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04.02.2025 - 3 Standort des Umspannwerkes im Raum Kiel für die 380-kV-Leitung "Audorf-Göhl"
Grunddaten
- TOP:
- Ö 3
- Zusätze:
- Vortrag durch Vertreter*innen der Firma TenneT. Angekündigt sind Herr Schröder (Projektleiter Gesamtplanung) und Herr Wendt (Projektsprecher). Für die Stadtverwaltung wird Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer teilnehmen.
- Gremium:
- Ortsbeirat Wellsee/Kronsburg/Rönne
- Datum:
- Di., 04.02.2025
- Status:
- gemischt (Niederschrift zur Kenntnis genommen und Sitzung abgeschlossen)
Nach kurzer Erläuterung des geplanten Ablaufs dieses Tagesordnungspunktes erteilt der Vorsitzende des Ortsbeirates Meimersdorf/Moorsee, Michael Wollschläger, Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer das Wort.
Dieser stellt das Projekt in seinen Umrissen vor und macht deutlich, welche Bedeutung und welchen Umfang es habe. Dr. Ulf Kämpfer stellt dar, dass die Bundesnetzagentur ein Umspannwerk zwischen Audorf und Göhl beschlossen habe. Die Landeshauptstadt Kiel habe sich seit Beginn der Planungen dagegen ausgesprochen, dieses innerhalb der Stadtgrenzen zu bauen. Hierbei würden die wenigen Entwicklungsflächen der Stadt weiter minimiert. Des Weiteren ginge ein großer Teil der Naherholungsflächen verloren, so der Oberbürgermeister weiter. Er schließe eine rechtliche Überprüfung der Entscheidung nicht aus, um die Interessen der Bürger*innen zu vertreten.
Michael Wollschläger übergibt das Wort an Sören Wendt von der zum Bau des Umspannwerkes beauftragten Firma TenneT.
Dieser berichtet einleitend von den Rahmenbedingungen des Klimaneutralitätsnetzes Schleswig-Holstein und insbesondere der Gesamtleitung Audorf-Göhl. Durch den stetig steigenden Strombedarf sei der Netzausbau und damit auch der Bau eines weiteren Umspannwerkes notwendig, so Sören Wendt. Im Rahmen des kommenden Vortrages werde die Firma TenneT die Anwesenden bestmöglich über den Entscheidungsprozess bei der Standortwahl für das Umspannwerk informieren.
Philipp Schröder (TenneT) stellt anhand der als Anlage zur Niederschrift beigefügten Präsentation insbesondere den Planungs- und Entscheidungsprozess der Firma TenneT vor. Er stellt den mehrschichtigen Planungsprozess dar und zeigt damit die verschiedenen Schritte sowie Entscheidungen bis zur letztlichen Standortwahl auf. Der Standort III, 1, westlich von Rönne, habe sich nach verschiedenen Analysen und abschließenden Abwägungen als bestgeeigneter Standort für die Errichtung eines Umspannwerkes herausgestellt. Ein großer Vorteil sei hier die Nähe und damit der Anschluss zu dem bestehenden Umspannwerk in Wellsee. Die Erschließung solle vorzugsweise über Wellsee erfolgen und dabei die vorhandene Infrastruktur genutzt werden.
Anschließend skizziert Philipp Schröder die kommenden Planungsschritte, in denen unter anderem die Bewertung und Planung des Lärmschutzes sowie ein Eingrünungskonzept erstellt werden solle. Zum 30.06.2025 sei geplant, einen entsprechenden Antrag auf Planfeststellung der notwendigen Leitungen zu stellen. Für das kommende Jahr 2026 bereite man einen Antrag für das immissionsschutzrechtliche Genehmigungsverfahren nach Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) vor. Die Firma TenneT bemühe sich um kontinuierliche und transparente Kommunikation bei allen kommenden Planungs- und Ausführungsschritten. Auf Nachfrage von Michael Wollschläger, inwiefern ein Bewertungsmaßstab auf der ersten Stufe vorgelegen habe, entgegnet Philipp Schröder, dass auf dieser Stufe lediglich die Frage nach der generellen Eignung der Standorte habe berücksichtigt werden müssen.
Axel Schnorrenberg (Ortsbeirat Wellsee/Kronsburg/Rönne) fragt nach, welche Abstände zur Wohnbebauung und zur geplanten angrenzenden Autobahn gehalten werden müssten. Philipp Schröder legt dar, dass es bei dem Bau eines Umspannwerkes keine Mindestabstände einzuhalten gebe. Es müssten einzig die Abstände zur Einhaltung der immissionsschutzrechtlichen Grenzwerte eingehalten werden. Unter anderem habe TenneT aufgrund der dichten Besiedlung im Großraum Kiel keine Flächen identifizieren können, die keine Nähe zu Siedlungen aufweisen würden.
Aus Sicht der Stadtverwaltung stellt Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer klar, dass er mit dieser Standortwahl nicht einverstanden sei und der Standort des Umspannwerkes zunächst final geklärt werden müsse, bevor detaillierte Planungen mit der Landeshauptstadt Kiel abgesprochen würden. Er fragt nach einer möglichen Unterstützung von TenneT für das Stellen eines Antrages auf Raumverträglichkeitsprüfung bei der zuständigen Landesplanungsbehörde. Philipp Schröder stellt dar, dass der Gesetzgeber die Beschleunigung eines solchen Ausbaues befürworte und deshalb § 43 Abs. 3 Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) eingeführt worden sei, um Alternativprüfungen nur in Ausnahmefällen durchführen zu müssen. Des Weiteren sei eine entsprechende Anfrage von TenneT bei der Landesplanungsbehörde bereits negativ beantwortet worden.
In der folgenden Aussprache mit den anwesenden Bürger*innen, werden insbesondere Fragen zu den Themen Emmissionsschutz der Anwohnenden, Abstände zu den Siedlungsgebieten, Zu- und Abwegungen der kommenden Baustelle, sowie zum Abwägungsprozess der Standortwahl gestellt.
Emmissionsschutz der Anwohnenden:
Auf die Frage, wie hoch die Lärmbelastung durch das geplante Umspannwerk sein werde, berichtet Philipp Schröder, dass die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte (45 Dezibel) nicht überschritten werden dürften. Bei der Errichtung des Umspannwerkes würden diese Grenzwerte eingehalten und regelmäßig überprüft.
Bezüglich möglicher Schutzmaßnahmen führt Philipp Schröder aus, dass zum aktuellen Planungszeitpunkt noch keine konkreten Aussagen getroffen werden könnten. Derartige Maßnahmen müssten gegenüber der zuständigen Bundesbehörde zu rechtfertigen sein. Aus dem Publikum wird vorgeschlagen, dass die Einsparungen durch die Wahl des vorgestellten Standortes in zusätzliche Maßnahmen des Schallschutzes investiert werden könnten.
Es wird ebenfalls eingeworfen, dass lange versprochene Maßnahmen zur Einschalung des bestehenden Umspannwerkes in Wellsee bisher nicht umgesetzt worden seien.
Auf die Frage von Axel Schnorrenberg nach der Beleuchtungssituation, insbesondere zu Nachtzeiten, entgegnet der Vortragende, dass die Anlage autark sei. Eine dauerhafte Beleuchtung, auch während der Baumaßnahmen, sei somit nicht geplant.
Abstände zu den Siedlungsgebieten:
Aus dem Publikum wird die Frage gestellt, wie weit das erste Haus in Rönne von dem Umspannwerk entfernt sein werde. Philipp Schröder teilt mit, dass eine exakte Planung noch nicht vorliege, der Abstand jedoch ungefähr 300 Meter betragen werde.
Zu- und Abwegungen der Baustelle:
Aus dem Publikum wird die Frage nach den Schäden aufgeworfen, welche im Rahmen der Wegenutzung durch die Nutzung als Baustraße entstünden und wie diese kompensiert würden. Philipp Schröder erklärt, dass Schäden an den Baustraßen nach der Maßnahme behoben würden und bei erheblichen Beschädigungen auch ein Neubau in Frage käme. Nach Fertigstellung des Umspannwerkes solle zumindest der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt werden.
Abwägungsprozess der Standortwahl:
Von Anwesenden wird der Wunsch zur Offenlegung der Bemessungsmaßstäbe der Entscheidungskriterien geäußert. Philpp Schröder teilt mit, dass die Kriterien eine unterschiedliche Wertigkeit innerhalb der Raumordnung genießen würden und dass TenneT gute Erfahrungen mit dem gewählten System gemacht habe. Auch bei der Anwendung einer rechnerischen Entscheidungsmethode sei eine unterschiedliche Gewichtung möglich und gegebenenfalls hinterfragbar.
Der Vorsitzende des Ortsbeirates Meimersdorf/Moorsee, Michael Wollschläger, schließt die Fragerunde und stellt fest, dass viele Fragen noch offen seien. Er bittet TenneT darum, die Kommunikation zu den Ortsbeiräten, den Anwohnenden und der Stadtverwaltung aufrecht zu erhalten. Weiterhin bedankt er sich für die rege Teilnahme an der Sitzung und verweist für die Unterlagen zur heutigen Sitzung auf die Internetseite der Landeshauptstadt Kiel.
Anlagen
Nr. | Name | Original | Status | Größe | |
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1
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(wie Dokument)
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6,3 MB
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