Infosystem Kommunalpolitik
Geschäftliche Mitteilung - 0892/2024
Grunddaten
- Betreff:
-
Umsetzung von Maßnahmen des 5. Regionalen Nahverkehrsplan (RNVP) im Jahr 2022
- Status:
- öffentlich (Drucksache abgeschlossen)
- Drucksache freigegeben:
- 22.08.2024
- Drucksachenart:
- Geschäftliche Mitteilung
- Federführend:
- Eigenbetrieb Beteiligungen der Landeshauptstadt Kiel
- Vorlagenchecks:
- Drucksache hat keine Auswirkungen auf den Haushalt und den Stellenplan
Beratungsfolge
| Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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●
Erledigt
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Ausschuss für Wirtschaft und Digitalisierung
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Kenntnisnahme
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Sep 25, 2024
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Sachverhalt/Begründung
Sachverhalt
Am 19.04.2018 hatte die Ratsversammlung den 5. RNVP für die Landeshauptstadt Kiel und damit ein planerisches Maßnahmenpaket für den ÖPNV in Kiel für die Jahre 2018 bis 2022 beschlossen. In diesem Zuge wurde verabredet, jährlich eine Bilanz über die umgesetzten Maßnahmen vorzulegen. Mit dieser Aufstellung für das Jahr 2022 wird die Bilanz des 5. RNVP nun in aktualisierter Form vorgelegt und kann gleichsam abgeschlossen werden, da im Jahr 2022 der 6. RNVP aufgestellt und beschlossen wurde, der nun gilt.
Mit dem im 5. RNVP planerisch vorbereiteten Inkrafttreten des neuen öffentlichen Dienstleistungsauftrags (öDA) zwischen EBK und KVG Kieler Verkehrsgesellschaft mbH (KVG) am 01.01.2021 wurden die noch ausstehenden Fahrplanmaßnahmen aus der EU-weiten Vorabbekanntmachung (Drs. 0134/2019) zum neuen öDA und damit die wesentlichen Teile der planerischen Maßnahmen des 5. RNVP bereits zum Beginn des Jahres 2021 umgesetzt. Diese deutliche Attraktivierung des Kieler ÖPNV führte - wie auch schon in den vorhergehenden Fahrplanwechseln - noch einmal zu einer deutlichen Ausweitung der Verkehrsbedienung.
Vor dem Hintergrund der immer noch stark pandemiegeprägten Einnahmenausfälle und der wieder steigenden Nachfrage verfestigte sich im Jahr 2022 dann jedoch eine durch Erkrankungen und Quarantäne stark angespannten Personalsituation bei der KVG. Zusammen mit der baustellenbedingt andauernd schwierigen Verkehrssituation musste in der Konsequenz der Verkehr nach der Kieler Woche 2022 in Abstimmung mit dem ÖPNV-Aufgabenträger reduziert werden, da die KVG nur so eine gesicherte Bedienung des gesamten Fahrplans sicherstellen konnte. Damit war und ist auch bis auf weiteres keine weitere Umsetzung größerer Fahrplanmaßnahmen und damit auch der restlichen planerischen Maßnahmen aus dem 5. RNVP möglich, da die Personaldecke beim Fahrpersonal keine Leistungsausweitungen zulässt.
Doch auch im Jahre 2022 konnten Maßnahmen aus nahezu allen anderen Teilbereichen des Plans umgesetzt werden. Im Folgenden werden diese nach der Systematik der Maßnahmentabelle (Tabelle 12 im Anhang 18 zum 5. RNVP) aufgelistet:
Fahrplan:
Trotz der angespannten Personalsituation konnten mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2022 kleinere Verbesserungen umgesetzt werden, die zu einem verbesserten Übergang zwischen Nacht- und Tagverkehr und zu einer besseren Vertaktung geführt haben.
Damit stehen aus dem Bereich Fahrplan nur die Maßnahme 1.2.5 (30-Minuten-Takt auf der Linie 9) und die Maßnahmen, die im Zusammenhang mit der bis dahin noch nicht fertig gestellten (Lade-) Infrastruktur in Schilksee und am StrandOrt stehen, aus. Sobald die Voraussetzungen erfüllt sind (Fahrpersonal und Infrastruktur) sollen diese umgesetzt werden.
Infrastruktur:
Im Jahr 2022 konnten 23 Haltepunkte an 15 Bushaltestellen barrierefrei neu- bzw. umgebaut werden (Maßnahmen 2.1.1 und 2.1.2; Barrierefreiheit im ÖPNV). Im Einzelnen waren dieses:
- Am Reben (1 Stk.)
- Bahnübergang (Projensdorfer Gehölz) (2 Stk.)
- Düvelsbeker Weg (2 Stk.)
- Erlenkampsee (2 Stk.)
- Falckensteiner Strand (1 Stk.)
- Hanssenstraße (1 Stk.)
- Hubertus (2 Stk.)
- Herthastraße (1 Stk.)
- Kreuzung Pries (1 Stk.)
- Stormarnstraße (2 Stk.)
- Sylter Bogen (1 Stk.)
- Tannenberg (1 Stk.)
- Tröndelweg (1 Stk.)
- Wohldkoppel (1 Stk.)
- ZOB (4 Stk.)
Damit sind (Ende 2022) 415 der 780 Haltepunkte barrierefrei ausgebaut nach den Kriterien des 5. RNVP.
Zur besseren Verknüpfung der verschiedenen Verkehrsarten im Umweltverbund wurden weitere Mobilitätsstationen (Maßnahme 2.3.3) an der Reventloubrücke sowie am Anleger Dietrichsdorf gebaut.
Im Zuge der Maßnahme 2.4.1 (Betriebshofkonzept) konnte die neue Hauptwerkstatt auf dem Betriebshof Werftstraße fertig gestellt werden. Bauherrin war der EBK, der auch Eigentümer der beiden Busbetriebshöfe ist. Die offizielle Schlüsselübergabe an die KVG erfolgte am 27.10.2022 und das trotz der durch die Pandemie schwierigen Lage der Baubranche. Diese Maßnahme unterstützt außerdem die Einführung des vollelektrischen Antriebs (Maßnahme 3.1; s.u.) mit der Ausrichtung der neuen Werkstatt auf Elektrobusse.
Für die fortlaufende Einführung des vollelektrischen Antriebs wurde außerdem die Ausrüstung der Busendhaltestelle Schwentinestraße mit 2 Ladepunkten im Dezember 2022 abgeschlossen. Weitere drei Endhaltestellen (Botanischer Garten, Schilksee Olympiazentrum und Roskilder Weg) werden in 2023 und 2024 folgen. Hierbei bedarf es einer umfangreichen Abstimmung zwischen der KVG, den Lieferanten, verschiedenen städtischen Ämtern bzw. Grundstückseigentümern (CAU am Botanischen Garten) und den Stadtwerken.
Zusätzlich wurden auf dem KVG-Betriebshof Werftstraße 20 Depotladepunkte für Normalwagen in Betrieb genommen. Auf den Betriebshöfen Werftstraße und Diedrichstraße wurde die Ladeinfrastruktur um insgesamt 9 Hyper-Charger mit jeweils 2 bis 4 Ladepunkten zur Ladung von Kleinbussen und Betriebsfahrzeugen ausgebaut.
Für diese Maßnahmen wurden Fördermittel des Landes Schleswig-Holstein (Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig-Holstein GmbH) sowie des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (neu: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz) in Anspruch genommen.
Die Einrichtung eines Anlegers in Holtenau (Maßnahme 2.1.6) ist nun als Ziel in das Projekt Holtenau Ost eingebracht worden. Alle weiteren nicht umgesetzten Maßnahmen aus dem Bereich wurden in den 6. RNVP übertragen.
Fahrzeuge:
In der Umsetzung der Maßnahme 3.1 (Umstellung der Busse auf umweltschonende Antriebstechniken) verfügt die KVG zum Ende des Jahres 2022 über die geplanten 67 vollelektrischen Busse. Neben 47 Gelenkwagen sind jetzt auch 20 Normalwagen im Einsatz. Hierfür konnten Fördermittel des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (bzw. neu: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz) in Anspruch genommen werden. Damit sind 67 Fahrzeuge (31 %) vollelektrisch und 33 Fahrzeuge (15 %) teilelektrisch unterwegs. Insgesamt 76 % der Fahrzeuge sind somit voll oder in Teilen elektrisch angetrieben bzw. erfüllen die aktuelle Euro 6-Norm. Im Zusammenspiel mit den Ladepunkten waren hiermit die Voraussetzungen geschaffen, die Linien 6, 11, 22, 31, 32, 34, 42, 43, 52, 60 S, 61 und 81 vollelektrisch betreiben zu können. Hiermit wurde die Umstellung auf lokal emissionsfreie Antriebe im ÖPNV weiter verstetigt und die KVG konnte im Herbst des Jahres 2022 den E-BUS-AWARD 2022 entgegennehmen. Eine großartige Leistung für den Klimaschutz.
Auch der Umbau der SFK-Flotte auf einen klimafreundlichen Antrieb kommt ein gutes Stück voran: In 2022 konnte die SFK erstmalig in einem Jahr drei neue Schiffe taufen lassen. Im Frühjahr und im Sommer waren es zwei neue Plug-In-Hybridfähren, MS FRIEDRICHSORT und MS WIK, deren Mehrkosten für die elektrischen Antriebskomponenten teilweise durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) gefördert wurden. Im Spätsommer erfolgte die Taufe für die vollelektrische Fähre MS WELLINGDORF. Dieses Schiff wurde im Rahmen des Sofortprogramms Saubere Luft ebenfalls in Teilen durch das BMDV gefördert
Die weiteren Maßnahmen zur Ausdifferenzierung des Fahrzeugparks wurden in den 6. RNVP übertragen.
Service:
Im Bereich Service konnte mit dem in 2022 gestellten Förderantrag zum Projekt KISS KIEL der Ausbau der barrierefreien Fahrgastinformationssysteme (Maßnahme 4.1.1) auf den Weg gebracht werden. Außerdem wurden für die Maßnahme 4.1.2 (DFI-Anzeigen an den Anlegebrücken) die technischen Lasthefte erstellt. Die noch nicht umgesetzten Maßnahmen wurden in den 6. RNVP übertragen.
Tarif:
Aufgrund der Sondersituation mit dem deutlich rabattierten 9-Euro-Ticket in den Sommermonaten des Jahres 2022 wurde die Diskussion um vergünstigte Fahrscheine weiter und in neue Richtungen belebt. Die bereits beschlossenen Rabattierungen von Fahrscheinen im Bartarif und Schüler*innen-Zeitkarten sowie die kostenlose Fahrradmitnahme auf der Fährlinie F2 und der Fahrpreis dort von 1 Euro für Erwachsene bzw. 0,50 Euro für Kinder wurden fortgeführt. Die im Tarifbereich nicht umgesetzte Maßnahmen wurden in den 6. RNVP übertragen. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass die bundeweit eingeführten Sondertickets eine logistische Herausforderung für die Verkehrsunternehmen waren und sind. Die KVG in enger Zusammenarbeit mit der ÖPNV-Aufgabenträgerin stellen sich fortlaufend diesen Aufgaben, wenn gleich die Kurzfristigkeit in der Einführung, eine große Dynamik in der Gesetzgebung und Unklarheiten im Planungszeitraum für die Fortführung zu einer hohen Beanspruchung der Bearbeitungskapazitäten auf allen Seiten führen.
Marketing/Öffentlichkeitsarbeit:
Im Jahr 2022 mussten nicht zuletzt die vorgenommen personalbedingten Einschnitte im Fahrplanangebot durch Eigenbetrieb Beteiligungen und KVG medial aufbereitet und erklärt werden (Maßnahme 6.1). Die nicht umgesetzten Maßnahmen zu Öffentlichkeitsarbeit den SH-Tarif und die Kundengewinnung und -bindung betreffend wurden in den 6. RNVP übertragen.
Strukturen:
Die noch nicht vollständig umgesetzte Maßnahme der stärkeren Einbindung der Kiel.Region in die Zusammenarbeit der drei benachbarten Aufgabenträger Kiel, Kreis Plön und Kreis Rendsburg-Eckernförde soll durch eine Übertragung des Ziels in den 6. RNVP weiterverfolgt werden.
Gesamtbilanz zum 5. RNVP:
Im letzten Jahr des 5. RNVP konnten trotz der angespannten Personalsituation bei der KVG noch eine Vielzahl an Maßnahmen umgesetzt werden. Vor allem haben aber die Fahrplanausweitungen in den Vorjahren zu einer deutlichen Attraktivierung des ÖPNV geführt, die nun nachhaltig fortwirkt. Die konsequente fortlaufende Umstellung des Fuhrparks der KVG und der Flotte der SFK führte und führt weiter zu deutlichen Einsparungen schädlicher Treibhausgase und Feinstäube und damit auch zu einer deutlich positiveren Wahrnehmung des ÖPNV. Durch den weiteren Umbau von Haltestellen, den Einstieg in verbesserte barrierefreie Fahrgastinformationen und die städtische Rabattierung von Fahrpreisen verbessert sich außerdem laufend die Teilhabe am ÖPNV. Insgesamt fällt damit die Gesamtbilanz zum 5. RNVP deutlich positiv aus. Planerisch erfolgte im Jahr 2022 die Aufstellung des 6. RNVP mit einer Laufzeit ab 2023, der die Ziele des 5. RNVP aufnimmt. Geplant wird eine Weiterentwicklung des Busverkehrs in Richtung auf die Ergebnisse der Trassenstudie zum höherwertigen ÖPNV-System und damit eine nochmalige Attraktivierung des ÖPNV auch durch weitere Leistungsausweitungen.
Dr. Ulf Kämpfer
Oberbürgermeister
