Nachhaltiges Kiel

Wir machen Zukunft

In Kiel gibt es viele engagierte Menschen, die sich mit guten Ideen und viel Tatendrang dafür einsetzen, dass unsere Fördestadt nachhaltig und zukunftsfähig wird.

Jeden Monat stellen wir eine*n Kieler Zukunftsmacher*in in einem Kurzinterview vor. Sie kennen Leute, die unbedingt dazugehören? Dann lassen Sie uns das gerne wissen.

Juli 2020: Stefanie Sudhaus - BUND und Ocean Summit

Portraitfoto vor der Förde
Foto: Gunnar Dethlefsen

Was hat dich nach Kiel geführt?

Das Meer und mein Berufswunsch, Meeresbiologin zu werden. Mit 19 Jahren verbrachte ich ein Jahr als Au-pair in Kapstadt in Südafrika. Dort hatte ich das Meer tagtäglich vor Augen und lernte Tauchen. Das war für mich als bayerisches Mädel vom Land etwas ganz Neues. Ich war von der Welt unter der Oberfläche sofort fasziniert und mir war klar: Mit dem Thema Meer möchte ich mich zukünftig beschäftigen. 

Ich bin zurück nach Bayern gegangen, habe das Abitur nachgemacht, um dann in Kiel mein Biologiestudium aufzunehmen. Wichtig war mir, früh auch Praxiserfahrung zu sammeln. Ich nahm an Forschungsausfahrten teil und habe ein Semester an der Syddansk Universitet Odense studiert.

Anschließend war ich mehrere Jahre als Wissenschaftlerin am Geomar beschäftigt. Das war eine super Zeit, aber auch anstrengend: Forschungsreisen und viele Tage und Nächte im Labor. Als meine Professorin nach Kanada ging, musste ich mich entscheiden: Mitgehen und Mann und Kind mitschleppen, um den Doktor zu beenden oder einen anderen Weg einschlagen. Kiel ist zu meiner Heimat geworden und hier bin ich dann auch geblieben.

Was genau machst du?

2012 flatterte die Stellenausschreibung des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ins Haus. Gesucht war jemand, der als Meeresschutzreferentin auf politischer Ebene in Schleswig-Holstein für die Belange des Ozeans eintreten wollte und gleichzeitig das Management des deutsch-dänischen EU-Projekts UNDINE sowie die inhaltliche Zuarbeit zum Projekt übernahm. Diese Vielfalt an Aufgaben hat mich gereizt.

Aktuell freue ich mich, meine Erfahrung in die Organisation des Meeresschutzfestivals „Ocean Summit“ einbringen, das durch eine Kooperation vom BUND S-H und der Heinrich-Böll-Stiftung Schleswig-Holstein entstanden ist. Dahinter verbirgt sich ein neues Konzept: Der Ocean Summit hat zum Ziel, Menschen rund um das Thema Meeresschutz miteinander zu vernetzen. Es geht um Themen wie Schifffahrt, Fischerei, Aquakultur oder Müll im Meer.

Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Nichtregierungsorganisationen und interessierte Menschen werden zusammengebracht: gemeinsam wollen wir aktiv sein, Wissen vermitteln und an gemeinsamen Fragen arbeiten! Und weil uns Corona dazwischenkam, haben wir uns noch weiter ausgestreckt, um noch mehr Menschen zu erreichen: statt „nur“ eines Festivals im August in Kiel gibt es jetzt jederzeit die Möglichkeit, sich in einer bunten Mischung aus digitalen und analogen Mitmachformaten zu beteiligen. 

So startet der Ocean Summit als Plattform für alle, die sich mit dem Thema Meer beschäftigen und streut Wissen rund um unsere Meere in den Norden und in die Welt. Wir freuen uns über alle, die auf die eine oder andere Weise mitwirken wollen.

Welche SDGs sind von deinem Engagement besonders berührt?

Offensichtlich das SDG 14 „Leben unter Wasser“. Aber wenn ich eines gelernt habe, dann, dass unsere Meere nicht unter einer Belastung in die Knie zu gehen drohen. Es gibt eine ungeheure Vielzahl an Problematiken: Überdüngung, Müll, Munitionsaltlasten, Schifffahrt, Lärm, Fischerei, Chemikalien, Baumaßnahmen, Bohrrungen in der Tiefsee und und und.

Meine Arbeit besteht darin, in verschiedenen Bereichen zu prüfen, welche Maßnahmen jeweils zu einer Verbesserung der Situation führen könnten und dann auf deren Umsetzung hin zu arbeiten. Und dazu gehört natürlich auch Aufklärung und Bildung, denn oft wissen nicht mal die verantwortlichen Entscheidungsträger*innen um die verschiedenen Aspekte einer Herausforderung.

Naheliegend: die SDGs, mit denen ich in Berührung komme, sind genauso vielfältig wie die Belastungen. Am wichtigsten sind dabei aber vielleicht SDG 12 „Nachhaltige(r) Konsum und Produktion", SDG 13 „Maßnahmen zum Klimaschutz“, SDG 4 „Hochwertige Bildung“ und SDG 11 „Nachhaltige Städte und Gemeinden“. Letzteres Ziel bedingt bereits ein gutes Netzwerk und die Einsicht und den Willen, dauerhaft etwas zum Positiven hin zu verändern.

Daher freue ich mich besonders, dass die Stadt Kiel jetzt beschlossen hat, sich zur Meeresschutzstadt weiter entwickeln zu wollen. Und je mehr Städte und Gemeinden sich dazu entschließen, Nachhaltigkeit in all ihrer Komplexität wirklich anzugehen, desto größer wird das Leuchtfeuer, das hoffentlich irgendwann zu einem Flächenbrand des wirklichen Umbruchs in unserem Verhalten führt.

Welche SDGs sind von deinem Engagement besonders berührt?

Je länger ich mich mit Meeresschutz auseinandersetze und mit langjährig engagierten Menschen spreche, umso mehr wird mir bewusst, wie viel schon verloren gegangen ist: an gesunder Umwelt, an Artenvielfalt und Lebensräumen und damit auch an einem Gleichgewicht, das nicht zuletzt für die Zufriedenheit und das Wohlergehen von uns Menschen Voraussetzung ist. Denn die menschgemachten Veränderungen führen zu Verunsicherung und Ängsten: Meeresspiegelanstieg, Überfischung, Plastik überall – was bedeutet das für mich persönlich?

Ich wünsche mir für meine Kinder und alle nachkommenden Generationen nicht nur ein umfassendes Bewusstsein für das sensible Gleichgewicht unseres Planeten, sondern auch das Wissen, wie es erhalten werden kann und vor allem die Kraft, die dafür nötigen Maßnahmen entgegen aller Widrigkeiten durchzuführen. Dafür setze ich mich ein und die SDGs sind ein wichtiger Puzzlestein auf diesem Weg.

Warum findest du Nachhaltigkeit wichtig?

Als Kielerin mit Meeresschutz-Hintergrund habe ich mich sehr über den kürzlich gefassten Entschluss der Stadt gefreut: Kiel wird Meeresschutzstadt! Dafür wünsche ich mir, dass Kiel den beschrittenen Weg als nachhaltig orientierte Stadt weitergeht und konsequent Maßnahmen umsetzt, um dieses Ziel zu erreichen. Denn um die Meere wirklich zu schützen, muss in vielen Bereichen nachgearbeitet werden. Und so könnte Kiel ein helles Licht am nördlichen Horizont werden.


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