KULTURSPUREN MATROSENAUFSTAND
Marinestation Ostsee

Die alte Marinestation Ostsee

3. November 1918: Konferenz der Marineoffiziere

4. November 1918: Verhandlungen zwischen Gouverneur Souchon und den aufständischen Matrosen

5. November: Noske wird Vorsitzender des Soldatenrates

7. November: Gouverneur Souchon wird durch Noske abgelöst

Die Marinestation Ostsee befand sich seit 1865 in Kiel und war die oberste Kommandobehörde der Marine für den Ostseeraum. Geleitet wurde sie seit dem 30. Oktober 1918 von Vizeadmiral Wilhelm Souchon. Dieser hatte als Gouverneur von Kiel die größte Macht in der Stadt inne und war auch der zivilen Verwaltung übergeordnet.

Zu Beginn des Matrosenaufstandes unterschätzte die Marineleitung das Ausmaß der Unruhen. Zwar gab es am 2. November eine Versammlung, in der von den Geschehnissen berichtet wurde, aber es wurden keine Gegenmaßnahmen getroffen.

Als Souchon am 3. November die Brisanz der Lage in Kiel erkannte, bat er in einem Telegramm an das Reichsmarineamt in Berlin darum, einen „hervorragenden sozialdemokratischen Abgeordneten herzuschicken“, der die Massen beruhigen sollte. Aus Berlin wurde daraufhin der SPD-Abgeordnete Gustav Noske nach Kiel beordert. 

Am 4. November empfing Souchon meuternde Soldaten aus der Wiker Kaserne, darunter Karl Artelt. Gemeinsam mit Vertretern der Arbeiterschaft forderten diese von ihm die Freilassung der Inhaftierten Matrosen und die Aufklärung der Todesschüsse vom 3. November in der Karlstraße. Souchon stimmte der Freilassung von 16 Gefangenen zu, die in einem Triumphzug von Demonstranten aus der Arrestanstalt in der Feldstraße abgeholt wurden. In einer weiteren Sitzung am selben Abend forderten die Soldaten und Arbeiter die Abschaffung der Monarchie und die Errichtung einer Volksrepublik sowie die Freilassung der restlichen Gefangenen. Diese Forderungen wurden nicht erfüllt.

Das Stationsgebäude heute (Quelle: Julia Fendler)
Das Stationsgebäude heute (Quelle: Julia Fendler)

Am 7. November erklärte der Soldatenrat Gustav Noske zu Souchons Nachfolger als Gouverneur. Souchon stimmte zu und erklärte gegenüber dem Reichsmarineamt, Noskes Einsetzung als Gouverneur sei die einzige Möglichkeit, den Aufstand in ruhige Bahnen zu lenken. Er selbst stehe diesem Vorhaben im Weg. Vor seiner Abreise appellierte er an die Offiziere und Beamten, mit dem Soldatenrat zusammenzuarbeiten.

Als erste Amtshandlung erließ Noske einen Befehl, der das Tragen von Waffen außer Dienst untersagte und geregelte Verpflegung in Aussicht stellte. Außerdem wurde das Vorgesetztenverhältnis auf den Dienst beschränkt, in der Freizeit waren Offiziere und andere Vorgesetzte den Matrosen und Soldaten gegenüber also nicht mehr weisungsbefugt.

Im Dezember wurde Gustav Noske nach Berlin gerufen, um Mitglied im Rat der Volksbeauftragten zu werden. Sein Nachfolger als Gouverneur wurde der Gewerkschaftsführer Gustav Garbe. 

Das Gebäude der Marinestation ist heute denkmalgeschützt und soll nach Umbauten die Finanzverwaltung des Landes Schleswig-Holstein beherbergen.

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