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ALLRIS - Drucksache

Interfraktioneller Antrag - 0468/2021

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Beratungsfolge

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Antrag

Antrag:

 

In Kiel haben sich in den vergangenen Jahrzehnten unterschiedliche Milieus und Lebensstile entwickelt, die sich in den Stadtteilen sehr unterschiedlich konzentrieren. Das bedeutet u.a., dass Bürger*innen auf unterschiedliche Weise in das Gemeinwesen integriert sind oder Schwierigkeiten damit haben, sich in das Gemeinwesen zu integrieren oder akzeptiert zu werden.

Die Ratsversammlung bekennt sich daher zu dem Ziel einer inklusiven Gesellschaft. Dazu gehört, dass alle Bevölkerungsgruppen gute Lebensbedingungen vorfinden, an den Fragen der Stadtgesellschaft beteiligt werden und sich gemeinsam mit anderen Menschen zu Themen und Herausforderungen ihres Lebens organisieren können.

Kern dieses Verständnisses von Sozialraumorientierung und Quartiersentwicklung sind folgende Handlungsprinzipien:

  • vom Willen bzw. den Interessen der Menschen ausgehen;
  • die Menschen aktivieren;
  • die vorhandenen personalen, ökonomischen und zivilgesellschaftlichen Ressourcen finden und nutzen;
  • schonende Nutzung begrenzter Ressourcen (individuell und gesellschaftlich)
  • auf die verschiedenen Zielgruppen und Bereiche eingehen;
  • Unterstützungsmöglichkeiten erschließen:
  • die verschiedenen sozialen Dienste vernetzen
  • Barrierefreiheit
  • Wirtschaftliche Betätigung ermöglichen, z.B. in Form von CoWorking-Spaces

 

Gemeinsam in den Kieler Stadtteilen und Quartieren soll das Zusammenleben in diesem Sinne so gestaltet werden, dass Teilhabe ermöglicht wird, gemeinsame Lösungen für die gesellschaftlichen Herausforderungen gefunden und soziale Benachteiligungen in den Blick genommen werden.

Die Verwaltung wird gebeten, ein Konzept zu entwickeln, das aufzeigt, wie sich im genannten Sinne Quartiersräume entwickeln lassen. Das Konzept soll aufzeigen, welche unterstützenden Maßnahmen für die Entwicklung inklusiver Quartiere erforderlich sind. Dabei sind die die jeweiligen örtlichen Strukturen im Quartier zu berücksichtigen und Maßnahmen zur Herstellung einer guten Durchmischung von unterschiedlichen Personengruppen ermöglicht werden kann.

Dazu gehören auch Vorstellungen von Entwicklungsperspektiven, wie ein Mix aus Sozialwohnungen, bezahlbaren Mietwohnungen und Eigentumswohnungen anzustreben ist. Ebenso sollen auch Wohnungen, die barrierefrei von Menschen mit Behinderungen und Senior*innen zu bewohnen sind, einbezogen werden.

Eine besondere Funktion in dieser Entwicklungsperspektive können Quartiershäuser haben. Diese sollen Quartiersfunktionen wie Treffpunkte, Selbsthilfewerkstätten, Quartiersmanagement, Teilungsangebote (Share Economy) und lebendige Nachbarschaft bündeln. Darüber hinaus können sie auch Orte sein, an denen Menschen mit sozialen und/oder wirtschaftlichen Benachteiligungen Hilfe und Unterstützung bei der Bewältigung ihrer Herausforderungen erhalten oder ältere Menschen Treffpunkte vorfinden. Welche Funktion im Vordergrund steht, ergibt sich jeweils aus der sozialen Struktur im Quartier und den Wünschen und Interessen der der dort lebenden Belkerung.

Nicht zuletzt sollen auch speziell die Bedürfnisse von Eltern, Kindern und Jugendliche sowie Entwicklungen in Bezug auf den demographischen Wandel in den Quartieren in den Blick genommen werden.

Selbstorganisierter Zusammenschlüsse wie z.B. Vereine, zeitlich oder thematisch begrenzte Gruppen oder Stadtteilgenossenschaften haben großes Potenzial und Einfluss auf die Wechselwirkungen zwischen den unterschiedlichen Menschen und Gruppen in Quartieren und im Stadtteil. Die Chancen solcher Zusammenschlüsse sollen gesondert dargestellt werden. Auf Basis dieser Grundlagen sollen in Abstimmungen mit Ortsbeiräten und Menschen vor Ort Modellquartiere möglichst in allen Ortsbeiratsbezirken identifiziert werden.

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Sachverhalt/Begründung

Begründung:

 

In der geschichtlichen Betrachtung ist der Begriff des Quartiers (oder “Viertel) geprägt von Trennung und Abgrenzung, besonders zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen in der Stadt. Das Ziel der inklusiven Quartiersentwicklung soll dabei helfen, unnötige und verfestigte gesellschaftliche Spaltungen Stück für Stück zu überwinden bei Wahrung der historisch gewachsenen Vielfalt vor allem in den baulichen Strukturen. Die Sozialstruktur in den Kieler Stadtteilen entspricht nicht den Zielen einer inklusiven Gesellschaft und lebendiger inklusiver Nachbarschaften. Es gibt daher erheblichen Handlungsbedarf für die Entwicklung der Stadtteile und ihrer Quartiere.

Mit der Ausrichtung auf die Quartiere kann der Anonymität entgegengewirkt und die Nachbarschaft als tragende Sozialstruktur des Zusammenlebens aktiviert werden. Damit wird das Ziel einer an Selbstständigkeit orientierten Sozialpolitik gestärkt. Ohne gesetzliche Ansprüche auf Transferleistungen in Frage zu stellen, soll allen Menschen ein Weg aufgezeigt werden, ihr Leben ohne Transferleistungen zu gestalten. Hierzu sind unterstützende Umfelder erforderlich, wie sie durch aktive Nachbarschaften und Quartiersstrukturen ermöglicht werden. Insoweit kann davon ausgegangen werden, dass Investitionen in Quartierstrukturen mit ihrem präventiven Charakter auch finanziell lohnenswert sind.

Voraussetzung für den Erfolg dieser konzeptionellen Ausrichtung ist die konsequente Umsetzung von Prinzipien des sozialen und kulturellen Mixes der Bewohnerschaft in den Quartieren, die sich aus einer gesunden Mischung aus Sozialwohnungen, bezahlbaren Wohnungen und Eigentumswohnungen ergibt. Hinzu kommt die Ausrichtung der Quartiersangebote auf alle gesellschaftlichen Gruppen und die kulturelle Vielfalt.

Im Sinne einer differenzierten und an den jeweiligen Besonderheiten der einzelnen Quartiere ausgerichteten Entwicklung der Stadt sollte gleichzeitig jedes Quartierkonzept einem speziellen Ansatz folgen. Hierdurch wird die Vielfalt des Stadtraums betont. Durch die Etablierung von Modellquartieren soll deutlich gemacht werden, dass es sich nicht um ein theoretisches Konzept handelt, sondern der Anspruch auf eine möglichst kurzfristige Realisierung besteht.

 

gez. Ratsfrau Anna-Lena Walczak   f.d.R.

SPD-Ratsfraktion

 

gez. Ratsherr Dirk Scheelje    f.d.R.

Ratsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

 

gez. Ratsfrau Christina Musculus-Stahnke  f.d.R.

FDP-Ratsfraktion

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Beschlüsse

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May 20, 2021 - Ratsversammlung - ungeändert beschlossen