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Antrag der Verwaltung - 0135/2018
Grunddaten
- Betreff:
-
Einführung eines Jugendfonds in Kiel in Zusammenarbeit mit dem Sozialunternehmen "beWirken" und dem Deutschen Kinderhilfswerk e. V.
- Status:
- öffentlich (Drucksache abgeschlossen)
- Drucksachenart:
- Antrag der Verwaltung
- Federführend:
- Amt für Kinder- und Jugendeinrichtungen
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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Erledigt
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Jugendhilfeausschuss
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Vorberatung
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Feb 28, 2018
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Erledigt
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Ratsversammlung
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Entscheidung
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Mar 15, 2018
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Antrag
Antrag:
Zugestimmt wird der Einführung eines Jugendfonds; ein neues Format der Jugendbeteiligung in Kiel.
Dazu wird eine Kooperationsvereinbarung zwischen dem Amt für Kinder- und Jugendeinrichtungen und dem Sozialunternehmen „beWirken“ geschlossen, in der die Zusammenarbeit zur Einführung der „Jugend Projekt Challenge“ bzw. eines Jugendfonds für die Landeshauptstadt geregelt wird.
Die Kosten der Einführung der Jugend Projekt Challenge in der Landeshauptstadt Kiel belaufen sich auf die Zeit von 3 Jahren auf 46.500 €. Im städtischen Haushalt stehen insgesamt 20.500 €, verteilt auf 3 Jahre, im Amt für Kinder- und Jugendeinrichtungen zur Verfügung.
Ergänzend werden zur Durchführung 20.000 € beim Deutschen Kinderhilfswerk e. V. (nachfolgend: DKHW) beantragt.
Weitere 6.000 € werden durch das Bundesprogramm „Demokratie Leben!“ gedeckt.
Weitere Gelder zur Deckung der Kosten sollen eingeworben werden.
Sachverhalt/Begründung
Begründung:
Ausgangslage:
Durch Beschluss der Kieler Ratsversammlung im Mai 2009 wurde das Kinder- und Jugendbüro begründet. Hierdurch wird die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen, welche in § 47 f Gemeindeordnung für Schleswig-Holstein (GO) vorgeschrieben ist, in ein geregeltes Verfahren überführt.
Ziele des Kinder- und Jugendbüros sind die Vertretung der Interessen der Zielgruppe innerhalb der Stadtverwaltung und nach Außen sowie eine bessere Vernetzung der Kinder- und Jugendbeteiligung in Kiel, um diese selbstverständlicher zu machen und dadurch die Entstehung einer Beteiligungskultur zu unterstützen.
Das Kinder- und Jugendbüro betätigt sich zum Erreichen dieser Ziele auf folgenden Arbeitsfeldern:
- formale politische Partizipation
- Beteiligungsprojekte
- Kinderrechte
- Anlauf- bzw. Beratungsstelle
- Im Bereich der formalen politischen Partizipation werden Projekte zusammengefasst, in denen es um Demokratielernen und Demokratieausübung geht. In diesem Arbeitsbereich arbeitet das Kinder- und Jugendbüro eng mit der Kinder- und Jugendkommission zusammen. So wurde in Zusammenarbeit mit der Kinder- und Jugendkommission das dreistufige Programm „Jugend mischt mit“ entwickelt. Das Programm „Jugend mischt mit“ wird durch das Kinder- und Jugendbüro pädagogisch begleitet. Dies betrifft sowohl die Vorbereitung, die Durchführung und die Nachbereitung der Veranstaltungen als auch die Geschäftsführung, Betreuung und Begleitung der gewählten Mitglieder des Jungen Rates und deren Projekte.
- Beteiligungsprojekte werden einerseits vom Kinder- und Jugendbüro durchgeführt als auch andererseits beratend begleitet. Hier handelt es sich z. B. um die Kinder- und Jugendbeteiligung bei großen Bauprojekten, bei der Kieler Verkehrsplanung oder bei der Gestaltung von Spielflächen und Trendsportanlagen.
- Die Sensibilisierung für das Thema Kinderrechte wird durch das Kinder- und Jugendbüro unterstützt. Jährlich werden - wenn möglich - zu den Themen „Weltspieltag“, „Weltkindertag“ und „Internationaler Kindertag“ Veranstaltungen in Kooperation mit öffentlichen und freien Trägern geplant und durchgeführt. Hierdurch sollen Kinderrechte gestärkt und ins Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger gerückt werden. Auch Kinder selbst müssen über ihre Rechte informiert werden, um diese einfordern zu können.
- Das Kinder- und Jugendbüro ist Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche. Kieler Kinder und Jugendliche, die ein Anliegen haben, etwas ändern möchten, eine Beschwerde haben, oder sich engagieren möchten, können sich an das Kinder- und Jugendbüro wenden.
Das Kinder- und Jugendbüro ist ebenfalls Anlaufstelle für Institutionen und Personen, die beruflich mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben. Das Kinder- und Jugendbüro berät in Fragen der angemessenen strukturellen Partizipation und kann bei der Wahl einer passenden Methode unterstützend tätig sein.
Beispielsweise berät das Kinder- und Jugendbüro Ortsbeiräte bei der Ausgestaltung einer Jugendortsbeiratssitzung. Auch Schulen werden gerne mit passgenauen Angeboten für Demokratiefachtagungen oder Partizipationsfachtage unterstützt.
Damit deckt das Kinder- und Jugendbüro weitestgehend repräsentative, offene und projektorientierte Beteiligungsformen ab.
Zielvorstellung:
Als weiteren Baustein sollen zukünftig durch Kinder und Jugendliche selbst initiierte Projekte, sogenannte Bottom-Up-Formate, gestärkt werden. Jugendliche sollen ermutigt werden, ihr Lebensumfeld zu gestalten, ihre eigenen Ideen zu entwickeln. Bei der Umsetzung ihrer Ideen sollen sie Unterstützung erfahren.
Ein geeignetes Format für die Umsetzung dieses Ziels bietet die bundesweit agierende Organisation „beWirken - Jugendbildung auf Augenhöhe!“ aus Lüneburg. „beWirken“ bietet das prämierte Format „Jugend Projekt Challenge“ (JPC) an. Dieses Format ist ein jugendexklusiver Fond, aus dem Projekte von Jugendlichen gefördert werden können. Es ist innovativ und jugendgerecht, handlungs- und kompetenzorientiert.
Im Fokus der „Jugend Projekt Challenge“ steht die nachhaltige Motivation von Kindern und Jugendlichen. In einem Zeitraum von ca. drei Jahren wird durch verschiedene Phasen und Bausteine eine handlungsorientierte kommunale Jugendbeteiligung und eine Etablierung des Formates in der Landeshauptstadt verwirklicht:
- Im ersten Schritt wird an Schulen und in Jugendeinrichtungen für die „Jugend Projekt Challenge“ geworben. Das Team von „beWirken“ besucht Schulen und Jugendeinrichtungen, stellt die JPC vor und bietet Workshops an, die das Handlungspotential und die Selbstwirksamkeit Jugendlicher mit spielerischen Methoden thematisieren. Damit sollen besonders auch Jugendliche aus bildungsschwachen Milieus erreicht und gewonnen werden. Jugendliche können sich darauf für die JPC anmelden.
- Den nächsten Schritt bilden die sogenannten Ideenschmieden; Veranstaltungen für die angemeldeten Jugendlichen, die kreativen Freiraum bieten, um Ideen zu entwickeln. Die teilnehmenden Jugendlichen lernen sich kennen, tauschen sich aus, finden sich zusammen, ergänzen und unterstützen sich, lernen voneinander. Mentorinnen und Mentoren begleiten die Jugendlichen in dieser und den nächsten Phasen.
In Lüneburg, wo die Jugend Projekt Challenge seit drei Jahren durchgeführt wird, wurde von Jugendlichen beispielsweise ein Musikfestival mit 1500 Besucherinnen und Besuchern geplant und durchgeführt. Die Gelder des Jugendfonds wurden hier in erster Linie für die Darstellung der Projektidee (Flyer, etc.) verwendet, um Sponsoren einzuwerben. Ein weiteres Projekt war die Gründung eines Jugendkulturvereins.
- Der dritte Schritt ist die Umsetzung der in den Ideenschmieden entstandenen Projekt-Ideen. Die Jugendlichen planen und realisieren ihr Projekt selbstständig, unterstützt durch Mentorinnen und Mentoren. Die Gruppen bzw. Teams, die sich im Rahmen der Ideenschmieden gebildet haben, sind nicht starr, neue Jugendliche können dazu kommen.
- In einem vierten Schritt kann das von den Jugendlichen in der Durchführung des Projektes gesammelte Wissen und die angeeigneten Kompetenzen beispielsweise in einem von Jugendlichen gegründeten Verein aufgehen, welcher das Projekt fortführt. Damit wird eine nachhaltige Etablierung der Ideen angestrebt.
Es erfolgt in allen Schritten eine Begleitung durch professionelle Trainerinnen und Trainer. Den Jugendlichen stehen innovative Lernformate, beispielsweise auch eine E-Learning-Plattform über den gesamten Zeitraum zur Verfügung.
Die Erfahrung von „beWirken“ zeigt, dass das Format Jugendliche aus verschiedenen Milieus anspricht und zusammenbringt.
Nicht alle 39 weiterführenden Kieler Schulen und 30 Jugendeinrichtungen können gleichwertig im ersten Schritt bedient werden; für die Workshops an Schulen und Jugendeinrichtungen muss daher eine Auswahl getroffen werden. Grundsätzlich steht die „Jugend Projekt Challenge“ aber allen Kieler Jugendlichen zwischen 13 und 21 Jahren offen.
Das Team von „beWirken“ übernimmt die inhaltliche Durchführung aller Workshops, Events und Veranstaltungen, stellt die Materialien zur Verfügung, bildet Trainerinnen und Trainer sowie Mentorinnen und Mentoren aus, evaluiert und stellt die E-Learning-Plattform. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Kinder- und Jugendbüro sowie den Jugend- und Mädchentreffs übernehmen die Rahmenorganisation vor Ort, die Öffentlichkeitsarbeit und die Ansprache von geeigneten Mentorinnen und Mentoren sowie Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
Kosten:
Jahr 1:
- 2.000 € für die Jugendprojekte
- 2.000 € Materialkosten (Druck, Verpflegung und Miete Veranstaltungen, Material)
- 8.000 € „beWirken“ Projektabwicklung (Betreuung und Koordinierung Trainerinnen und Trainer, Mentorinnen und Mentoren, Schulungen, Materialien, Werbemittel, Evaluation, Begleitung Ehrenamtlicher vor Ort, Vernetzung)
- Zusätzliche Kosten für den Aufbau des Standortes Kiel:
- 5.000 € Trainerinnen und Trainer für alle Workshops / Veranstaltungen (inhaltliche Vorbereitung, Durchführung)
- 3.000 € Ausbildung für zwei Trainerinnen und Trainer für zwei Akteure vor Ort
Gesamt: 20.000 €
Jahr 2:
- 2.000 € für die Jugendprojekte
- 2.000 € Materialkosten (Druck, Verpflegung und Miete Veranstaltungen, Material)
- 8.000 € „beWirken“ Projektabwicklung (Betreuung und Koordinierung Trainerinnen und Trainer, Mentorinnen und Mentoren, Schulungen, Materialien, Werbemittel, Evaluation, Begleitung Ehrenamtlicher vor Ort, Vernetzung)
- 2.500 € Trainerinnen und Trainer für alle Workshops / Veranstaltungen (inhaltliche Vorbereitung Durchführung)
Gesamt: 14.500 €
Jahr 3:
- 2.000 € für die Jugendprojekte
- 2.000 € Materialkosten (Druck, Verpflegung und Miete Veranstaltungen, Material)
- 8.000 € „beWirken“ Projektabwicklung (Betreuung und Koordinierung Trainerinnen und Trainer, Mentorinnen und Mentoren, Schulungen, Materialien, Werbemittel, Evaluation, Begleitung Ehrenamtlicher vor Ort, Vernetzung)
- 1.500 € Ausbildung für zwei Trainerinnen und Trainer für zwei Akteure vor Ort
Gesamt: 13.500 €
Die Kosten für die Jugendprojekte in den Jahren 1-3 (gesamt 6.000 €), sollen durch Mittel des Bundesprogramms „Demokratie Leben!“ gedeckt werden. Hierzu muss insbesondere der Junge Rat als Partner für das Programm gewonnen werden, der Vorstand hat dem in ersten Gesprächen bereits zugestimmt.
Die Materialkosten in den Jahren 1-3 (gesamt ca. 6.000 €), stehen im Haushalt des Kinder- und Jugendbüros zur Verfügung. Hier sind insbesondere Raummieten und andere veranstaltungsbezogene Kosten enthalten, die sich durch die Nutzung eigener Ressourcen deutlich verringern lassen und hier nur zur Übersicht abgebildet sind.
Die Kosten der „beWirken“ Projektabwicklung und die anteiligen Kosten für die Trainer*innen Jahren 1 und 2 sollen durch Gelder des DKHW gedeckt werden. Dort wurde bereits eine Interessensbekundung eingereicht, die die Förderung der Projektkosten in Höhe von 20.000 € bis Ende 2019 beinhaltet. Eine mündliche Zusage zu der Förderung wurde bereits abgegeben.
Die restlichen Kosten für die Trainer*innen werden durch den Haushalt des Kinder- und Jugendbüros gedeckt.
Für die entstehenden Kosten ab dem dritten Jahr müssen weitere Ko-Finanzierungen eingeworben werden. Insbesondere das Ministerium für Soziales, Gesundheit, Jugend, Familie und Senioren des Landes Schleswig-Holstein Referat Jugendpolitik, Jugendarbeit und -förderung, Kinder- und Jugendschutz hat entsprechende Fördermöglichkeiten.
Das Projekt wird fortlaufend evaluiert, ein erster Bericht wird nach Abschluss des ersten Durchlaufs vorgelegt.
Renate Treutel
Stadträtin
Anlagen
Nr. | Name | Original | Status | Größe | |
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1
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(wie Dokument)
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5,1 MB
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2
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(wie Dokument)
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1.012 kB
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