Infosystem Kommunalpolitik
Geschäftliche Mitteilung - 1036/2023
Grunddaten
- Betreff:
-
Endbericht integriertes energetisches Quartierskonzept „Hof Pries“
- Status:
- öffentlich (Drucksache abgeschlossen)
- Drucksachenart:
- Geschäftliche Mitteilung
- Federführend:
- Umweltschutzamt
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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Erledigt
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Ausschuss für Umwelt, Klimaschutz und Mobilität
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Kenntnisnahme
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Nov 7, 2023
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Sachverhalt/Begründung
Anlass:
Die Entwicklung und Umsetzung von Energiekonzepten in Stadtquartieren ist ein wichtiges Instrument, um die energetische Sanierung des Kieler Gebäudebestandes in Kooperation mit der Wohnungswirtschaft und den Eigentümer*innen im Sinne des Masterplan 100 % Klimaschutz sowie in Übereinstimmung mit den Zielen der Bundesregierung umzusetzen (vgl. Drs. 0049/2023). Im Mittelpunkt steht das Ziel, einen klimaneutralen Gebäudebestand bis spätestens 2045 zu erreichen. Die Kieler Energiequartiere sind demnach ein wichtiger Baustein zur Umsetzung der Klimaschutzstrategie vor Ort.
Das Quartierskonzept für Hof Pries wurde auf Initiative der Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) Hof Pries gestartet. Bei dem Quartier handelt es sich um ein generationenübergreifendes Wohnprojekt in der Rechtsform einer WEG. Das Quartier umfasst die Siedlung Hof Pries 1-33. Darin inbegriffen sind mehrere Gebäude, die überwiegend zum Wohnen genutzt werden. Zwei Flächen werden gewerblich genutzt, eine davon von dem Naturkostladen Brennnessel. Insgesamt wohnen 57 Menschen in der Siedlung. Ziel des integrierten energetischen Quartierskonzeptes ist es, Optionen technischer und wirtschaftlicher Energieeinsparpotenziale sowie konkrete Maßnahmen, die dazu führen, kurz-, mittel- und langfristig CO2-Emissionen zu reduzieren, aufzuzeigen. Ein wesentliches Ziel liegt dabei auf der Dekarbonisierung der Energieversorgung auf Hof Pries. Auf diese Weise soll sich dem Ziel der Klimaneutralität angenähert und der Autarkiegrad der WEG gesteigert werden.
Die Erstellung des integrierten Quartierskonzepts für das Quartier Hof Pries begann im Juli 2022. Die Projektkosten beliefen sich auf insgesamt 28.560 €, wovon 21.420 € aus Fördermitteln der KfW, sowie 4.284 € aus Fördermitteln der IB.SH bezuschusst wurden. Die übrigen 2.856 € wurden jeweils anteilig von der WEG und der Landeshauptstadt Kiel übernommen. Die Mittel wurden an die WEG Hof Pries weitergeleitet, die folglich als Auftraggeberin fungierte und für die Konzepterstellung die Treurat und Partner Unternehmensberatungsgesellschaft mbH beauftragte. Im Juli 2023 wurde das Konzept fertiggestellt.
Nach Abschluss des Projekts ist ein Nachweis über die Erstellung des integrierten Quartierskonzepts zu führen. Hierzu zählt im Falle einer Weiterleitung der Fördermittel durch die Kommune an Dritte auch die Kenntnisnahme des Konzepts durch den zuständigen politischen Ausschuss.
Zusammenfassung:
Das Quartier Hof Pries liegt im Norden der Landeshauptstadt Kiel. Zum Quartier gehören ca. 17.000 m2 Wiesen, die als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen sind. Hinzu kommen weitere 6.500 m2 Siedlungsfläche. Insgesamt gibt es 31 Wohneinheiten mit 57 Bewohnenden im Quartier, verteilt auf sechs Mehrfamilienhäuser. Vier Gebäude des Quartiers wurden im Jahr 2003 als KfW Effizienzhaus 60 neu erbaut. Dabei handelt es sich um zwei Doppelhäuser und zwei Reihenhäuser. Zwei der Gebäude waren ursprünglich Stallgebäude und wurden gemäß den Vorschriften der Energieeinsparverordnung von 2002 zu Wohngebäuden mit acht und neun Wohneinheiten umgebaut. Der Jahresendenergiebedarf für Wärme beträgt rund 455 MWh. Der jährliche Bedarf an Strom beläuft sich auf rund 106 MWh. Der Verbrauch von Strom und Wärme führt im Untersuchungsgebiet zu einem jährlichen CO2- Ausstoß von ca. 110 t.
Aufgrund des Baualters und der energieeffizienten Bauweise der Gebäude wird das Potenzial einer energetischen Sanierung der Gebäudehülle als gering eingeschätzt. Die Gebäudeteile befinden sich in einem guten Zustand und eine kurzfristige Erneuerung der Gebäudeteile ist wirtschaftlich nicht sinnvoll. Ein enormes Einspar- und Effizienzpotenzial besteht jedoch im Bereich der Energieversorgung. Durch eine Ertüchtigung des Bestandsnetzes können bereits 100 MWh Endenergie im Jahr gespart werden. Durch den Ersatz der fossil betriebenen Erzeugungseinheiten durch Anlagen, die mit erneuerbaren Energien laufen und weitere Maßnahmen wie einen hydraulischen Abgleich, können der Endenergiebedarf im Bereich Strom und Wärme sowie die Treibhausgasemissionen weiter reduziert werden.
Zunächst wurden mehrere potenzielle Erzeugungsvarianten betrachtet (s. Endbericht S. 36 ff.). Die Bewohnenden des Quartiers entschieden sich auf einer internen Versammlung für eine nähere Betrachtung der Varianten, bei denen der Einsatz einer Luft-Wasser-Wärmepumpe oder einer Sole-Wasser-Wärmepumpe zur Wärmeerzeugung im quartierseigenen Nahwärmenetz vorgesehen ist. Die Planungen und Kalkulationen im weiteren Verlauf des Quartierskonzeptes basieren somit auf dieser Entschlussfassung der WEG. Im Quartier besteht darüber hinaus das Potenzial, die Dächer der WEG mit Photovoltaik-Modulen mit einer Leistung von 68,8 kWp zu belegen. Auf diese Weise kann Solarstrom selbst produziert und damit ein Teil des Strombedarfs der WEG gedeckt werden.
Das Konzept enthält insgesamt zwölf Maßnahmen, die einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz im Quartier leisten und zum Teil transferfähig und damit auf andere Quartiere übertragbar sind. Durch die Umsetzung dieser Maßnahmen können die CO2-Emissionen im Bereich der Energieversorgung auf 1 t CO2-Äquivalente pro Jahr reduziert werden. Die Versorgung mit Strom und Wärme im Quartier Hof Pries kann somit zukünftig nahezu klimaneutral erfolgen. Weitere Einsparungen sind im Bereich Mobilität und Verkehr möglich. Alle zwölf Maßnahmen sind im Endbericht ab Seite 60 detailliert aufgeführt.
Doris Grondke
Stadträtin für Stadtentwicklung, Bauen und Umwelt
Anlagen
Nr. | Name | Original | Status | Größe | |
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1
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(wie Dokument)
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2,5 MB
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