Infosystem Kommunalpolitik
Geschäftliche Mitteilung - 0123/2017
Grunddaten
- Betreff:
-
Nachhaltig und individuell – DIY-Initiativen und Changemaker-Projekte in Kiel stärken
- Status:
- öffentlich (Drucksache abgeschlossen)
- Drucksache freigegeben:
- 09.02.2017
- Drucksachenart:
- Geschäftliche Mitteilung
- Federführend:
- Dezernat V
Beratungsfolge
| Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
|---|---|---|---|---|
|
●
Erledigt
|
|
Wirtschaftsausschuss
|
Kenntnisnahme
|
|
|
|
Feb 22, 2017
|
Sachverhalt/Begründung
Mit Beschluss des Wirtschaftsausschusses vom 25.03.2015 wurde die Verwaltung beauftragt, Möglichkeiten zur Unterstützung von DIY-Initiativen und Changemaker-Projekten zu eruieren:
- Prüfung, wie ein Informationsangebot über Selbsthilfewerkstätten, Offene Werkstätten und andere Do-it-Yourself-Gruppen geschaffen werden kann,
- Information mittels Geschäftlicher Mitteilung an den Wirtschaftsausschuss über Anzahl und Inhalt, Raumbedarf und Unterstützungsmöglichkeiten der Kieler DIY-Initiativen,
- Darstellung eines möglichen Konzeptes zur Verstetigung des Changemaker-Projektes.
Zur Ermittlung der nötigen Basisinformationen hat das Referat Kreative Stadt eine standardisierte Befragung bei den ermittelbaren DIY-Initiativen durchgeführt.
Der klassische DIY-Begriff hat sich in den vergangenen Jahren deutlich erweitert. Das Selbermachen, das Teilen von Wissen und Equipment, haben sich vom Selbstzweck weg hin zum Mittel in unterschiedliche Bereiche des täglichen wie ökonomischen Lebens hinein bewegt. Dabei bekommt zunehmend das immaterielle Teilen von Wissen und Schaffen von produktiven Atmosphären Bedeutung (z.B. Coworking-Spaces).
Dennoch gibt es nach wie vor Initiativen, die sich der klassischen Idee verschrieben haben.
Sei es aus pragmatischem handwerklichen Teilen von Raum und Geräten oder einer tatsächlich idealistischen Verfolgung des gemeinsamen Schaffens bis hin zur reinen Geschäftsidee.
Durch Internetrecherche und Hinweise der Initiativen selbst konnten bislang zehn DIY-Einrichtungen ermittelt werden. Bereits bei ersten Kontaktaufnahmen wurde deutlich, dass die Initiativen sehr unterschiedlich aufgestellt sind.
Ergebnisse der Befragung
Die DIY-Initiativen wurden zu ihren inhaltlichen, räumlichen und ökonomischen Perspektiven befragt. So konnten gemeinsame und vereinzelte Bedarfe festgestellt sowie im Gespräch Perspektiven eines städtischen Engagements ausgelotet werden. Eine tabellarische Übersicht zu den befragten Initiativen und den Ergebnissen befindet sich im Anhang dieser Geschäftlichen Mitteilung (Anlage).
Wie kann ein Informationsangebot über Selbsthilfewerkstätten, Offene Werkstätten und andere Do-it-Yourself-Gruppen geschaffen werden?
Zwei der Initiativen (die beiden Keramik-Ateliers) arbeiten kommerziell mit der DIY-Idee.
Bei den anderen befragten Initiativen, für die DIY wirtschaftlich nur eine geringe Rolle spielt, wurden unterschiedliche Motivationen für diesen Mehraufwand benannt: z.B. soziale Verantwortung, Nachhaltigkeit, Vernetzung und Kommunikation.
Die Idee des Teilens von Wissen und Equipment eint jedoch alle Akteurinnen und Akteure.
Durch das hohe Maß an ehrenamtlicher oder gering bezahlter Arbeit im DIY-Bereich haben fast alle Initiativen sehr flexible (und z.T. seltene) Öffnungszeiten und benötigen daher die stete Möglichkeit, auf Aktionen aufmerksam zu machen und an Termine zu erinnern.
Während der Befragung begrüßten ausnahmslos alle Initiativen die Möglichkeit, als eigene Rubrik in einem Kreativportal zu erscheinen, um in einem größeren Kontext wahrgenommen zu werden. Dieses Portal wurde bereits vom Referat Kreative Stadt initiiert, konzeptioniert und soll in Zusammenarbeit mit der KiWi, EXIST und der KielRegion differenziert und umgesetzt werden.
Eine DIY-Präsenz wird sich in den Relaunch der kiel.de-Website (spät. Kieler Woche 2017) eingliedern und in das Kreativportal verlinkt werden. Das Kreativportal wird beständig entwickelt und soll noch 2017 online gehen. Ziel ist eine zentrale Vermittlung von Inhalten der Kultur- und Kreativbranche, hilfreichen Service-Angeboten (Projekte, Jobs, Veranstaltungskalender) und Möglichkeiten zur Kommunikation für Kreative wie für Konsumenten.
Der Einsatz von Printprodukten wird dagegen als eher problematisch gesehen: Zum einen – wie bereits beschrieben – erfordert die Praxis einen eher flexiblen Informationsfluss als einen statischen. Zum anderen erschwert die Bandbreite von rein ehrenamtlichen bis zu rein kommerziellen Initiativen, die Intention eines solchen Flyers zu benennen und schlüssig zu vermitteln.
Selbst eine reine Übersicht über bestehende Initiativen mit Kontaktdaten bedürfte in jedem Fall einer jährlichen Überarbeitung, da eine recht hohe Fluktuation besteht, Initiativen verschwinden, den Ort wechseln oder neue hinzukommen.
Welche DIY-Initiativen gibt es in Kiel, welchen Raumbedarf haben sie und welche
Möglichkeiten hat die Stadt, sie zu unterstützen?
In der Anlage befindet sich eine Übersicht der bisher in Kiel ermittelten DIY-Initiativen. Bis auf zwei noch sehr junge Initiativen im Keramikbereich beschreiben alle anderen die DIY-Idee eher als Überzeugungstat oder Ergänzung ihres Repertoires – jedoch ohne darin eine wirtschaftliche Perspektive sehen zu wollen.
Zum Teil werden sie von Vereinen oder Institutionen getragen (z.B. Fahrradhilfe Hansa48) und verfolgen ganz pragmatische Zwecke (z.B. günstiges Reparieren), andere ergänzen ihr Repertoire um DIY-Kurse, verdienen ihr Geld aber hauptsächlich mit der handwerklichen Kernkompetenz (z.B. Nadelkissen – Maßschneiderei als wirtschaftliches Standbein, DIY aus Überzeugung).
Der Raumbedarf ist je nach Art der Initiative sehr unterschiedlich, so brauchen z.B. einige Nähmaschinen weniger Raum als eine komplett eingerichtete Tischlerei. Laut Aussagen der Initiatoren richtet er sich aber immer an den Polen finanzieller und inhaltlicher Machbarkeit aus, d.h. alle Initiativen haben sich Räume gesucht, die ihre Inhalte ermöglichen, dabei aber finanzierbar bleiben. Zum Teil ist der Charme der existierenden Räume sogar sehr wesentlich für das Funktionieren der Initiative, z.B. beim Kunstquartier. Andere, wie die Fahrradwerkstatt in der Hansa48, sind durch ihre Zugehörigkeit zum Verein auch räumlich gebunden.
Lediglich eine Initiative hat noch mit räumlichen Unsicherheiten zu kämpfen, da sie derzeit Räume in der Alten Mu nutzen und sich um deren Verstetigung sorgen. Hier handelt es sich um Studentinnen in unteren Semestern, die von sich sagen, mit der Initiative „Nadelköppe“ noch keine Zukunftsperspektiven verknüpfen zu wollen.
Da sich DIY für die Initiatoren und –innen wirtschaftlich kaum bemerkbar macht, müssen die räumlichen Investitionen dafür im engen Rahmen bleiben. Größere oder präsentere Räume wurden nicht grundsätzlich abgelehnt, doch mit der Sorge um Atmosphäre und das dann nötige Personal eher skeptisch betrachtet.
Welche Möglichkeiten hat die Stadt, um DIY-Initiativen zu unterstützen?
Die DIY-Initiativen können im Rahmen der Aktivitäten der Kreativen Stadt unterstützt werden, so durch eine Übersicht mit Kontaktdaten und entsprechenden Verlinkungen auf der kiel.de-Seite. Blogbeiträge in dem oben beschriebenen Kreativportal über Macher und Inhalte der Initiativen könnten das DIY-Thema sukzessive über einen längeren Zeitraum immer wieder präsentieren.
Spezielle Kosten würden für die DIY-Präsenz im Portal kaum anfallen, da durch die geringe Zahl an Initiativen nur eine sehr begrenzte redaktionelle Betreuung vonnöten ist.
Außerdem könnte ein Netzwerk-Treffen der Initiativen weiteren Aufschluss bringen: Einige benannten ausdrücklich ihren Willen zum Austausch mit anderen. Andere sahen zwar darin keinen Mehrwert, benannten jedoch weitere Themen, die erörtert werden könnten, wie Online-Marketing, Rekrutierung von Freiwilligen oder Veranstaltungsmanagement. Eine kleine Veranstaltung mit Workshop-Angeboten zu verschiedenen Themen könnte sowohl die Vernetzung als auch Qualifikation der Akteure verbessern.
Ein möglicher Ort für die Veranstaltung wäre die Alte Mu, da dort bereits mehrere DIY-Initiativen beheimatet sind und der Grundgedanke des Teilens von Wissen und Equipment sich z.B. auch durch die Coworking-Spaces und das Projekt insgesamt zieht.
Eine solche Veranstaltung wäre incl. Raummiete, Verpflegung und Workshop-Honoraren für ca. 1500 Euro machbar.
Sollten sich – z.B. durch die Präsenz im Portal - noch weitere Initiativen melden oder gründen, sollte gemeinsam mit den Initiativen geprüft werden, ob und in welcher Form andere Formate, wie zum Beispiel ein DIY-Tag konstruktive Wirkung entfalten könnten.
Darstellung eines möglichen Konzeptes zur Verstetigung des Changemaker-Projektes
Das Kieler Changemaker-Projekt ist an der CAU beheimatet und dem Fachbereich Geographie entsprungen (https://iversity.org/de/courses/changemaker-mooc-social-entrepreneurship).
Es ist eng verknüpft mit anderen Projekten aus der CAU (Yooweedoo, Zukunftsmacher), die bereits vielen Kieler Startups auf die Beine geholfen haben (z.B. Lille-Bräu, Kieler Honig etc.) Eine Unterstützung zur Verstetigung dieser und anderer, ähnlicher Projekte ist wichtig, da sie inzwischen zum Anschub für auch wirtschaftlich relevante Akteure geworden sind.
Unabhängig davon versteht sich die Changemaker-Bewegung als ein unternehmerisches Statement, ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltig zu handeln. Diese Grundhaltung hat sich in weiten Teilen der Existenzgründer-Initiativen zum Standard entwickelt. In Kiel wird sie noch von weiteren Institutionen gepflegt, wie z.B. opencampus/Starterkitchen, PA:KT/PINK und EXIST/Muthesius.
Im Beteiligungsprozess „KreativKiel – Stadt im Dialog“ zur standortbezogenen Entwicklung der Kultur- und Kreativwirtschaft in der Landeshauptstadt Kiel (Drs. 1036/2015) wurde dies bereits benannt und in einem differenzierteren Kontext betrachtet. So fand das Thema auch Eingang in den Beschluss der Ratsversammlung „Kiel als kreative Stadt und Standort der Kultur- und Kreativwirtschaft voranbringen“ (Drs. 0397/2016). In der Umsetzung des Beschlusses wird diese Verstetigung auf vielfältige Art begleitet und unterstützt, u.a. mit der Förderung der Zentren für Kreativwirtschaft (Drs. 0099/2016). Hier arbeiten die Referate für Wirtschaft und Kreative Stadt eng zusammen mit der Kieler Wirtschaftsförderungs- und Strukturentwicklungs GmbH (KiWi).
Darüber hinaus steht das Referat Kreative Stadt im steten Dialog mit dem Dezernat für Stadtentwicklung und Umwelt (Referat für Stadtentwicklung und Stadtplanungsamt), um Möglichkeiten für kreative Leerstandsnutzung bei eher kulturellen Inhalten vor allem im Innenstadtbereich zu eruieren.
Ansprechpartner für Raumbedarf bei ökonomischer Zielsetzung ist die KiWi. Sie vermittelt Räume für Kreativzentren, Coworking-Spaces oder auch einzelne Startups. Die Übergänge zwischen ökonomischer und kultureller Nutzung sind allerdings fließend, so dass eine enge Abstimmung mit der KiWi über möglichst zielführende Prozesse gepflegt wird.
Das Referat Kreative Stadt wird die Entwicklung der Themen DIY und Changemaker weiter begleiten. Da beide Themen Bestandteil der Kreativen Stadt im Sinne des Beschlusses „Kiel als kreative Stadt und Standort der Kultur- und Kreativwirtschaft voranbringen“ (Drs. 0397/2016) sind, wird im Rahmen der Beschlussverfolgung und über Geschäftliche Mitteilungen regelmäßig über den aktuellen Stand berichtet werden.
Renate Treutel
Stadträtin
Anlagen
| Nr. | Name | Original | Status | Größe | |
|---|---|---|---|---|---|
|
1
|
(wie Dokument)
|
28,1 kB
|
