Nachhaltiges Kiel

Wir machen Zukunft - Archiv

In Kiel gibt es viele engagierte Menschen, die sich mit guten Ideen und viel Tatendrang dafür einsetzen, dass unsere Fördestadt nachhaltig und zukunftsfähig wird.

Jeden Monat stellen wir ein*en Kieler Zukunftsmacher*in in einem Kurzinterview vor. Sie kennen Leute, die unbedingt dazugehören? Dann lassen Sie uns das gerne wissen.

Februar 2019: Hannes Popken - Rankwerk

Hannes Popken
Foto: Sara Ghazi Alkoud

Was hat dich nach Kiel geführt?

Ich bin in Kronshagen aufgewachsen und in Kiel zur Schule gegangen. Nach der Schule habe ich dann auch in Kiel an der CAU Geographie im Bachelor und Sustainability im Master studiert.

Auch wenn ich oft im Ausland war, habe ich für mich im Laufe der Zeit festgestellt, dass hier in Kiel nicht nur meine Wurzeln liegen, sondern auch meine Heimat. Hier lebt ein Großteil meiner Familie und Freunde und trotz des regenreichen Wetters fühle ich mich hier momentan sehr wohl.

Was genau machst du?

Im Sommer 2016 haben mein Bruder und ich beschlossen, dass wir unsere beiden Professionen, meine auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit und Lasses in der Architektur, zusammenpacken und daraus ein Geschäftsmodell entwickeln.

Aus dem Ideenwettbewerb Schleswig-Holstein und dem Gründungsstipendium Schleswig-Holstein ist dann das Unternehmen Rankwerk entstanden. Mit meinem Bruder zusammen bilde ich die Geschäftsführung. Rankwerk ist die Home Gardening Marke, die ihre Kunden durch das Gartenjahr begleitet und ihnen damit zu einem nachhaltigeren Lebensstil verhilft.

Rankwerk ist die biologische Alternative für urbane Gärtner. Wir wollen bei Rankwerk mit Hilfe des Ursprünglichen, nämlich mit dem Anbau von Nahrungspflanzen, unseren Kunden aufzeigen woher unser Essen überhaupt stammt und wie Landwirtschaft funktioniert.

Wichtig ist uns, dass wir nicht mit erhobenem Zeigerfinger arbeiten, sondern unsere Kunden für das Thema nachhaltige Landwirtschaft mit Witz und Charme sensibilisieren.

Welche SDGs sind von deinem Engagement besonders berührt?

Hinter Rankwerk steht die Idee und Utopie der essbaren Stadt. Durch die Entwicklung der Landwirtschaft seit Beginn der „Grünen Revolution“ haben sich die beiden Räume Stadt und Land immer weiter voneinander entfernt: auf der einen Seite die Stadt, in der sich der Konsument befindet, und auf der anderen Seite der ländliche Raum, in dem unsere Nahrung produziert wird.

In der Utopie der essbaren Stadt gibt es wieder eine Zusammenführung dieser Räume, zu Gunsten aller Parteien. Die Pointe der Utopie ist eine lebenswertere, grünere Stadt, in der sich die Menschen über die Produktion ihrer Lebensmittel bewusst sind und damit eine zukunftsfähige Landwirtschaft ermöglichen.

Das sind also  Ziel 2 (Kein Hunger und regionale Landwirtschaft), Ziel 11 (nachhaltige Städte und Gemeinden), Ziel 12 (Nachhaltiger Konsum und Produktion) und Ziel 15 (Biologische Vielfalt und Leben an Land).

Warum findest du Nachhaltigkeit wichtig?

Wir Menschen tendieren dazu, die momentanen Umstände als absolut einzustufen. Ein Blick in die Vergangenheit reicht aber aus, um festzustellen, dass die Art wie wir wirtschaften und wie wir mit der Natur inklusive uns Menschen umgehen, nicht immer so war. Konsequenterweise wird auch etwas nach dem Status Quo kommen, auch wenn sich diese Entwicklung unserer Vorstellungskraft entzieht.

Die nackten Zahlen zeigen auf, dass ein stumpfes „Weiter so“ - also unser gegenwärtiges Wirtschaftssystem und das gesellschaftliche Wertesystem - uns an die ökologischen Grenzen unseres Planeten führen. Der zum Unwort verkommende Begriff Nachhaltigkeit beschreibt eine Möglichkeit, den Status Quo zu überwinden und zwar zu Gunsten einer Entwicklung, die es auch zukünftigen Generationen ermöglicht, ihre Bedürfnisse genauso abzudecken, wie die gegenwärtige Generation.

Mir ist der Begriff Nachhaltigkeit oft zu schwammig, da er als Greenwashing in vielen Bereichen als eine Art Entschuldigung für ein „Weiter so“ benutzt wird. In meiner idealen Vorstellung erfahren wir eine Beschleunigung in der technischen Entwicklung, aber in besonderem Maße in unseren gesellschaftlichen Werten, so dass wir den Kapitalismus ohne Verluste im Lebensstandard überwinden können.

Aus meiner Sicht kann Technologie allein nicht den Wandel bringen, sondern nur ein auch einhergehender Kulturwandel schafft eine Möglichkeit des Postwachstums. Diesen Kulturwandel gilt es zu beschleunigen.

Kiel 2030 - was ist Deine Vision für unsere Stadt?

Für mich steht die Frage „In was für einer Stadt möchte ich eigentlich leben?“ bei der Vision im Vordergrund. In der Stadtplanung gibt es den banalen Fakt, dass Menschen da sein wollen, wo Menschen sind. Das wurde leider in den letzten Jahrzehnten in der Kieler Stadtplanung nicht so sehr beachtet.

Ich wünsche mir für Kiel, dass die Stadt aus den vermeintlichen Schwächen Stärken entwickelt. Für mich bedeutet es, dass die Stadt endlich ihre eigenen Potenziale entdecken muss und nicht immer dem „großen“ Hamburg nacheifern sollte.

Dass bedeutet für mich, dass Kiel im Jahre 2030 eine grüne und bunte „Essbare Stadt“ ist, in der im Zentrum keine Autos fahren, sondern in der Fahrradstraßen und moderner ÖPNV überwiegen und das Verweilen in der Stadt und am Wasser attraktiv machen.


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