Die Verwaltung informiert in dieser Geschäftlichen Mitteilung über den aktuellen Sachstand zur Weiterentwicklung der Jugendberufsagentur seit Jahresbeginn 2021.

Grundlage der Jugendberufsagentur (JBA) ist eine Kooperationsvereinbarung zwischen der Landeshauptstadt Kiel, der Agentur für Arbeit Kiel, dem Jobcenter Kiel, dem Kieler Schulamt und den Regionalen Berufsbildungszentren in Kiel.

Die Vision der beteiligten Partner*innen ist es, jedem jungen Menschen in Kiel mithilfe der vorhandenen Strukturen und Angebote seinen*ihren Weg von der Schule in die Arbeitswelt zu ermöglichen. Die JBA wirkt dabei mit ihrer rechtskreis- und institutionsübergreifenden Arbeitsweise darauf hin, den Übergang von der Schule in den Beruf positiv zu gestalten. Im März 2020 wurde die Arbeit in der JBA im Zentrum aufgenommen. Im März 2021 wurde über die Grundlagen und den Sachstand zur Weiterentwicklung der JBA im Zentrum berichtet (Drs. 0197/2021).

Neues aus der JBA:

Social Media:

Im Januar 2021 startete die JBA Kiel ihren eigenen Instagram-Kanal unter dem Namen jba_kiel. Mit diesem Auftritt setzte die JBA einen wichtigen Impuls der jugendgerechten Ansprache junger Menschen und gezielten, zeitnahen Informationen über ausbildungsrelevante Themen um. Zudem wurde so eine Plattform für einen Corona-gerechten Austausch geschaffen. Die User*innen können von ihrem Smartphone Kontakt zur JBA herstellen. Neben ausbildungs- und studienrelevanten Themen, Veranstaltungstipps, Rechtlichem und Finanziellem zu Schule und Ausbildung wurden Jugendthemen und Aktuelles zu Corona und Schule aufgegriffen.

In Planung befindet sich eine monatliche Veranstaltungsreihe der Jugendberufsagentur via Instagram, welche zurzeit durch die Social-Media-Redaktion der Landeshauptstadt Kiel unterstützt wird.

Auch eine jugendgerechte Überarbeitung der Internetseite ist aktuell in Arbeit.

Corona:

Aufgrund der Corona-Pandemie waren alle Standorte der JBA vom 01.02.2021 bis zum 31.07.2021 für den persönlichen Kund*innenkontakt geschlossen. Es wurde erforderlich, weitere bauliche Maßnahmen u.a. zur Verbesserung der Raumluft in der „JBA im Zentrum“ vorzunehmen. Die Mitarbeiter*innen arbeiteten während dieser Phase im Homeoffice. Die JBA war weiterhin über die Servicenummer, das Email-Postfach der Internetseite und per Instagram erreichbar. Bei wichtigen Anliegen wurden mit Kund*innen Corona-konform Einzelkontakte z.B. im Freien realisiert. Seit Mitte des Jahres arbeitete das Team der JBA zunehmend wieder in Präsenz und führte Beratungen nach telefonischer Terminvereinbarung durch. Das JBA-Büro öffnete am 01.08.2021 seine Türen auch für Spontanbesuche. Die Öffnungszeiten, die die Bedürfnisse von allen im Blick haben (Mo., Di., Do. 10–18 Uhr und Mi., Fr. 10–15 Uhr), wurden weitestgehend abgedeckt. Direkte Besuche von Kund*innen erfolgen seither zunehmend.

Schule / Regionale Bildungszentren:

Die Beratung der Schülerschaft an den Regionalen Bildungszentren hat sich bereits seit Längerem etabliert. An den RBZ-Tresen wurden Beratungsangebote der Mitarbeitenden des Jugendlichen-Jobcenters, der Berufsberatung der Agentur für Arbeit und des Übergangsmanagements der Landeshauptstadt Kiel zu festen Sprechzeiten verankert. Jedoch waren auch die RBZ-Tresen von einer Corona-bedingten Schließung betroffen.

Mit den Schüler*innen der Gemeinschaftsschulen wurde Anfang 2021 eine nächste Zielgruppe angesprochen und ein weiteres Teilziel der JBA umgesetzt. Alle Schüler*innen der Abgangsklassen an den Kieler Gemeinschaftsschulen erhielten zum Februar 2021 eine Informationsmappe über das Angebot JBA und deren Instagram-Auftritt als Handreichung. Hierbei wirkten insbesondere die Berufsorientierungs-Lehrer*innen und Klassenlehrer*innen der Gemeinschaftsschulen mit.

Weiterhin wurde das Angebot der JBA im Mai 2021 auf der Online-Sitzung des Elternbeirates der Kieler Gymnasien vorgestellt.

JBA im Zentrum:

Die JBA im Zentrum bildet in der Struktur der Jugendberufsagentur Kiel die zentrale Anlaufstelle für alle jungen Kieler*innen am Übergang Schule und Beruf. Das niedrigschwellige Service-Angebot soll einen offenen Zugang für jede*n Interessierte*n sicherstellen und jungen Menschen zwischen 14 und 25 einen Überblick über mögliche Bildungswege und eine erste Orientierung in Richtung Ausbildung, Studium oder überbrückende Alternativen bieten.

Im Zeitraum vom 01.01.bis 31.07.2021 erreichten die JBA über die Zugangswege Telefon, Email und Instagram insgesamt 228 Anfragen von und zu hilfesuchenden jungen Menschen dieser Altersgruppe.

Die Kontaktaufnahmen erfolgten überwiegend über Telefon und durch die jungen Menschen selbst, in der großen Mehrheit Schüler*innen und Auszubildende. Weitere Anfragen gingen durch Angehörige, den Allgemeinen Sozialdienst, die Gesetzlichen Vormundschaften, Betreuer*innen der Jugendhilfe, die Straffälligenhilfe Kiel, die Kooperations- und Netzwerkpartner*innen der JBA ein.

Die Anfragen beinhalteten Allgemeine Fragen zur JBA, Anliegen der beruflichen Orientierung, Fragen zur dualen Ausbildung, Unterstützung in Bewerbungsverfahren und Hilfebedarf in der persönlichen Lebenslage.

Einen speziellen Schwerpunkt des Angebotes der Landeshauptstadt Kiel bildete die Unterstützung von jungen Menschen, die aufgrund ihrer persönlichen Lebenslage oder individueller Schwierigkeiten an den Rand gängiger Bildungsprozesse stießen oder in deren Fall bereits ein Abbruch in der Bildungsbiografie erfolgt war.

Im Rahmen des ganzheitlichen Ansatzes wurden die im Sozialraum vorhandenen Maßnahmen und Projekte, die eine Verbesserung der persönlichen Situation und die Integration in das Bildungssystem beitrugen, aufgegriffen und genutzt. Den Mitarbeitenden aus den verschiedenen Häusern ist das Unterstützungssystem der jeweils anderen gut bekannt. Dieses gesamte Spektrum wird zur Begleitung von jungen Menschen und ihren Eltern eingesetzt.

Das Team Jugendberatung, besetzt durch Mitarbeitende der Erziehungsberatung der Landeshauptstadt Kiel, bot im Einzelfall, bis andere Hilfen einsetzten, längerfristige psychosoziale Begleitung durch Psycholog*innen an.

Seit Beginn des Jahres 2021 konnte die JBA auf rechtskreisübergreifende Maßnahmen für schwer erreichbare Jugendliche nach § 16 h SGB II zurückgreifen. Zusammen mit dem Allgemeinen Sozialdienst des Jugendamtes standen fünf Plätze der Maßnahme „Starter“ der INAB Kiel zur Belegung zur Verfügung. Projekte, die über diese rechtliche Möglichkeit finanziert werden, wurden bereits in Präsentationen im Jugendhilfeausschuss vorgestellt.

Vernetzung:

Der Ausbau des Netzwerkes und das Bekanntmachen der JBA unter Corona-Bedingungen prägte die Arbeit der JBA-Akteure im ersten Halbjahr 2021. Um das Angebot jungen Menschen nahe zu bringen, hat sich die Jugendberufsagentur auch digitale Wege erschlossen. Am 18.03.21 präsentierte sie sich auf der Online-Ausbildungsmesse „Meet the Betrieb“.

Werbung und Information über das Angebot der JBA erfolgten zudem bei der Online-Veranstaltung der Jugendabteilung des Landessportverbandes S-H. Zudem wurden weitere Gespräche mit einzelnen Trägern der beruflichen Bildung geführt, unter anderem mit der INAB Kiel.

Professionalisierung:

Trotz der Einschränkungen der Pandemie konnte die Zusammenarbeit und Professionalisierung der Mitarbeitenden über die Nutzung digitaler Medien voranschreiten. Für eine gute JBA ist der gegenseitige Austausch und die Information über die Angebote der jeweils anderen Institutionen ein unverzichtbarer Baustein in der Beratung.

Ein wesentliches Kernstück waren über Online-Foren erfolgte multiproffessionelle Fallgespräche zur konkreten Entwicklung eines Unterstützungskonzeptes für junge Menschen. Mitarbeitende der Jugendberufsagentur haben an der Kieler Bildungskonferenz im Online-Format teilgenommen, um auch über diesen Austausch mehr über die Lebenssituation und den Unterstützungsbedarf der jungen Menschen zu erfahren und weiter zu entwickeln.

Weiterhin fand am 12. März der erste Teil des Online-Workshops der Jugendberufsagentur mit dem Motto „Niemand geht verloren“ statt.

Fazit:

Die Jugendberufsagentur ist strukturell gut aufgestellt und vernetzt. In der Corona-Pandemie und der Schließung fast aller wesentlichen Unterstützungssysteme zeigte sich hier die besondere Stärke des multiprofessionellen Agierens aller rund um die Berufsorientierung der jungen Menschen. Die Anliegen der Kund*innen konnten auch in der Corona-Phase trotz Einschränkungen zügig und flexibel bearbeitet werden. Die zentrale Anlaufstelle in der Innenstadt konnte wegen der Pandemie nicht offiziell eingeweiht werden. Dennoch nutzen die jungen Menschen sowie ihre Eltern alternative Wege einer persönlichen Beratung.

Bundesweite Veröffentlichungen über die Situation von jungen Menschen am Übergang von der Schule in den Beruf zeigen, dass sich bisher dieser negative Trend in Kiel nicht zeigt.

Die Bedingungen für Berufsorientierung waren in den Corona-Schuljahren äußerst schwierig. Dennoch kann man für Kiel bilanzieren, dass die Schulen, die Eltern, die jungen Leute sowie die stützenden Systeme der Jugendberufsagentur die Einschränkungen bestmöglich abfedern konnten.

Renate Treutel

Bürgermeisterin