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ALLRIS - Drucksache

Geschäftliche Mitteilung - 0495/2020

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Beratungsfolge

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Antrag

 

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Sachverhalt/Begründung

Anlass

 

In Ihrer Sitzung am 14. Mai 2020 hat die Kieler Ratsversammlung den Interfraktionellen Antrag „Solidarisch und innovativ in der Coronavirus-Krise Ziele für ein erstes Maßnahmenpaket der Landeshauptstadt Kiel“ (Drs. 0376/2020) beschlossen. Der Oberbürgermeister hat u.a. in den Infobriefen Nr. 8 und Nr. 15 an die Ratsmitglieder über die sehr zeitnah nach Beginn der krisenhaften Entwicklung eingeleiteten Maßnahmen zur Stützung der lokalen und regionalen Wirtschaft berichtet.

 

In dieser Geschäftlichen Mitteilung sind unter Bezug auf den oben genannten Antrag ergänzende und vertiefende Informationen zu den Maßnahmen zusammengestellt. Die Landeshauptstadt Kiel setzt damit eigene Impulse und entwickelt in enger Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen und Akteuren der Stadtgesellschaft an die spezifische Lage hier vor Ort angepasste Lösungen. Ziel ist es, durch aktive Gestaltung die enormen Herausforderungen für die lokale Wirtschaft und den Standort zu mildern und mittel- und langfristig gestärkt aus dieser Situation herauszukommen.        

 

 

Kreativ, innovativ und solidarisch in der Krise

 

Die drei städtischen Bereiche (Referat für Wirtschaft/OB.W, Kieler Wirtschaftsförderungsgesellschaft/KiWi und Kiel-Marketing) haben unmittelbar auf die sich anbahnende Krise reagiert und sich entsprechend intern zum Teil neu aufgestellt. Parallel zu den zahlreichen Beratungs- und Informationsgesprächen mit Selbstständigen und Unternehmen und dem Dialog mit dem Land Schleswig-Holstein über die Maßnahmen zur Eindämmung der Infektionen und den Hilfsprogrammen wurden und werden Aktivitäten gestartet, die auf eine Unterstützung und Stärkung der Wirtschaft in Kiel zielen. Entsprechend der in der Drs. 0376/2020 aufgeführten Schwerpunkte sind hier zu erwähnen:

 

 

Punkt 6. Transformationsfähigkeit der Kommune und Stadtgesellschaft

Die Digitale Woche Kiel wird die aus der aktuellen Situation erkennbaren Zukunftsthemen in den Fokus stellen. Zu erwähnen sind beispielsweise die Schwerpunkte Digitale Schule bzw. Bildung oder das Thema Kollaboration. In der erprobten Zusammenarbeit mit dem Team des (virtuellen) Waterkant Festivals werden ebenfalls aktuelle, auf die durch die Corona-Krise ausgelösten Herausforderungen identifiziert. Insbesondere wird es darum gehen, die Lösungskompetenzen von Start-ups besser zu nutzen.

 

 

Punkt 7. Regionale Produkte und Kreativität

Hier sind vor allem die Aktivitäten von KIEL hilft KIEL zu erwähnen. Beim Shopsystem Kauf.Lokal“ ist eine Förderung von Online-Shop und Infrastruktur (Lager, Hubsystem, Transport) mindestens bis Ende 2020 angedacht. Diese Maßnahme wird regelmäßig evaluiert.

 

Aktivitäten, die auch nachwirken werden, sind beispielsweise der Kontakt und die individuelle Betreuung der Einzelhändler*innen zur Unterstützung einer Teilnahme an der Plattform und die Stärkung lokaler und regionaler Marken (u.a. über das Regionalboard“ in den Famila-Märkten; weitere Verkaufsmöglichkeiten sind in der Planung). Ziel ist es, KIEL hilft KIEL als lokale Austauschplattform zu etablieren und auch über die Corona-Krise hinaus weiterzuentwickeln

 

Jetzt ergibt sich die Chance, die „Sprottenkarte zur zeitgemäßen (digitalen) Kundenbindung an den lokalen Handel zu nutzen. Die Leerstandsbespielung bietet das Potenzial, zunehmend als Zukunftslabor für den Handel und andere Branchen und Bereiche (Kreativzentren, Hochschulen, nachhaltige Innovationen) genutzt zu werden.

 

Durch die Krise zeigt sich die hohe Notwendigkeit von Digitalisierungsunterstützungr den inhabergeführten Einzelhandel und für Produzenten regionaler Produkte. Damit verbunden ist die Stärkung der hiesigen Dienstleister der Digital- und Kreativwirtschaft. 

 

Darüber hinaus sollen lokale gemeinwohlorientierte Wirtschaftsstrukturen von der KiWi in Kooperation mit dem Referat für Wirtschaft und anderen städtischen Gesellschaften (Kiel-Marketing, ZTS, KITZ) sowie privaten Netzwerken (z.B. opencampus, die Holtenauer etc.) gestärkt werden. Die Initiative KIEL hilft KIEL hat bestätigt, dass diese Art der Zusammenarbeit in Kiel gut funktioniert.

Angelaufen ist die Unterstützung des Gastronomiestandortes. Die temporäre Ermöglichung von erweiterter Außengastronomie ist denkbar und wird gerade im Austausch mit den Betrieben konkret geprüft. Die Schaffung einer dauerhaft bespielbaren Open-Air-Spielstätte und Sicherung von Kulturräumen/Kulturinfrastrukturen sind weitere Themen.

 

Die Krise zeigt, dass die Kreativität und Innovationsfähigkeit von Unternehmen ein wichtiger Motor für die Bewältigung der wirtschaftlichen Herausforderungen sein kann. Schon vor der Corona-Krise hat das Referat Kreative Stadt die strategische Ausrichtung und Weiterentwicklung der „Kreativen Stadt“ im gemeinsamen Prozess mit Charles Landry gestartet. Die Analyse von Chancen und Potenzialen der LH Kiel als Kreative Stadt sowie die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Kieler Kreativbranche werden im weiteren gemeinsamen Prozess im Mittelpunkt stehen.

 

 

Punkt 8. Wirtschaftsstandort und Gründertum

In vielen individuellen Beratungsgesprächen und Rücksprachen mit Branchenvertreter*innen wurden die enormen und vielfältigen Auswirkungen der Corona-Krise auf die lokalen Unternehmen und damit den Wirtschaftsstandort bereits spürbar. Die gemeinsam von Landeshauptstadt Kiel, KiWi und Kiel-Marketing initiierte und durchgeführte Unternehmensumfrage in den ersten beiden Maiwochen bestätigt diese Eindrücke nun in Zahlen. Die konkreten Ergebnisse liegen dem Wirtschaftsausschuss vor und können u.a. auf KIEL hilft KIEL eingesehen werden.

 

Das Portal www.kiel-hilft-kiel.de sowie die dazugehörigen Kommunikationsmaßnahmen zielten kurzfristig nach Ausbruch der Pandemie darauf ab, Unternehmer*innen eine Plattform zur Darstellung ihres eingeschränkten Angebotes in Zeiten des „Shutdowns“ bereitzustellen. Dies insbesondere um einen Kompletteinbruch der Umsätze, z.B. in der Gastronomie mit geändertem Angebot (z.B. Lieferservices) zu vermeiden und die Nachfrage dazu anzukurbeln. Daraus wurden die Kampagnenansätze Kiel macht wieder auf“ und Ich fühl mich Kiel“ entwickelt. Das vorher üblicherweise positiv aufgeladene Shoppingerlebnis“ soll nach Aufhebung der Restriktionen wieder vermittelt werden und zu Umsatz- und Frequenzsteigerung im Kieler Einzelhandel führen.

 

Um die Wertschöpfungskette des hiesigen Tourismus wieder anzukurbeln und damit insbesondere wirtschaftlich bedingte Schließungen von Leistungsträgern zu verhindern, hat Kiel-Marketing im Auftrag der Landeshauptstadt Kiel eine Werbekampagner den Tourismusstandort Kieler Förde gestartet. Einerseits soll in den Quellmärkten auf die Reisedestination Kieler Förde aufmerksam gemacht werden. Zum anderen soll die vorhandene starke Nachfrage im Inlandstourismus so beeinflusst werden, dass sogenannte Leisure-Touristen, die im Kern auf die klassischen Küsten-Ferienregionen und -orte fixiert sind, den Städte-Urlaub an der Kieler Förde in Kombination mit Strand- und Freizeiterlebnis als echte Option zum Erholungsurlaub wahrnehmen und buchen.

 

Die städtische Servicestelle für Gründung und Start-ups hat im März ihre Arbeit aufgenommen. Aufgrund der anfangs starken Einschränkungen in Bezug auf den wichtigen persönlichen Austausch mit anderen Beratungs- und Förderstellen, wurde der Fokus auf die Recherche (u.a. Best-Practice-Beispiele) und die konzeptionelle Arbeit gelegt. Gemessen an den klassischen Elementen eines Gründungsstandortes ist festzustellen, dass Kiel.Sailing.City in vielen Bereichen bereits etwas vorzuweisen hat: Es gibt ein Gründungsnetzwerk, verschiedentlich fokussierte rdermöglichkeiten sowie eine breite institutionelle und infrastrukturelle Unterstützung. Inwiefern die Corona-Krise sich konkret auf den Bereich Gründungen auswirkt, ist zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht vollständig absehbar. Potentielle Gründer*innen verschieben ihr Vorhaben aus den unterschiedlichsten Gründen und warten erst einmal ab; junge Unternehmungen stellen ihre Konzeption auf den Prüfstand und richten sich neu aus; Start-ups mit digitalem Schwerpunkt sehen sich partiell perspektivisch gestärkt; andere haben mit deutlichen Umsatzverlusten bis zu Umsatzausfällen zu kämpfen.

 

Die Kooperation zwischen KiWi und LH Kiel stellt die Basis für die Weiterentwicklung des Gründungsstandortes dar. Neben einer zielgerichteten und bedarfsorientierten Beratung bzw. Betreuung von Gründer*innen bei Fragen die Kieler Stadtverwaltung betreffend wird es zudem darum gehen, die passgenaue Navigation innerhalb der Kieler Angebote zu erleichtern und die Transparenz der Angebote zu erhöhen sowie den engen Austausch der Akteure zu unterstützen.

 

Bei der Kieler Wirtschaftsförderung konkretisieren sich Überlegungen wie zum Beispiel der Aufbau einer zentralen digitalen Plattformr Kiel (Launch zur Digitalen Woche 2020) sowie die Einführung der Kategorien Nachhaltigkeitspreis“ und „Start-up vs. Corona“ in der Umsetzung des Gründer Cup 2020“. Die individuelle Beratung von Unternehmen zu Förderangeboten im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie ist ein weiterer Schwerpunkt.

Mit Blick auf die internationale Arbeit der Stadt zeigt sich ein starkes Interesse in den Städtenetzwerken Eurocities und Union of the Baltic Cities Wissen und Best Practices zu teilen und die Zeit des recovery strategisch zu entwickeln, d.h. vor allem die Interessen der Städte als zentrale Akteure für die Bewältigung der Corona-Krise auf europäischer Ebene zu vertreten. Nachhaltigkeit und Innovation sind auch hier die zentralen Themen. Auch mit unseren Städtepartnern Aarhus und San Francisco besteht ein aktiver Austausch zu den wirtschaftlichen Auswirkungen durch Covid19 auf die lokale Wirtschaft.

 

 

Ausblick

 

Die wirtschaftspolitische Strategie sollte sich in dieser Situation verstärkt auf Innovation und Nachhaltigkeit ausrichten. Eine Perspektive könnte dabei die Entwicklung einer Innovationsstrategie für den Wirtschafts- und Hochschulstandort Kiel.Sailing.City sein durch Kooperation der KiWi mit den zuständigen Bereichen der LHK (OB.W, Kreative Stadt, Wissenschaftsreferat) und mit aktiver Beteiligung zahlreicher Akteure aus dem Hochschulumfeld, aus Clustern, Kompetenzzentren und Kammern etc. sowie Unternehmen, Start-ups, der Kiel-Region und der Zivilgesellschaft.

 

Zudem ist die innovationspolitische Positionierung Kiels in die zukünftige Innovations- und Ansiedlungsstrategie des Landes zu integrieren. Ein mögliches Vorgehen wird zeitnah abgestimmt.

 

Eine weitere Dimension der strategischen Zukunftsgestaltung ist die Wirtschaftsflächenstrategie in Kiel, d.h. Stärkung nachhaltiger Industrie- und Gewerbeflächen und Stärkung der innovativen Gewerbegebiete in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Hochschulen, um den Wissens- und Technologietransfer zu stärken.

 

Darüber hinaus stehen die schon erwähnte verstärkte Unterstützung der Unternehmen in der digitalen Transformation sowie die Unterstützung der Unternehmen zur Gewinnung und Bindung von Auszubildenden/Studierenden als zukünftige Fachkräfte im Fokus der Wirtschaftsförderung.

 

r Digitalisierungsunterstützung, den Aufbau kollaborativer Strukturen und Strategieentwicklung müssten voraussichtlich personelle Ressourcen und finanzielle Mittel bereitgestellt werden

 

Die Auswertung der Unternehmensumfrage wird aktuell intern evaluiert und soll auf die zukünftige Ausrichtung der Arbeit aller wirtschaftsrelevanten Institutionen und Bereiche in der Landeshauptstadt Einfluss nehmen. Beispielhaft sind hier die Ansprechbarkeit der Verwaltung und Beratungsangebote für Förderung / Finanzierung und Digitalisierung zu nennen.

 

 

 

Dr. Ulf Kämpfer

Oberbürgermeister

 

 

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Beschlüsse

Erweitern

Jun 11, 2020 - Ratsversammlung - zur Kenntnis genommen

Erweitern

Jun 17, 2020 - Wirtschaftsausschuss - zur Kenntnis genommen

Erweitern

Jun 25, 2020 - Finanzausschuss - zur Kenntnis genommen