Infosystem Kommunalpolitik
Geschäftliche Mitteilung - 0151/2019
Grunddaten
- Betreff:
-
Bericht zur wirtschaftlichen Entwicklung Kiels im Jahr 2018
- Status:
- öffentlich (Drucksache abgeschlossen)
- Drucksachenart:
- Geschäftliche Mitteilung
- Federführend:
- Der Oberbürgermeister
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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Erledigt
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Wirtschaftsausschuss
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Kenntnisnahme
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Feb 27, 2019
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Erledigt
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Ratsversammlung
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Kenntnisnahme
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Mar 21, 2019
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Sachverhalt/Begründung
Zusammenfassung
Zahlreiche Unternehmen in Kiel und in der der Kiel-Region wachsen, wollen sich vergrößern und in die Modernisierung investieren. Die Kieler Wirtschaftsförderung (KiWi) hat im Auftrag der Stadt im vergangenen Jahr knapp 100.000 m2 Gewerbeflächen verkauft und somit Kieler Unternehmen oder Neuansiedlungen Raum zur Entwicklung zur Verfügung gestellt. Dadurch wurden Investitionen in Millionenhöhe ausgelöst. Stadtverwaltung und KiWi haben darüber hinaus Büro- und Produktionsflächen vermittelt, Hotelneubauten ermöglicht und im Zusammenwirken mit Kiel-Marketing, Immobilieneigentümern und Geschäftsinhabern die Entwicklung in der Innenstadt unterstützt.
Gewerbe- und Industrieflächenbezogene Bilanz 2018
Die Verfügbarkeit von Gewerbeflächen ist ein wichtiges Element der kommunalen Wirtschaftsentwicklung und gleichzeitig zentrales Instrument der Wirtschaftsförderung. Bereits in den vorangegangenen Mitteilungen an die Selbstverwaltung wurde auf die sich stetig verknappende Gewerbeflächenverfügbarkeit bis einschließlich 2019 verwiesen. Die in den Beschlüssen zur Gewerbeflächenentwicklung der Landeshauptstadt Kiel aus den Jahren 2014 (Drs. 0633/2014) und 2016 (Drs. 0718/2016) formulierten Grundaussagen haben weiterhin Bestand. Insbesondere die zentrale Aussagen, dass eine angebotsorientierte Flächenstrategie ein verfügbares Flächenangebot von mehr als fünf Hektar/Jahr erfordert und im Jahr 2018 die Nachfrage das verfügbare, knappe Angebot aufgrund sehr guter Grundstücksverkaufszahlen übersteigen wird, haben sich bestätigt. Um dem zu begegnen, hat die Kieler Wirtschaftsförderung (KiWi) im Rahmen ihrer Gewerbeflächenstrategie ihre Tätigkeiten im Bereich der aktiven Projektentwicklung deutlich ausgebaut.
Die erreichten und im Folgenden dargestellten Kennzahlen konnten trotz Flächenknappheit daher zum deutlich überwiegenden Teil insbesondere aufgrund der hervorragenden interkommunalen Kooperation zwischen der Gemeinde Melsdorf und der Landeshauptstadt Kiel erreicht werden.
1. Flächenverkäufe und Erlöse
Für die Vermarktung und den Verkauf von Gewerbe- und Industrieflächen in der Landeshauptstadt Kiel ist die KiWi im Treuhandverhältnis für die Landeshauptstadt Kiel verantwortlich. Sie konnte im Jahr 2018 insgesamt 80.000 m² kommunale Gewerbefläche an Bestands- oder Ansiedlungsunternehmen veräußern. Der Anteil, der dabei auf Verkäufe im Interkommunalen Gewerbegebiet in Melsdorf entfällt, beträgt 75 % bzw. ca. 59.000 m². Der dabei erzielte Verkaufserlös liegt bei insgesamt 6.350.000 Euro. Er fließt an die Landeshauptstadt Kiel allein bzw. an die Projektpartner des Interkommunalen Gewerbegebietes Melsdorf jeweils zu gleichen Anteilen.
Größter kommunaler Flächenverkauf war der Verkauf eines Grundstückes an eine Grundstücksgesellschaft, die der DPD Geo Post Deutschland GmbH in Melsdorf ein Grundstück mit einer Größe von über 41.000 m² zum Betrieb eines Paketverteilzentrums langfristig zur Verfügung stellt.
Darüber hinaus und zusätzlich zu den genannten 80.000 m² verkaufter Gewerbefläche hat die KiWi ein ihr gehörendes, ca. 15.000 m² großes Grundstück in Wellsee an ein Unternehmen der Deutschen Post verkauft. Ziel dieses Verkaufs ist es, dass das in der Werftstraße befindliche Paketverteilzentrum kurzfristig aus der innerstädtischen Lage ins Gewerbegebiet verlagert wird, so dass die Landeshauptstadt an der Stelle gemeinsam mit dem Flächeneigentümer die Möglichkeit erhält, ein Urbanes Quartier mit Schwerpunkt „Wohnen“ und gewerblichen Ergänzungsnutzungen zu entwickeln.
2. Direkte (regionale) Wertschöpfung
Die Unternehmen, die im Jahr 2018 von der KiWi Grundstücke erworben haben, sorgen durch die Projektierung auf ihren Grundstücken für eine direkte Wertschöpfung, die – das zeigen die Erfahrungen aus der Vergangenheit – zu wesentlichen Teilen in der Kiel-Region verbleibt. Dabei sind vorrangig die Planung und der Bau der Unternehmensimmobilien zu nennen, die maßgeblich von regionalen Unternehmen geleistet werden. Das von den Unternehmen genannte Gesamtinvestment für die Errichtung neuer Gewerbeimmobilien wurde mit einem Betrag von über 60.000.000 Euro beziffert. Die Investitionen stärken somit den Standort Kiel und die Kiel- Region.
3. Arbeitsplatzeffekte durch Ansiedlungen / Betreuung von Bestandsunternehmen
Die Sicherung bestehender Arbeitsplätze, sowie das Schaffen neuer Arbeitsplätze bei Bestandsunternehmen und Neuansiedlungen ist die Kernaufgabe von Wirtschaftsförderung. Die erfolgreiche Durchführung solcher Vorhaben ist jedoch nur in enger Kooperation mit allen beteiligten Partnern aus der Verwaltung möglich, die Expansions- und Ansiedlungsvorhaben wirtschaftsfreundlich und zielorientiert möglich machen.
Neben der Vermittlung und dem Verkauf von Büro- und Produktionsflächen war das Jahr 2018 (insbesondere auch in der Öffentlichkeit) geprägt von einer Vielzahl von in der Entstehung befindlichen Hotelprojekten, sowie von Maßnahmen zur Belebung der Innenstadt:
a) Vermittlung und Verkauf von Büro- und Produktionsflächen
Im Jahr 2018 wurden stadtweit als auch gezielt in ausgewählten Gebieten (z.B. in expliziter Kooperation mit dem Wissenschaftspark) Büro- und Produktionsflächen vermittelt.
Bedingt durch den Verkauf von kommunalen Grundstücken und der direkten Beteiligung an der Vermietung von Flächen an Kieler Bestandsunternehmen konnten mit Beteiligung der KiWi und im Zusammenwirken mit der Verwaltung im Jahr 2018 ca. 500 Arbeitsplätze gesichert bzw. neu geschaffen werden.
Im Hinblick auf die Neuansiedlung von Unternehmen konnten durch Verkäufe städtischer Grundstücke und der Vermietung von Immobilien mit direkter Beteiligung der KiWi und unter städtischer Beteiligung über 110 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze in Ansiedlungsunternehmen neu geschaffen werden.
b) Hotelneubauprojekte
Im vergangenen Jahr sind durch die Verwaltung der Landeshauptstadt Kiel eine Vielzahl von Hotelprojekten genehmigt worden, bei denen der Bau begonnen hat, das Grundstück von der KiWi für die Landeshauptstadt an den Hotelinvestor veräußert oder der Bau bereits fertiggestellt wurde. In Folge dessen werden in naher Zukunft weitere neue sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze in Kiel im Segment der Hotellerie entstehen, überwiegend im 3- bis 4-Sterne-Bereich. Hier zeigt die Erfahrung einen Arbeitsplatzquotienten von 0,5 Beschäftigten pro Hotelzimmer. Bei einer zu realisierenden Anzahl von rd. 850 Hotelzimmern ergibt das einen Beschäftigtenzuwachs von rd. 425 neuen Arbeitsplätzen.
c) Entwicklung der Innenstadt
Die Kieler Innenstadt bedarf aufgrund der laufenden Bauvorhaben einer besonderen Betreuung, der sich Kiel-Marketing, die KiWi und die Verwaltung zusammen mit einigen Immobilieneigentümern und Geschäftsinhabern gestellt haben. Nach Fertigstellung sowohl der privaten als auch der kommunalen Bauvorhaben werden diese zu einer erheblichen Aufwertung des gesamten innerstädtischen Bereiches beitragen.
Das Hauptaugenmerk der Partner lag daher auf der Reduzierung von Leerständen und der sinnvollen Ergänzung des Nutzungsmixes, um die Besucherfrequenz in und um die Holstenstraße weiter zu steigern. Im Ergebnis konnten im Sinne des gemeinsam formulierten Zieles elf Handels- und / oder Büroflächen mit einem Gesamtflächenumsatz von über 1.500 m² an Kieler Unternehmen, Hochschulen und Projekte vermietet werden. Insbesondere die Altstadt profitierte vom gemeinsamen Engagement.
4. Regionale Kooperation in der Kiel-Region
Das in 2017 begonnene Projekt „Regionales Gewerbeflächenmonitoring KielRegion und Neumünster (GEMO)“ des Planungsdialoges hat im Jahr 2018 deutliche Fortschritte gemacht. Es hat zum Ziel, zugunsten einer aktiven Angebotsstrategie Transparenz über die aktuellen Gewerbeflächenentwicklungen herzustellen, die regional bedeutsamen Flächenentwicklungen innerhalb der Kiel-Region zu identifizieren und die regionale Zusammenarbeit zu verstärken, um für Unternehmen ein bestmögliches Angebot an Ansiedlungs- und Expansionsfläche innerhalb der Kiel-Region zu schaffen. Bis zum Herbst 2019 werden Handlungsempfehlungen für ein Monitoring erarbeitet, dass der Analyse und Prognose der qualitativen und quantitativen Gewerbeflächenentwicklung dient. Aktuell umfasst das Monitoring für die Kiel-Region 24 für die Region bedeutsame Gewerbestandorte.
Weiterhin wurde im Oktober 2018 zur Immobilienmesse Expo Real das Gewerbeflächenportal der Kiel-Region präsentiert und eingefügt (gewerbeflächenportal.kielregion.de). Das Portal ist eine Darstellung aller in der Kiel-Region verfügbaren gewerblichen Bauflächen, ergänzt um für die Wirtschaftsentwicklung relevante Infrastruktureinrichtungen. Das Portal dient der Vermarktung der gewerblichen Standorte in der Kiel-Region und ermöglicht eine gezielte Suche nach freien gewerblichen Bauflächen anhand spezifischer Eigenschaften. Es kann von den Gebietskörperschaften kontinuierlich aktualisiert werden. Letztlich ermöglicht das Portal damit auch eine aktuelle Übersicht über den verfügbaren Bestand an gewerblichen Bauflächen in der Kiel-Region.
Die am GEMO (Analyse- und Prognoseinstrument) und dem Gewerbeflächenportal (Vermarktungsinstrument) beteiligten Akteure haben in 2018 erste Schritte unternommen, um die beiden Projekte der Region zu verschränken.
Genehmigungs- und Beratungspraxis in der Verwaltung
Im Hinblick auf die von der der Verwaltung erteilten Bau- und Betriebsgenehmigungen ist festzustellen, dass über 30% aller Bauberatungsgespräche im Amt für Bauordnung, Vermessung und Geoinformation im Vorfeld von Genehmigungsanfragen ihren Hintergrund bei gewerblichen Nutzungen haben. Konkret hat das im Jahr 2018 zur Folge gehabt, dass die Verwaltung 280 Baugenehmigungen mit gewerblichem Bezug erteilt hat. Diese gewerblichen Baugenehmigungen machen am Gesamtaufkommen der Baugenehmigungen einen Anteil von rd. 40% aus.
Die Bauaufsicht trägt damit erheblich mit dazu bei, dass wachsende Unternehmen die aktuell günstige konjunkturelle Entwicklung nutzen und in die Stärkung ihrer Wettbewerbsfähigkeit investieren können.
Weitere Berichte
Die vorangehende Berichterstattung zur wirtschaftlichen Weiterentwicklung Kiels für das Jahr 2018 basiert auf einer gemeinsamen Datengrundlage der KiWi, des Stadtplanungsamtes, des Amtes für Bauordnung, Vermessung und Geoinformation und Kiel Marketing.
Auf Grund umfangreicher, gewerbeflächenbezogener Entwicklungen in der Landeshauptstadt Kiel werden im Jahr 2019 zwei weitere geschäftliche Mitteilungen folgen:
- Aktualisierung der Beschlussvorlage Gewerbeflächenentwicklung der Landeshauptstadt Kiel (Drs. 0717/2016)
- Wirtschaftsflächenstrategie und aktive Projektentwicklung
Daraus wird deutlich, dass dieser Bericht nur ein Ausschnitt der wirtschaftlichen Entwicklung Kiels ist. Sein Fokus liegt auf einer Gewerbeflächenbilanz und der Entwicklung von Arbeitsplatzzahlen.
Dr. Ulf Kämpfer
Oberbürgermeister