Infosystem Kommunalpolitik

 
 
ALLRIS - Drucksache

Geschäftliche Mitteilung - 0124/2020

Reduzieren

Beratungsfolge

Reduzieren

Antrag

 

Reduzieren

Sachverhalt/Begründung

Mit Drucksache 0577/2018 wurden verschiedene Fragen im Zusammenhang mit der „Open-Source-Strategie“ des Landes und möglichen Synergien aus den Städtepartnerschaften aufgeworfen. Die vorliegende Geschäftliche Mitteilung knüpft an die genannte Drucksache an und soll einen aktuellen Überblick vermitteln. Dazu wird jeweils auf die seinerzeit gestellten Fragen eingegangen.

 

Frage 1:

In wieweit lassen sich mittels Open-Source-Software die IT-Sicherheit, der Datenschutz sowie die unabhängige Kontrolle über die eigene IT-Infrastruktur verbessern?

 

 

Antwort:

Generell ist Open-Source-Software weder unsicherer noch sicherer als proprietäre Software. Der Vorteil von Open-Source kann darin gesehen werden, dass der Quelltext offen einsehbar und überprüfbar ist.

Da personelle Ressourcen mit den notwendigen fachlichen Kompetenzen für die Überprüfung des Quellcodes in einer Kommune in der Regel nicht vorhanden sind, müsste die Prüfung durch einen externen Dienstleister durchgeführt werden. Daraus ergeben sich jedoch Kosten und Abstimmungsaufwände.

In der Praxis sind IT-Sicherheitszertifizierungen und Datenschutz-Gütesiegel unabhängiger Gutachter*innen, wie die des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik oder des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz Schleswig-Holstein, wichtiger bei der Einschätzung der Sicherheit einer Software als eine freie Verfügbarkeit des Quellcodes.

Eine Zertifizierung von Open-Source-Software ist wünschenswert, kann jedoch aus Kostengründen nur im Verbund mit Land und Bund geschehen.

 

 

Frage 2:

Welche Vorteile bietet Open-Source-Software in Bezug auf Ausschreibungen der Stadt Kiel?

 

 

Antwort:

Open-Source-Software kann im Allgemeinen direkt aus dem Internet geladen und installiert werden. Eine förmliche Ausschreibung kann in diesem Szenario ebenso entfallen wie das Lizenzmanagement. Für den Fall, dass neue Softwarelösungen (z.B. Fachverfahren) als Open Source Software entwickelt werden, stellt sich die Herausforderung der genauen Spezifikation der Anforderung und die Durchführung des Vergabeverfahrens für die Entwicklungsdienstleistung.

Von vielen Open-Source-Software Lösungen werden kommerzielle Versionen mit erweiterten Funktionen und Service angeboten. Bei der Beschaffung von kommerzieller Open-Source gibt es in Bezug auf die Beschaffung keine Unterschiede zu proprietärer Software.

Die internen Entscheidungsprozesse für oder gegen eine Software bleiben unberührt.

 

 

Frage 3:

Welche Bedeutung hat eine Open-Source-Softwarestrategie in Bezug auf die Entwicklung der IT-Infrastruktur der sogenannten Smart City?

 

 

Antwort:

Für die Entwicklung von Lösungen einer Smart City / Smart Regionhat die Ratsversammlung in Drucksache 0851/2019[1] als Leitlinie beschlossen, dass die eingesetzte Hard- und Software unter einer freien Lizenz (FLOSS) stehen soll.

Gut strukturierte und dokumentierte Open-Source-Software lädt Entwickler*innen ein, sich an der Weiterentwicklung zu beteiligen bzw. neue Komponenten zur bestehenden Software-Landschaft hinzuzufügen. Dies ist ein wichtiger Aspekt der Smart Region: Menschen können sich informieren, aktiv beteiligen und Lösungen schaffen, die das Leben in der Region verbessern.

 

 

Frage 4:

Welche Vorteile ergeben sich aus dem Einsatz von Open-Source-Software in Bezug auf die Kommunikation und den Datenaustausch mit den Bürger*innen?

 

 

Antwort:

Es werden keine Vorteile beim Einsatz von Open-Source-Software bei der Kommunikation mit Bürger*innen gesehen. Die elektronische Kommunikation und der Datenaustausch erfolgt über Standardprotokolle (z.B. Web-APIs). Hierfür setzt die Informationstechnik der Landeshauptstadt sowohl proprietäre als auch Open-Source-Software ein. Für Software-Entwickler (z.B. unter Studenten oder in Unternehmen) besteht die Möglichkeit, über den Source Code tiefergehende Informationen zur eingesetzten Software zu erlangen. Die dabei erhaltenen Informationen können Software-Entwickler*innen grundsätzlich unterstützen.

 

 

Frage 5:

Unter welchen Voraussetzungen ist die kooperative Entwicklung einer gemeinsamen, von Großkonzernen unabhängigen IT-Infrastruktur auf Basis von Open-Source realisierbar?

 

 

Antwort:

Siehe Antwort auf Frage 6.

 

 

Frage 6:

Wo und in wieweit können durch Kooperationen mit dem Land und/ oder unseren Partnerstädten Synergieeffekte ausgelöst werden?

 

 

Antwort:

Die Entwicklung einer gemeinsamen IT-Infrastruktur auf Basis von Open-Source ist nur in enger Kooperation mit Land und Bund denkbar, da hierfür erhebliche Ressourcen benötigt werden und ein hoher Abstimmungsbedarf besteht.

Im Rahmen übergreifende kommunaler IT-Projekte, wie aktuell die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes muss eine gemeinsame Open Source Strategie entstehen, um Einfluss auf die Hersteller von Fachsoftware ausüben zu können - u.a. die Bereitschaft für Open-Source-Lösungen, zu unterstützenden Betriebssystemen und Standards.

Offene Standards spielen grundsätzlich und insbesondere bei der Migration zu Open-Source eine große Rolle, da sie eine schrittweise Einführung von neuer Software wesentlich erleichtern. Hinzu kommt eine offene Architektur der eingesetzten Software und IT-Infrastruktur, die das Austauschen einzelner Komponenten einfach ermöglicht (z.B. Micro Service Architektur).

 

 

Frage 7:

Wo könnte (innerhalb des jeweiligen Szenarios) der Betreuer (Maintainer) angesiedelt werden?

 

 

Antwort:

Die Strategie sollte beim Land oder beim Bund angesiedelt werden, um eine gute Koordination zu erreichen. Betrieb und Maintenance einer übergreifenden Open-Source-Infrastruktur kann beim IT Verbund Schleswig-Holstein (ITVSH) verankert werden, da der ITVSH die Interessen aller Kommunen in Schleswig-Holstein bündelt. In dieser Rolle kann der ITVSH die Entwicklung und die fortlaufende Weiterentwicklung einer Open-Source-Infrastruktur realisieren.

 

 

Frage 8:

In welcher Größenordnung sind langfristig Kostenvorteile gegenüber der Beschaffung proprietärer Systeme zu erwarten?

 

 

Antwort:

Die bisherigen Erfahrungen zu Open-Source-Software im kommunalen Umfeld sind sehr gering. Eine belastbare Aussage kann somit dazu derzeit nicht gemacht werden.

 

 

 

 

Christian Zierau

Stadtrat


[1] https://ratsinfo.kiel.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=23151

Loading...

Beschlüsse

Erweitern

Mar 3, 2020 - Innen- und Umweltausschuss - zur Kenntnis genommen

Erweitern

Mar 19, 2020 - Ratsversammlung - zur Kenntnis genommen