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ALLRIS - Drucksache

Geschäftliche Mitteilung - 0346/2021

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Beratungsfolge

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Antrag

 

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Sachverhalt/Begründung

Mit dem Beschluss des Interfraktionellen Antrags ‚Ein Baum in jeder Straße (Drs. 0826/2019) im Innen- und Umweltausschuss sowie im Bauausschuss wurde die Verwaltung beauftragt, der Neupflanzung und Erhaltung von Bäumen in Kiel eine höhere Priorität als bisher einzuräumen und jährlich in einer GM darzustellen, wie viele Bäume zusätzlich gepflanzt wurden.

 

 

Rahmenbedingungen für Stadtbäume in Kiel

 

Bereits seit vielen Jahren setzt sich die Stadtverwaltung r die Erhaltung und Neupflanzung von Bäumen im Stadtgebiet ein, insbesondere an Straßen und im öffentlichen Freiraum. Dabei werden Standorte für neue Bäume sowohl im Bestand als auch bei der Anlage von Neubaugebieten und in Verbindung mit anderen Entwicklungsplanungen verfolgt.

Neue Technologien (z. B. erprobte Bodensubstrate, Belüftungssysteme) ermöglichen heute Baumstandorte, die früher ohne Weiteres nicht möglich waren.

 

Aktuell unterhält das Grünflächenamt über 58.000 Bäume in Parkanlagen, auf Spielplätzen, an Schulen sowie an Straßen und Plätzen im gesamten Stadtgebiet. Neue Standorte im urbanen Raum zu finden, ist jedoch zu einer stetig wachsenden Herausforderung geworden.

 

Bis in die 1980er Jahre hinein war es in Kiel noch vergleichsweise einfach, Pflanzstandorte zu identifizieren und mit Großgrün zu gestalten. Danach wurde es zunehmend schwieriger, geeignete Standorte mit ausreichender Fläche und ohne bereits im Boden befindliche Versorgungsleitungen zu identifizieren.

Da die Konkurrenz um freie Flächen in der Stadt aufgrund der aktuellen, baulichen Entwicklungen (v.a. Innenverdichtung, Infrastrukturausbau, Bildungsbau, Gewerbeflächenentwicklung etc.) stetig wächst, lassen sich Baumfällungen nicht grundsätzlich vermeiden.

 

Die Aufgaben und Funktionen von Bäumen in der Stadt nehmen jedoch gleichzeitig zu: Verbesserung des Stadt- und Mikroklimas, Schattenspende, Kühlung, Sauerstofflieferung und Wasserspeicherung, Staubbindung und Lärmminderung. Bäume dienen darüber hinaus der Gestaltungs- und Aufenthaltsqualität im Stadtraum und bieten einen Lebensraum für zahlreiche Arten. Diese vielfältigen Funktionen werden vor dem Hintergrund des Klimawandels und der Notwendigkeit der Anpassung an den Klimawandel für Mensch und Natur im urbanen Raum entscheidend für die Lebensqualität und Gesundheit sein. Das Ziel, mehr Bäume im Stadtgebiet zu pflanzen und zu erhalten, wird - unter den gegebenen, eng gesteckten Rahmenbedingungen - dennoch intensiv weiterverfolgt.

 

Neupflanzungen

 

Die Verwaltung ist bestrebt, den öffentlichen Bereich auf Straßen und Plätzen, an Schulen und Spielplätzen mit Bäumen aufzuwerten. Folgende Maßnahmen sind dazu beispielhaft zu nennen:

 

  1. Nach erforderlichen Fällungen aufgrund von Schäden oder aus Gründen der Verkehrssicherheit wurden beispielsweise in der Saison 2020/21 125 Bäume im gesamten Stadtgebiet, wo möglich, am selben Standort nachgepflanzt.

 

  1. Aufgrund eines Ausgleichserfordernisses bei Baumaßnahmen wurden im gleichen Zeitraum weitere 70 Bäume neu gepflanzt.

 

  1. Darüber hinaus konnten im Rahmen der Neugestaltung des Holstenfleets 14 zusätzliche Baumstandorte geschaffen werden. In der kommenden Pflanzsaison sollen im Rahmen der Schulhoferneuerung an der Lilli-Martius-Schule in Elmschenhagen und an der geplanten, neuen Mobilitätsstation am Wilhelmplatz insgesamt 17 weitere Bäume gepflanzt werden.

 

  1. Im Rahmen von Straßenneuplanungen: Im dicht bebauten Straßenbereich ist es nur dann fachlich sinnvoll, Bäume zu pflanzen, wenn eine ca. 12m³ große Pflanzgrube angelegt wird und die Bäume in ein spezielles Baumsubstrat gepflanzt werden. Beides erfolgt nach den Richtlinien und Erkenntnissen der FLL (Forschungsgesellschaft für Landschaftsentwicklung und Landschaftsbau). Das ist jedoch meist nur dann möglich, wenn eine Straße von Grund auf einschließlich der Kanäle saniert werden muss und der Straßenquerschnitt dabei verändert wird. Hier sind die Planer*innen bemüht, neue Bäume vorzusehen, ggf. auch unter Verzicht auf die Anlage von Parkplätzen.

Beispielhaft ist dieses für den Jungfernstieg geplant. An der Auguste-Viktoria-Straße am ZOB wurden bereits drei Bäume entsprechend realisiert.

Im Rahmen der Ausgleichsverpflichtungen aus dem Neubau der Veloroute 10 wurden über 100 Ersatzbäume gepflanzt.

 

Die weiteren im Beschluss ‚Ein Baum in jeder Straße enthaltenen Maßnahmen (Flächen für weitere Baumpflanzungen ermitteln, öffentlichkeitswirksame Pflanzaktionen gestalten, den Umweltschutzfonds aufstocken und weitere Vorschläge für neue Standorte zu entwickeln) konnten durch die Verwaltung im Rahmen ihrer regulären Aufgabenwahrnehmung noch nicht in vollem Umfang umgesetzt werden. So wurden einzelne Pflanzaktionen, etwa zu Beginn einer Freiraumgestaltung, oder zum Tag der Deutschen Einheit, öffentlichkeitswirksam umgesetzt. Die gewünschten Maßnahmen sind für die Schaffung eines Bewusstseins um den Wert von Grün in der Stadt jedoch sehr förderlich. Um sie dauerhaft und nachhaltig umsetzen zu können, wird daher im Stellenplan 2022 eine Planstelle im Grünflächenamt erforderlich werden.

 

 

Erhaltung von Bäumen

 

Kiel kann sich im bundesweiten Vergleich über eine große Anzahl von Bäumen freuen.

Ältere Bäume, die gute Lebensbedingungen vorfinden, tragen in besonders hohem Maße zur Verbesserung des Stadtklimas, der Erholung und der Biotopfunktion bei. Sie sind also besonders wertvoll. Daher kommt dem Erhalt der über 58.000 Bäume an Straßen und im öffentlichen Raum eine besondere Bedeutung zu.

 

Der Erhalt der Bäume wird gefördert durch:

 

  1. Vermeidung von Baumfällungen bei Bauprojekten durch frühzeitige Einbindung der Verwaltung

 

  1. Hohe Fachkenntnis und Qualifikation des planenden und pflegenden Personals

 

  1. Ein wesentlicher Beitrag, Bäume dauerhaft erhalten zu können, ist die Verwendung standortgerechter Baumarten, überwiegend aus der Liste der Deutschen Gartenamtsleiterkonferenz (GALK). Darin empfiehlt die GALK, aufbauend auf bundesweiten langjährigen Erfahrungen, Baumarten, die für die Standortbedingungen im städtischen Bereich besonders geeignet sind. Außerdem wird eine höhere Vielfalt in der Baumartenzusammensetzung empfohlen, damit Baumbestände besser gewappnet sind, um den Anforderungen des sich verändernden Klimas standzuhalten.

 

  1. Anpassung des Bestandes an den Klimawandel (Verwendung von Klimawandel-Versuchsbäumen)

Stadtbäume sollen einerseits die Folgen des Klimawandels abmildern, andererseits sind sie selbst durch den Klimawandel gefährdet und enormem Stress ausgesetzt. Um herauszufinden, welche Bäume dem Klimawandel trotzen können, laufen bundesweit Studien und Versuchspflanzungen. Auch in Kiel wurden 2017 einhundert sogenannter „Klimabäume“ mehrerer, hier bislang selten verwendeter Arten und Sorten gepflanzt, von denen angenommen wird, dass sie dem Klimastress besser standhalten. Ergebnisse der langfristig angelegten Versuchspflanzungen, die entlang von Straßen, z.B. in Dietrichsdorf und Hammer angelegt wurden, liegen bislang noch nicht vor, das Grünflächenamt beobachtet die Bäume jedoch regelmäßig weiter (Monitoring). Die Umstellung von durch den Klimawandel gefährdeten auf klimaresistentere Baumarten wird Jahrzehnte in Anspruch nehmen.

 

  1. Um das große Potential der Kieler Altbäume noch intensiver zu fördern, sollen künftig Standortverbesserungsmaßnahmen in größerem Umfang durchgeführt werden.

 

Konkret konnten bereits Verbesserungen im Wurzelbereich von Bestandsbäumen im beengten Straßenbereich umgesetzt werden, bzw. bieten sich an den folgenden Standorten an:

 

  • In der Kaistraße in Höhe des Neuen Rathauses kann als Ergebnis sehr aufwändiger Bodenverbesserungen nach mehreren Jahren nun eine deutliche Steigerung der Vitalität der Alleebäume festgestellt werden.
  • In der Andreas-Gayk-Straße gegenüber der aktuellen Postfiliale wurden die Baumscheiben durch Entsiegelung des Straßenkörpers vergrößert und das Umfeld für die Platanen verbessert.
  • Im Rahmen der Bauarbeiten des Holstenfleets wurde die Baumscheibe der stadtbildprägenden großen Eiche vor dem Gebäude der Ahlmannbank an der Willestraße entsiegelt und belüftet.
  • r die Zukunft ist geplant, den alten Baumbestand auf dem Altstadtparkplatz „Anna-Pogwisch-Platz“ zu sanieren. Hier ist vorgesehen, den Wurzeln unter den derzeit als Parkplatz genutzten Verkehrsflächen mehr Raum zu geben, ohne die Platzfläche anschließend nennenswert verringern zu müssen.
  • Ähnliche Verbesserungen könnten abschnittsweise für den kümmernden Baumbestand auf dem Vinetaplatz in Gaarden vorgesehen werden, wo unter dem vorhandenen roten Klinkerpflaster durchwurzelbarer, belüfteter Raum geschaffen werden könnte.
  • An der Eckernförder Straße zwischen Alter Weide und Westring sollen die Baumscheiben durch Rückbau von Verkehrsflächen vergrößert werden.

 

 

Um derartige Maßnahmen zu finanzieren, werden vorrangig Haushaltsmittel verwendet. Außerdem soll künftig in bestimmten Fällen die Verwendung von Mitteln aus Baumersatzzahlungen für standortverbessernde Maßnahmen an Altbäumen möglich sein. Eine entsprechende Klarstellung soll im Rahmen der anstehenden Überarbeitung der Baumschutzsatzung aufgenommen werden. Die entsprechende örtliche Rechtsvorschrift für den baurechtlichen Außenbereich, die durch den Oberbürgermeister als untere Naturschutzbehörde zu erlassende Baumschutzverordnung, soll im Zuge dieses Verfahrens ebenfalls weiterentwickelt werden.

 

  1. Eine intensivere Entwicklungspflege: Als sehr wichtige und nachhaltige Maßnahme für eine gute Entwicklung von Straßenbäumen hat sich ein Entwicklungspflegeschnitt bereits wenige Jahre nach der Pflanzung bewährt. Werden ungünstige Astanlagen erst deutlich später entfernt, so wirkt sich das wegen der großen Schnittstellen oft negativ auf die

Lebenserwartung der Bäume aus. Das Grünflächenamt wird dieser Jungbaumpflege mehr Bedeutung zumessen.

 

  1. Zunehmende Schäden durch Klimawandel: Die bereits beobachtete, zunehmende Trockenheit im Frühjahr, erhöhte Starkregenereignisse und Hitzetage im Sommer und ggf. auch vermehrte Stürme, lassen eine Senkung der Vitalität bereits im mittleren Baumalter und die Bildung von mehr Totholzanteilen erwarten. Dies wird zu einem erhöhten Aufwand für die Verkehrssicherung an Straßenbäumen führen. Der Umfang wird zurzeit noch beobachtet, jedoch wird in den kommenden Jahren eine Erhöhung der personellen Ressourcen erforderlich werden.

 

 

 

 

 

 Doris Grondke

Stadträtin

 

 

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Beschlüsse

Erweitern

May 4, 2021 - Innen- und Umweltausschuss - zur Kenntnis genommen

Erweitern

May 6, 2021 - Bauausschuss - zur Kenntnis genommen