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ALLRIS - Drucksache

Geschäftliche Mitteilung - 1070/2020

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Beratungsfolge

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Antrag

Antrag:

 

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Sachverhalt/Begründung

Um die ehrgeizigen Ziele hinsichtlich der Radverkehrsförderung, des Klimaschutzes, der Lärmreduzierung, der Luftreinhaltung, der Wohnwerterhöhung, der Steigerung der Aufenthaltsqualität und insbesondere der in jüngster Zeit vielfach diskutierten und geforderten Mobilitätswende zu erreichen, ist die Weiterentwicklung und Fortschreibung des Radverkehrsnetzes um die Kategorie „Premiumroute“ von substantieller Bedeutung.

 

Mit der Kategorie „Premium“ soll sowohl der wachsenden Bedeutung des Radverkehrs insgesamt als auch des weiter zu erwartenden und gewollt steigenden Radverkehrsaufkommens Rechnung getragen und zusätzliche Impulse verliehen werden. Schon heute sind viele Velorouten unterdimensioniert und überlastet. Mit der Veloroute 10 konnte bereits abschnittsweise eine erste Premiumroute realisiert werden. Mangels entsprechender Flächenressourcen wird diese Dimensionierung und Fahrqualität in einer Großstadt wie Kiel nicht immer erreichbar sein. Deshalb werden insbesondere auch die bereits vorhandenen und überdimensionierten Straßentrassen einer intensiven Prüfung bezüglich ihrer möglichen Umwandlung zu Radverkehrsführungen unterzogen (s. Drs. 0270/2020, Stellungnahme der Verwaltung zum Antrag: Radwege schneller ansteigende Anforderungen anpassen).

 

Vor diesem Hintergrund arbeitet die Verwaltung an der Fortschreibung des Veloroutennetzplanes 2035, auf dessen Grundlage (nach erfolgter Beschlusslage) die notwendige zukunftsfähige Infrastruktur geplant und weiter realisiert werden soll. Diese Abstimmung ist in der notwendigen Vollständigkeit noch nicht gänzlich abgeschlossen. Dies wird noch bis Ende des Jahres angestrebt. 10 Premiumrouten ergänzt um 10 Hauptrouten und den diese verbindenden Nebenrouten sollen Inhalt dieses Netzplanes sein.

 

Das Kieler Fahrradforum hat das diesbezüglich vorliegende Gutachten in 2019 beraten und zur weiteren Abstimmung auch mit den Umlandgemeinden empfohlen. Durch die laufende enge Zusammenarbeit mit der KielRegion wird eine plausible Fortsetzung der Kieler Velorouten in das Umland gewährleistet.

 

Im Vorgriff darauf soll hier der Sachstand für die Premiumroute 1 rund um die Förde zwischen den Stadtteilen Dietrichdorf und Schilksee dargestellt werden. Die Route ist auf der jeweiligen Förde zugewandten Seite durchgängig als 2-Richtungsradweg geplant.

 

Aufgelistet sind sowohl in diesem Jahr realisierte Maßnahmen als auch Projekte, deren Fertigstellung nicht vor 2030 erwartet werden können.

 

 

1. Förderprojekt „VeloCampus: Rückenwind für den Radverkehr

Das bereits in 2018 in Kooperation mit der FH zur Förderung angemeldete Projekt umfasst zahlreiche in einander greifende Einzelmaßnahmen (Radwegneubau, Markierung von Schutzstreifen, Fahrradstraße), die sowohl die Verbindung von der FH nach Norden (Hasselfelde und Mönkeberg) als auch nach Westen (kostenlose Fahrradmitnahme, Mobilitätsstationen an den Anlegern Reventlou und Dietrichsdorf).

 

2. Dritte Schwentine-Brücke

Um die FH Kiel als Ausbildungsstandort und Geomar als Wissenschaftsstandort besser und direkter mit einander zu verbinden, soll eine weitere Schwentine-Brücke realisiert werden. In einem Studierendenprojekt der FH wurden erste Überlegungen angestellt. In einem nächsten Schritt wird eine Machbarkeitsstudie beauftragt. Angesichts der noch grundsätzlich offenen Fragen (u. a. feste oder bewegliche Brücke) und der Komplexität des Vorhabens an einer Bundeswasserstraße ist mit der Inbetriebnahme der Brücke realistischerweise erst in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts zu rechnen.

 

3. Schönberger Straße

Im Abschnitt zwischen Wischhofstraße und Klausdorfer Weg wurden in diesem Jahr die vorhandenen Radwege beidseitig der Straße auf einer Länge von ca. 900 m saniert und ausgebaut.

 

4. Werftstraße

Im Abschnitt zwischen Klausdorfer Weg und der Straße Zur Fähre wurden die Planungen für einen 4 m breiten 2-Richtungsradweg aufgenommen. Ein entsprechender Förderantrag wird noch in diesem Jahr gestellt. Mit dem Baubeginn ist in 2022/23 zur rechnen. Eine Fertigstellung kann nicht vor 2024/25 erwartet werden. Mit dieser außergewöhnlich umfangreichen Baumaßnahme wird ein großer Schritt nicht nur für die Weiterentwicklung der Premiumroute 1, sondern auch für die Radverkehrsförderung auf dem Ostufer gemacht.

 

5. Ernst-Busch-Platz

Zurzeit stellt der Platz eine Unterbrechung der Route dar, da das Radfahren auf dem Platz nicht erlaubt ist. Dabei stellt der Abschnitt eine wichtige Verbindung zwischen Ost- und Westufer dar. Aufgrund der zu erwartenden Zunahme des Radverkehrs, etwa durch die Premiumroute Werftstraße als auch die entstehenden Wohnungen am Hörnareal, wird eine zügige Lösung angestrebt, die sowohl die Belange der Radfahrer*innen als auch der Fußnger*innen berücksichtigt. Verwaltungsintern wird insbesondere eine straßenverkehrsrechtliche Lösung angestrebt (Gehweg/Radfahrer frei), bauliche Lösungen, die eine Radverkehrsführung um den Platz herumführen, werden geprüft. Gestalterische Anforderungen sind gleichwohl ebenfalls zu berücksichtigen. In diesem Zusammenhang ist auch eine bessere Radverkehrsführung am Germaniahafen zu schaffen.

 

6. Hörnbrücke

Bereits heute ist die Hörnbrücke (Gehweg/Radfahrer frei) dem Radverkehrsaufkommen und entsprechenden höheren Geschwindigkeiten der Radfahrenden (s. Pedelec-Verkaufszahlen) nicht ausreichend dimensioniert. Die Probleme (z.B. hohe Betriebskosten und Unterhaltungskosten, Konflikte zwischen Fußgehenden und Radfahrenden) sind hinlänglich bekannt. Eine Lösung als Teil einer Premiumroute steht noch aus und sollte mittelfristig angegangen werden.

 

7. Kaistraße

Der 2-Richtungsradweg zwischen Hörnbrücke und Bootshafen ist zu Spitzenzeiten (morgens und nachmittags) an seiner Kapazitätsgrenze und nicht ausreichend leistungsfähig, um das sehr hohe Radaufkommen abzuwickeln. Im Begegnungsfall Rad/Rad kommt es häufiger zu kritischen Situationen.

 

Die im Rahmen des Baus des Kleinen Kiel-Kanals zusätzlich errichtete Haltestelle „Bootshafen“ wurde im Oktober d. J. zu Gunsten des Radweges wieder zurückgebaut. Die Haltestelle Schifffahrtsmuseum wird bestehen bleiben. Gleichwohl wird die vorhandene Engstelle im Radweg verbreitert.

 

8. sternbrooker Weg/Kiellinie

Im Abschnitt zwischen Ostseekai und Weltwirtschaftsinstitut wird die Premiumradroute über den bestehenden 2-Richtungsradweg am Düsternbrooker Weg geführt, von dort dann entlang der Kiellinie.

 

Zwischen dem Anleger Belvedere und der Seebadeanstalt ist der 2-Richtungsradweg lediglich 1,70 m schmal. Ein Begegnungsverkehr ist ohne Ausweichen auf den zeitweise ebenfalls hoch frequentierten Gehweg nicht möglich. Es besteht hier seit vielen Jahren erheblicher Verbesserungsbedarf (Drs. 0058/2017). An dieser Stelle wird auf die aktuelle Diskussion, Meinungsbildung und Entscheidungsfindung zur Umgestaltung der Kiellinie-Nord im Zuge des anstehenden städtebaulichen Wettbewerbs verwiesen. Ergebnisse diesbezüglich sind voraussichtlich Ende 2021 zu erwarten.

 

Im Abschnitt zwischen Tirpitzmole und Prinz-Heinrich-Straße ist vorgesehen, in 2021 den vorhandenen 2-Richtungsradweg auf der Nordseite auf 3 m zu verbreitern. Auf der Südseite ist im Rahmen einer Fahrbahndeckenerneuerung die Markierung eines Radfahrstreifens vorgehen.

 

9. Prinz-Heinrich-Straße

Im Abschnitt zwischen Kiellinie und Adalbertstraße ist für 2022 auf der Ostseite der Netzlückenschluss mit dem Ausbau der vorhandenen Radwege zu einem 3 m breiten 2-Richtungsradweg vorgesehen.

 

10. NOK-hre

Es ist geplant, in Zusammenarbeit mit dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Kiel-Holtenau (WSA) ab 2024/2025 eine neue Fähre mit Elektroantrieb und deutlich höherer Kapazität an Fahrradabstellplätzen einzusetzen. Insbesondere mit Hinblick auf das Entwicklungsgebiet Holtenau Ost kommt der geplanten Fähre eine besondere Bedeutung zu. Diesbezüglich wird auf den Letter of Intent für eine zukunftssichere Planung der Kanalfähre mit dem WSA verwiesen (Drs. 0487/2020).

 

Eine kurzfristige Erhöhung der Fahrradkapazität konnte im Oktober während der Werftliegezeit der Adler I unter finanzieller Beteiligung der Landeshauptstadt Kiel erreicht werden. Durch den Umbau von 10 Sitzplätzen konnte die Fahrradkapazität auch für Lastenfahrräder und die Barrierefreiheit für Rollstühle verbessert werden. Seitdem ist die Mitnahme von je nach Größe 30 - 35 Fahrrädern möglich.

 

11. Kanalstraße

Das Gutachten zum Premiumroutenradnetz sieht hier eine Fahrradstraße vor. Die dafür notwendigen Straßenbauarbeiten erfolgen unter gutachterlicher Begleitung, um den denkmalgeschützten Baumbestand nicht zu gefährden. In der November-Sitzung des Ortsbeirates Holtenau wurden durch die Verwaltung verschiedene Querschnittsaufteilungen und Befestigungsarten der Fahrbahn vorgestellt. Der Ortsbeirat hat sich dann nach intensiver Diskussion und unter Abwägung verschiedenster Gesichtspunkte für eine Wiederherstellung der bisherigen Fahrbahn in Asphalt entschieden. Ein Beschluss der Ratsversammlung liegt diesbezüglich noch nicht vor.

 

Eine Ausweisung als Fahrradstraße, wie gemäß Gutachten vorgesehen, ist damit weiterhin möglich. Ein denkbarer Zeitpunkt für die Ausweisung zur Fahrradstraße wäre nach der Realisierung der o. g. Sanierungsmaßnahme bzw. mit Inbetriebnahme einer neuen NOK-Fähre (s. o).

 

12. Entwicklungsgebiet Holtenau Ost

Die Wegeverbindung über das Gelände ist zurzeit als Fahrradstraße ausgewiesen. Dies ist möglich, da das Entwicklungsgebiet nahezu autofrei ist. Die Fahrradstraße ist allerdings angesichts ihrer Ausformung kaum wahrnehmbar bzw. erkennbar ist. Für die geplante Premiumroute und die Gebietsentwicklung insgesamt wird diese Fahrradstraße als wichtiger Baustein gesehen. Für die weitere Entwicklung des (Wohn-)Gebiets wird auf die nach StVO neue Möglichkeit verwiesen, eine Fahrradzone zu integrieren. Für Fahrradzonen gelten gemäß StVO ähnliche Anforderungen wie für Fahrradstraßen (Stichwort: dominante Verkehrsart Radverkehr). Die Premiumradroute soll im Rahmen der Erschließungsmaßnahmen für das gesamte Gebiet realisiert werden.

 

13. Schusterkrug/Prieser Strand/Christianspries

Sowohl der 2-Richtungsradweg auf der Südseite der Boelckestraße (fertiggestellt) bzw. Schusterkrug (im Bau), als auch die Radverkehrsführung aus dem Entwicklungsgebiet Holtenau Ost, wird aus Platzmangel im Straßenraum Prieser Strand und bei der heutigen Nutzung der Gewerbefläche keine Fortsetzung finden können. Deshalb soll mittelfristig parallel zum Prieser Strand die Route durch das Wohngebiet bis zur Straße An der Schanze geplant werden. Diesbezüglich soll in 2021 eine Machbarkeitsprüfung beauftragt werden.

 

14. Gewerbegebiet Friedrichsort („Strandort“)

Das Gebiet befindet sich seit 2020 im Eigentum der Stadt. Erste Workshops und Abstimmungsrunden zur weiteren Entwicklung haben auf Basis der Vorbereitenden Untersuchungen mit integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept (Drs. 0952/2019) stattgefunden.

 

Als eine der ersten Maßnahmen soll ein Verbindungsweg für den Fuß- und Radverkehr zum Falckensteiner Strand hergestellt werden. Eine Fortsetzung der Route bis nach Schilksee wird zurzeit geprüft.

 

Der Verlauf der Premiumroute 1 ist im größten Teil identisch mit dem Verlauf des Ostseeküstenradweges. Radtourismus hat sich in den letzten Jahren in Deutschland insgesamt deutlich positiv entwickelt. Deshalb besteht zusätzlich auch aus Gründen der Radtourismusförderung die Anforderung, die dargestellte Route weiterzuentwickeln und mit attraktiven, erlebnisreichen Führungsformen und Ausstattungselementen auszugestalten. Hinsichtlich der Kenntlichmachung und Verdeutlichung der Velorouten insgesamt werden in der ersten Jahreshälfte 2021 erste Vorschläge unterbreitet.

 

Eine Kopie dieser Geschäftlichen Mitteilung erhalten die von der Premiumroute 1 direkt betroffenen Ortsbeiräte.

 

Um Kenntnisnahme wird gebeten.

 

 

 

 

Doris Grondke

Stadträtin

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Anlagen

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Beschlüsse

Erweitern

Dec 4, 2020 - Bauausschuss - zur Kenntnis genommen

Erweitern

Dec 8, 2020 - Innen- und Umweltausschuss - zur Kenntnis genommen