Antrag:

Die Verwaltung wird gebeten, Vorschläge für einen Meeresvisualisierungspfad vorzulegen. Ziel des Meeresvisualisierungspfades soll es sein, die für das Verständnis des Meeres wichtigen Orte, Schauplätze und Institutionen in unserer Stadt mittels Schautafeln und einer Web-App in einen örtlichen sowie thematischen Zusammenhang zu stellen und die Besuchspunkte logisch miteinander zu verknüpfen.

Begründung:

Die Stadt bereitet derzeit den Bau und die Errichtung eines Meeresvisualisierungszentrums vor. Dabei wird der Bau der größtmöglichen Variante favorisiert, wobei noch keinerlei konkrete Konzeption zu den späteren Inhalten, Exponaten und Themenwelten besteht [1]. Genau hier setzt der Meeresvisualisierungspfad an.

Im Zusammenwirken von Wissenschaft, Kunst und Kultur kann über einen Meeresvisualisierungspfad zunächst eine Übersicht darüber erstellt werden, wo in Kiel bereits Orte bestehen, die zur Vermittlung vom Umweltbildung sowie Meeresschutz- und Wissenschaftsthemen geeignet sind. Diese Orte werden durch ein kohärentes Konzept sowohl thematisch als auch räumlich in einen Zusammenhang gestellt und miteinander verknüpft. Dazu können an den einzelnen Orten zum Beispiel Schautafeln entstehen, auf denen via QR-Code weitere Informationen auf das Smartphone/Tablet gerufen werden können. Das Smartphone kann zugleich als Begleiter dienen und über eine Karte den Weg zu weiteren Besuchspunkten weisen. Denkbar sind auch wegbegleitende Audio- und Videoinhalte. Dies ließe sich mit relativ geringem Aufwand über eine Webseite oder eine ‚Web-App‘ realisieren, die zunächst als Basisversion erstellt und dann schrittweise erweitert werden kann.

Orte, die sich gut als Besuchspunkte für den Meeresvisualisierungspfad eigenen, sind u. a. das zoologische Museum (Walskelett & Dauerausstellung vom Geomar) [2], das Seehundbecken, die Fähre zum neuen Geomar (Sprung über die Förde) und Vorträge im neuen Geomar [3] sowie der Mediendom der FH [4] mit 3D Filmen über die Meere, Ozeane und deren Bewohner*innen.

Kiel würde über den Meeresvisualisierungspfad auch ein Bewusstsein darüber entwickeln, welche Orte in unserer Stadt bereits den Grundgedanken des Meeresvisualisierungszentrums verkörpern. Zugleich würde die Stadt erlebbarer werden, und auch für Gäste der Stadt würde ein weiteres interessantes Angebot geschaffen. All dies wäre möglich, ohne den Neubau eines teuren Gebäudes, dessen Errichtung zudem mit erheblichen klimawirksamen Emissionen (Stichwort „graue Energie“) verbunden wäre. Angemerkt sei hierbei, dass bei modernen Gebäuden rund 70 Prozent der „Lebenszeitemissionen“ während der Bauphase freigesetzt werden.

Einem Meeresvisualisierungszentrum steht der Meeresvisualisierungspfad allerdings keineswegs im Wege. Vielmehr schärft er das Bewusstsein darüber, was wir in Kiel bereits haben und erweitert und konkretisiert damit die Vorstellung davon, was genau in einem Meeresvisualisierungszentrum ausgestellt und gezeigt werden kann. Damit regt der Pfad vielleicht auch dazu an, über eine Um- und Weiternutzung des bestehenden Geomargebäudes nachzudenken. Denn vielleicht ist ja „am größten“ nicht automatisch auch „am besten“. Zumindest dann, wenn der Schutz der Meere, der Artenvielfalt und des Klimas tatsächlich im Mittelpunkt stehen.

Ratsherr Halle

Ratsfraktion Klima Verkehr & Meer

Quellen:

1. Stadt Kiel, Referat für Wirtschaft, Meeresvisualisierungszentrum: Ergebnisse der Explorativen Studie und weiteres Vorgehen (Vertiefende Machbarkeitsstudie und Umsetzungsstudie), Drs. 0521/2022, 07.06.2022: https://ratsinfo.kiel.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=26431
2. GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel: https://www.geomar.de/entdecken/ausstellungen
3. GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, Vorträge: https://www.geomar.de/wissenschaffen
4. Programm Ocean Dome: https://www.kiel-sailing-city.de/veranstaltungen/innenstadt-events/events-im-rueckblick/oceandome/programm-oceandome.html