Die internationalen Beziehungen der Landeshauptstadt Kiel entwickelten 2017 mit den Jubiläen der Partnerstädte Coventry, Vaasa, Kaliningrad und Sovetsk, der Delegationsreise nach Moshi Rural, einer Vereinbarung über die wirtschaftliche Kooperation zwischen Hangzhou und Kiel sowie der neuen Städtepartnerschaft mit San Francisco eine neue Dynamik und Tragkraft.

Die offizielle Städtepartnerschaft zwischen Kiels und der britischen Stadt Coventry feierte 2017  ihr 50-jähriges Jubiläum. Die ersten Kontakte zwischen beiden Städten entstanden allerdings schon vor 70 Jahren. Angestoßen durch einen Brief von Oberbürgermeister Andreas Gayk an den Lord Mayor George Briggs entstand eine Beziehung von historischer Bedeutung, die lange Zeit auch der Landeshauptstadt Kiel als Vorbild für spätere Städtepartnerschaften diente.

Ebenfalls 50 Jahre währt die Beziehung zur finnischen Stadt Vaasa. Diese Städtepartnerschaft entstand vor dem Hintergrund der finnisch-russischen und der deutsch-deutschen Beziehungen und weist daher ebenfalls eine spezielle historische Konstellation auf. Wertvolle und lang anhaltende Kontakte zwischen verschiedenen Bildungseinrichtungen beider Städte kennzeichnen diese Partnerschaft bis zum heutigen Tag.

Auch wenn die Beziehungen zu Kiels russischen Partnerstädten Kaliningrad und Sovetsk im Vergleich erst 25 Jahre alt sind, so wurde doch in dieser Zeit viel bewegt. Sozialeinrichtungen für Straßenkinder und elternlosen Kindern konnten aufgrund einer großen Spendenbereitschaft der Kieler Bürgerinnen und Bürger aufgebaut und unterhalten werden. Hunderte von jungen Menschen aus Kiel und Kaliningrad/Sovetsk lernten sich im Rahmen verschiedenster Projekte kennen und schätzen. Viele private Initiativen konnten gefördert und am Leben erhalten sowie Kontakte zwischen Kieler Schulen und russischen Bildungseinrichtungen aufgebaut werden.

Das Verhältnis zwischen Deutschland und der Russischen Föderation war im Jahr 2017 weiterhin belastet und eine deutliche „Zurückhaltung“ seitens unserer Partner in Kaliningrad zu spüren. Mit dem Jahreswechsel hat sich diese Situation erfreulicherweise wieder verbessert. Mit Kaliningrad und Sovetsk wurden zahlreiche kulturelle und sportliche Aktivitäten vereinbart, die langfristig angelegt sind und es möglich machen, dass sich Menschen aus Kiel und den russischen Partnerstädten kennenlernen, Interesse und Verständnis für die jeweils andere Kultur entwickeln und somit einen Beitrag zur Völkerverständigung leisten.

Nicht ganz leicht gestaltete sich die Pflege der Beziehungen zu den beiden türkischen Partnerstädten Samsun und Hatay. Aufgrund der nationalen Situation in der Türkei waren Aktivitäten zwischen Kiel und den türkischen Partnerstädten nur sehr begrenzt möglich. In Hatay ist der Wunsch nach Kontakten mit Kiel aber stets spürbar. Eine aus Kieler Spendenmitteln gebaute Schule in Hatay arbeitet sehr erfolgreich. Sie ermöglicht syrischen Flüchtlingskindern einen Schulbesuch und fördert deren Integration in der Türkei.

Meine Delegationsreise nach Moshi Rural in Tansania im April belebte spürbar die Beziehung zwischen beiden Partnern. Zahlreiche gemeinsam entwickelte Projektideen wurden diskutiert und eine mögliche Realisierung geprüft. Es werden 2018 zunächst zwei Vorhaben, zum einen die Verbesserung der Abfallwirtschaft und zum anderen die Wiederherstellung einer Baumschule, konkretisiert und vorangetrieben.

Erste Workshops zur Verbesserung der Arbeitssicherheit auf Mülldeponien und Kompostierungs-möglichkeiten erfolgten im März 2018 in Moshi Rural. Nach einem intensiven Austausch zwischen den Verwaltungen in Moshi Rural und Kiel stellten die beiden Kommunen außerdem Ende März 2018 gemeinsam einen Antrag auf Förderung für den Wiederaufbau einer Baumschule bei der „Engagement Global gGmbH - Servicestelle Kommunen in der Einen Welt“. Geplant ist die Aufzucht von zunächst 9.000 Jungbäumen, die später auf von Trockenheit und Bodenerosion betroffene Flächen gepflanzt werden sollen. Neben dem Ziel, den Klimaschutz und das Umweltbewusstsein zu stärken, sollen dadurch neue Berufsperspektiven für die Bevölkerung entwickelt werden. Dies ist auch kleiner Beitrag der Landeshauptstadt Kiel zur Umsetzung der Agenda 2030 der Vereinten Nationen.

Im Rahmen der Wirtschaftsfahrt im August 2017 besuchte eine Kieler Delegation mit Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer und mir die beiden chinesischen Städte Qingdao und  Hangzhou. Eine Vereinbarung über die wirtschaftliche Kooperation zwischen Hangzhou und Kiel konnte hierbei unterzeichnet werden. Eine erfolgreiche Erweiterung des wirtschaftlichen Engagements in China zeichnet sich vor diesem konkreten Hintergrund ab.

Von zentraler Bedeutung war im vergangenen Jahr zweifellos die Städtepartnerschaft zwischen Kiel und San Francisco, die am 21. September 2017 vertraglich besiegelt wurde. Unterstützt durch Unternehmen und das Land Schleswig-Holstein wurde ein neues Modell von Städtepartnerschaftsarbeit vereinbart. Die Partnerschaft zwischen den beiden Städten ist zunächst auf fünf Jahre befristet und wird sowohl in San Francisco als auch in Kiel jeweils von einem Partnerschaftsverein unterstützt. Der Kieler Verein The Bay Area e.V. umfasst inzwischen über 100 Vereinsmitglieder aus Unternehmen, Hochschulen und anderen Institutionen in Kiel und Schleswig-Holstein. Gemeinsam mit der Stadtverwaltung engagiert sich der Verein The Bay Area e.V. in unterschiedlichsten Themenfeldern zum Beispiel Kultur, Tourismus, Sport, Schulen, Digitale Wirtschaft, Start-ups und Hochschulen.

Im Rahmen meiner Delegationsreise nach San Francisco vom 4. bis 9. März 2018 konnten die persönlichen Kontakte zwischen beiden Städten und den Vereinen gefestigt und zahlreiche Projektideen entwickelt werden. Zu dieser Reise und den Ergebnissen werde ich in einer gesonderten Geschäftlichen Mitteilung berichten.

Ein Gemeinschaftsbüro des Landes Schleswig-Holstein soll im Sommer 2018 in San Francisco eröffnet werden. Kiel ist auch hierbei involviert.

Die zur Kieler Woche 2016 konzipierte Partnerstädte-Ausstellung „Brücken bauen. zusammen finden – zusammen wachsen“ wurde zwischenzeitlich nicht nur im Kieler Rathaus und dem Holstentörn gezeigt. Sie hat auch im RBZ Wirtschaft, im RBZ 1 und in der Hebbelschule darüber informiert, welche internationalen Partnerschaften die Landeshauptstadt Kiel pflegt und sie wurde damit zu einer Grundlage für intensive Diskussionen, die ich mit den Schülerinnen und Schülern geführt habe. Weiter wurden zwei Besprechungsräume im Kieler Rathaus nach unseren Partnerstädten Brest und Coventry benannt und der jeweiligen Stadt entsprechend ausgestaltet. Auch diese beiden Maßnahmen führen dazu, dass die partnerschaftlichen Verbindungen Kiels in die Welt sichtbarer werden.

Eine Gesamtaufstellung der wesentlichen Partnerschaftsprojekte des Jahres 2017 ist als Anlage dieser Geschäftlichen Mitteilung beigefügt.

Hans-Werner Tovar

Stadtpräsident