Infosystem Kommunalpolitik
Geschäftliche Mitteilung - 1176/2018
Grunddaten
- Betreff:
-
Einführung eines neuen Testverfahrens auf sexuell übertragbare Infektionen (STI) für Zielgruppen mit besonders hohem Infektionsrisiko
- Status:
- öffentlich (Drucksache abgeschlossen)
- Drucksachenart:
- Geschäftliche Mitteilung
- Federführend:
- Amt für Gesundheit
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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Erledigt
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Ausschuss für Soziales, Wohnen und Gesundheit
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Kenntnisnahme
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Jan 24, 2019
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Sachverhalt/Begründung
I.
Zusammenfassung
Die Beratungsstelle für Sexuelle Gesundheit im Amt für Gesundheit in Kiel wird von vielen Menschen in Anspruch genommen. Sie werden dort zu sexuell übertragbaren Infektionen (STIs) aufgeklärt und beraten und ggf. auch darauf getestet.
Die Gruppe der Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), bilden eine Gruppe zu der auch Personen mit besonders hohem Infektionsrisiko, nachweislich begründet durch die Häufigkeit der Partnerwechsel und ihre Geschlechtspraktiken, gehören. Daraus ergibt sich auch ein erhöhtes Weiterverbreitungsrisiko für STIs.
Aus diesem Grund gehören diese Männer zu den in § 19 Abs. 4 Infektionsschutzgesetz genannten „Personen, deren Lebensumstände eine erhöhte Ansteckungsgefahr für sich oder andere mit sich bringen“.
Für diese Zielgruppe wird jetzt ein besonders genaues und anonymes Testverfahren in den städtischen Beratungsstellen des Gesundheitsamtes angeboten.
II.
Sachverhalt
In der Beratungsstelle für Sexuelle Gesundheit werden jedes Jahr verschiedene Menschen zu sexuell übertragbare Infektionen (STI) wie zum Beispiel Hepatitis, HIV, Syphilis oder Gonorrhoe aufgeklärt, beraten und ggf. auch getestet. Ziel ist es niederschwellig und anonym Informationen und Hilfen zum Thema sexuell übertragbare Erkrankungen anzubieten.
Dazu gehören nicht nur Beratungen, es gibt auch die Möglichkeit, sich auf verschiedene Infektionskrankheiten testen zu lassen, um bei eventuell vorliegender Infektion schnell eine Therapie einzuleiten und weitere Personen vor einer Übertragung zu schützen.
Vorbeugung von übertragbaren Krankheiten beim Menschen, frühzeitige Erkennung von Infektionen und Verhinderung von deren Weiterverbreitung, das sind Aufgaben, die im Infektionsgesetz beschrieben sind.
Eine Gruppe der Menschen, die die Beratungsstelle aufsuchen, stellen die Männer dar, die Sex mit anderen Männern haben.
Speziell dieser Gruppe werden auch umfassende Beratungsgespräche angeboten, die sehr gut von der betroffenen Personengruppe in Kiel wahrgenommen werden: Von 834 Beratungen in 2017 gaben 118 Beratene an, zu der Gruppe der MSM zu gehören (14,08%), in 2018 waren es bis zum 30.11.2018 83 Menschen.
In diesen Beratungen wird dann je nach Risikoverhalten empfohlen, sich neben HIV, Syphilis und Hepatitis B/C auch auf Chlamydien und Gonokokken testen zu lassen.
Diese beiden letzteren Erkrankungen gehören weltweit zu den häufigsten sexuell übertragbaren bakteriellen Infektionen und auch hier in Kiel in der Beratungsstelle nahmen im letzten Jahr die Zahl der positiven Testungen (eine Infektion wurde nachgewiesen) bei diesen beiden Erkrankungen deutlich zu: 2016 gab es insgesamt 3 positive Nachweise, 2017 waren es 16 positive Nachweise und in 2018 bislang 24 positive Nachweise.
Der Test auf Chlamydien und Gonokokken wurde bisher durch einen Abstrich entweder in der Mundhöhle, im Analbereich oder im Bereich der Harnröhre durchgeführt. Dabei werden leider zu wenige Infektionen erkannt (24 %), so dass die Testung Abstriche an allen drei Lokalisationen gleichzeitig beinhalten sollte, damit die Erreger sicher erkannt werden.
III.
Weiteres Verfahren
Um niederschwellig und unabhängig von finanziellen Möglichkeiten den Männern diesen Test zu ermöglichen, sollen ab Januar 2019 diese Testungen auch in Kiel für diese Zielgruppe kostenfrei durchgeführt werden, so wie es u.a. in Lübeck, Hamburg, Hannover schon üblich ist.
IV.
Kosten/Nutzen
Bisher ist die Testung kostenpflichtig und beträgt pro Abstrich für jede Lokalisation 20 €. Daher entscheidet sich der Großteil der Betroffenen dazu, nur eine Lokalisation testen zu lassen, die entsprechende Ungenauigkeit billigend in Kauf nehmend.
Ein Gesamttest auf HIV, Lues, Hepatitis B/C und dazu Testungen an drei Lokalisationen auf Chlamydien und Gonokokken beträgt 77 € pro Person.
Bei etwa der Hälfte der MSM im Jahr, die bisher in Kiel beraten werden, wird eine Testung durchgeführt (ca. 50 von 100 Männern). Damit wären 4.000 € pro Jahr für dieses Angebot aufzuwenden. Auf Grund des bereits vorhandenen Angebotes der umliegenden Kreise und Städte ist mit einem Anstieg der Inanspruchnahme der Beratungsstelle nicht zu rechnen.
Da es Ziel des Öffentlichen Gesundheitsdienstes ist, gemäß Gesundheitsdienstgesetz in Schleswig-Holstein insbesondere auf gesunde und gesundheitsförderliche Lebensverhältnisse hinzuwirken und gleiche Gesundheitschancen für alle anzustreben, die gesundheitliche Eigenverantwortung und Urteilsfähigkeit der Bürgerinnen und Bürger zu stärken und auf die Vermeidung von Gesundheitsrisiken und auf den Schutz der oder des Einzelnen und der Allgemeinheit vor gesundheitlichen Beeinträchtigungen hinzuwirken, bewerten wir dieses Angebot als sehr sinnvoll und zielführend.
Gerwin Stöcken
Stadtrat
