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ALLRIS - Drucksache

Geschäftliche Mitteilung - 0879/2021

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Beratungsfolge

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Antrag

 

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Sachverhalt/Begründung

 

  1. Zusammenfassung

Der Kommunale Sozialdienst für Erwachsene (KSD) ist seit Oktober 2019 tätig und hat sich seitdem in den Kieler Ortsteilen etabliert und bei Netzwerkpartner*innen sowie in der Bevölkerung erfolgreich bekannt gemacht.

Das Angebot erreicht zunehmend mehr Personen. Diese befinden sich in schwierigen Lebenssituationen und sind nicht in der Lage, selbst mit eigenen Ressourcen Hilfe zu organisieren. Deshalb benötigen sie die Unterstützung Dritter. Durch die sozialraumorientierte Arbeit vor Ort identifiziert der KSD zudem Grenzen des Versorgungssystems und leitet diese Informationen an relevante Stellen weiter.

 

  1. Der Kommunale Sozialdienst für Erwachsene

Der Sachbereich KSD ist in der Abteilung „Inklusion und Älter werden im Quartier“ im Amt für Soziale Dienste angesiedelt. Er dient als Anlauf- und Beratungsstelle für erwachsene Kieler*innen in besonderen und schwierigen Lebenssituationen. Es sollen insbesondere die Personen erreicht werden, die Probleme haben sich Zugang zum Hilfesystem zu verschaffen oder dieses nicht ausreichend nutzen (können).

Der Sachbereich umfasst 7 Vollzeitstellen und eine Sachbereichsleitung.

 

Der KSD arbeitet sozialraumorientiert auf Ortsteilebene. Die Inanspruchnahme ist je nach Ortsteil sehr unterschiedlich. Die Kontaktaufnahme zum KSD erfolgt oft über Dritte wie beispielsweise die Polizei oder durch Hinweise von An- und Zugehörigen sowie Nachbar*innen. Es steigt jedoch auch die Zahl der Personen, die sich direkt an den KSD wenden, da sie Kenntnis von diesem Angebot erhalten haben oder an den Dienst verwiesen wurden.

 

Der KSD wird wegen unterschiedlicher Anliegen eingeschaltet. Einen deutlichen Problemschwerpunkt bilden Überforderungen mit der Regelung behördlicher und finanzieller Angelegenheiten bzw. der selbständigen Alltagsbewältigung und deren Folge, Defizite in der gesundheitlichen Versorgung, verwahrloste Wohnungen sowie das Messie-Syndrom. Die Klient*innen sind überwiegend älter als 65 Jahre. Die Mitarbeiterinnen des KSD finden bei ihren Besuchen teilweise Situationen vor, in denen individuelle Bewältigungsmechanismen und Ressourcen vollkommen ausgereizt sind und schnelles Handeln gefordert ist. So führten Mitarbeiterinnen in einem Fall einen umgehenden Hausbesuch bei einer alleinlebenden über 80jährigen Frau durch, nachdem der dringende Hinweis auf mögliche Unterversorgung von der Anlaufstelle Nachbarschaft (anna) erfolgte.

 

Vor Ort fanden sie die Person nur dürftig bekleidet mit Luftnot, Schmerzen im Bauch sowie unversorgten Wunden vor. Die Mitarbeitenden hatten außerdem den deutlichen Eindruck, dass eine geistige Verwirrung unklarer Ursache vorlag. Des Weiteren stellte sich heraus, dass keinerlei Lebensmittel mehr in der Wohnung vorhanden waren und die Klientin vermutlich seit mehreren Tagen nichts mehr gegessen hatte. Die betroffene Person konnte selbst keine Angaben zu Angehörigen oder einem eventuell vorhandenen Hilfenetz machen. Aufgrund der Gesamtsituation wurde die Rettungsleitstelle kontaktiert. Die wenig später eintreffenden Rettungskräfte veranlassten nach der Erstversorgung einen Transport ins Krankenhaus.

 

 

  1. Fazit

 

Der KSD konnte seine Tätigkeit trotz Einschränkungen durch die Pandemie weiterführen, seine Öffentlichkeitsarbeit fortsetzen und sein Netzwerk ausbauen. 

Es wurde deutlich, dass durch den KSD auch Personen erreicht werden können, die die bestehenden Hilfe- und Unterstützungsangebote bislang nicht nutzen konnten. Die Gründe dafür reichen von Unkenntnis und persönlicher Überforderung bis hin zu Scham, um Hilfe bitten zu müssen. Teilweise fallen wichtige Bezugspersonen, die sich bislang gekümmert haben, aufgrund von Alter, Erkrankung oder auch Tod aus und die somit auf sich allein gestellte Person ist nicht in der Lage, die eigenen Angelegenheiten adäquat zu regeln. 

Überwiegend sind es besorgte Menschen aus dem sozialen Umfeld oder Institutionen und Organisationen, die den Hilfeprozess in Gang setzen. Der Großteil der Klientel nimmt die Angebote des KSD dankend an.

 

Die Mitarbeiterinnen stoßen in ihrer Tätigkeit auch auf strukturelle Defizite im Versorgungssystem und entwickeln Lösungsansätze für die weiteren Versorgungsstrukturen, s. Anlage. Die Daseinsvorsorge in Zeiten des demografischen Wandels wird durch diesen überwiegend aufsuchend tätigen Dienst unterstützt und ausgeweitet. Um den Bekanntheitsgrad und die Nutzung zu vergrößern, liegt ein Augenmerk weiterhin auf der Information der Öffentlichkeit.

 

Dem Thema Einsamkeit im Alter sollte mit präventiven Angeboten begegnet werden, um gesundheitliche Ressourcen zu stärken und möglichst lange zu erhalten.  Etwaige Risiken könnten frühzeitig erkannt und abgemildert werden.

 

here und weitergehende Ausführungen finden sich in der beigefügten Anlage.

 

Gerwin Stöcken

Stadtrat

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Anlagen

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Beschlüsse

Erweitern

Oct 21, 2021 - Ausschuss für Soziales, Wohnen und Gesundheit - zur Kenntnis genommen