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ALLRIS - Drucksache

Geschäftliche Mitteilung - 0405/2020

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Beratungsfolge

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Antrag

 

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Sachverhalt/Begründung

Seit 1. Januar 2020 gehört die ehemalige Howaldtsche Metallgießerei zum Kieler Stadt- und Schifffahrtsmuseum.

 

Historie

Die Howaldtsche Metallgießerei, erbaut 1884, ist das letzte erhaltene Gebäude der ehemaligen Howaldtswerke, die ab 1876 in Dietrichsdorf ansässig waren. Als Werk des Architekten Heinrich Moldenschardt gehört sie zu den bedeutenden Baudenkmälern in Kiel.

Zudem repräsentiert sie die Industrie- und Schiffbaugeschichte der Stadt, beginnend mit der Gründung der Maschinenfabrik „Schweffel & Howaldt“ im Jahr 1838. Eng damit verknüpft ist die Geschichte der Stadtteile auf dem Kieler Ostufer, insbesondere Dietrichsdorf. So steht die Metallgießerei auch für die Kieler Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, z. B. die Arbeiterbewegung mit ihrem Kampf um bessere Arbeitsbedingungen, etwa im Metallerstreik von 1956/57.

 

Industriemuseum Howaldtsche Metallgießerei

Nach der Stilllegung der Gießerei im Jahr 1980 wurde die Innenausstattung mit Gussöfen und Werkbänken erhalten. 2007 entstand hier das „Industriemuseum Howaldtsche Metallgießerei“. Zum Museumskonzept gehörte von Anfang an, dass Werkzeuge, Modelle und Gussstücke nicht in Vitrinen, sondern in ihrem ursprünglichen funktionalen Zusammenhang gezeigt werden.

Die imposante originale Einrichtung macht die Metallgießerei zu einem in Kiel einzigartigen Museums- und Veranstaltungsort. Sie fügt sich in das Konzept des Stadtmuseums ein und erweitert seine Möglichkeiten – nicht zuletzt deshalb, weil nun erstmals auch ein Standort auf dem Ostufer vorhanden ist. Die authentische historische Anlage und ihr Standort sind dafür prädestiniert, hier das Konzept eines Industriemuseums umzusetzen.

 

Ziel

Das Stadt- und Schifffahrtsmuseum als neuer Betreiber möchte die Geschichte der Metallgießerei in all ihren Facetten sichtbar machen – in der Dauerausstellung, mit Vorträgen, Führungen und Publikationen.

Dabei möchte das Stadtmuseum auch hier mit seinem Programm breite Bevölkerungsschichten in Kiel erreichen.

 

Geplante Maßnahmen:

Sammeln und Bewahren

Die Sammlung an historischen Objekten der Metallgießerei ist in sich abgeschlossen. Das Bewahren bedeutet jedoch eine kontinuierliche Herausforderung. Bei Wind und Regen gelangt Feuchtigkeit in die unbeheizte Werkhalle. Als Folge davon greift Rost die historischen Abzugshauben und Werkbänke an. Mittelfristig ist hier eine konservatorische Maßnahme notwendig, die sich jedoch erst nach einem Fachgutachten beziffern lässt.

 

Vermitteln und Forschen

Die Howaldtsche Metallgießerei legt ein jährliches Angebot an Vermittlungsprogrammen und Veranstaltungen auf und ist für Gruppenführungen buchbar. Wie die Museumsschiffe wird die Metallgießerei von Mitte April bis Mitte Oktober Saison haben und für das Publikum geöffnet sein.

Zu den aktuellen Sonderausstellungen im Warleberger Hof wird es in der Metallgießerei begleitende bzw. ergänzende Angebote geben, zum Beispiel Themenführungen, Vorträge oder Filmvorführungen.

Gussvorführungen und Guss-Workshops zeigen, wie in der Metallgießerei gearbeitet wurde. Führungen für verschiedene Zielgruppen (auch Schulklassen) widmen sich Themen wie Arbeitsleben, Industrie-, Werft- und Stadtteilgeschichte, aber auch der Architekturgeschichte des einzigartigen Baus.

Darüber hinaus bietet sich die Metallgießerei als Ort für Kulturveranstaltungen (Lesungen, Filmvorführungen, Theaterabende) an und ergänzt so das Angebot der „Kulturinsel Dietrichsdorf“, mit deren Akteuren weitgehende Kooperationen vereinbart werden sollen.

Weitere relevante Themenfelder speziell der Gießereigeschichte, aber auch der allgemeinen Kieler Werften- und Industriegeschichte sind zukünftig in kleineren Forschungsprojekten zu recherchieren und sollen in entsprechenden Veranstaltungsprogrammen (Publikationen, Sonderausstellungen, Workshops, Vorträge etc.) vermittelt werden.

Mobiliar und technische Ausstattung für diese Programmangebote müssen noch ergänzt werden.

Langfristig soll auch die Howaldtsche Metallgießerei digitale Vermittlungsangebote insbesondere für das jüngere Publikum vorhalten. Hierfür sollen nicht nur Inhalte erarbeitet, sondern auch die notwendige Soft- und Hardware bereitgestellt werden.

Die Howaldtsche Metallgießerei veröffentlicht ihr Programm und wirbt für sich in Kooperation mit dem städtischen Pressereferat (Infoblätter, Plakate, Internet, Soziale Medien).

Die in diesem Abschnitt benannten Maßnahmen sollen im Rahmen des vorhandenen Etats umgesetzt werden.

 

Personal

Organisatorisch und personell ist die Howaldtsche Metallgießerei in das Team des Stadt- und Schifffahrtsmuseums eingebunden. Eine technische Kraft (20 Wochenstunden, EG 3) kümmert sich um die Anlagen, den Auf- und Abbau, betreut die technischen Geräte und führt die Aufsicht während der Veranstaltungen.

Eine wissenschaftliche Kraft (10 Wochenstunden, EG 9b) erstellt das Programm, koordiniert die Angebote, arbeitet mit der Sammlung, pflegt Kontakt zu HDW-Archiv, Universität und Fachhochschule und betreut bzw. begleitet Forschungsvorhaben.

Hinzu kommen Honorarkräfte für Führungen, Workshops und Vorträge sowie für kleinere Forschungen.

Die Räumlichkeiten der Howaldtschen Metallgießerei stehen auch für thematisch passende externe Kulturveranstaltungen zur Verfügung, die mit eigenem Personal arbeiten.

Der ehemalige Betreiberverein „Industriemuseum Howaldtsche Metallgießerei“ hat sich in einen Förderverein umgewandelt und bietet ehrenamtliche Unterstützung bei den Gießvorführungen an.

 

Inklusion

Da die Metallgießerei die Möglichkeit bietet, Objekte auch in die Hand zu nehmen und das Former-Handwerk auszuprobieren, sind dort eigene Angebote für Blinde und Sehbehinderte denkbar. Die Hanglage ermöglicht es zudem, beide Geschosse mit Rollstuhl/Rollator ebenerdig zu erreichen. Es fehlt ein Telefonanschluss, um über W-LAN barrierefreie digitale Zusatzangebote zur Verfügung zu stellen (zum Beispiel Audio-Dateien oder Videos in Gebärdensprache).

 

Integration, Migrationsgeschichte

Auch die „Gastarbeiter“ sind Teil der Kieler Werftgeschichte. Für diese Zielgruppe wird der Kontakt zu Organisationen wie etwa der Türkischen Gemeinde Schleswig-Holstein aufgebaut. „60 Jahre deutsch-türkisches Anwerbeabkommen“ (30.10.1961) soll 2021 in der Metallgießerei ein Schwerpunkt-Thema sein.

Programm 2020

Die Verfügungen zum Corona-Virus haben dazu geführt, dass das veranstaltungsbasierte Konzept im Jahr 2020 nicht im geplanten Umfang durchgeführt werden kann. Seit der Öffnung der Museen ist die Metallgießerei einmal die Woche zu besichtigen. Solange die Abstandsregeln gelten, wird es allerdings keine Führungen oder Gussvorführungen geben. Die Dauerausstellung ist so überarbeitet worden, dass Besucherinnen und Besucher sich auch ohne Führung zurechtfinden.

 

 

 

 

 

 

Renate Treutel
Bürgermeisterin

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Beschlüsse

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May 26, 2020 - Kulturausschuss - zur Kenntnis genommen