Infosystem Kommunalpolitik
Geschäftliche Mitteilung - 0390/2025
Grunddaten
- Betreff:
-
Tätigkeitsbericht des Sachbereiches Internationales und Nachhaltigkeit für das Jahr 2024
- Status:
- öffentlich (Drucksache abgeschlossen)
- Drucksache freigegeben:
- 04.04.2025
- Drucksachenart:
- Geschäftliche Mitteilung
- Federführend:
- Büro der Stadtpräsidentin
Beratungsfolge
| Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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Erledigt
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Hauptausschuss
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Kenntnisnahme
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May 7, 2025
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Erledigt
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Ratsversammlung
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Kenntnisnahme
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May 15, 2025
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Sachverhalt/Begründung
Sachverhalt
- Einleitung
Im Jahr 2024 standen bei der internationalen Arbeit des Sachbereichs Internationales und Nachhaltigkeit im Büro der Stadtpräsidentin Kiels älteste und jüngste Städtepartnerschaft im Fokus. Die beiden Partnerschaften verdeutlichen gleichermaßen die historische wie auch die aktuelle Bedeutung der Städtediplomatie.
Städtepartnerschaften sind seit jeher ein Symbol für Völkerverständigung, Frieden und Zusammenarbeit. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden sie als Zeichen der Versöhnung zwischen einst verfeindeten Nationen. Kiel schloss seine erste offizielle Städtepartnerschaft 1964 mit Brest in Frankreich – ein wichtiger Beitrag zur deutsch-französischen Freundschaft und zum Zusammenwachsen Europas. Die enge Verbindung zu Brest hat sich über sechs Jahrzehnte bewährt und wurde 2024 mit einem Festakt, einer Ausstellung und verschiedenen Partnerschaftsprojekten gebührend gefeiert.
Im selben Jahr ging Kiel eine neue Partnerschaft mit der frontnahen, ukrainischen Stadt Cherson ein – unter völlig anderen, aber ebenso herausfordernden Umständen. Während Brest für die Überwindung historischer Feindschaften steht, symbolisiert die jüngste Partnerschaft mit Cherson Solidarität mit einer Stadt, die stark unter dem andauernden russischen Angriffskrieg leidet. Diese Verbindung zeigt, dass Städtepartnerschaften nicht nur dabei helfen, die Vergangenheit zu heilen, sondern auch in akuten Krisen Unterstützung bieten können. Im ersten Jahr der Partnerschaft leistete Kiel durch Hilfslieferungen konkrete Unterstützung für die Menschen in Cherson, die täglich unter Angriffen und einer prekären Versorgungslage leiden. Kiel steht zudem durch regelmäßige Videokonferenzen – gemeinsam mit der anderen deutschen Partnerstadt Bonn - in einem engen Austausch mit ihren Partner*innen in Cherson.
Neben diesen beiden zentralen Partnerschaften gab es 2024 weitere wichtige Entwicklungen in Kiels internationalen Beziehungen: Die Stadtpräsidentin absolvierte ihre Antrittsbesuche in Brest sowie den beiden türkischen Partnerstädten Samsun und Hatay. Zudem wurde mit der dänischen Partnerstadt Aarhus im August 2024 ein neuer, nun unbefristeter Städtepartnerschaftsvertrag unterzeichnet, nachdem die ersten fünf „Probejahre“ der Zusammenarbeit von beiden Seiten als äußerst erfolgreich bewertet wurden.
Bei der Umsetzung der nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals; SDGs) der Vereinten Nationen auf lokaler Ebene konnte die Landeshauptstadt Kiel ihre Vorreiterfunktion weiter ausbauen: Im Sommer 2024 wurde der 2. Kieler Voluntary Local Review (VLR) veröffentlicht und anschließend im Rahmen des „High Level Political Forum on Sustainable Development“ der Vereinten Nationen in New York vorgestellt. Damit setzt Kiel als eine der ersten Kommunen in Deutschland konsequent die freiwillige lokale Berichterstattung über Fortschritte bei der nachhaltigen Entwicklung um und macht diese auch auf internationaler Ebene sichtbar.
Für dieses Engagement sowie für ihre internationale Partnerschaftsarbeit und die strukturelle Verankerung der kommunalen Entwicklungspolitik und erfolgreiche Verknüpfung mit dem Thema Nachhaltigkeit erhielt Kiel den mit 30.000 Euro dotierten ersten Preis im Wettbewerb „Kommune bewegt Welt“ 2024 in der Kategorie der großen Kommunen. Die festliche Preisverleihung fand im Rahmen der „Bundeskonferenz für kommunale Entwicklungspolitik“ statt, in die der Sachbereich Internationales und Nachhaltigkeit mit zwei Vorträgen und der Teilnahme an einer Podiumsdiskussion aktiv eingebunden war.
Im Folgenden werden die Highlights der Projekte mit den Partnerstädten sowie im Bereich Nachhaltigkeit aus 2024 hervorgehoben. Eine umfassende Übersicht über alle Aktivitäten inklusive der durch die zwei Förderfonds geförderten zivilgesellschaftlichen Projekte befindet sich im Anhang dieser Geschäftlichen Mitteilung.
- Internationales
- Internationales Städteforum
Eines der umfassendsten Projekte waren auch in 2024 die Delegationsbesuche aus den Partner- und befreundeten Städten zur Kieler Woche und das damit verbundene Internationale Städteforum. Die neun angereisten Delegationen und die Expert*innen aus Kiel beschäftigten sich im Rahmen des Forums mit dem Thema „Die Sicherstellung von angemessenem, sicherem und bezahlbarem Wohnraum“. Die Konferenz, die neben Fachvorträgen auch Dialog- und Diskussionsformate umfasst, wurde in 2024 insbesondere durch Beiträge aus den Partnerstädten Vaasa, Gdynia, Brest und Cherson bereichert.
- Projekte der Verwaltung mit den Partnerstädten
Aarhus, Dänemark – Entfristung der Städtepartnerschaft
2024 jährte sich die Zusammenarbeit mit der zweitjüngsten Partnerstadt Kiels zum fünften Mal. Die Partnerschaftsvereinbarung mit Aarhus war 2019 für zunächst fünf Jahre abgeschlossen worden. Nachdem 2022 ein erster Zwischenbericht über die Partnerschaftsarbeit erstellt worden war (Drs. 0156/2022), fand im Frühjahr 2024 eine Gesamtevaluation statt (Drs. 0730/2024). Vor dem Hintergrund der besonders aktiven Partnerschaft und der vielfältigen Kontakte, die sich in der Zeit etabliert hatten, waren sich beide Städte schnell einig, dass die Zusammenarbeit nun entfristet werden sollte.
Aus diesem Anlass lud der damalige Bürgermeister Jacob Bundsgaard eine Kieler Delegation zur Eröffnung der Aarhus Festuge am 30. August 2024 ein. Im Rahmen einer kleinen Feierstunde wurde der neue, unbefristete Partnerschaftsvertrag unterzeichnet.
Die Kieler Delegation, der neben Stadtpräsidentin Bettina Aust auch die Dezernentin für Umwelt, Klimaschutz und Mobilität, Alke Voß angehörte, besichtigte u.a. den neu entstandenen Stadtteil Aarhus Ø und führte Gespräche zum Parkraummanagement, zum Mehrweg-Pfandsystem und zu Fragen der Energieversorgung.
Brest, Frankreich – 60-jähriges Jubiläum der Städtepartnerschaft
Zum 60-jährigen Jubiläum zwischen Brest und Kiel wurden zahlreiche Projekte, Ideen und Begegnungen in beiden Partnerstädten realisiert – sowohl auf Verwaltungsebene als auch in der Zivilgesellschaft. Ziel war es, die Feierlichkeiten lebendig zu gestalten und die Dynamik der Partnerschaft zwischen Brest und Kiel zu unterstreichen.
Ein Höhepunkt des Jubiläumsjahres war der große Festakt im Ratssaal am 20. Juni 2024, bei dem Stadtpräsidentin Bettina Aust, die französische Generalkonsulin Valérie Lübken und der Brester Bürgermeister François Cuillandre die Bedeutung der ältesten offiziellen Städtepartnerschaft Kiels würdigten. Besondere Aufmerksamkeit erhielt in diesem Rahmen die Schulpartnerschaft zwischen dem Ernst-Barlach-Gymnasium und dem Lycée de l’Harteloire in Brest, die seit 1976 besteht. Schüler*innen des Ernst-Barlach-Gymnasiums berichteten von ihren Austauscherfahrungen, der Chor Sotto Voce des Gymnasiums umrahmte die Veranstaltung musikalisch. Als Ehrengäste waren die Initiatoren der Partnerschaft, Professor Albert Raasch und Ursula Oehring-Haferkorn, anwesend.
Über den Zeitraum der Kieler Woche wurde die Partnerschaft in einer Ausstellung im Pop-up-Pavillon am Alten Markt präsentiert. Anhand von Bildern, historischen Dokumenten und Zeitzeugenberichten konnten Besucher*innen die Geschichte der Partnerschaft erkunden. Highlights waren die Eröffnung durch Bürgermeister Cuillandre und Stadtpräsidentin Aust, das Mitsing-Konzert des Chores „Prêt-à-chanter“ der Deutsch-Französischen Gesellschaft Schleswig-Holstein e.V. und eine Lesung der französischen Autorin Colette Vlérick. Dank des mobilen Konzepts konnte die Ausstellung im Jahresverlauf an verschiedenen Orten in Kieler Institutionen gezeigt werden.
Auch auf Brester Seite wurde das besondere Jubiläum markiert. Anlässlich der Fêtes Maritimes Internationales wurde Stadtpräsidentin Aust zum Antrittsbesuch eingeladen. Die Delegation, der u.a. Sozialdezernent Gerwin Stöcken angehörte, besichtigte das Veranstaltungszentrum Les Capucins sowie das geplante Neubauprojekt des Brester Fußballstadions. Am französischen Nationalfeiertag nahm sie an der Militärparade teil. Auf dem Gelände der Fêtes Maritimes trat die Kieler Breakdance-Gruppe Fatality Crew gemeinsam mit der Brester Gruppe La Fierté des Nôtres auf.
Cherson, Ukraine – Begründung der Städtepartnerschaft
Die Partnerschaftsvereinbarung zwischen Kiel und Cherson wurde am 29. Februar 2024 unterzeichnet. Zu diesem Anlass hielt sich eine vierköpfige Delegation aus Cherson unter der Leitung des stellvertretenden Bürgermeisters Vitalii Belobrov in der Landeshauptstadt auf. Im Rahmen ihres Besuches informierte sich die Delegation über die Arbeit der Kieler Stadtverwaltung und des städtischen Frauenhauses. Sie führte zudem Gespräche über mögliche Kooperationen mit dem Kieler Seehafen, der Kieler Wirtschaftsförderung und besichtigte das Küstenkraftwerk.
Beim erneuten Besuch einer Delegation aus Cherson während der Kieler Woche 2024 trafen die Gäste aus Cherson mit Vertreter*innen der Stadtverwaltungen Kiel und Vaasa zusammen. Kiels finnische Partnerstadt unterhält ihrerseits ebenfalls eine Partnerschaft mit Cherson. Außerdem nahmen die Gäste am Internationalen Städteforum teil, das sich dem Thema „Wohnen“ widmete. Bei der Podiumsdiskussion tauschte sich der stellvertretende Bürgermeister Vitalii Belobrov unter anderem mit dem Leiter des Wohnungsamts in Brest Cédric Peinturier über die Herausforderungen, die der Wiederaufbau von zerstörten Städten mit sich bringt, aus. In der Folge wurde Belobrov zu einer Fachkonferenz über den Wiederaufbau im Krieg zerstörter Städte im März 2025 nach Frankreich eingeladen.
Neben der Zusammenarbeit der Stadtverwaltungen von Kiel und Cherson wurden in der Landeshauptstadt auch zivilgesellschaftliche Projekte mit Cherson umgesetzt. So präsentierten sich die Deutsch-Ukrainische Gesellschaft (DUG) gemeinsam mit der Stadt Cherson den Kieler*innen während der Kieler Woche 2024 bei der Veranstaltung „Kieler Woche tut gut“. Einige Tage später stellte die DUG vor dem Rathaus in Kiel einen von der russischen Armee zerstörten Krankenwagen aus der Ukraine als Mahnmal gegen den Krieg in der Ukraine und damit auch in der Partnerstadt Cherson aus. Mit finanzieller Unterstützung der Landeshauptstadt Kiel organisierte die DUG außerdem den Aufenthalt von 16 Jugendlichen und Betreuer*innen aus Cherson in Heidkate bei Kiel. Unter dem Motto „Jugend für Freiheit und Demokratie“ konnten sich die Jugendlichen vom Kriegsalltag erholen und an verschiedenen Veranstaltungen zum Thema Demokratie und Freiheit teilnehmen. Die Jugendlichen wurden während ihres Aufenthalts von Stadtpräsidentin Bettina Aust im Rathaus empfangen.
Insgesamt ist die Partnerschaft zwischen Kiel und Cherson vor allem vom Krieg in der Ukraine geprägt. Die Landeshauptstadt bemüht sich, die ukrainische Partnerstadt im technischen und humanitären Bereich zu unterstützen. So wurden am 4. Oktober 2024 ein Löschfahrzeug und zwei Krankenwagen der Kieler Feuerwehr mit medizinischer Ausstattung nach Cherson gebracht. Unterstützt wurde die Aktion von ehrenamtlichen Organisationen, z. B. der Vereinigung der Ukrainer Norddeutschlands e.V. in Hamburg. Das Land Schleswig-Holstein übergab auch Sachspenden, die von Mitarbeitenden der Landesverwaltung gesammelt wurden. Am 2. November 2024 wurden mit Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehr aus Rastorf zwei von der Kieler Feuerwehr gespendete Stromgeneratoren in die ukrainische Partnerstadt gebracht.
Im Dezember fanden zwei weitere Transporte mit Technik und humanitärer Hilfe statt. Die Partner*innen in Cherson erhielten einen LKW-Anhänger, eine mobile Hebebühne und 20 Pflegebetten mit Ausstattung. Die Güter waren der Landeshauptstadt Kiel von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) im Rahmen eines Schutz- und Wiederaufbauprogramms für die Ukraine zur Verfügung gestellt worden. Außerdem wurden 230 Kisten mit Sachspenden mitgeschickt, die von den Mitarbeitenden der Kieler Stadtverwaltung im Rahmen einer internen Spendenaktion gesammelt wurden. Die Sachspenden umfassten unter anderem warme Kleidung, Hygieneartikel und Decken, die den Menschen in Cherson im Winter helfen sollten. Im Rahmen des genannten Programms stellt die GIZ außerdem Rehabilitationsgeräte, ein Baustellenfahrzeug und einen Minibus zum Transport von Personen mit Behinderungen bereit. Diese Güter werden in der ersten Jahreshälfte 2025 nach Cherson gebracht.
Coventry, Vereinigtes Königreich - Reise zum Remembrance Day
Wie viele britische Städte gedenkt auch Coventry jedes Jahr des Inkrafttretens des Waffenstillstands vom 11. November 1918, der den Ersten Weltkrieg beendete. Aus diesem Anlass lädt die PartnerstadtVertreter*innen der Partnerstädte Kiel und Dresden ein, um gemeinsam an die Opfer von Krieg und Gewalt zu erinnern. So auch in 2024: Stadtpräsidentin Bettina Aust nutzte die Gelegenheit zu intensiven Gesprächen mit dem Lord Mayor of Coventry, Councillor Mal Mutton, mit Mitgliedern des City Councils sowie mit Mitarbeitenden der Stadtverwaltung.
Neben der offiziellen Kranzniederlegung im War Memorial Park und der Teilnahme an der Remembrance Sunday Parade besichtigte Stadtpräsidentin Austdie historische Coombe Abbey und besuchte das traditionell am Vorabend des Remembrance Day veranstaltete Konzert in der Kathedrale von Coventry.
Hatay, Türkei - Antrittsbesuch der Stadtpräsidentin
Vom 31. Oktober bis 3. November 2024 reiste Stadtpräsidentin Bettina Aust mit einer kleinen Delegation zum Antrittsbesuch nach Hatay. Es war das erste persönliche Zusammentreffen mit dem neu gewählten Oberbürgermeister Mehmet Öntürk.
Bei einem intensiven Arbeitstreffen wurden die Pläne für das zukünftige Rehabilitationszentrum vorgestellt, das die Stadt Hatay mit Spenden der beiden deutschen Partnerstädte Kiel und Aalen neu errichten möchte. Nach dem verheerenden Erdbeben in Hatay am 6. Februar 2023 hatte die Landeshauptstadt Kiel gemeinsam mit den „Kieler Nachrichten“ und dem Verein Kiel hilft e.V. eine Spendenaktion zur Unterstützung der schwer getroffenen Partnerstadt initiiert. In Aalen und Kiel waren insgesamt eine Million Euro an Spenden zusammengekommen. Die Gelder sollen vorwiegend zur Finanzierung der Baukosten verwendet werden. Teile der Ausstattung werden durch die Stadt Dortmund bereitgestellt, für den Betrieb des Rehabilitationszentrums wird die Stadt Hatay zuständig sein.
Auf dem Besuchsprogramm standen weiterhin der Austausch mit den Initiatoren des Städtepartnerschaftsprojekts „Windsurfen für Jugendliche“, die Besichtigung des Titus Tunnels sowie ein begleiteter Rundgang zu verschiedenen Baustellen und Wiederaufbauvorhaben in der Innenstadt.
Moshi District, Tansania – Unterstützung für Baumschule und Krankenstation
Ein Fokus der partnerschaftlichen Zusammenarbeit lag auch 2024 auf der Partnergemeinde Moshi District in Tansania. Ein besonderes Augenmerk galt dabei der kommunalen Baumschule „Himo Tree Nursery“. Im ersten Quartal 2024 wurde eine Roadmap vorgestellt, die den Weg zu einem Umweltbildungszentrum aufzeigt. Bereits Ende 2023 war dazu eine Studie in Auftrag gegeben worden, für die Fördermittel in Höhe von rund 10.000 Euro durch Engagement Global gGmbH akquiriert werden konnten.
Ein wichtiger Beitrag zur Partnerschaft war die Arbeit von Heike Wiese, die als kommunale Fachkraft im Entwicklungsdienst tätig war, gefördert von der SKEW und der GIZ. Nach Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit endete ihr Vertrag im Dezember 2024. Während ihres Einsatzes war sie vom Kieler Grünflächenamt beurlaubt und ist nun wieder dort tätig. Als Brückenbauerin zwischen den Kulturen, den Verwaltungen und der Zivilgesellschaft in Kiel und Moshi District trug sie wesentlich zum Erfolg gemeinsamer Projekte bei.
Ein Höhepunkt der Zusammenarbeit 2024 war das Arbeitstreffen im Rahmen der Kieler Woche und des Internationalen Städteforums am 24. Juni. Vertreter*innen aus Kiel und Moshi District – darunter Führungskräfte der kommunalen Verwaltung, Expert*innen aus den Bereichen Umwelt, Forstwirtschaft und nachhaltige Entwicklung sowie Vertreter*innen von NGOs – kamen zusammen, um laufende Projekte zu reflektieren und zukünftige Kooperationen zu entwickeln. Der Workshop bot eine gute Plattform für den Austausch und die Weiterentwicklung gemeinsamer Vorhaben. Auch die Gesundheitsversorgung stand weiter im Fokus der Städtepartnerschaft. Mit Hilfe von Spendengeldern aus der Kieler Zivilgesellschaft konnte für die Krankenstation Mary Bennett in Kindi Ward dringend benötigtes medizinisches Equipment angeschafft werden.
Samsun, Türkei - Antrittsbesuch der Stadtpräsidentin
Vom 28. bis 31. Oktober 2024 absolvierte Stadtpräsidentin Bettina Aust mit einer Delegation ihren Antrittsbesuch in Samsun. Der Besuch fand auf Einladung des im Frühjahr 2024 neu gewählten Bürgermeisters Halit Doğan anlässlich des Tages der Republik statt. Die Kieler Delegation nahm als einzige internationale Delegation an den Feierlichkeiten des Tages der Republik teil. Bei den Gesprächen mit den Gastgebern wurden Themen wie die Herausforderungen bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels, der soziale Wohnungsbau, der Ausbau von Fahrradstraßen und ÖPNV sowie das Thema Kultur und Städte als Wissenschaftsstandorte behandelt. Stadtpräsidentin Aust wurde zudem von Samsuns Gouverneur empfangen.
- Sichtbarkeit der Städtepartnerschaften
2024 wurde auch wieder eine Vielzahl an Maßnahmen zur Sichtbarkeit der Städtepartnerschaften in der Öffentlichkeit durchgeführt. Im Mai und Juni erschien eine Mini-Sommer-Serie über die Partnerstädte als Urlaubsziele, die in Zusammenarbeit mit den Städten und dem Social-Media-Team der Landeshauptstadt Kiel erstellt worden war. Weitergeführt wurde zudem das Format „Wir bauen Brücken“, in dem die Menschen, die hinter Städtepartnerschaftsprojekten stehen, in Form von Interviews präsentiert werden. Die Interviews wurden seit 2022 veröffentlicht, die Reihe endete 2024 mit Portraits von Engagierten der Partnerschaften mit Aarhus, San Francisco und Brest.
- Förderfonds Städtepartnerschaften
Einen entscheidenden Beitrag zur internationalen Zusammenarbeit der Landeshauptstadt Kiel stellt weiterhin das große Engagement der Kieler Bürger*innen dar: Schulen, Vereine, Kirchengemeinden, wissenschaftliche Institutionen sowie Kreativ- und Kultureinrichtungen engagieren sich aktiv im Rahmen der internationalen Partnerschaftsarbeit, setzen Projekte in den unterschiedlichsten Bereichen um und bringen Menschen zusammen. Die Projektförderung über den Sonderfonds „Städtepartnerschaften“ wurde 2024 fortgesetzt. Zur Verfügung standen erneut 175.000 Euro. Über deren Einsatz entscheidet der Arbeitskreis Städtepartnerschaften, der aus je einem Mitglied aller in der Ratsversammlung vertretenen Fraktionen sowie der Stadtpräsidentin besteht.
Sämtliche Fördermittel wurden ausgezahlt. Gefördert wurden Projekte mit fast allen Partnerstädten, wobei ein besonders großes Interesse an der Zusammenarbeit mit Moshi District, Aarhus und Brest festzustellen war. Die Auflistung aller 2024 geförderten Projekte ist als Anhang beigefügt.
- Nachhaltigkeit
- Fortentwicklung Kiels als BNE-Modellkommune
Seit Mai 2021 ist Kiel Modellkommune für „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE). Im Jahr 2024 konnten der Sachbereich Internationales und Nachhaltigkeit gemeinsam mit dem Bildungsmanagement unter dem BNE-Motto „Mein Handeln. Unsere Zukunft“ weitere wichtige Fortschritte erzielen. Dazu zählte u.a. der Runde Tisch BNE, der jährlich mehrfach tagt und verschiedene städtische Ämter sowie Fachbereiche zusammenbringt. Zudem fand in 2024 ein großes BNE-Netzwerktreffen statt, das zahlreiche Akteur*innen aus der Kieler Bildungslandschaft vernetzte.
Ein herausragendes Ereignis war der Beschluss des Orientierungsrahmens BNE durch die Ratsversammlung im Februar 2024 (Drs. 0231/2024). Dieses strategische Dokument, das bereits 2023 unter Federführung des Runden Tisches BNE entwickelt wurde, definiert eine gemeinsame Ausrichtung, Haltung und Umsetzung von BNE in Kiel. In den kommenden Jahren gilt es nun, diesen Rahmen mit Praxisprojekten in Kitas, Schulen und weiteren Bildungseinrichtungen mit Leben zu füllen.
Die dreijährige Zusammenarbeit mit dem BNE-Kompetenzzentrum, das Kiel im Prozess der BNE-Modellkommune begleitete, wurde am 17. Dezember 2024 mit einem gemeinsamen Abschlussworkshop beendet. Dabei wurden die erzielten Erfolge hervorgehoben: Kiel konnte BNE nicht nur sichtbar machen, sondern auch strukturell verankern und eine starke Vernetzung der Bildungsakteur*innen erreichen.
Dieser Erfolg spiegelt sich auch in der Auszeichnung beim Wettbewerb „Nationaler Preis – Bildung für nachhaltige Entwicklung 2025“ der UNESCO und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung wider. Kiel überzeugte die Jury in der Kategorie „Bildungslandschaften“ und wurde als Preisträgerin ausgezeichnet. Das Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro wird gezielt genutzt, um die BNE-Aktivitäten weiter auszubauen und zu verstetigen. Die feierliche Preisverleihung findet im Mai 2025 in Berlin statt.
- Veröffentlichung des 2. Kieler Voluntary Local Review zur Umsetzung der SDGs
Im Juli 2024 veröffentlichte die Landeshauptstadt Kiel ihren zweiten Voluntary Local Review (VLR) – den freiwilligen lokalen Bericht zur Umsetzung der Sustainable Development Goals (SDGs). Während der erste Bericht aus dem Jahr 2022 zunächst fünf der 17 nachhaltigen Entwicklungsziele abdeckte, umfasst der zweite VLR nun bereits neun SDGs. Der VLR dient auf lokaler Ebene als Instrument zur Koordination und Kommunikation der nachhaltigen Entwicklung Kiels und verschafft der Stadt gleichzeitig mehr Sichtbarkeit auf nationaler und internationaler Ebene als engagierte Agenda-2030-Kommune. Ziel ist es, bis 2026 alle 17 SDGs in einem umfassenden Bericht abzubilden.
Die Erarbeitung des zweiten VLR startete im Oktober 2023 mit einer Reihe von Workshops, die unterschiedliche Expert*innen aus Stadtverwaltung, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft zusammenbrachten. Beteiligt waren neben den internen Ämtern unter anderem: Kieler Initiative gegen Kinderarmut, Kieler Anker, ResteRitter, Forum für Migrant*innen, Bündnis Eine Welt Schleswig-Holstein e.V., Kollhorst e.V., Christian-Albrecht-Universität Kiel, Fachhochschule Kiel, Frauenhaus Kiel, CineMare, Ocean Summit, TransMarTech und One Earth – One Ocean e.V.. Über 80 Personen wirkten aktiv an den Workshops im Oktober und Dezember 2023 mit und brachten ihre Fachexpertise ein. Durch diesen breit angelegten Beteiligungsprozess wurden nicht nur wertvolle Daten und Inhalte für den Bericht gewonnen, sondern auch die Vernetzung zwischen den Akteur*innen gestärkt.
Neu in diesem VLR ist die Aufnahme einer Indikatorenübersicht für (fast) alle SDGs, die Daten aus dem SDG-Portal sowie vom Amt für Statistik der Landeshauptstadt Kiel zusammenführen.
Ein besonderes Highlight war die Präsentation des Kieler VLRs auf internationaler Bühne: Im Juli 2024 durfte Kiel am High-Level Political Forum on Sustainable Development (HLPF) der Vereinten Nationen in New York teilnehmen. Das HLPF ist die zentrale Plattform für die globale Überprüfung der Agenda 2030 und der SDGs. Es dient als Forum für den Austausch zwischen Staaten, Städten und Organisationen über Fortschritte und Herausforderungen bei der Umsetzung der globalen Nachhaltigkeitsziele. Ein Vertreter aus dem Büro der Stadtpräsidentin war Teil der deutschen Delegation und stellte die Kieler Prozesse sowie den VLR auf internationalem Parkett vor. Die Teilnahme bot die Gelegenheit, Kiels Engagement weltweit sichtbar zu machen, sich mit anderen Städten zu vernetzen und neue Impulse für die nachhaltige Entwicklung vor Ort zu gewinnen.
Nach der erfolgreichen Veröffentlichung des zweiten VLR und der Auszeichnung beim Wettbewerb „Kommune bewegt Welt“ lud die Landeshauptstadt Kiel am 22. November 2024 zur Veranstaltung „Kiel auf dem Weg zur nachhaltigen Stadt“ in den Ratssaal ins Kieler Rathaus ein. Rund 80 Teilnehmende aus Verwaltung, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Wirtschaft kamen zusammen, um über Kiels Fortschritte bei der Umsetzung der 17 nachhaltigen Entwicklungsziele und zukünftige Herausforderungen zu diskutieren. Eine Keynote von Prof. Dr. Holger Jahnke (Europa-Universität Flensburg), die Vorstellung des zweiten Kieler VLR sowie eine Podiumsdiskussion u.a. mit Kiels Stadträtin für Umwelt, Klimaschutz und Mobilität Alke Voß gaben neue Impulse und unterstrichen die Bedeutung von Kooperation und Transparenz.
- Wettbewerb Kommune bewegt Welt
Die Landeshauptstadt Kiel wurde 2024 mit dem 1. Preis im bundesweiten Wettbewerb „Kommune bewegt Welt“ ausgezeichnet. Das Preisgeld beträgt 30.000 Euro. Der von der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) von Engagement Global im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) durchgeführte Wettbewerb würdigt herausragendes kommunales Engagement in der Entwicklungspolitik.
Die Jury überzeugte Kiels strategischer und wirkungsorientierter Ansatz: Kommunale Partnerschaftsaktivitäten werden etwa gezielt mit großen Events wie der Kieler Woche und mit dem Thema Nachhaltigkeit im Konzept „Kiel International “ verknüpft. Darüber hinaus ist Kiel Deutschlands erste zertifizierte Zero Waste-City. Besonderes Augenmerk legte die Jury auf die gelebte Partnerschaft mit Städten im Globalen Süden wie Moshi District und Hatay sowie mit der ukrainischen Stadt Cherson. Mit der freiwilligen Nachhaltigkeitsberichterstattung im Rahmen des „Voluntary Local Review“ (VLR) positioniert sich Kiel zudem als Vorreiter in der Umsetzung der Agenda 2030 und ihrer 17 SDGs.
Die feierliche Preisverleihung fand im Rahmen der 16. Bundeskonferenz der Kommunalen Entwicklungspolitik vom 8. bis 10. Oktober 2024 in Ingelheim am Rhein statt. Die Konferenz bringt alle drei Jahre engagierte Kommunen, zivilgesellschaftliche Akteur*innen sowie Vertreter*innen aus Politik und Wissenschaft zusammen, um globale Herausforderungen zu diskutieren, Best Practices zu teilen und neue Impulse für nachhaltiges Handeln zu setzen. Kiel war mit vier Mitarbeitenden aus dem Büro der Stadtpräsidentin aktiv vertreten: Sie nahmen als Podiumsgäste und Vortragende teil und gaben Einblicke in Kiels entwicklungspolitische Arbeit.
- Digitale Plattform für Nachhaltige Kommunen
Kiel konnte sich erfolgreich als eine von 21 Modellkommunen bewerben und bringt aktiv Erfahrungen in die Entwicklung der digitalen Plattform für nachhaltige Kommunen ein, die seit April 2024 von der Bertelsmann Stiftung entwickelt wird. Das „Portal für Nachhaltige Kommunen“ gründet auf dem bisherigen SDG-Portal für Kommunen und wird umfassend weiterentwickelt mit dem Ziel, eine zentrale digitale Infrastruktur zu schaffen, über die nachhaltige Kommunen gezielt Wissen, Werkzeuge und digitale Angebote für ihre Nachhaltigkeitsarbeit abrufen können. Das Portal bietet Kommunalverwaltungen, der Zivilgesellschaft, der Wirtschaft sowie Förderinstitutionen einen einfachen Zugang zu fundierten und aktuellen Informationen. Kommunen profitieren von praxisnahen Lösungen zur Weiterentwicklung ihres Nachhaltigkeitsmanagements, während zivilgesellschaftliche Akteur*innen und Unternehmen die Möglichkeit erhalten, sich gezielt in nachhaltige Prozesse einzubringen. Gleichzeitig erleichtert das Portal Fördermittelgebern und Finanzinstitutionen die Bewertung kommunaler Nachhaltigkeitsleistungen und die gezielte Vergabe von Fördermitteln.
Bis Ende 2025 soll das Portal vollständig einsatzbereit sein und als leistungsfähiges digitales Instrument die nachhaltige Transformation in Kommunen deutschlandweit unterstützen.
- Förderfonds Nachhaltigkeit
Die Lokalisierung der SDGs beinhaltet auch eine enge Zusammenarbeit der Verwaltung mit einer zunehmend für Nachhaltigkeitsthemen sensibilisierten Kieler Stadtgesellschaft. Es gibt eine Vielzahl an Projekten, Initiativen, Schulen und Kitas, die einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung Kiels im Sinne der SDGs leisten möchten und von dem Förderfonds Nachhaltigkeit profitieren. Die Projektförderung beträgt 100.000 Euro pro Jahr und erfährt großes Interesse von Seiten der Zivilgesellschaft. Insbesondere Bildungseinrichtungen nutzen den Förderfonds zur Umsetzung von eigenen Nachhaltigkeitsprojekten. Eine Auflistung der 2024 geförderten Projekte befindet sich im Anhang.
Um den Austausch und die Vernetzung zu fördern sowie offene Fragen zu klären, wurde im September 2024 erstmals ein Netzwerktreffen für alle am Förderfonds interessierten Akteur*innen organisiert. Das Treffen bot die Gelegenheit, sich über die Ziele und Rahmenbedingungen des Förderfonds zu informieren und sich untereinander auszutauschen.
- Empfänge, Gedenkveranstaltungen, Bevölkerungskontakte
Der Sachbereich richtet neben den Aktivitäten in den Bereichen Internationales und Nachhaltigkeit eine Vielzahl an unterschiedlichen Empfängen aus, u.a. werden über das Jahr verschiedene Schüler*innen- und Besucher*innengruppen im Rathaus empfangen. Zudem findet regelmäßig die Sitzung des Kieler Karneval-Komitees zur Saisoneröffnung im Ratssaal statt sowie die Blutspendenaktion des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Neu hinzugekommen ist seit 2024 die Veranstaltung „Interreligiöses Fastenbrechen“, zu der während des Ramadans verschiedene religiöse Gemeinden und Verbände aus Kiel zum gemeinsamen Fastenbrechen eingeladen werden.
Darüber hinaus werden jedes Jahr - in Kooperation mit dem Kieler Friedensforum, der Organisation Mayors for Peace, dem Arbeitskreis Städtesolidarität und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit - Mahn- und Gedenkveranstaltungen organisiert und durchgeführt. Dazu gehören die Gedenkveranstaltung „Lotusblüten für Hiroshima und Nagasaki“ am 6. August, die Mahn- und Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an die Verbrechen der Reichspogromnacht am Mahnmal der ehemaligen Kieler Synagoge am 9. November, sowie die Veranstaltung am Volkstrauertag an der Dokumentations- und Gedenkstätte „Arbeitserziehungslager Nordmark“ zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus.
- Ausblick
Vor dem Hintergrund anhaltender globaler Krisen gewinnt die Städtediplomatie zunehmend an Bedeutung. Gerade in Zeiten wachsender autoritärer Tendenzen und geopolitischer Spannungen sind starke kommunale Partnerschaften essenziell, um den Austausch zwischen Städten zu fördern und gemeinsame Werte wie Demokratie, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit zu stärken.
Einige der Partnerstädte Kiels stehen vor besonderen Herausforderungen. In den USA geraten die Demokratie und der bisher gültige Multilateralismus – also die Zusammenarbeit mit einer Vielzahl an Staaten bei der Lösung globaler Probleme – zunehmend unter Druck. Umso wichtiger ist die Stärkung der transatlantischen Partnerschaft auf subnationaler Ebene. Die Städtepartnerschaft zwischen Kiel und San Francisco und die damit verbundenen wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Verbindungen zwischen den Bürger*innen der beiden Küstenstädte gewinnt an Bedeutung. Nachdem eine Entfristung des Partnerschaftsvertrags im Jahr 2024 nicht umgesetzt werden konnte, rückt diese 2025 erneut in den Fokus. Mit dem Amtsantritt von Bürgermeister Daniel Lurie am 8. Januar 2025 eröffnen sich neue Möglichkeiten: Er hat bereits sein Interesse an der Partnerschaft mit Kiel bekundet.
In der Türkei prägen politische Unruhen die aktuelle Situation, insbesondere nach der Verhaftung des Istanbuler Bürgermeisters. Die Auswirkungen auf die Städtepartnerschaften Kiels mit Hatay und Samsun sind aktuell nicht abzuschätzen. Klar ist aber, dass die Unterstützung der Erdbebenregion Hatay, die weiterhin schwer gezeichnet ist, eine zentrale Aufgabe für Kiel auch im Jahr 2025 sein wird.
Besonders kritisch ist die Lage in der ukrainischen Partnerstadt Cherson, die massiv vom russischen Angriffskrieg betroffen ist. Die Zusammenarbeit mit und Unterstützung von Cherson bleibt daher auch in diesem Jahr ein Schwerpunkt, auch im Rahmen multilateraler Netzwerke wie der Taskforce Ukraine der Union of the Baltic Cities. Kiel setzt sich weiterhin aktiv für humanitäre Hilfe und den engen Austausch mit der Stadtverwaltung von Cherson ein und macht es sich zudem zur Aufgabe, durch Öffentlichkeitsarbeit in Kiel auf die Situation in Cherson aufmerksam zu machen.
Das Engagement Kiels für die SDGs wird 2025 ebenfalls Priorität besitzen. Die Umsetzung der 17 nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen stockt. Es ist ungewiss, ob die Weltgemeinschaft sich nach 2030 auf eine neue Agenda einigen kann. Und das, obwohl die Fakten zur Beschleunigung des Klimawandels, zur Umweltzerstörung und zu den wachsenden sozialen Ungleichheiten klar auf der Hand liegen. Die dringend notwendige ökologische und soziale Transformation verliert an Kraft. Umso wichtiger ist es, hier auf kommunaler Ebene ein Zeichnen dagegen zu setzen. Für 2025 ist geplant, die Workshops mit einer Vielzahl an Kieler Akteur*innen für den dritten Voluntary Local Review umzusetzen, mit dem Ziel, 2026 einen alle SDGs umfassenden Kieler Nachhaltigkeitsbericht zu veröffentlichen.
Darüber hinaus bleibt auch die nationale und internationale Städtenetzwerkarbeit Kiels von zentraler Bedeutung. Im Februar 2025 übernahm Oberbürgermeister Ulf Kämpfer den Vorsitz der STRING Megaregion. Während seiner einjährigen Amtszeit wird er strategische Impulse setzen, um die grüne Transformation voranzutreiben, nachhaltige Infrastrukturprojekte zu fördern und die internationale Sichtbarkeit der Region zu stärken.
Auf nationaler Ebene bleibt das Büro der Stadtpräsidentin u. a. aktives Mitglied beim Arbeitskreis „Internationale kommunale Kooperationen und globale Nachhaltigkeit“ des Deutschen Städtetages (AK IKON), im „Club der Agenda 2030- Kommunen“ und im Netzwerk „Global nachhaltige Kommune Schleswig-Holstein“. Zudem ist Kiel mit Bonn, Leipzig und München eine von vier Städten, die im Beirat zur Weiterentwicklung kommunaler Entwicklungspolitik das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung beraten dürfen.
Als nächstes großes Ereignis stehen die Delegationsbesuche zur Kieler Woche 2025 in Verbindung mit dem Internationalen Städteforum als internationale kommunale Fachkonferenz an, zu der mit Ausnahme der russischen Städte alle Partner- und befreundeten Städte eingeladen wurden. In diesem Jahr wird darüber diskutiert, welchen Beitrag Bildung als Schlüssel zu gesellschaftlicher Teilhabe leistet und welche Rolle Kommunen dabei spielen.
Eine erfolgreiche internationale Zusammenarbeit und ein beständiges Engagement für eine zukunftsfähige, nachhaltige Entwicklung der Stadt bedarf weiterhin vieler aktiver und engagierter Stakeholder der Stadtgesellschaft. Die Landeshauptstadt wird daher weiter eng mit Vereinen, Schulen, Initiativen und Verbänden zusammenarbeiten und deren Projekte trotz schlechter städtischer Haushaltslage finanziell durch die beiden Förderfonds Städtepartnerschaften und Nachhaltigkeit unterstützen.
Bettina Aust
Stadtpräsidentin
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