Nachhaltiges Kiel

Wir machen Zukunft

In Kiel gibt es viele engagierte Menschen, die sich mit guten Ideen und viel Tatendrang dafür einsetzen, dass unsere Fördestadt nachhaltig und zukunftsfähig wird.

Jeden Monat stellen wir eine*n Kieler Zukunftsmacher*in in einem Kurzinterview vor. Sie kennen Leute, die unbedingt dazugehören? Dann lassen Sie uns das gerne wissen. 

Juni 2022 Dr. Wiebke Müller-Lupp - Wissenschaftszentrum

Dr. Wiebke Müller-Lupp

Was hat Dich nach Kiel geführt?

Das Studium. Nach einer Ausbildung und Studienstart in Hamburg bin ich 1994 nach Kiel gekommen und hier geblieben. Die Möglichkeit von Kiel aus in den Polarregionen forschen zu können, damals noch am Institut für Polarökologie, lockten mich in den Norden und an die Küste. Es ging dann nach Alaska, Spitzbergen und ins Lena-Delta in Sibirien.

Was genau machst Du?

Den Blick nach vorne richten, um das größere Bild zu sehen. Es reizt mich, unterschiedliche Personen und Akteure zusammenzubringen. Das ist finde ich eine tolle Aufgabe. Denn heutzutage benötigen Herausforderungen vielseitige Betrachtungen, weil viele Entscheidungen meist auch Auswirkungen auf unterschiedliche Bereiche haben.

Im Wissenschaftszentrum Kiel arbeite ich an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft und unser Motto ist: Wissen zu Werten zu machen. Das Wissen kommt hier eindeutig aus den Hochschulen und den Unternehmen und Werte sind wissenschaftliche Reputationen ebenso wie monetäre, zum Beispiel durch den Verkauf von neuen Produkten und Innovationen. Ich bin der Überzeugung, dass langfristige Kooperationen nur dann erfolgreich sind, wenn uns win-win Situationen für alle beteiligten Partner*innen gelingen. 

Ich wünsche mir, dass wir mit unserer Arbeit dazu beitragen, mithilfe von inter- und transdisziplinärer Forschung und der schnellen Umsetzung von Ergebnissen die wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit zu meistern. So setzt das Team im Wissenschaftszentrum sein Hauptaugenmerk auf die Mobilität, Energie und Ernährung der Zukunft mit der Klammer Digitalisierung und KI. In der Interaktion der verschiedenen Akteur*innen liegt ein Riesenpotential, das möchten wir unterstützen und fördern.

Dr. Wiebke Müller-Lupp unterwegs auf der Förde mit dem CAPTN-Team und Besuch aus dem Ministerium für Digitales und Verkehr
Dr. Wiebke Müller-Lupp zusammen mit CAPTN-Team @Foto Wissenschaftszentrum Kiel GmbH

Welche SDGs sind von Deinem Engagement besonders berührt?

Da fällt mir sofort das SDG 14: „Leben unter Wasser“ ein. Das liegt daran, dass mich die maritime Arbeit in den letzten 20 Jahren sehr geprägt hat. Aber letztendlich ist es genauso wichtig wie die anderen 16 Nachhaltigkeitsziele. Im Wissenschaftszentrum legen wir aktuell den Fokus unserer Arbeit auf Ernährung der Zukunft (SDG 2: Kein Hunger), Gesundheit der Zukunft (SDG 3: Gesundheit und Wohlergehen) sowie Energie der Zukunft (SDG 7: Bezahlbare und saubere Energie).

Und als Innovations- und Transferzentrum steht SDG 9: Industrie, Innovation und Infrastruktur als Querschnittsfeld selbstverständlich über allem. Zudem ist für mich der Standort Kiel wichtig und deswegen natürlich auch SDG 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden.

Aber was für Kiel gut ist, ist auch auf viele andere internationale Orte übertragbar,
also ebenfalls SDG 13: Maßnahmen zum Klimaschutz und SGD 17: Partnerschaften zur Errreichung der Ziele. 

Unser CAPTN Projekt (eine autonome Fähre zu bauen für die Kieler Förde) ist da ein tolles Beispiel, denn es deckt einige der SDGs ab und lässt sie gleichzeitig interagieren. Kiel ist ein prädestinierter Standort für ein Thema dieser Größenordnung: Wissenschaft + Wirtschaftsunternehmen + Verwaltung/Politik + Gesellschaft = Lösung. Ganz so einfach sieht es in der täglichen Arbeit natürlich nicht aus, aber ich sagte ja, dass ich den Blick gerne weiter nach vorne werfe.

CAPTN Vairaro: Zwei Fähren der
CAPTN Vaiaro @Muthesius Kunsthochschule

Warum findest du Nachhaltigkeit wichtig?

Nachhaltigkeit ist ein dehnbarer und vielbenutzter Begriff. Per Definition bedeutet er, dass unsere Bedürfnisse im Einklang mit den Ressourcen und dessen Regenerationsfähigkeit stehen. Betrachten wir diese Aussage mit einem Schritt Abstand, so bedeutet Nachhaltigkeit, dass wir uns der Auswirkungen unseres Handelns bewusst sein müssen.

Auch hier bin ich der Meinung, dass nicht der Verzicht die alleinige Lösung ist. So esse ich zum Beispiel Fleisch, das kaufe ich aber bewusst ein, den höheren Preis kann ich kompensieren, da ich es nicht jeden Tag esse, das freut wiederum meinen Körper. Ob es die Umwelt freut, hängt natürlich davon ab, was ich stattdessen konsumiere. Ich meine, wir müssen unser Bewusstsein schärfen für all unsere Aktionen wie beispielsweise im Bereich Mobilität, Energie oder eben im Einkaufsverhalten.

Kiel 2030 - was ist Deine Vision für unsere Stadt?

Kiel sollte digitaler werden, eine hohe Aufenthaltsqualität haben und sich natürlich als Wissenschafts- und innovativer Wirtschaftsstandort etablieren. 

Dazu gehört, dass Kiel seine tolle Lage am Wasser noch mehr hervorhebt, beispielsweise mit einem attraktiven Stadtstrand und noch mehr Verweilraum an den Fördeufern. Zudem sollten öffentliche Räume wie Parks oder Schulhöfe stärker für ein Miteinander genutzt werden. Die Kieler Verkehrspolitik besteht aus mehr als dem Aufstellen von Fahrradbügeln und dem Verteilen von Straftickets – denn der öffentliche Nahverehr ist inzwischen so überzeugend, dass er eine wirkliche Alternative zum Auto darstellt. 

Trotzdem ist mir wichtig, dass es einen kreativen Austausch untereinander gibt und nicht ein „entweder oder“. Frei nach dem Motto: Willst du viel, komm nach Kiel!


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