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ALLRIS - Drucksache

Geschäftliche Mitteilung - 0730/2012

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Beratungsfolge

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Antrag

 

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Sachverhalt/Begründung

 

Die Seehafen Kiel GmbH & Co. KG (SK) hat gegenüber dem Wirtschaftsausschuss der Landeshauptstadt Kiel am 14.9.2011 und zuletzt am 23.2.2012 über technische Möglichkeiten und Voraussetzungen für die Bereitstellung einer landseitigen Stromversorgung an den Fährterminals berichtet. Grundsätzlich gilt sowohl für die Fährschiffe der Color- und Stena-Line als auch die Kreuz­schifffahrt, dass der Energiebedarf dieser Schiffe als auch Bordspannung und frequenz erhebliche zutzliche landseitige Investitionen erfordern. Dies umfasst eine entsprechend leistungsfähige Kabeltrasse vom nächsten stadtseitigen Anschlusspunkt bis zur Terminalanlage, Umspannstation bzw.  Schaltstation auf der Terminalanlage und spezielle Übergabe­ein­richtungen an das Schiff.

 

Auf Basis zwischenzeitlich konkretisierter Kostenermittlungen ergibt sich hieraus für die betroffenen Terminals bzw. die zu errichtenden Anlagen nachstehender Investitionsbedarf:

-          Norwegenkai : ca. 1    Mio. €

-          Schwedenkai : ca. 1,6 Mio. €

-          Ostseekai (Kreuzschifffahrt): ca. 4    Mio. €.

 

Zur Gegenfinanzierung dieser Maßnahmen müssten mit den betroffenen Reedereien dahingehend Vereinbarungen getroffen werden, dass die Kosten für Finanzierung, Abschreibung, Betriebsführung etc. an diese weiterberechnet werden bzw. von diesen getragen werden.

 

Der derzeitige Sachstand stellt sich wie folgt dar:

 

Norwegenkai / Color Line:

 

Die SK haben in Kooperation mit den Stadtwerken Kiel in 2011 die erforderliche Grundlagen - Strompreis, konkrete Anlagenkonfiguration, Betriebskosten etc. ermittelt und auf dieser Basis der Reederei im Dezember 2011 einen indikativen Vorschlag zur Realisierung eines Landstrom­projektes vorgelegt und in einem Gespräch im Januar 2012 erörtert. In einem weiteren Gespräch wurde im Juli 2012 dieses Indikativangebot weiter konkretisiert. Parallel hat die Reederei die schiffseitigen und landseitigen Vorkehrungen für eine Landstromversorgung im Osloer Hafen abgeschlossen und die dortige Anlage Mitte 2012 in Betrieb genommen.

 

Grundsätzlich ist anzumerken, dass in Norwegen der dort aus Wasserkraft gewonnene Strom für die Reederei zu Konditionen verfügbar ist, die gegenüber den Alternativkosten der Bordstromerzeugung (Schiffsdiesel) wirtschaftlich vorteilhaft sind und die reedereiseitigen Investitionen rentierlich macht. Aufgrund der in Deutschland höheren Stromkosten und der z.B. als Aufschlag auf den KWh-Preis oder ggf. gesonderte Jahrespauschale o.ä. - zutzlich zu tragenden Investitions- und Folgekosten ist die Wirtschaftlichkeit aus Sicht der Reederei hier trotz der in 2011 beschlossenen Stromsteuerreduzierung nicht gegeben oder zumindest noch fraglich.

 

Vor diesem Hintergrund prüft bzw. aktualisiert die Reederei derzeit die Parameter der bordseitigen Stromerzeugung (Bunkerkosten, Wechselkurs) gegenüber den landseitigen Stromkosten und deren mögliche / zu erwartende künftige Entwicklung. Die Gespräche sollen in Kürze fortgeführt werden, um sofern sich die Reederei entsprechend positiv entscheidet - ggf. eine konkrete Umsetzung in 2013 anzustreben.

 

Schwedenkai / Stena Line

 

Die Reederei bezieht im Hafen Göteborg bereits seit 2011 Landstrom und hat grundsätzliches Interesse auch für Kiel geäert. Auf Basis der aus dem Norwegenkai-Projekt gewonnenen Erkenntnisse und Umsetzungsmöglichkeiten und nach Abstimmung weiterer technischer Details  soll als nächster Schritt ein entsprechendes Modell auch für den Schwedenkai konzeptionell vorbereitet werden. Vertiefende Gespräche sollen in Kürze aufgenommen werden.

 

Ostseekai / Kreuzschifffahrt

 

Gegenüber der Situation an den Fährterminals stellt sich die Kostensituation für eine Landstromversorgung von Kreuzfahrtschiffen am Ostseekai deutlich ungünstiger dar. Dies beruht auf dem aufgrund der höheren Anschlussleistungen der Schiffe deutlich höheren Investitions­aufwand. Überdies sind die Kiel anlaufenden Kreuzfahrtschiffe bordseitig noch nicht für Landstromabnahme hergerichtet bzw. müssten hierzu kostenintensiv ausgerüstet werden. Dieses rechnet sich aus technischen bzw. altersbedingten Gründen nicht bei allen Schiffen, so dass nur einige Reedereien für eine Landstromabnahme in Frage kommen. Den landseitigen Investitionskosten steht, selbst wenn sich mehrere Reedereien für eine Landstromversorgung entscheiden würden, nur eine vergleichsweise geringere Anlaufdichte gegenüber.

 

Beispielkalkulationen der SK, für die die Anläufe mehrerer in Frage kommenden Reedereien über einen Amortisationszeitraum von 10 Jahren zugrunde gelegt wurden, ergeben einen möglichen Strompreis (incl. der Refinanzierungsaufschläge für die landseitigen Investitionen) von rd. 0,30 € je KWh und liegen damit fast doppelt so hoch wie die Referenzkosten der Bordstromerzeugung. Vor diesem Hintergrund hat sich bislang nur eine Reederei aus ökologischen Imagegründen für eine solche Lösung ausgesprochen. Mit dem Anlaufaufkommen einer Reederei ist diesesr SK aber nicht wirtschaftlich darstellbar. Mit einer weiteren Reederei wird noch verhandelt, eine dritte verfolgt dieses nicht weiter. Mit den genannten 0,30 € hat SK im Vergleich zu anderen Hafenstandorten bereits ein sehr gutes Angebot abgegeben.

 

Wenn eine genügende Anlaufdichte mit entsprechenden langjährig abzusichernden Kontrakten erreicht werden kann, würden Lieferzeiten, Bau und Installation ca. ein Jahr bis zu Inbetrieb­nahme erfordern. Aus Sicht der SK, die die Konzepte zur Landstromversorgung in den Gesprächen mit den Reedereien ständig thematisiert, könnte ein solches Projekt für den Ostseekai wenn sich eine entsprechende Nachfrage bis zum Frühjahr 2013 konkretisieren sollte ggf. bis zur Saison 2014 realisiert werden, ansonsten frühestens bis zur Saison 2015. Aus Sicht der SK müsste aber spätestens im Laufe des Jahres 2013 eine hinreichende Akzeptanz seitens der Kreuzfahrtreeder erreicht werden. Ansonsten wäre - insbesondere aufgrund der zunehmenden konzeptionellen Verfolgung von Alternativtechnologien für einen emissions­armen Schiffsbetrieb (z.B. Flüssiggas /LNG) davon auszugehen, dass ein Landstromprojekt nicht mehr die für einen wirtschaftlichen Betrieb erforderliche langfristige Abnahmesicherheit erreichen kann.

 

Alternativkonzepte in Form einer schiffsseitigen Stromversorgung durch hafengängige Schiffe oder Schuten mit gasbetriebenen Generatoren sog. Power-Barges o.ä. - werden z. Zt. seitens SK untersucht. Ggf. kann hierüber gesondert berichtet werden, wenn sich dieses hinreichend konkretisiert hat.

 

 

 

 

 

i.V.

Wolfgang Röttgers

Stadtrat

 

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Beschlüsse

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Oct 31, 2012 - Hauptausschuss - zur Kenntnis genommen