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ALLRIS - Drucksache

Antrag der Verwaltung - 0107/2021

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Beratungsfolge

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Antrag

Antrag:

 

Zustimmung zur Fortführung der Planungen der Kieler Woche und der Entscheidungsfindung im März 2021 mit eventuellen Mehrkosten bis zur Obergrenze von 1,5 Mio. €  für den Verzicht von Mieteinnahmen auf allen städtischen Flächen und Ständen (außer Promotion) 2021 sowie Beauftragung zur Erarbeitung einer Kieler-Woche-Satzung – mit den Zielen den Kostendruck der Flächen und Stände zu reduzieren und die Infrastrukturkosten zu zentralisieren, um die gesamten Kosten transparenter zu gestalten und gerechter zu verteilen.

 

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Sachverhalt/Begründung

Begründung:

 

ckblick Kieler Woche 2020

Die Kieler Woche wurde in 2020 aufgrund der Corona-Pandemie von Juni in den September verlegt und an den Anforderungen des Infektionsschutzes ausgerichtet. Somit konnte die Kieler Woche mit einem umfangreichen Hygiene- und Sicherheitskonzept sowie zusätzlichen Haushaltsmitteln in einer veränderten Form stattfinden.

 

Dabei waren die ständigen Anpassungen, Veränderungen und die ausschließliche „Fahrt auf Sicht“ eine sehr große Herausforderung für alle Mitarbeiter*innen, Partner*innen, Organisator*innen und das Kieler-Woche-Büro. Gleichzeitig wurde bei allen Beteiligten diese Veränderung auch als Chance gesehen, ein positives Zeichen der Verantwortung für die Gesellschaft und den Segelsport in einer so turbulenten und unsicheren Zeit zu setzen. An dieser Stelle möchte sich das Kieler-Woche-Büro noch einmal persönlich für das einzigartige Engagement und Herzblut von allen Beteiligten bedanken, die es möglich gemacht haben, dass in einer so kurzen Zeit eine ganz andere Kieler Woche unter den erschwerten Voraussetzungen umgesetzt werden konnte.

 

Das Programm, welches das Kieler-Woche-Büro gemeinsam mit allen Partner*innen entwickelt und umgesetzt hat, wagte den Spagat zwischen Infektionsschutz und der Rückkehr zu realen Erlebnissen. Dabei wurden die Planungen stetig mit der aktuellen Lage abgeglichen und kontinuierlich neubewertet, um einen größtmöglichen Infektionsschutz aller zu gewährleisten.

 

Die Kieler Woche schaffte mit einem modernen hybriden Konzept, trotz Corona bedingten Einschränkungen, gemeinsame reale und digitale Erlebnisse für alle. Die Kieler Woche 2020 hat gezeigt, was in diesen besonderen Zeiten möglich ist und wie mit viel Kreativität und festen Regeln der Veranstaltungsbranche zu neuen Impulsen verholfen werden kann.

 

Es wurden viele neue Ideen, wie z. B. digitale Angebote, dezentrale Live-Events vor begrenztem Publikum, dem Segelkino oder der Secret-Stage, entwickelt, umgesetzt und ausprobiert. Und auch „Klassiker“, wie die Windjammerparade strahlten in einem neuen Gewand. Die Kieler Woche 2020 hat sich an die besondere Situation angepasst und ist neue Wege gegangen.

 

Durch die Einbindung lokaler Locations, Künstler*innen und Partner*innen wurde die regionale Wirtschaft unterstützt, das Gehl des Zusammenhalts positiv aufgeladen und allen eine Bühne gegeben, ganz nach dem Motto „Eine Stadt Eine Bühne“.

 

Mit der Kieler Woche 2020 hat die Landeshauptstadt Kiel viel Neues gewagt und wertvolle Erfahrungen gesammelt. Und am Ende haben ganz viele gewonnen: Die Segler*innen, die sich nur hier in Kiel in 2020 auf Weltniveau messen konnten. Die Veranstaltungsbranche, für die ein starkes Signal in schwierigen Zeiten gesetzt wurde. Die Bands, die endlich wieder live spielen konnten. Und vor allem die Kieler-Woche-Fans, die besondere Gemeinschaftserlebnisse erleben konnten.

 

Ausblick Kieler Woche 2021

Die Corona-Pandemie hat auch in 2021 weiterhin Auswirkungen auf das öffentliche Leben, sodass verbindliche Aussagen zur Kieler Woche erst im Verlauf der kommenden Monate getroffen werden können. Mit Blick auf das Fortschreiten der Impftätigkeit, der Entwicklung des Infektionsgeschehens sowie der gesellschaftlichen Strömungen und wirtschaftlichen Interessen besteht jedoch allgemein die Prognose, dass sich Beschränkungen bei Veranstaltungen im Laufe des Jahres verringern werden. Die Fragestellungen zum Umfang der Einschränkungen und gesetzlichen Vorgaben im Juni ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschätzbar. Ob und wie eine Kieler Woche im Juni umsetzbar sein wird, kann daher zurzeit nicht abschließend geklärt werden. Jedoch arbeitet das Kieler-Woche-Büro mit den zahlreichen Partner*innen an möglichen Szenarien und Strategien.

 

Die Erfahrungen des Jahres 2020 haben gezeigt, dass ein „Feiern mit Abstand“ mit umfangreichen Hygiene- sowie Dokumentationsmaßnahmen und den damit verbundenen starken Restriktionen nur bedingt auf die Markenkerne der Kieler Woche einzahlen. Die bekannten Merkmale der Kieler Woche „umsonst, draußen und für alle“ verbunden mit Spontanität und Leichtigkeit können nur ab einem bestimmten Grad der freien und unbeschwerten Beweglichkeit der Besucher*innen zur Geltung kommen. Die Kieler Woche 2021 wird daher versuchen, wieder näher an ihr Original heranzukommen und sich neben den Segelregatten in Schilksee auf bekannte Formate in der Innenstadt, wie beispielsweise Event-Flächen mit Live-Konzerten und Flanierbereiche sowie die Windjammerparade zu konzentrieren. Falls dies durch zu hohe Auflagen und Restriktionen nicht möglich ist, muss über eine Absage der Event-Flächen bis hin zur Verlegung der gesamten Kieler Woche gesprochen werden. Bei geringfügigen Einschränken, wie beispielsweise einer Höchstzahl an Gästen auf einer Fläche oder einer Verringerung des Angebots ist eine Umsetzung realistisch und bringt damit wieder etwas mehr Kieler-Woche-Gefühl zurück. Ebenfalls muss es hier eine differenzierte Betrachtung zwischen dem seglerischen und kulturellen Teil der Kieler Woche geben, da davon auszugehen ist, dass die Anforderungen an ein Sportereignis anders sein werden als bei einem Festival. Eine gemeinsame Verlegung der Segelsportveranstaltung und des Sommerfestivals ist ausschließlich möglich, wenn sich eine Lücke im weltweiten Segelkalender ergibt.

 

Die finale Entscheidung zur Ausrichtung soll Ende März gemeinschaftlich durch die Organisatoren (Stadtpräsident, Oberbürgermeister, Kieler Yacht-Club und Referat Kieler Woche) und in Abstimmung mit der Selbstverwaltung getroffen werden, da zu diesem Zeitpunkt eine belastbarere Abschätzung der Situation im Juni abgegeben werden kann und eine Umsetzung der Kieler Woche noch gewährleistet ist. Trotzdem müssen die Voraussetzungen für alle Szenarien jetzt geschaffen werden, um auch kurzfristig handlungsfähig zu sein. 

 

Herausforderungen Kieler Woche 2021

Das Refinanzierungsmodell der Kieler Woche für die Landeshauptstadt Kiel in Form von Entgelten, Gebühren und Erstattungen für Infrastrukturkosten durch Flächen- und Standbetreiber*innen basiert auf deren Einnahmen durch üblicherweise rund 3 Millionen Besucher*innen. Mit diesen Einnahmen wird ein großer Teil des Veranstaltungs-, Kultur- und Musikprogramms auf den zahlreichen Eventflächen finanziert. Aufgrund der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie wird 2021 mit einer geringeren Besucher*innenzahl zu rechnen sein. Ob und wie viele Gäste eine Kieler Woche 2021 mit oder ohne Einschränkungen besuchen werden, ist nicht absehbar und birgt für alle Beteiligten ein wirtschaftliches Risiko. Somit funktioniert das bestehende Refinanzierungsmodell der Kieler Woche nicht mehr.

 

Daher plant die Landeshauptstadt Kiel bei allen städtischen Flächen und Ständen (außer Promotion) in 2021 auf Mieteneinnahmen zu verzichten und ausschließlich die Infrastrukturkosten abzurechnen. Die Mittel kommen den zahlreichen regionalen Partner*innen, wie z. B. Standbetreiber*innen und Veranstalter*innen zugute und fördern somit die regionale Wirtschaft.

 

Dafür werden im Haushaltsbudget von OB.K (Produkt 573103 Kieler Woche) rund 1,5 Mio. Euro zusätzlich benötigt, für die voraussichtlich eine Teildeckung in Form von Haushaltsübertragungen aus 2020 besteht. Für den überwiegenden Teil der 1,5 Mio. Euro muss noch eine Deckung im Haushalt 2021 gefunden werden (im Rahmen von Deckungsfähigkeit oder überplanmäßiger Bereitstellung gemäß 2.4 bzw. 2.6 der Bewirtschaftungsregelungen zum Haushaltsplan 2021). Sollte eine Bereitstellung über den Haushalt 2021 nicht möglich sein, müssten die Mehraufwendungen über einen Nachtragshaushalt für 2021 bereitgestellt werden.

 

Kieler-Woche-Satzung

Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie werden auch noch in den folgenden Jahren zu erheblichen Auswirkungen insbesondere in der Veranstaltungsbranche führen. Die Landeshauptstadt Kiel strebt daher eine Umstrukturierung der verschiedenen Vergabesysteme der Kieler Woche an. Dazu gehören derzeit verschiedene Satzungen nach öffentlichem Recht sowie Beteiligungs- und Vergabemodelle nach privatem Recht. Diese verschiedenen Vergaben sind über Jahrzehnte gewachsen und bedürfen spätestens jetzt einer Überarbeitung.

 

Dieser Prozess wird langfristig Beteiligungen für mögliche Partner*innen der Kieler Woche transparenter gestalten und so ausgerichtet sein, dass der Kostendruck bei Flächen und Ständen reduziert wird. In diesem Zuge werden auch das Kostenmodell und die Verteilung der Infrastruktur angepasst. Es ist eine Zentralisierung der Infrastrukturkosten, wie z. B. die GEMA-Gebühren oder die Strom- und Wasserversorgung, geplant. Damit geht eine gerechtere Verteilung auf alle Partner*innen einher, die von einer Kieler Woche profitieren. Der besondere Vorteil in der Etablierung einer allumfassenden eigenen Kieler-Woche-Satzung ist die Möglichkeit einer jährlichen Steuerung durch die Anpassung der Standmieten und Nebenkosten entsprechend der bestehenden wirtschaftlichen Lage.

 

Mit der Umsetzung der Kieler Woche am absehbaren Ende dieser langwierigen Pandemie setzt die Landeshauptstadt Kiel bundesweit ein positives Zeichen für die Kultur- und Veranstaltungsbranche. Regionale Partner*innen, Künstler*innen und Kulturschaffende, Technikdienstleister*innen und Veranstalter*innen erhalten nach über einem Jahr wieder eine Möglichkeit der wirtschaftlichen Betätigung. Kieler*innen und ihre Gäste können friedlich und sicher gemeinsam feiern und auf ein

 

 

 

 

 

 

 

 

Jahr voller Zusammenhalt zurückblicken. Dies wird den Status Kiels als moderne Großstadt am Meer festigen und ihren Mut und Innovationsfreude erneut unter Beweis stellen.

 

 

 

 

 

Dr. Ulf Kämpfer

Oberbürgermeister

 

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Beschlüsse

Erweitern

Feb 10, 2021 - Hauptausschuss - ungeändert beschlossen

Erweitern

Feb 18, 2021 - Ratsversammlung - ungeändert beschlossen