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ALLRIS - Drucksache

Antrag der Verwaltung - 0974/2024

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Beratungsfolge

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Antrag

 a) Zugestimmt wird der Antragstellung im Rahmen des Landeskonzeptes„Modellvorhaben: Kommunale Präventionsketten in Schleswig-Holstein „Aufwachsen gemeinsam verantworten“. Das Landeskonzept ist in der Anlage beigefügt.

b) Beim Amt für Gesundheit wird eine dezernats- und ämterübergreifende Planungsgruppe „Kommunale Präventionsketten“, bestehend aus Mitarbeiter*innen des Amtes für Gesundheit (AL & 50 GBE), der Jugendhilfeplanung (54.HzE-P), der Sozialplanung (D IV R) und dem Bildungsmanagement (DV R – BM), gebildet. Der Ausschuss für Soziales, Wohnen und Gesundheit wird regelmäßig über den Stand der Umsetzung von Maßnahmen zum Auf- und Ausbau kommunaler Präventionsketten informieren.

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Sachverhalt/Begründung

Die Landeshauptstadt Kiel bekennt sich zur Agenda 2030 und ihren 17 nachhaltigen Entwicklungszielen (Sustainable Development Goals, SDG). Das erste Ziel ist, Armut in all ihren Formen und überall zu beenden. Bis zum Jahr 2030 soll der Anteil der Menschen, die nach der nationalen Definition in Armut leben, um die Hälfte gesenkt werden.

 Die Landeshauptstadt Kiel hatte im Jahr 2022 mit 24,4% die höchste Kinderarmutsquote in Schleswig-Holstein. Kinder und Jugendliche, die in Armut aufwachsen, erfahren in vielen Lebensbereichen Benachteiligung. Armut und soziale Benachteiligung beeinflussen nicht nur die Bildungschancen und Berufsaussichten junger Menschen, sondern wirken sich in vielfacher Weise auch negativ auf die gesundheitliche Entwicklung aus. Insbesondere Kinder von Eltern, die Leistungen der Grundsicherung beziehen, alleinerziehend sind, geringere formale Bildungsabschlüsse und/oder einen Migrationshintergrund haben, sind stärker armutsgefährdet.

 Im Rahmen des Landeskonzeptes „Modellvorhaben: Kommunale Präventionsketten in Schleswig-Holstein. Gesundes Aufwachsen gemeinsam verantworten“ soll in einem integrierten Struktur- und Handlungskonzept interdisziplinärer Vernetzung und Kooperation ein gelingendes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen unterstützt werden. Dabei werden die vielfältigen Angebote und Leistungen aus den Bereichen Jugend, Soziales, Gesundheit und Bildung im Sinne des Leitbildes „Interdisziplinäre Armutsprävention“ zusammengeführt und auf ihre Wirkung hin überprüft werden. Fundierte fachliche Beratung erhalten die Modellstandorte durch eine für diesen Zweck geschaffene Stelle im Ministerium für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung des Landes Schleswig-Holstein. Ziel des partizipativen Ansatzes ist, Lücken im Unterstützungssystem für Kinder, Jugendliche und Familien zu identifizieren und entsprechende, aufeinander abgestimmte Instrumente und Maßnahmen zu planen und weiterzuentwickeln ohne Doppelstrukturen zu schaffen. Dabei wird jede Lebensphase – von der Geburt bis zum Übergang in den Beruf – berücksichtigt. Das ressortübergreifende Vorgehen von Jugendhilfe, Soziales, Gesundheit und Bildung ist hierbei bundesweit einmalig.

 Voraussetzung für die Antragstellung ist eine kommunalpolitische Willenserklärung sowie die bereits von der Landeshauptstadt Kiel eingereichte Interessensbekundung Landesmodellvorhaben „Kommunale Präventionsketten. Gesundes Aufwachsen gemeinsam verantworten“(siehe Anlage 3).

Das Land Schleswig-Holstein fördert das Modellvorhaben jeweils in einem Landkreis und in einer kreisfreien Stadt mit einer Laufzeit von insgesamt 3 Jahren. Im ersten Projektjahr kann ab dem 01. Dezember 2024 ein Budget von bis zu 100.000 € je Modellstandort eingesetzt werden und auch in den beiden Folgejahren 2026 und 2027 steht ein Budget von bis zu 100.000 € je Modellstandort zur Verfügung. Der Antrag ist für den vollständigen Modellzeitraum einzureichen.

Für die Jahre 2026 und 2027 ist jeweils ein Eigenanteil von 25% einzubringen. Der Eigenanteil in Höhe von 25.000 € pro Projektjahr kann über die Mittel der Frühen Hilfen gedeckt werden.

 Es zeigt sich, dass u.a. auf dem Kieler Ostufer in den Ortsteilen Neumühlen-Dietrichsdorf/ Oppendorf und Ellerbek/ Wellingdorf viele von Armut betroffene Menschen leben. Hier gibt es einen hohen Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund und Alleinerziehenden. Hinzu kommt, dass der Kinderarmutsindikator in diesen Ortsteilen seit der routinemäßigen Erhebung 2016 kontinuierlich oberhalb des Kieler Durchschnitts liegt. Etwa ein Drittel der Kinder und Jugendlichen waren zum Ende des Jahres 2022 in Neumühlen-Dietrichsdorf/ Oppendorf (32,3%)und Ellerbek/ Wellingdorf (29,3%) von Armut betroffen.

Die soziale Lage spiegelt sich in der gesundheitlichen Situation der dort lebenden Kinder wieder. Beispielhaft wird dies an den Indikatoren Übergewicht und Zahngesundheit dargestellt.

Die Ortsteile Neumühlen-Dietrichsdorf/ Oppendorf (21,9%) und Ellerbek/ Wellingdorf (18,0%) weisen im Vergleich zu gesamt Kiel (13,0%) einen überdurchschnittlich hohen Anteil an übergewichtigen Kindern auf.4 Im Schuljahr 2022/23 konnte in beiden Ortsteilen bei fast jedem 5. Kind Übergewicht festgestellt werden.

 Im Hinblick auf den Anteil an Kindern mit naturgesunden Zähnen schneiden Neumühlen-Dietrichsdorf/ Oppendorf (48%) und Ellerbek/ Wellingdorf (46%) im Schuljahr 2022/23 im Vergleich zum Kieler Durchschnitt (57%) deutlich schlechter ab. In beiden Ortsteilen haben somit weniger als die Hälfte der untersuchten Erstklässler*innen naturgesunde Zähne.

Eine zentrale Herausforderung ist, dass sozial benachteiligte Menschen in Risikolagen für Maßnahmen der Prävention und Gesundheitsförderung eine schwer zu erreichende Ziel- und Dialoggruppe mit besonderen Bedürfnissen und gleichzeitig geringen Ressourcen zur Bewältigung dieser Herausforderungen darstellen. Hier zeigt sich das Präventionsdilemma. Eine weitere Herausforderung ist die Heterogenität dieser Ziel- und Dialoggruppe und den damit einhergehenden Anforderungen an die Konzipierung von spezifisch zugeschnittenen Maßnahmen und Angeboten. Menschen mit Migrationshintergrund oder Fluchterfahrung sind z.B. aufgrund von Sprachbarrieren schwerer zu erreichen. Eine hohe psychische Belastung sowie geringe finanzielle und soziale Ressourcen erschweren das Erreichen der von Armut bedrohten und betroffenen Menschen ebenfalls.

 Die aufgezeigten Daten und Indikatoren verdeutlichen trotz der bereits bestehenden vielzähligen Angebote und Maßnahmen in der Landeshauptstadt Kiel die Notwendigkeit einer verstärkten Zusammenarbeit aller relevanten Akteur*innen sowie einer gezielten Investition in Gesundheitsförderung und Prävention, Bildung, und soziale Teilhabe. Um die (gesundheitliche) Chancengerechtigkeit zu fördern und die negativen Auswirkungen auf die Entwicklung der Kinder abzumildern, ist es notwendig die bestehenden Angebote auf ihre Armutssensibilisierung zu überprüfen und anzupassen. Bei der Entwicklung neuer Programme müssen die vielfältigen Herausforderungen, mit denen Kinder und Jugendliche, die in Armut aufwachsen, konfrontiert sind, stärker berücksichtigt werden.

 Kinder und Jugendliche haben ein Recht darauf, ohne Armut aufzuwachsen – in jeder Stadt. Daran muss in gemeinsamer Verantwortung und mit tragfähigen Allianzen mit Bund und Land auch in Kiel weitergearbeitet werden. Die Förderung durch das Modellvorhaben „Kommunale Präventionsketten. "Gesundes Aufwachsen gemeinsam verantworten“ trägt dazu bei.

 

 

Gerwin Stöcken

Stadtrat

 


 

 

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Finanzcheck

 Die Drucksache hat Auswirkungen auf den Haushalt und Stellenplan.

 

lfd. HH-Jahr

1. Folgejahr

2. Folgejahr

3. Folgejahr

langfr. p.a.

Erträge

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          100.000  

           100.000   

          100.000  

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Aufwendungen

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             25.000   

             25.000   

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Saldo

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          100.000   

            75.000   

             75.000   

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investive Einzahlungen

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investive Auszahlungen

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investives Saldo

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Beschlüsse

Erweitern

Sep 26, 2024 - Ausschuss für Soziales, Wohnen und Gesundheit - ungeändert beschlossen