Antrag:

Die Verwaltung wird gebeten, den Einsatz von Baumrigolen in Kiel zu prüfen.

Geprüft werden soll insbesondere, welche Einflussmöglichkeiten Baumrigolen in Hinblick auf die Regenwasserbewirtschaftung sowie ein ausgeglichenes Stadtklima bieten. Inwieweit sie die Versickerung und Verdunstung fördern und geeignet sind, die Resilienz der Bäume gegenüber Hitzestress zu verbessern. Daran anknüpfend soll auch festgestellt werden, inwieweit die Fähigkeit der Bäume Verdunstungskälte zu erzeugen und Kohlenstoffdioxid zu speichern, durch Baumrigolen verbessert bzw. gesteigert werden kann. Dargestellt werden soll zudem, wo im Kieler Stadtgebiet die Bodenverhältnisse den Einsatz von Baumrigolen sinnvoll erscheinen lassen und wo aufgrund einer ohnehin hohen Wasserspeicherfähigkeit des Bodens darauf verzichtet werden kann.

Schließlich wird darum gebeten festzustellen, welche Kostensteigerungen sich durch den Einsatz von Baumrigolen ergeben und inwieweit Baumrigolen ggf. dazu beitragen können, die Kosten der Baumpflege und Regenwasserbewirtschaftung zu senken.

Begründung:

Bedingt durch den Klimawandel wird zukünftig mit einer Häufung von Extremwetterlagen gerechnet. Einerseits gehen immer mehr Städte von einer Zunahme der Starkregenfälle aus [1], andererseits wird mit einer Häufung von Trockenperioden und Hitzewellen gerechnet, die laut Bundesgesundheitsministerium ein erhebliches Gesundheitsrisiko bergen [2]. Neben zusätzlichem Raum für Niederschlagswasser muss also ebenso für eine Reduzierung des urbanen Hitzestresses gesorgt werden [3]. Dabei kommt den Stadtbäumen eine zentrale Rolle zu. Wassermangel in Folge lang anhaltender Trockenheit stellt allerdings für die Bäume selbst einen erheblichen Stressfaktor dar, der ihren Stoffwechsel weitgehend zum Erliegen bringt. In der Folge nimmt die Fähigkeit der Bäume, Verdunstungskälte zu erzeugen und Kohlenstoff zu speichern, rapide ab [4]. Durch Baumrigolen können Niederschläge potenziell besser abgepuffert sowie die Gesundheit und Kühlleistung der Bäume in Trockenperioden verbessert werden [5].

In Ihrer Antwort auf die Kleine Anfrage ‚Unterstützung der Stadtbäume durch Rigolen‘ [6] schreibt die Kieler Verwaltung (Zitat): „Inwieweit die Anlage von Baumrigolen sinnvoll und möglich ist, muss für Kiel noch geprüft werden.“ Diese Prüfung soll hiermit auf den Weg gebracht werden.

Andreas Halle

Ratsherr

Quellenangaben:

1. ntv online, Sebastian Schneider, Zu viel für die Kanalisation: Wasser stellt Städte vor "Generationenaufgabe", 05. Oktober 2021: https://www.n-tv.de/wirtschaft/Wasser-stellt-Staedte-vor-Generationenaufgabe-article22820376.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

2. Bundesministerium für Gesundheit, Klimawandel und Gesundheit, 30. August 2021: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/k/klimawandel-und-gesundheit.html

3. B_I galabau – Online-Portal und Fachzeitschrift für den grabenlosen Bau und Betrieb unterirdischer Infrastruktur, Matthias Pallasch, Straßenbäume und Regenwasserbewirtschaftung in der Stadtentwicklung, 01.11.2016: https://bi-medien.de/fachzeitschriften/galabau/stadtgruen/strassenbaeume-und-regenwasserbewirtschaftung-in-der-stadtentwicklung-g11118

4. Karlsruher Institut für Technologie, Bei extremer Hitze und Trockenheit profitieren Bäume kaum von erhöhtem CO2, 05.03.2020: https://www.kit.edu/downloads/pi/KIT_PI_2020_017_Bei%20extremer%20Hitze%20und%20Trockenheit%20profitieren%20Baeume%20kaum%20von%20erhoehtem%20CO2.pdf

5. Umweltbundesamt, TREEDRAIN – Entwicklung eines Baumrigolensystems für die urbane Regenwasserbewirtschaftung, 24.5.2016: https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/klimafolgen-anpassung/werkzeuge-der-anpassung/tatenbank/treedrain-entwicklung-eines-baumrigolensystems-fuer

6. Stadtentwicklung Bauen und Umwelt, Antwort auf die Kleine Anfrage ‚Unterstützung der Stadtbäume durch Rigolen‘, Drucksache 0955/2021, Kiel, 25.10.2021: https://ratsinfo.kiel.de/ri/vo020.asp?VOLFDNR=25645