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ALLRIS - Drucksache

Geschäftliche Mitteilung - 0935/2017

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Beratungsfolge

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Sachverhalt/Begründung

Aufgrund der erheblichen Veränderung der Kieler Bevölkerung infolge des starken Zuzugs von Flüchtlingen in den vergangenen zwei Jahren, hat das Bürger- und Ordnungsamt für die planenden Ämter der Landeshauptstadt Kiel eine aktuelle Bevölkerungsprognose für Kiel und die Kieler Stadtteile erstellt.

 

Die aktuelle städtische Bevölkerungsprognose basiert, wie schon die früheren Prognosen, auf städtischen Daten aus den Bereichen Bevölkerung, Gebäude- und Wohnungsbestand und Wohnungsbauplanung. Erstellt wird die Bevölkerungsprognose mit der gleichen Software, mit der auch die städtische Schulplanung erfolgt.

Die Prognosedaten stellen ein wesentliches Element der Kieler Schul- und Kita-Planung dar.

 

In der Prognose wurde anhand der Bevölkerungsentwicklung der vergangenen Jahre ein Grundtrend der Bevölkerungsentwicklung ermittelt. Dieser Grundtrend, der in den letzten Jahren ausgesprochen positiv für Kiel war, wurde auch für die kommenden Jahre fortgeschrieben. Demnach bliebe der Trend in die Stadt  auch in den kommenden Jahren ungebrochen, d.h. die Kieler Bevölkerung wird weiter wachsen.

 

Die prognostizierte Bevölkerungsentwicklung hängt aber nicht alleine vom Grundtrend der vergangenen Jahre, sondern im hohen Maße auch vom verfügbaren Wohnraum ab.

 

Neben Daten des aktuellen Wohnungsbestandes, mit Informationen zu Art, Anzahl, Größe und Lage wurden auch die Daten aus dem Kieler Wohnbauatlas des Stadtplanungsamtes für die Bevölkerungsprognose genutzt, um möglichst valide und präzise Informationen zur Wohnungsbauplanung zu gewinnen. Ergänzt werden die bereits jetzt bekannten Wohnungsbauprojekte aus dem Kieler Wohnbauatlas um eine statistisch ermittelte Grundbaulast.

Unter der Grundbaulast wird der kurzfristige, ohne begleitende Planung durch das Stadtplanungsamt realisierte Wohnungsbau verstanden (z. B. Dachgeschossausbau oder Lückenbebauung).

Zusammen mit kleinräumigen Bevölkerungsdaten (Fertilität, Altersstruktur, Haushaltsstruktur etc.) ist so eine räumlich differenzierte Bevölkerungsprognose möglich.

 

 

Auf Basis der genannten Inputdaten und unter der üblichen Annahme, dass die übrigen Rahmenbedingungen sich nicht wesentlich verändern, errechnet sich ein Anstieg der Kieler Bevölkerung um rund 13.500 auf 262.600 Einwohnerinnen und Einwohner bis zum Jahr 2036. Diese Werte ergeben sich bei einer unterstellten Wohnungsbautätigkeit von durchschnittlich 508 Wohnungen pro Jahr bis 2036.

 

Erhöht man - unter sonst gleichen Bedingungen - den Wohnungsbau pauschal nach Wohnungsart, Lage und Fertigstellungszeitpunkt auf 850 bis 900 Wohnungen pro Jahr, erhöht sich der Bevölkerungszuwachs deutlich auf 270.000 bis 2030 und sogar 277.000 bis 2036.

Da die erhöhte Wohnbautätigkeit noch nicht mit Planungen in Höhe und Art hinterlegt ist, wird diese jedoch nicht als Grundlage für Fachplanungen genutzt. Aber die rechnerischen Ergebnisse verdeutlichen die Bedeutung des Wohnungsbaus bei den aktuellen Gegebenheiten in der Landeshauptstadt Kiel.

 

Das Land Schleswig Holstein hat im November 2016 eine Bevölkerungsvorausberechnung für die Kreisfreien Städte und Kreise des Landes veröffentlicht. Nach dieser Vorausberechnung steigt die Bevölkerung in der Landeshauptstadt Kiel bereits bis zum Jahr 2030 auf 268.300 Einwohnerinnen und Einwohner[1].

Die Vorausberechnung des Landes basiert auf verschiedenen Bevölkerungseckdaten, die aber nicht kleinräumig auf die Kieler Stadtteile heruntergebrochen werden können. Auch werden der reale Wohnungsmarkt und Wohnungsbau in die Vorausberechnung des Landes nicht explizit mit einbezogen.

Die Bevölkerungsvorausberechnung des Landes ist als Planungsgrundlage für die städtischen Ämter nur sehr eingeschränkt nutzbar, da sie nicht kleinräumig darstellbar ist.

 

Methodisch bedingt, kann die städtische Prognose dazu führen, dass der potentielle Bevölkerungsanstieg eher unterschätzt wird. Für die städtische Prognose werden wie oben dargestellt möglichst differenzierte Wohnungsbaudaten benötigt, um bestimmen zu können, für welchen Haushaltstyp (Familie, Single, Senioren o. ä.) die neuen Wohnungen geeignet sind. Daher werden hauptsächlich heute bereits bekannte Wohnungsbauprojekte in der Prognose berücksichtigt. Wohnungsbauprojekte, die sich erst im Laufe des Prognosezeitraums ergeben, können nicht in die Prognose mit einfließen. Die in der Prognose berücksichtigte Grundbaulast hat aber über den gesamten Prognosezeitraum einen regulierenden Einfluss.

Trotz dieser Einschränkung ist die aktuelle städtische Bevölkerungsprognose für kommunale Planungszwecke alternativlos, da nur sie eine kleinräumige Betrachtung der Bevölkerungsentwicklung ermöglicht.

 

Ungeachtet unterschiedlicher Ansätze der Landesprognose sowie der städtischen Prognose, wird bis zum Jahr 2024 ein vergleichbares Bevölkerungswachstum prognostiziert.

 

Die Bevölkerungsprognose soll nach derzeitigem Stand alle drei Jahre fortgeschrieben werden, um auch die Fachplanungen anpassen und bei Bedarf umsteuern zu können. Sollten sich Ereignisse wie etwa ein erneuter starker Zuzug von Flüchtlingen wiederholen, ist der Aktualisierungszeitraum ggf. anzupassen.

 

Absicht der Verwaltung ist es, die Wohnungsbautätigkeit weiter zu erhöhen, um auch in der Landesprognose prognostizierten Bedarfe in Kiel soweit möglich abdecken zu können. Dazu sollen u. a. der Wohnungsbauatlas fortgeschrieben und weitere Flächenpotenziale identifiziert werden. Zudem soll die Wohnungsbautätigkeit in allen Segmenten insgesamt erhöht werden. Dazu wird z. B. gerade die Umsetzbarkeit einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft geprüft. Außerdem ist geplant das Wohnungsmarktkonzept in 2018 fortzuschreiben, um u. a. die Wohnbautätigkeit in Kiel nachfragegerecht und auch mit Blick auf Infrastrukturbedarfe zu steuern.

 

Da nach derzeitigem Stand nicht alle Wohnungsbaubedarfe in Kiel selbst abgedeckt werden nnen, werden in Abstimmung mit der Landesplanung Möglichkeiten gesucht, um den Wohnungsbedarf in Kiel in Kooperation mit dem Umland abzudecken. Die sogenannte AG Kiel und Umland, in der der Oberbürgermeister  Mitglied ist, hat u. a. dazu eine Kooperationsvereinbarung erarbeitet, die in den kommenden Monaten in über 72 potenziellen Mitgliedsgemeinden beraten werden soll.

 

Es ist vorgesehen, die Selbstverwaltung über die geplanten Aktivitäten zu informieren.

 

 

 

Wolfgang Röttgers

Stadtrat

 


[1] Eine ergänzende Wohnungsmarktprognose von empirica im Auftrag des Landes Schleswig-Holstein besagt, dass für eine solche vorausgesagte Bevölkerungsentwicklung jährlich etwas mehr als 1.400 neue Wohnungen gebaut werden müssten. Von diesen Neubauwohnungen würden laut empirica gut 25 Prozent oder 350 p.a. als Ersatzbedarf benötigt und rund 1.100 Wohnungen p.a. wären „demografisch bedingter Zusatzbedarf“.

 

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Anlagen

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Beschlüsse

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Oct 11, 2017 - Wirtschaftsausschuss - zur Kenntnis genommen

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Oct 11, 2017 - Ausschuss für Soziales, Wohnen und Gesundheit - zur Kenntnis genommen

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Oct 12, 2017 - Ausschuss für Schule und Sport - zur Kenntnis genommen

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Nov 2, 2017 - Bauausschuss - zur Kenntnis genommen

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Nov 30, 2017 - Jugendhilfeausschuss - zur Kenntnis genommen