Infosystem Kommunalpolitik

 
 
ALLRIS - Drucksache

Geschäftliche Mitteilung - 0574/2017

Reduzieren

Beratungsfolge

Reduzieren

Antrag

 

Reduzieren

Sachverhalt/Begründung

Im Folgenden wird das weitere Verfahren zur Umsetzung des Antrags Drs. 0132/2016 „Weiterentwicklung der Erinnerungskultur“ beschrieben.

 

Beschluss:

Auf Grundlage des vom Begleitausschuss zur Weiterentwicklung der Kieler Erinnerungskultur zum Nationalsozialismus entwickelten Konzepts sowie des Beschlusses der Ratsversammlung zur Einrichtung einer hauptamtlichen Stelle sollen seitens der Verwaltung folgende Schritte unternommen werden:

  1. Die Dokumentation, didaktische Aufarbeitung und Vernetzung der dezentralen historischen Orte und der vorhanden Bildungsangebote.
  2. Die dauerhafte Etablierung eines Beratungsgremiums mit Akteurinnen und Akteuren der Erinnerungsarbeit („Werkstatt Erinnerungskultur“)
  3. Nach Vorlage eines Berichts zu Punkt 1, die Entwicklung eines Konzepts für die Erarbeitung und Präsentation einer Ausstellung zur Geschichte des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein, in enger Kooperation mit dem Land unter Einbeziehung der Möglichkeit der Etablierung einer Dauerausstellung an einem geeigneten zeitgeschichtlichen Ort. Bedingung hierfür ist die angemesse finanzielle Beteiligung des Landes.

Bis zur Vorlage des Ausstellungskonzepts (3.) wird das ehemalige Marineuntersuchungsgefängnis, Kiel-Wik, erhalten und nach Nutzungsmöglichkeiten gesucht, die einer möglichen potenziellen Ausstellung  nicht entgegenstehen.

Begleitet werden soll dies durch die Umsetzung des Beschlusses zur Einrichtung eines außerschulischen Lernorts an der Kiellinie (Drs. 1106/2013).

 

Zu Punkt 1:

Die Umsetzung dieses Punktes bedarf umfassender Anstrengungen.

Um das Profil der Erinnerungslandschaft Kiel zu identifizieren, zu verzeichnen und digitalisiert zugänglich zu machen, wurden Haushaltsmittel beantragt.

Diese sind nötig, um neben der Abfrage von Erfahrungswerten von Akteur_innen der Erinnerungskultur zum einen eine wissenschaftliche Datenbank anzulegen und zum anderen über Cultural mapping die kulturelle Ebene zu beschreiben.

 

In der Datenbank werden die „hard facts“ festgehalten: Die Erinnerungskultur prägende Orte, Themen und Personen, sowie Forschungsleistungen, geleistete Vermittlungsarbeit etc. Die dezentralen Erinnerungsorte mit NS-Bezug, die bereits von der Verwaltung zusammengestellt wurden, sollen mit aufgenommen und dargestellt werden.

Andersherum ist auch zu fragen, welche Orte, Themen und Personen bisher noch keine oder nur eine marginale Rolle spielen, obwohl sie für die Kieler Erinnerungskultur von Bedeutung sein könnten.

 

Daneben gibt es aber Aspekte, die auf Erinnerungskultur als gesellschaftlichen Aushandlungs- und Wahrnehmungsprozess verweisen. Was verbinden Kieler Bürger_innen mit Erinnerungskultur? Welche Zusammenhänge bringen großes Interesse hervor? Gibt es Stadtteile oder Bevölkerungsgruppen, die keinen Anteil an der erinnerungskulturellen Arbeit haben? Welche Themen sind ganz speziell in Kiel besonders kontrovers oder ambivalent?

 

Obwohl Fragen dieser Art von großer Bedeutung für die Erinnerungskultur sind, nnen ihre Antworten nur unzureichend mittels geschichtswissenschaftlicher Recherche gefunden werden. Cultural mapping eignet sich als freierer und interdisziplinärer Ansatz an dieser Stelle, weil er einen Schwerpunkt auf der Identifizierung und Beschreibung komplexer kultureller Netzwerke bzw. Muster legt. So kann das Profil der Kieler Erinnerungskultur umfassend beschrieben werden. Besonders interessant ist, dass die Recherche selbst als Kulturprojekt durchgeführt werden könnte, wenn geeignete Künstler_innen dafür gefunden werden.

Die durch Cultural mapping und die Datenbank gewonnenen Informationen werden Zusammenhänge zwischen den dezentralen historischen Orten sichtbar machen und Hinweise für eine didaktische Aufarbeitung geben.

 

Das erinnerungskulturelle Profil soll anschaulich und interaktiv digital dargestellt werden, um es erfahrbar und sichtbar zu machen. Dazu ist die Umsetzung in eine digitale Anwendung, beispielsweise als interaktive Karte auf kiel.de, nötig.

Im Prozess muss Punkt 3 des Beschlusses bereits mitgedacht werden, nämlich die landesweite Ebene der Geschichte des Nationalsozialismus sowie der Geschichtsvermittlung zum Thema.

 

 

 

Zu Punkt 2:

 

Das angedachte Beratungsgremium soll dauerhaft die erinnerungskulturelle Arbeit in der Landeshauptstadt begleiten. Um dieses Gremium arbeitsfähig zu gestalten, um den Bedürfnissen und Ansprüchen von Akteur_innen der Erinnerungskultur, Verwaltung und Selbstverwaltung sowie der interessierten Öffentlichkeit gerecht zu werden und auch, um Synergie- und Netzwerkeffekte zu nutzen, wird ein zwei-schrittiges Vorgehen vorgeschlagen.

 

In einem ersten Schritt wird eine Kerngruppe von aktiven und versierten Akteur_innen der Kieler (NS)Erinnerungskultur sowie Vertreter_innen aus der Wissenschaft gebildet.

Die Kerngruppe soll nicht mehr als 10 Personen umfassen.

Eingeladen werden Vertreter_innen der Vereine AKENS und Mahnmal Kilian, der Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten, der Geschichtswissenschaft an der Universität zu Kiel, und des Stadtmuseums oder –archivs. Andere, auch externe, Expert_innen städtischer Erinnerungskultur können zusätzlich eingeladen werden.

 

Aufgaben der Kerngruppe sind die Beschreibung des Status Quo, Mitarbeit bei der Erfassung des Profils der Kieler Erinnerungskultur, das Erfassen des Professionalisierungsbedarfes und Aufzeigen  von Möglichkeiten zur Bedarfsdeckung, weitere Vernetzung sowie Diskussionen zu grundlegenden Fragen der städtischen Erinnerungskultur.

 

Ein weiteres Ziel ist die Vorbereitung der erweiterten, allen Interessierten offenstehenden, Plattform Erinnerungskultur (im Beschluss „Werkstatt Erinnerungskultur“ genannt). Hier wird ein Austausch über die anstehenden Aufgaben im Kontext Erinnerungskultur angeregt werden. Wie können diese Aufgaben durch bürgerschaftliches Engagement getragen oder begleitet werden? Wie soll die Zusammenarbeit zwischen Stadt, Organisationen und Begleitgremium praktisch aussehen?

Es ist mit der Plattform Erinnerungskultur nicht nur eine dauerhaft arbeitsfähige Struktur zu entwickeln, sie muss als solche auch durch die (potentiell) Beteiligten und die Öffentlichkeit angenommen werden. Es ist angedacht, dass sich aus der Kerngruppe eine Steuerungsgruppe für die Plattform Erinnerungskultur entwickelt, aus der heraus z. B. die Moderation der Treffen geleistet wird.

Die Plattform Erinnerungskultur wird den verschiedenen Akteur_innen, aber auch Vertreter_innen von Interessengruppen, die allgemein Interessierten, aber auch Gruppen, die am Rande ihrer eigentlichen Tätigkeit mit Erinnerungskultur in Kontakt kommen, eine Anlaufstelle bieten. Hier können untereinander Kooperationen und thematische oder zeitliche Schwerpunkte vereinbart und die gemeinsamen Grundlagen der Arbeit ausgehandelt werden.

Durch die Stadt ist eine pluralistische Herangehensweise zu fördern, damit unterschiedliche Interessen und Lebensrealitäten berücksichtigt und verschiedene Deutungen ermöglicht werden. Die konzeptuell durch die Stadt begleitete erinnerungskulturelle Arbeit kann so vielltiger und von breiten Belkerungskreisen mitgetragen werden.

 

In Abgrenzung dazu wird in diesem Monat (Juni 2017) außerdem eine Geschichtswerkstatt initiiert, in der Interessierte mit dem Fokus auf lokaler Alltagsgeschichte in den Austausch gehen, gemeinsam forschen und ihre Ergebnisse der Öffentlichkeit präsentieren können.

 

 

 

Zeitplan für das weitere Vorgehen:

 

September 2017 (Terminvorschlag: Do, 17. September 2017, 17 Uhr)

-          Erstes Treffen der Kerngruppe

 

Dezember 2017

-          Darstellung der Arbeitsergebnisse der Kerngruppe im Kulturausschuss am 19. Dezember 2017, 17 Uhr.

 

Januar 2018

-          Erstes Treffen der Plattform Erinnerungskultur

 

 

 

 

 

Wolfgang Röttgers

Stadtrat

Seite: 1/3

 

Loading...

Beschlüsse

Erweitern

Jun 27, 2017 - Kulturausschuss - zur Kenntnis genommen