Industriemuseum Howaldtsche MetallgießereiMetallgießerei – Werft – Stadt: eine gemeinsame Geschichte
Nur ein paar Schritte vom Fähranleger „Dietrichsdorf“, zwischen Ostuferhafen und Fachhochschule, liegt die ehemalige Howaldtsche Metallgießerei. Hier wurden von 1884 bis 1980 vorwiegend Bronze-, Blei- und Messingteile für die Schiffe der Howaldtswerke hergestellt.
Heute sind die Metallgießerei und ihre Schmelzöfen nicht mehr in Betrieb. Geblieben ist der Charme eines alten Industriebaus, der dieses Museum zu einem besonderen Erlebnis macht.
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metallgiesserei@kiel.de
Landeshauptstadt Kiel
Howaldtsche Metallgießerei
Grenzstraße 1, 24149 Kiel
- Dr. Eva-Maria Karpf, Kuratorin: 0151 146 697 16
Historie der Howaldtswerke
Die Geschichte der Howaldtswerke beginnt im Jahr 1838. Damals gründeten der Mechaniker August Ferdinand Howaldt und der Kaufmann Johann Schweffel eine Maschinenfabrik. Es war der erste Industriebetrieb in Kiel.
„Schweffel & Howaldt“ stellten Landwirtschaftsgeräte, Fensterrahmen, Haushaltsgegenstände und Dampfmaschinen für Industrie, Landwirtschaft und Schiffbau her. Manchmal bauten sie auch Schiffe, etwa 1850 das Tauchboot „Brandtaucher“ von Wilhelm Bauer.
1879 übernahmen die Söhne Georg, Bernhard und Hermann Howaldt die Firmenleitung. Schon drei Jahre zuvor, 1876, hatte Georg Howaldt in Dietrichsdorf die „Schiffswerft Georg Howaldt“ gegründet.
1880 verlegten die Brüder auch die Maschinenfabrik nach Dietrichsdorf. Sie sollte alle Teile herstellen, die auf der Schiffswerft gebraucht wurden. 1889 fusionierten beide Betriebe zu den „Howaldtswerken“.

Architektur & Arbeitsabläufe

Die Werftgebäude in Dietrichsdorf, zu denen auch eine Werksiedlung gehörte, wurden ab 1880 nach den Plänen von Heinrich Moldenschardt (1839–1891) errichtet. Er gilt als bedeutendster Architekt des Historismus in Schleswig-Holstein. Seine Bauten für die Howaldtswerke waren schön und praktisch zugleich.
Maschinenhalle, Kesselschmiede, Eisengießerei und Metallgießerei lagen nah beieinander, sodass alle Teile in kurzer Zeit zu den Schiffsdocks gebracht werden konnten. Für den Transport hatte man die Gebäude mit Schienen verbunden. Zeitgenossen waren beeindruckt von den großen, hellen Hallen und den schönen Gebäuden mit gemusterten Backsteinwänden und Rundbogenfenstern. Alle Werkstätten hatten elektrisches Licht, sodass die Arbeitszeiten sich nicht nach dem Tageslicht richten mussten. Bei guter Auftragslage wurde Tag und Nacht gearbeitet.
In der Metallgießerei steht der Schornstein im Mittelpunkt, umgeben von den Schmelzöfen. Hier wurde harte Arbeit geleistet. Besonderes Können verlangte die Herstellung der Gussformen, für die spezieller Sand in Formkästen gepresst wurde. Stand die Werkstatt voll mit Formkästen, begann das Gießen. Meterhohe Schmelztiegel wurden in die heißen Öfen gesenkt, um das Metall zu schmelzen. Das Rezept für die Legierungen unterlag strengster Geheimhaltung. Schutzkleidung für die gefährliche Arbeit mit Feuer und flüssigem Metall wurde erst ab den 1960ern gestellt.
Von der Metallgießerei zum Museum
Die Werft hatte im Lauf der Jahrzehnte unterschiedliche Namen, doch sie besteht bis heute. Nach dem Zweiten Weltkrieg verlegte sie ihren Standort allmählich nach Gaarden. 1983 gab man das Werk Dietrichsdorf endgültig auf. Von den Moldenschardt-Gebäuden überstand nur die Metallgießerei die Zeitläufte.
Für viele Menschen in Kiel war klar: Die Metallgießerei muss als Museum erhalten bleiben. 1992 wurde sie unter Denkmalschutz gestellt, in den Jahren 2003 bis 2006 denkmalgerecht saniert. Weil vom Schornstein nur noch ein Rest stand, wurde er durch eine Attrappe aus Cortenstahl ersetzt.
Bis 2019 betrieb ein Verein das Museum auf ehrenamtlicher Basis. Seit 2020 gehört es zum Stadt- und Schifffahrtsmuseum. Mit Führungen und Gussvorführungen gibt das Museumsteam einen Eindruck von der Kieler Industrie-, Schiffbau- und Arbeitergeschichte.
