtungen und Schulen während der Pandemie sowie die Abordnung von Personal des Zahnmedizinische Dienstes zur Bewältigung der Pandemie führte dazu, dass die jährlichen Untersuchungen in den Kindertageseinrichtungen und Schu- len sowie die Gruppenprophylaxe nicht wie gewohnt durchgeführt werden konnten. Gleich- zeitig kam es in einigen Einrichtungen dazu, dass die bereits eingeführten täglichen Mund- hygienemaßnahmen aufgrund einer befürchteten Infektionsverbreitung als auch wegen einer erheblichen Belastung des pädagogischen Personals nicht mehr durchgeführt werden konnten. „Nach der Pandemie haben sich alle gefreut, dass die Gruppeprophylaxe wieder statt- findet – Kinder und auch Lehrer*innen. Einige Einrichtungen haben bereits während der Pandemie nachgefragt, wann wir wiederkommen, um mit den Kindern Zähne zu putzen. Die vernachlässigte Mundhygiene war nämlich förmlich zu riechen“, berichtet die Mit- arbeiterin der AGJ Kiel. Zahlreiche nationale und internationale Studien sowie fachliche Stellungnahmen belegen erhebliche Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Auf Grundlage der Verhaltensveränderungen und der gestiegenen Risiken für die Entstehung von Erkrankungen, die unmittelbar Einfluss auf die Mundgesundheit besit - zen, muss ein Anstieg zahnmedizinischer Erkrankungen als sekundäre Krankheitslast befürchtet werden. 60 Der negative Einfluss einer ungesunden Ernährung auf die Mundgesundheit wird im Interview mit der Zahnärztin des zahnmedizinischen Dienstes ebenfalls betont: „Wir haben natürlich äußere Einflüsse, die dazu führen, dass Karies entstehen kann: wenn keine gesunde Ernährung vorgelebt wird, sehr viel Süßes gegessen wird, das Kind vielleicht auch an süßen Getränken dauerhaft nuckeln darf und dann keine gute Mundhygiene betrieben wird, ist Karies vorprogrammiert. Das ist leider so, aber man kann gut dagegenwirken über eine gesunde Ernährung und eine adäquate Mundhygiene.“ Die Pandemie hat eindrücklich offenbart, welche Bedeutung der Öffentliche Gesundheits - dienst für die Gesundheit der Bevölkerung einnimmt. Dabei ist auch deutlich geworden, dass die dafür notwendigen Strukturen während einer Pandemie nicht adäquat vorhanden sind. 60 Zahnärztliche Mitteilung (2022): Auswirkung von Corona auf die Prävention. Wir brauchen mehr Dental Public Health. Verfügbar unter: https://www.zm-online.de/artikel/2022/gruppenprophylaxe-nach-corona/wir-brauchen-mehr- dental-public-health - abgerufen am 13.04.2023. „Die Zahnbürste in der Kinderhand ist manch- mal wie ein Fremdkör- per, die Feinmotorik ist schlechter geworden, ob das mit Corona zu- sammenhängt, kann ich nicht sagen, aber es fällt eben auf“, erzählt eine Mitarbeiter*in der AGJ Kiel.
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