Infosystem Kommunalpolitik
Geschäftliche Mitteilung - 0179/2021
Grunddaten
- Betreff:
-
Beratungs- und Unterstützungsangebot der Jugendhilfe in Schule zur Entwicklung von Krisenbe-wältigungs- als Zukunftskompetenz
- Status:
- öffentlich (Drucksache abgeschlossen)
- Drucksache freigegeben:
- 11.02.2021
- Drucksachenart:
- Geschäftliche Mitteilung
- Federführend:
- Dezernat V
Beratungsfolge
| Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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Erledigt
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Ausschuss für Schule und Sport
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Kenntnisnahme
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Feb 11, 2021
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Erledigt
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Jugendhilfeausschuss
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Kenntnisnahme
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Mar 3, 2021
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Sachverhalt/Begründung
- 1 -
Die Corona-Pandemie und die sehr lange Zeit des Lockdowns beeinträchtigen vielfach das Leben und die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen sehr stark.
Viele sind verunsichert, belastet, spüren Ängste, haben Sorgen, sind einsam, erleben verunsicherte, ängstliche oder überforderte Eltern und eine verunsicherte Gesellschaft. Sie erleben teilweise an Covid erkrankte Menschen in ihrem Umfeld, erleben Quarantänemaßnahmen und teilweise auch den Tod naher Angehöriger. Der Ausgleich mit anderen Spielgefährt*innen, Sportvereine, musische Aktivitäten, gewohnte Freizeitmöglichkeiten gibt es nicht mehr oder findet stark eingeschränkt statt.
Viele Kinder und Jugendliche haben seit vielen Monaten keine kind- und jugendgerechten Orte mehr, es bleiben lediglich die Familie und ein stark veränderter Teil Unterricht digital in mehr o-der minder guten Rahmenbedingungen in der eigenen Wohnung und für wenig die Notbetreuung in Kita oder Schule.
Schule ist jedoch mehr als ein Ort der Wissensvermittlung, Schule ist im Wesentlichen ein Ort der Begegnung. Alle anderen Orte sind den Kindern seit vielen Monaten nicht mehr zugänglich. Im kindlichen Zeitempfinden sind diese Monate unendlich lang. Sie sind in ihrer Persönlichkeits-reife noch viel weniger als Erwachsene in der Lage, die Geschehnisse und die Ungewissheit zu verarbeiten.
Es ist der Ansatz im Bildungs- und Jugenddezernat diesen jungen Menschen an dem einzigen Ort, der ihnen neben der Familie bleibt, die anderen Lebensorte, so gut es geht, zurückzugeben. Das Hoffen auf ein baldiges Ende ist schon viel zu lang – insbesondere für ihre kindliche und jugendliche Entwicklungsreife. Sie müssen es mental gestärkt verkraften können, damit gutes Lernen „danach“ wieder möglich sein kann. Es geht neben der Aufarbeitung um die Stärkung von Resilienz zur Überwindung der derzeitigen und vielleicht auch zukünftigen (gesellschaftlichen wie persönlichen Lebens-) Krisen.
Wir gehen als Jugend- und Bildungsdezernat unterschiedliche Wege, um den jungen Menschen beizustehen. Die Fachkräfte der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, der Schulsozialarbeit, der Hilfen zur Erziehung u.a. können nur einige auf äußerst eingeschränkten Wegen erreichen: Instagram, Whats-App, Facebook, Insta-Live … erreicht nicht alle und nicht systematisch.
Die (schulpflichtigen) Kinder in unserem Land können wir nur noch in der (digitalen) Schule erreichen, es gibt keinen anderen Weg mehr zu ihnen.
Es braucht eine Brücke vom Ausnahmezustand in die Normalität. Man wird vermutlich nicht „ein-fach“ nach der Pandemie zur Tagesordnung übergehen können, in einen Präsenzunterricht mit wohl vielen emotional irritierten Kindern, die zum Teil innere Orientierung verloren und den sozialen Zusammenhalt verlernt haben.
Wie können Lehrkräfte das „Ankommen in der Normalität“ bewältigen, wenn sie vor über 20 jungen Menschen in den Klassen stehen? Wie werden sie dafür befähigt sein, das aufzufangen, was dann die jungen Menschen im Ranzen mit in die Klassenzimmer bringen? Wie soll die Zeit „DANACH“ gestaltet werden und wie fängt man schon jetzt damit an?
Die Bewältigung und Reflektion einer solchen Krise bietet zudem auch „Lernstoff“ für die Zukunft. Es wäre eine bedeutende Chance und ein wichtiger Weg, die Entwicklung von Zukunfts-kompetenzen als Lerninhalte und somit als Bildungsqualität zu integrieren. Krisenbewältigung und der Erwerb entsprechender Kompetenzen im Laufe der schulischen Bildungsbiografie wird immer zukunftsweisender.
In den Anlagen wird zum einen die Ausgangslage und zum anderen das Konzept dargestellt, wie die Fachkräfte der Jugendhilfe in Zusammenarbeit mit Lehrkräften junge Menschen gut begleiten könnten. In der Jugendhilfe sind die Kompetenzen vorhanden, die es jetzt braucht, die jungen Menschen genau da abzuholen, wo sie stehen. Das ist das Kerngeschäft der vielen Fachkräfte in der Jugendhilfe. Sie geben derzeit ihr Bestes, sind aber noch mehr als Lehrkräfte ihrer Möglichkeiten beraubt, die Kinder und Jugendlichen zu erreichen.
Der Ansatz, die Fachkräfte der Jugendhilfe mit den Lehrkräften gemeinsam aktiv werden zu lassen, kann dabei sehr zielführend sein. Ein erster und wesentlicher Schritt wäre, Kindern und Jugendlichen Raum zur Verfügung zu stellen, die Pandemie zu verarbeiten, ohne ernsthaft Schaden in ihrer Bildungsbiographie und Persönlichkeit zu nehmen.
Neben dem aktuellen Baustein von Aufarbeitung ist sicherlich förderlich, ein Konzept zu entwickeln, welches die dahinterliegenden psychologischen Prozesse so aufbereitet, dass sie für Kin-der und Jugendliche einfach vermittelbar wären. Es ist sehr bedeutsam, dass junge Menschen verschiedene Verhaltensweisen von Menschen in Krisen (auch die Entwicklung extremer Entwicklungen) nachvollziehen und einordnen können – heute, wie in der Zukunft.
Mit dem in der Anlage beigefügten Schreiben an die Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Schleswig-Holstein und den Minister für Soziales, Gesundheit, Jugend, Familie und Senioren des Landes Schleswig-Holstein formulieren wir den Wunsch nach Unterstützung für die Umsetzung dieses Konzeptes im Unterricht.
Renate Treutel
Bürgermeisterin
Anlagen
| Nr. | Name | Original | Status | Größe | |
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1
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(wie Dokument)
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37,3 kB
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2
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(wie Dokument)
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50 kB
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3
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(wie Dokument)
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33,9 kB
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