Infosystem Kommunalpolitik
Geschäftliche Mitteilung - 0185/2018
Grunddaten
- Betreff:
-
Medizinische Vorsorge schwangerer Frauen ohne Krankenversicherung im Amt für Gesundheit
- Status:
- öffentlich (Drucksache abgeschlossen)
- Drucksachenart:
- Geschäftliche Mitteilung
- Federführend:
- Amt für Gesundheit
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
---|---|---|---|---|
●
Erledigt
|
|
Ausschuss für Soziales, Wohnen und Gesundheit
|
|
|
|
Mar 22, 2018
|
Sachverhalt/Begründung
I.
Zusammenfassung
Seit August 2014 gibt im Amt für Gesundheit das Angebot einer medizinischen Betreuung von schwangeren Frauen ohne Krankenversicherung und deren Dokumentation im Mutterpass gemäß der Richtlinien des Bundesausschusses[1] über die ärztliche Betreuung während der Schwangerschaft und der Entbindung (Mutterschafts-Richtlinien). Die Sprechstunde wird fast ausschließlich von Migrantinnen frequentiert, die aus individuell verschiedenen Gründen nicht den Zugang in eine Krankenversicherung finden. Die fehlende Möglichkeit einer Vorsorgeuntersuchung birgt erhebliche Risiken für die Mutter und das ungeborene Kind. Pro Jahr werden im Amt für Gesundheit ungefähr 45 Frauen medizinisch durch Gynäkologinnen betreut.
II.
Sachverhalt
Bei den hilfesuchenden Frauen in der offenen Sprechstunde handelt es sich zur Hälfte um sogenannte „Neu-EU-Bürgerinnen“, zur anderen Hälfte um Angehörige aus Drittstaaten, vornehmlich Nigeria und Ghana. Bei ungefähr einem Drittel der Fälle handelt es sich nur um einen vorrübergehenden Zustand der Versicherungslosigkeit. Hier bestehen in der Regel bürokratische und formelle Schwierigkeiten, die einem sofortigen Zugang in das Krankenversicherungssystem im Wege stehen. Die Zahl der das Amt aufsuchenden Schwangeren ist dabei pro Jahr relativ konstant. Informationen über das Vorsorgeangebot erhalten sie teils über das Medibüro Kiel, teils über andere Beratungsstellen oder auch Bekannte. Im Amt für Gesundheit erhalten die Frauen neben der medizinischen Betreuung auch die soziale Beratung und Unterstützung, einen Weg in das deutsche Krankenversicherungssystem zu finden.
Die medizinische Betreuung beinhaltet nahezu das gesamte Spektrum der Mutterschaftsvorsorge und es besteht darüber hinaus eine gute Kooperation zwischen dem Amt und den Kieler Frauenkliniken, um auch eine medizinisch betreute Geburt zu ermöglichen. Oberstes Betreuungsziel ist die Verminderung von mütterlicher und kindlicher Erkrankung durch unterbliebene Schwangerschaftsvorsorge. Gleichzeitig werden Impfungen angeboten um Impflücken zu schließen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Betreuung nach der Geburt, da häufig keine begleitende Hebamme zur Verfügung steht. Das Thema Verhütungsberatung zur Vermeidung ungewollter Schwangerschaften hat dabei eine sehr zentrale Bedeutung.
Eine lückenhafte oder fehlende medizinische Betreuung von schwangeren Frauen bedeutet hohe gesundheitlichen Risiken für die Frau und das ungeborene Kind.
Es ist festzustellen, dass ein Teil der Schwangeren im Verlauf der Betreuung doch noch den Weg in eine Krankenversicherung findet und es bleibt Ziel, die Anzahl der Schwangeren ohne Krankenversicherung durch Beratung und Aufzeigen von Wegen in das Krankenversicherungssystem gering zu halten bzw. stetig zu vermindern. Ein gutes Beratungsnetzwerk und Kooperation der involvierten Institutionen ist sehr wichtig, um bürokratische Hürden zu vermindern und Prozesse zu beschleunigen.
III.
Kosten / Nutzen
Die beschriebenen Maßnahmen werden durch eine Fachärztin mit 20 Wochenstunden durchgeführt. An Sachmittel für Laborkosten und Sprechstundenbedarf müssen pro Frau ca. 110,- € veranschlagt werden. Impfstoffe werden größtenteils durch das Land finanziert. Durch medizinische Prävention und Versorgung wird die mütterliche und kindliche Morbidität im Rahmen von Schwangerschaft und Geburt reduziert und somit Kosten in der medizinischen Versorgung der Schwangeren eingespart.
Gerwin Stöcken
Stadtrat
[1]Der Gemeinsame Bundesausschuss ist das oberste Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung der Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser und Krankenkassen in Deutschland.
