Antrag:

Die seit 2015 bestehende Betreuung von Kindern in der Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge im Schusterkrug wird ab 1.7.2020 für fünf Jahre weitergeführt.

Sollte der Betrieb der Unterkunft vor dem Jahr 2025 eingestellt werden, wird die Kinderbetreuung vorzeitig beendet.

Die erforderlichen Haushaltsmittel von bis zu 137.800 Euro pro Jahr sind beim Kostenträger 36500201 Sachkonto 53180000 Kostenstelle 31710 in den Haushaltsjahren fortzuschreiben.

Begründung:

Auf Grundlage des Konzepts zur „Kinder- und Jugendbetreuung in der Gemeinschaftsunterkunft im Schusterkrug“ hat die Kieler Ratsversammlung am 21.05.2015 (Drs. 0270/2015) dem Aufbau und Betrieb des niedrigschwelligen Angebots zugestimmt. Die Dauer der Förderung wurde zunächst auf fünf Jahre begrenzt, da die Planungsprozesse zur Nachnutzung der Fläche in Pries/Friedrichsort zum damaligen Zeitpunkt bereits eingeleitet waren.

Es ist aktuell jedoch davon auszugehen, dass das Gelände des ehemaligen Marinefliegergeschwaders weiterhin für die Unterbringung und Betreuung geflüchteter Menschen benötigt wird. In den Wohngebäuden leben aktuell rund 500 Menschen, davon mehr als 100 Kinder und Jugendliche im Alter von 0 – 17 Jahren aus acht verschiedenen Nationen (Stand 03/2020).

Die Verlängerung der Jugendbetreuung in Trägerschaft des Amtes für Kinder- und Jugendeinrichtungen erfolgte bereits über den Haushalts- und Stellenplan 2020.

Der Kindertreff in Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt, Kreisverband Kiel e.V. bietet den 0- bis 6-jährigen Kindern jenseits der beengten Wohnräume Platz zum Spielen an einem eigenen Rückzugsort und eine verlässliche Begleitung durch pädagogische Fachkräfte. Derzeit besuchen rund 20 drei- bis sechsjährige Kinder den Treff und werden dabei vereinzelt von ihren Müttern begleitet. Zusätzlich besuchen noch weitere drei bis sechs Mütter mit ihren Kindern unter drei Jahren den Kindertreff.

Grundsätzlich erlebt die Gruppe häufige Wechsel durch Auszüge und Neuaufnahmen, was von allen Beteiligten ein hohes Maß an Flexibilität und Beziehungsarbeit erfordert. Zusätzlich sind die z.T. schweren Belastungen der Kinder und Eltern im pädagogischen Alltag spürbar.

In den anliegenden Stadtteilen gibt es meist keine kurzfristig verfügbaren Plätze in Kindertageseinrichtungen. Eine Verlängerung dieses niedrigschwelligen Betreuungsangebotes ist deshalb nötig, um den Kindern einen Ort zu ermöglichen, an dem sie einander treffen, miteinander spielen und sich bewegen können. Sobald ein Kind dann in einer Regeleinrichtung in der Nähe oder nach seinem Auszug in einem anderen Stadtteil aufgenommen werden kann, erfolgt die Integration in den Gruppenalltag oft leichter, weil das Kind die Situation und die dazugehörigen „Spielregeln“ schon kennt. Auch Eltern profitieren von dem Angebot, da es die Orientierung im hiesigen Bildungs- und Betreuungssystem erleichtert und eine Brücke zu den Regelangeboten schlägt.

Den Kindertreff in eine reguläre Kindertageseinrichtung umzuwandeln und damit auch für Kieler Kinder aus den umliegenden Stadtteilen zu öffnen, ist aufgrund fehlender Voraussetzungen für eine Betriebserlaubnis nach dem KitaG leider nicht möglich.

Es entstehen auch zukünftig keine Kosten für die Räumlichkeiten. Die Angebote für die Kinder und Jugendlichen finden in zwei unterschiedlichen aber nahegelegenen Gebäuden der Gemeinschaftsunterkunft statt. Zusätzlich wird die Sport- und Freizeitinfrastruktur auf dem Gelände und in der Umgebung genutzt.

Als Sachkosten werden dem Kindertreff 4.000,00€/Jahr zur Verfügung gestellt. Die Personalkosten betrugen bisher 105.000,00 €/Jahr für zwei Vollzeitstellen von Sozialpädagog*innen.

Da der Kindertreff mit seinem Angebot überwiegend dem von Eltern-Kind-Gruppen und kindergartenähnlicher Betreuung entspricht, sind dort in Abstimmung mit der Verwaltung Erzieher*innen (TVöD SuE S8a) mit entsprechendem Praxiswissen tätig. Vor dem Hintergrund der besonderen Herausforderungen vor Ort werden zukünftig weitere 10 Stunden für eine sozialpädagogische Leitung (TVöD SuE S11b) benötigt. Der Leitungsanteil entspricht dem Zeitanteil, den eingruppige Kindertageseinrichtungen in der LH Kiel zur Verfügung haben. Der spezifischen Zielgruppe und den damit verbundenen schwierigeren Leitungsaufgaben wird durch die höhere Qualifikation der Leitung Rechnung getragen. Der Träger kann den Leitungsanteil erhöhen, sofern nach Vergütung des pädagogischen Personals noch Restmittel aus dem Personalkostenbudget vorhanden sind.

Die Gesamtkosten für das Angebot der Kinderbetreuung belaufen sich damit ab dem 01.07.2020 auf 137.800 €/Jahr.

Renate Treutel

Bürgermeisterin