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Beschlussvorlage d. Stadtpräs. - 0523/2017
Grunddaten
- Betreff:
-
Patenschaft für das „Segelschiff Thor Heyerdahl“
- Status:
- öffentlich (Drucksache abgeschlossen)
- Drucksachenart:
- Beschlussvorlage d. Stadtpräs.
- Federführend:
- Der Stadtpräsident
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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●
Erledigt
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Ratsversammlung
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Entscheidung
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Jun 8, 2017
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Sachverhalt/Begründung
Begründung:
Der Dreimast-Toppsegelschoner „Thor Heyerdahl“ wurde 1930 als Frachtmotorsegler in den Niederlanden gebaut. 1979 ersteigerte Detlef Soitzek das Schiff und baute dies von 1979 bis 1983 mit einem Partner und mit Hilfe der Howaldtswerke-Deutsche Werft in Kiel sowie vielen freiwilligen Helferinnen und Helfern in ein Segelschiff mit der Takelung eines Toppsegelschoners um. Der norwegische Forscher Thor Heyerdahl gab aufgrund der persönlichen Verbindung zu Detlef Soitzek dem Segler seinen Namen.
Seitdem dient die „Thor Heyerdahl“ als schwimmende Bildungsstätte für Jugendliche und junge Erwachsene. Sie gilt in Deutschland als Vorreiterin der Idee, Jugendlichen an Bord eines traditionellen Segelschiffes die entscheidenden Persönlichkeitsprägungen für ihre Fahrt ins Leben zu geben.
Das Ziel der Reisen ist es, jungen Menschen, unabhängig von sozialen oder nationalen Unterschieden, in der Entwicklung ihrer Selbständigkeit und der Übernahme von Verantwortung für sich selbst, für andere (und das Schiff) zu fördern, ihnen Mut zu machen, selbst etwas „anzupacken“, um dabei zu entdecken, dass mehr in ihnen steckt als sie vielleicht glauben. Jede und jeder einzelne wird gefordert, muss Konzentration und Verantwortung beweisen und erfährt, was es heißt, gebraucht zu werden. Und es wächst dadurch die Erkenntnis, dass nicht der Einzelne den Erfolg ausmacht. Damit leistet die „Thor Heyerdahl“ nicht nur einen wichtigen Beitrag für jede einzelne und jeden einzelnen, sondern auch für die Gesellschaft. Das Konzept ist einfach wie genial: „Erziehung durch die See, nicht für die See“.
Hinter dem „Segelschiff Thor Heyerdahl“ stehen zwei Institutionen, die im Projekt eng zusammenarbeiten: die „Segelschiff Thor Heyerdahl gGmbH“ und der Verein „Segelschiff Thor Heyerdahl e.V.“.
Neben halbtägigen Segeltörns wie beispielsweise für trauernde Kinder, die einen nahen Angehörigen verloren haben, oder unbegleiteten jugendlichen Flüchtlingen bietet der Verein im Sommer Reisen in die Nord- und Ostsee an, deren Teilnehmer während der Reisen von Pädagogen und Nautikern betreut und ausgebildet werden. Dann wird die „Thor Heyerdahl“ zum schwimmenden Klassenzimmer für Schülerinnen und Schüler ab der achten Jahrgangsstufe, die die „Summerschool“ besuchen.
Im Winter ermöglicht das Projekt „Klassenzimmer unter Segeln (KUS)“ jedes Jahr Schülerinnen und Schülern der 10. Klasse einen einmaligen Auslandsaufenthalt auf einem Segeltörn zu den Kanarischen Inseln, in die Karibik sowie nach Süd-, Mittel- und Nordamerika. Hierbei sind sie auch Teil der Mannschaft und lernen auf engem Raum miteinander auszukommen. Dieses Projekt ist einem Schulbesuch im Ausland gleichgestellt. Um eine Teilnahme nicht nur von den finanziellen Möglichkeiten der Eltern abhängig zu machen, werden für jeden Törn auch Stipendien vergeben.
Das „Segelschiff Thor Heyerdahl“ repräsentiert seinen Heimathafen Kiel in einer besonderen Art und Weise: es bringt Kinder und Jugendliche aus allen sozialen Schichten durch die traditionelle Seefahrt dazu, soziale Kompetenzen zu erwerben und Verantwortung füreinander und für die Gesellschaft zu übernehmen. Damit macht sie den Gedanken der Völkerverständigung erlebbar. Die Übernahme der Patenschaft verdeutlicht dies als Zeichen der Verbundenheit zwischen Stadt und Schiff. Als Zeichen gelebter Patenschaft ist die Übernahme der Schirmherrschaft für einzelne Projekte durch den Stadtpräsidenten und die Bereitstellung geeigneter Räumlichkeiten im Kieler Rathaus für die Mitgliederversammlung des Vereins zu nennen. Darüber hinaus ist beispielsweise auch die Übernahme einzelner Törnplätze für Kieler Kinder, deren Eltern dafür nicht die finanziellen Mitteln haben, denkbar bzw. die Vermittlung entsprechender Sponsoren.
Hans-Werner Tovar
Stadtpräsident