Infosystem Kommunalpolitik
Antrag der Verwaltung - 1145/2018
Grunddaten
- Betreff:
-
Mittel für die Einrichtung des Welcome Center Kieler Förde
- Status:
- öffentlich (Drucksache abgeschlossen)
- Drucksachenart:
- Antrag der Verwaltung
- Federführend:
- Der Oberbürgermeister
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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●
Erledigt
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Ratsversammlung
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Entscheidung
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Dec 13, 2018
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Sachverhalt/Begründung
Begründung:
Jedes Jahr werden ca. 200.000 Gäste Jahr in der Tourist-Information Kiel und 22.000 Gäste in Heikendorf begrüßt. Bei einer Öffnungszeit von ca. 310 Tagen im Jahr sind dies täglich durchschnittlich 715 Gäste – in den Saison-Spitzenmonaten von Mai bis August jedoch noch deutlich mehr. Die touristische Betreuung der Gäste erfolgt gegenwärtig in sehr beengten Verhältnissen von ca. 125 qm in Kiel und 16 qm in Heikendorf. Die baulichen Gegebenheiten in der Andreas-Gayk-Straße lassen zudem keine Vergrößerung am Standort zu.
Um dem touristischen Wachstum und den steigenden Anforderungen ihrer Gäste gerecht zu werden, benötigt die Destination Kieler Förde ein zeitgemäßes und ganzheitlich ausgerichtetes Welcome Center in zentraler Lage. Hier bietet sich die Immobilie der ehemaligen Hauptpost als neuer Standort für einen Neubeginn auf ca. 375 qm Fläche an.
Es ist festzustellen, dass die Beliebtheit der Kieler Förde als Reiseziel in den letzten zehn Jahren deutlich gestiegen ist. Verstärkt wurde dies zudem dadurch, dass sich seit 2015 an der Kieler Förde die Landeshauptstadt Kiel und das Amt Schrevenborn zu der LTO Kieler Förde zusammengefunden haben. Ziel ist es, Marketingaktivitäten zu optimieren, die Beratungsqualität zu steigern und die Kostenentwicklung zu bremsen. Da es keine kumulierten Zahlen Kieler Förde gibt, orientieren wir uns hier an den Kieler Kennzahlen:
- Die touristischen Übernachtungen sind in den vergangenen zehn Jahren auf ca. 1,9 Mio. gewachsen und im statistisch erfassten Bereich um 53 % gestiegen.
- 24 % aller Übernachtungsgäste kommen aus dem Ausland.
- Kiel ist mit ca. 19,7 Mio. Tagestouristen der Hotspot des Landes.
- Internationale Attraktivität wird zudem durch 485.000 Kreuzfahrtgäste und 1,6 Mio. Fährgäste ausgedrückt sowie durch die Kieler Woche.
- Die Reisebereitschaft nach Kiel ist enorm gewachsen und Kiel kann im touristischen Wirtschaftssegment mit einem weiteren Wachstum von 30 % in den nächsten zehn Jahren rechnen.
Neue Hotels sind in Bau. Die Planungen für den Bau weiterer Hotels sind weit fortgeschritten, so dass schon in den nächsten drei Jahren mit ca. 1.000 Zimmern mehr zu rechnen ist. Auch das Stadtbild wird sich in den nächsten Jahren, durch zahlreiche Neubauten und den Kleinen Kiel-Kanal attraktiv verändern. Eine gesteigerte Aufenthaltsqualität in der City dürfte auch für den (Tages-)Tourismus weitere Impulse bringen.
Parallel haben sich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen geändert, die auch auf den Tourismus wirken. Dies betrifft die Anforderungen der Gäste ebenso wie die Arbeitswelt und hier besonders der Digitale Wandel.
Darauf muss sich die klassische Tourist-Information in der Landeshauptstadt einstellen, damit die Destination Kieler Förde weiterhin für Tourist/innen attraktiv bleibt und ihre Attraktivität noch steigert.
So sind Gäste nicht mehr streng nach klassischen Betrachtungen einzustufen wie „Übernachtungs- oder Tagestourist/in“, „Geschäftsreisende/r“, „Kultururlauber/in“, „Verwandtschaftsbesucher/in“ oder „Bürger/in“, sondern eher nach sogenannten Sinus-Milieus (benannt nach und definiert durch das SINUS-Institut), die davon ausgehen, den Menschen in seiner Ganzheit mit seinen unterschiedlichen Interessenslagen zu betrachten. Das bedeutet beispielsweise, dass ein/e Tourist/in sich auch in seinem/ihrem Urlaub für seine/ihre Hobbys oder technische Interessen, seine/ihre Wissensgebiete aus der Arbeitswelt oder für allgemeine Themen wie z.B. Bildungs-, Wissenschafts- oder Umweltthemen. Dies gilt es also ebenfalls zu adressieren, um Tourist/innen ein ganzheitliches touristisches Erlebnis zu ermöglichen.
Lösungsmöglichkeit und Zielsetzung
Das Welcome Center in direkter Blickachse gegenüber dem Kieler Hauptbahnhof soll eine erste Anlaufstelle sein, die Kiel und die Kieler Förde modern, dynamisch, maritim, jung und digital umfassend repräsentiert und alle notwendigen Informationen für den Gast bereithält sowie gleichzeitig eine hohe Aufenthaltsqualität bietet. Das Welcome Center ist schwerpunktmäßig touristisch ausgerichtet, bietet aber auch anderen relevanten Akteuren z.B. aus Wissenschaft, Bildung, Wirtschaft, Verwaltung sowie Investoren eine Plattform, um Bürger/innen und Gästen Informationen zu vermitteln, die ein ganzheitliches Bild einer attraktiven maritimen Stadt zeichnen.
Im Welcome Center sollen sich auch Erlebnisqualitäten und Storytelling wiederfinden. Wesentlich sind überdies die Faktoren Nachhaltigkeit und Barrierefreiheit. Alle Aspekte zusammengenommen sollen für die LTO Kieler Förde an einem vorzeigbaren zukunftsweisenden Ort eine neue touristische Willkommenskultur schaffen, die den sich wandelnden Ansprüchen der Gäste gerecht wird.
Ansatz, Interieur, Funktionsweise, Digitalisierungstiefe und Leistungsqualität sollen eine Pilotfunktion für Schleswig-Holstein haben.
Beratungs- und Informationsqualität sollen aufgrund der um 50 % gesteigerten Besucherzahlen deutlich erhöht werden, damit die an der Förde tätigen Leistungsträger aus dem Beherbergungsgewerbe, der Gastronomie, des Einzelhandels, der Unterhaltungs-, Mobilitäts- und sonstigen Dienstleistungen davon nachhaltig profitieren. So sollen autonome Beratungseinheiten einen höheren Durchsatz an Vermittlungsaufträgen in der Hotel- und Privatvermieterbranche ermöglichen und auf der anderen Seite geschultes Personal den Zugang zu hochwertigen und regionalen Anbietern des Einzelhandels erhöhen.
Sichtbare Zeichen der Kulturschaffenden sollen im Welcome Center die Besuche in den Kultureinrichtungen an der Förde steigern. Dies können z.B. wechselnde Objekte aus Museen oder Kunstausstellungen sein oder ein interaktives digitales Werbeposter im Stil von Konrad Rappaport. Aber auch wegweisende Projekte aus dem Umweltschutzbereich oder der maritimen Wissenschaft und Wirtschaft sollen den Nutzen für Gast und Anbieter vor Ort erhöhen.
Ein digitales Pilotprojekt für touristische Fragestellungen stellt für die Branche in Schleswig-Holstein einen hohen Mehrwert dar, da im Tourismus der direkte Kontakt mit den Gästen – vor dem Hintergrund der sich verändernden Alterspyramide – künftig eine große Herausforderung darstellen wird. Gleichzeitig ist dies aber auch mit der Chance verbunden, umfassend, vielseitig und zielgruppenübergreifend zu informieren sowie das Produktversprechen des Marketings vor Ort zu halten, auch wenn immer weniger Personal zur Verfügung stehen wird.
Konzept
In einem kreativen Prozess mit Experten/innen aus allen wichtigen Fachbereichen und in einem Abstimmungsprozess im Vorstand des Kiel-Marketing e.V. und des Aufsichtsrates der GmbH, im AK Wissenschaftsmarketing und in der Steuerungsgruppe Standortmarketing (LHK, KiWi, Kiel Marketing) wurde ein Konzept erarbeitet, das die oben genannten Funktionen abbildet und in der Wirkung die entsprechende Ausstrahlung erzielt. Ein wichtiger Aspekt dabei ist die Pilotfunktion des neuen Welcome Center für andere Orte in SH, da sich zukünftig alle den neuen Herausforderungen stellen müssen.
Details sind der in der Anlage beigefügten Präsentation zu entnehmen.
Kosten / Förderung
Die Kosten für die Einrichtung und den Ausbau des neuen Welcome Centers der Landeshauptstadt Kiel auf der Basis dieses Konzepts liegen bei rund 402.000 Euro (zzgl. MwSt.). Die Mittel wurden über das Referat für Wirtschaft in den Haushaltsentwurf 2019 eingestellt. Für den herausragenden Teil der digitalen Einrichtung im Multifunktionsbereich, in Höhe von 149.500,- Euro soll versucht werden, eine öffentliche Förderung zu erhalten. Maßnahmen der Immobilienwirtschaft der LHK für die grundlegende technische und bauliche Instandsetzung des Gebäudes sind darin nicht enthalten, sondern werden aus Bauunterhaltungsmitteln finanziert.
Zeitplan
Es ist das Ziel, das Welcome Centers am 1. Oktober 2019 zu eröffnen. Aufgrund der angespannten Lage im Bausektor kann dies nur unter Vorbehalt gelten.
Rahmeninformationen
Kiel-Marketing e.V. und KM GmbH werden große Teile ihrer jetzigen Büroflächen der Jugendberufsagentur (JBA) für ihr Projekt Ausbildungsberatung überlassen. Zwischenzeitlich ist daher eine Umquartierung von ca. 21 Mitarbeiter/innen erforderlich. Die Immobilienwirtschaft sucht derzeit eine Lösung.
Die Flächen der jetzigen Tourist Information werden nach der Eröffnung des Welcome Centers wieder als Büroräume durch Kiel-Marketing genutzt. Der westliche Teil der alten Post Schalterhalle wird im Rahmen der Gesamtpläne als Bürofläche für Kiel-Marketing nutzbar gemacht, damit die Interimsflächen wieder leergezogen werden und die Kiel-Marketing-Unternehmen wieder an einem Ort arbeiten können.
Die zu erwartenden Mehrkosten für die Anmietung der Flächen des Welcome Centers und der vergrößerten Flächen für die Büroräume von Kiel-Marketing sind nach genauer Flächen- und Kostenermittlung durch die Immobilienwirtschaft durch eine Erhöhung des laufenden Zuschusses an Kiel-Marketing e.V. zu GmbH zu decken.
Dr. Ulf Kämpfer
