Schifffahrtsmuseum FischhalleGeschichte & Konzept
Die Entwicklung Kiels ist untrennbar mit der Schifffahrt verbunden. Schon bei der Gründung 1242 war Kiel als Hafenstadt angelegt. Denn mit seiner Lage am Ende der langen Förde bot der Ort, der zunächst Holstenstadt tom Kyle hieß, Schiffen natürlichen Schutz.
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Wir sind für Sie da
Landeshauptstadt Kiel
Schifffahrtsmuseum Fischhalle
Wall 65, 24103 Kiel
- Museumstresen Schifffahrtsmuseum Fischhalle: 0431 901-3428
- Dr. Sandra Scherreiks, Kuratorin Ausstellungen Schifffahrtsmuseum, Museumsschiffe: 0431 901-3468
- N.N., Volontär*in: 0431 901-3464
- Wolfgang Bossmann, Museumstechnische Betreuung Fischhalle: 0431 901-5428 und 0151 44603983
- N.N., Schiffsbetreuer*in: 0431 901-3428
Das Haus
Das eindrucksvolle Museumsgebäude am Fördeufer – von Stadtbaurat Georg Pauly entworfen – wurde 1910 als städtische Fischhalle eingeweiht. Der bis dahin dezentral am Hafen stattfindende Groß- und Einzelhandel konzentrierte sich nun unter einem gemeinsamen Dach.
In der Mitte der gefliesten Halle, die damals den neuesten hygienischen Standards entsprach, befanden sich zwei acht Meter lange Becken zum Frischhalten der Fische. Dort fanden die morgendlichen Auktionen des Großhandels statt. In den umliegenden Kabinetten hatten die Fischeinzelhändler*innen ihre Läden.
Die Fischhalle, deren Architektur bewusst traditionelle regionale Stilelemente aufgreift, hat den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschadet überstanden. Für den Fischhandel hat man sie seit der Eröffnung eines neuen Seefischmarktes an der Schwentinemündung 1948 allerdings nicht mehr genutzt.
Nach langem Leerstand wurde 1966 der Abbruch beschlossen, aber nicht umgesetzt. Seit 1972 steht die historische Fischhalle unter Denkmalschutz und wurde in die Liste der Kulturdenkmale der Stadt Kiel eingetragen.
Das 1978 gegründete Kieler Schifffahrtsmuseum ist heute eine der wichtigsten Museumseinrichtungen der Landeshauptstadt Kiel. Das 2014 schon einmal aufwändig sanierte Haus wirft einen umfangreichen Blick in die maritime Geschichte der Stadt mit Schwerpunkt auf dem 19. und 20. Jahrhundert.
Der Raum
Mit moderner Ausstellungsarchitektur, großformatigem Stellwand- und Vitrinensystem sowie einem frischen Farbkonzept vermittelt Ihnen die Ausstellung ein beeindruckendes Raumerlebnis.
Eine großzügige Freifläche in der Mitte der Halle schafft eine angenehme Empfangsatmosphäre und lädt dazu ein, die einzelnen Themeninseln zu entdecken. In der Halle geben große Panoramafenster den Blick frei auf die Förde und die blauen Portalkräne der ehemaligen Howaldtswerft. Nirgendwo sonst in Kiel ist eine Verbindung zwischen der Stadtgeschichte und der industriellen Gegenwart so greifbar wie an diesem Ort.
Im Mittelpunkt der Dauerausstellung stehen die vier Themenbereiche „Marine“, „Werften“, „Segelsport“ und Kiel als „Hafenstadt“. Dabei nimmt insbesondere die Marine eine zentrale Rolle in der Kieler Geschichte und so auch in der Ausstellung ein. Das zeigt sich insbesondere daran, dass kaum eine andere Stadt Deutschlands für das ausgehende 19. Jahrhundert so stark mit der Geschichte der Kaiserlichen Marine verbunden war wie Kiel.
Geschichte in Kabinetten
Mit der Verlegung der preußischen Marinestation der Ostsee von Danzig nach Kiel 1865 begann die moderne Geschichte der Fördestadt. Ein rasanter Aufschwung machte Kiel zum wichtigsten Kriegshafen des Deutschen Reiches und zum bedeutenden Werftenstandort. Von ihr abhängig waren stets die großen Schiffbaubetriebe, aber auch der Segelsport, der ebenfalls auf Marineaktivitäten zurückgeht.
Bei einem Ausstellungsrundgang durch die vier großen Themenbereiche können Sie rund 600 Exponate bestaunen. Durchgänge zu verschiedenen Sonderthemen in den umliegenden Kabinetten, den sogenannten Seitenschiffen, laden Sie dazu ein, sich eingehender mit Kiels maritimer Stadtgeschichte zu befassen.
Ein Kabinett ist beispielsweise dem Thema „Kolonialgeschichte“ mit ihren ethnografischen Exponaten aus Ostasien oder der Südsee gewidmet. Ein anderes Kabinett zeigt die „Blauen Jungs“, die die deutsche Marinebegeisterung personifizieren und die zugleich Auslöser des Kieler Matrosenaufstandes von 1918 waren.
Auf dem Wasser, am Wasser, rund ums Wasser
Die Geschichte der Kieler Werften – angefangen vom Holzschiffbau bis zu modernen Tankern – wird durch Themenkabinette ergänzt, die zum Beispiel den U-Boot-Bau sowie den Schiffbauboom der Wirtschaftswunderjahre dokumentieren. Auch die weltweit beachteten nautischen Erfindungen aus Kiel wie der Kreiselkompass und das Echolot haben ihren festen Platz in der Ausstellung.
Zur Geschichte der Hafenstadt, die immer schon touristischer Anziehungspunkt war, gehören auch der 1895 eingeweihte Nord-Ostsee-Kanal oder die Entwicklung der modernen Passagierschifffahrt mit den großen Skandinavienfähren und Kreuzfahrtschiffen wie dem Traumschiff „MS Deutschland“.
Dem Fischfang und der Fischindustrie, deren Geschichte auf das alte Fischerdorf Ellerbek zurückgeht, ist ebenfalls ein Themenkabinett gewidmet. Zusätzlich werden in der Ausstellung kultur- und kunsthistorische Aspekte angesprochen. Dazu gehörten beispielsweise die Entwicklung der Marinemalerei mit imposanten Schiffsdarstellungen und Seestücken sowie die Idealisierung der Seefahrt vorindustrieller Zeit in einer eigens dafür eingerichteten „Wunderkammer“.
Unter den Ausstellungsobjekten sind etliche Schätze der Kieler Schifffahrtsgeschichte, aber auch nie zuvor präsentierte Neuerwerbungen der letzten Jahre – wie etwa die ethnografischen Objekte der Kolonialgeschichte. Sie wurden dem Museum als Dauerleihgaben von der Christian-Albrechts-Universität (CAU) zu Kiel zur Verfügung gestellt.
Gut 60 große und kleinere Schiffsmodelle unterschiedlichster Typen, darunter Frachter, Passagierschiffe, Kreuzer, U-Boote oder Segelyachten, dokumentieren die verschiedenen Epochen der Seefahrtsgeschichte aus der Zeit der Großsegler, Dampfer und Motorschiffe. Gezeigt werden vor allem Schiffe, die in Kiel gebaut wurden oder hier bereedert waren. Ergänzt wird die Sammlung durch zwei Originalboote: ein Fin Dinghi der olympischen Wettbewerbe von 1972 und ein über 200 Jahre alter Ellerbeker Fischerkahn. Auch das Wracksegment eines Klein-U-Bootes vom Typ „Seehund“ ist in der Ausstellung zu sehen.
Nautik in klein, Nautik in groß
Die Ausstellung zeigt außerdem nautische Geräte und maritime Antiquitäten, etwa Marine-Reservistika oder prunkvolle Regattapokale der Kaiserzeit, sowie seemännisches Kunstgewerbe vom Buddelschiff bis zu den sogenannten Scrimshaws, den aus Wal- und Fischbeinen gefertigten Gegenständen.
Neben historischen Fotos, etlichen Textdokumenten und 17 interaktiven Medienstationen mit Film-, Foto- und Tondokumenten ist auch die wichtige Exponatgruppe großformatiger Gemälde namhafter Marinemaler und anderer Künstler*innen mit Kieler Motiven aus der eigenen Sammlung des Kieler Stadt- und Schifffahrtsmuseums in der Dauerausstellung vertreten. Dazu kommen zahlreiche gerahmte Grafiken und prägnante historische Plakate, darunter mehrere hundert Fotoreproduktionen an den Wänden und in den Medienstationen, die die Originale inhaltlich ergänzen.
In der Sommersaison laden wir Sie ein, die drei Oldtimer-Schiffe an der benachbarten Museumsbrücke zu besuchen. Der Seenotrettungskreuzer „Hindenburg“, das Feuerlöschboot „Kiel“ und der Tonnenleger „Bussard“, ein kohlebefeuertes Dampfschiff von 1905, bieten einen anschaulichen Eindruck vom Leben und Arbeiten auf einem Schiff.