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Geschäftliche Mitteilung - 0616/2018
Grunddaten
- Betreff:
-
Teilnahme am Bundesprogramm „Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“
- Status:
- öffentlich (Drucksache abgeschlossen)
- Drucksachenart:
- Geschäftliche Mitteilung
- Federführend:
- Jugendamt
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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●
Erledigt
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Jugendhilfeausschuss
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Kenntnisnahme
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Sep 5, 2018
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Antrag
Der Allgemeine Sozialdienst (ASD) der Landeshauptstadt Kiel informiert den Jugendhilfeausschuss mit dieser Geschäftlichen Mitteilung über das erfolgreiche Antragsverfahren und die Teilnahme des ASD am Bundesprogramm „Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“ und den gegenwärtigen Umsetzungsstand.
Sachverhalt/Begründung
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Hintergrund
Der Bildungsbericht 2016 zeigt, dass Familien, die in ökonomischen Risikolagen, in belasteten Sozial- und Wohnverhältnissen leben oder einen Fluchthintergrund haben, nur schwer Zugang zur Kindertagesbetreuung finden – trotz des bestehenden Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz. Dabei wirkt sich der Besuch von Angeboten der Kindertagesbetreuung positiv auf die Start- und Bildungschancen von Kindern aus. Der Besuch einer Kindertageseinrichtung oder Tagespflegestelle kann dazu beitragen, Familien in belasteten Lebenssituationen zu stabilisieren und die gesellschaftliche Integration zu erleichtern. Neu zugewanderte Kinder lernen schnell die deutsche Sprache und knüpfen Kontakte. Gute Kindertagesbetreuung ermöglicht gleiche Chancen für alle Kinder.
Vor diesem Hintergrund legte das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend das Förderprogramm „Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“ auf, welches im April 2017 gestartet ist. Das Programm stellt der Landeshauptstadt Kiel finanzielle Mittel in Höhe von insgesamt 447.743,23€, verteilt auf den Bewilligungszeitraum 01.10.2017-31.12.2020, zur Verfügung. Die Kommune beteiligt sich in Höhe von 10% der zuwendungsfähigen Ausgaben.
Ziele des Programms
Mit dem Programm fördert das Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend niedrigschwellige Angebote, die den Zugang zur Kindertagesbetreuung vorbereiten und unterstützend begleiten. Mit Hilfe von gezielten Angeboten soll Kindern, die bisher nicht oder nur unzureichend von der institutionellen Kindertagesbetreuung erreicht wurden, der Einstieg in das deutsche System der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung erleichtert werden. Die frühpädagogischen Angebote müssen sich dazu an den individuellen Ausgangslagen der Kinder und Familien orientieren und können helfen, den Weg ins Regelangebot der Kita oder der Kindertagespflege zu ebnen und so die Bildungsteilhabe der Kinder und ihrer Familien zu erhöhen. Außerdem soll durch das Programm die Kompetenz der pädagogischen Fachkräfte im Umgang mit (kultureller) Vielfalt gestärkt werden.
Umsetzung in Kiel
Gemeinsam mit den Mitgliedern des Arbeitsbündnisses Frühe Hilfen erarbeitete der Allgemeine Sozialdienst sowohl die inhaltliche Ausgestaltung als auch die praktische Umsetzung des Förderprogrammes, um die präventiven und niedrigschwelligen Angebote der Frühen Hilfen in der Landeshauptstadt Kiel weiter auszubauen und zu stärken.
Bei der Bedarfsermittlung wurde deutlich, dass Familien mit aktueller Fluchterfahrung (in eigener Wohnung im Stadtteil oder Gemeinschaftsunterkünften) und Kinder neu zugewanderter EU-Bürger*innen aus Rumänien und Bulgarien sowie ressourcenärmere Familien in den bestehenden Angeboten unterrepräsentiert sind. Weil sich für diese Menschen im gesamten Stadtgebiet der Bedarf an Unterstützung und intensiverer Begleitung in das Bildungs- und Gesundheitssystem zeigte, wurden niedrigschwellige, aufsuchende Angebote geschaffen.
Ein wichtiger Baustein des Bundesprogramms „Kita-Einstieg“ ist der Auf- und Ausbau eines starken Netzwerkes in Kiel, damit die Angebote gut aufeinander abgestimmt sind und gesteuert werden können. Die Förderrichtlinien sehen daher Mittel für eine halbe Koordinierungs- und Netzwerkstelle sowie vier halbe Fachkraftstellen zur Umsetzung des Vorhabens im Rahmen des Bundesprogramms vor.
Die Koordinierungs- und Netzwerkstelle erhebt die lokalen Bedarfe, plant, entwickelt und koordiniert Angebote. Sie ist für die alltägliche Umsetzung der Angebote und den Aufbau der lokalen Vernetzungsstrukturen zuständig. Mit der praktischen Umsetzung wurde die Familienbildungsstätte Kiel e.V., Haus der Familie betraut.
Bisher konnten folgende Angebote mit Mitteln des Bundesprogramms „Kita-Einstieg“ umgesetzt werden:
- eine kitaähnliche Gruppe für 10 Kinder in der Gemeinschaftsunterkunft Arkonastraße, insbesondere für Familien bzw. Kinder mit Fluchterfahrungen aus dem arabischsprachigen Raum,
- eine kitaähnliche Gruppe für 10 Kinder in Kiel-Gaarden, vornehmlich für Kinder aus Familien mit geringen finanziellen Ressourcen,
- ein Eltern-Kind-Treff in Kiel-Gaarden für Familien mit Migrationshintergrund, insbesondere für zugewanderte Familien aus Rumänien und Bulgarien sowie
- aufsuchende Arbeit in Kiel-Gaarden für Familien mit geringen finanziellen Ressourcen.
Kurze Wege durch eine sozialräumliche Verortung im Stadtteil Gaarden und der Gemeinschaftsunterkunft Arkonastraße, der Verzicht auf Teilnahmegebühren sowie die persönliche, aufsuchende Ansprache der Menschen machen die Niedrigschwelligkeit aus. Inhaltlich vermitteln die Angebote Kenntnisse über das deutsche Bildungssystem. Sie unterstützen bei der Entwicklung einer bildungsorientierten Tagesstruktur und einer sprachanregenden Umgebung. Die Teilnehmenden lernen Bildungsangebote im Stadtteil kennen, erhalten Beratung und Begleitung bei Antragstellung und in der ersten Phase des KiTa-Besuches und erkunden den naheliegenden Sozialraum.
Renate Treutel
Stadträtin