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Antrag der Verwaltung - 0820/2022
Grunddaten
- Betreff:
-
Fortführung der Gruppenangebote des Projektes „Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung
- Status:
- öffentlich (Drucksache abgeschlossen)
- Drucksache freigegeben:
- 24.10.2022
- Drucksachenart:
- Antrag der Verwaltung
- Federführend:
- Jugendamt
Beratungsfolge
| Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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●
Erledigt
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Jugendhilfeausschuss
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Entscheidung
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Nov 2, 2022
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Antrag
Antrag:
Zugestimmt wird der Fortführung der Gruppenangebote des Projektes „Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“ ab dem Haushaltsjahr 2023 für die Dauer des Ausbaus der Kindertagesstätten in Kiel-Gaarden bis einschließlich 2026.
Das Haus der Familie setzt die bisherigen Gruppenangebote fort, um Kinder in Gaarden frühzeitig in einer Kindertagesstätte anzubinden. Die Fördersumme an das Haus der Familie beträgt für das Jahr 2023 118.108,76 €. Die jährliche Fördersumme von 118.108,76 € ist ab dem Jahr 2023 bis 2026 inkl. Personalkostensteigerungen i.H.v. 2,5% auf der Kostenstelle 30046, dem Kostenträger 36321001 Allgemeine Förderung der Erziehung und dem Sachkonto 53312010 im Haushalt eingestellt.
Sachverhalt/Begründung
Begründung:
Zur Entwicklung des Projektes in Kiel
2017 hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend das Förderprogramm „Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“ auf den Weg gebracht. Ziel war es, für Familien mit multiplen Belastungslagen wie ökonomischen Risikolagen, schwierigen Wohnverhältnissen, Flucht und Migrationshintergrund die Chancen auf außerfamiliäre Betreuungsinstanzen zu verbessern.
Das Förderprogramm, mit welchem bundesweit über 150 Projekte gefördert wurden, war so erfolgreich, dass das vormals von 2017 bis 2020 konzipierte Förderprogramm um zwei weitere Jahre bis zum 31.12.2022 verlängert wurde. Die Gesamtfördersumme belief sich in den Jahren 2017 bis 2022 auf 822.632,19 €. Die Landeshauptstadt Kiel beteiligte sich in Höhe von 10%, also rund 82.300 € an den zuwendungsfähigen Gesamtausgaben. Der Selbstverwaltung wurde über den Verlauf des Projektes in zwei Geschäftlichen Mitteilungen berichtet (Drucksachen 0616/2018 und 0809/2020)
Von Anbeginn an war in den Förderrichtlinien festgehalten, dass die Kommune die Möglichkeiten der Verstetigung auf eigene Kosten ab dem Jahr 2023 prüft. Richtungsweisende Maßgabe war, die vielfältig gewachsenen Strukturen und das erworbene Fachwissen aus den Projekten ressourcenorientiert weiterhin nutzbar zu machen.
In Kiel hat die Familienbildungsstätte Kiel e.V., Haus der Familie, die praktische Umsetzung übernommen.
Bisherige Konzeptbausteine
Ein wichtiges Element des Bundesprogramms „Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“ ist der Auf- und Ausbau eines starken Netzwerkes in Kiel, damit die Angebote gut aufeinander abgestimmt sind. Im Wesentlichen besteht das Kieler Konzept aus zwei Bausteinen. Zum einen den Gruppenangeboten, zum anderen aus der Kitaportalberatung.
Neben der zukünftigen Förderung „Kita-Einstieg“ erhält das Haus der Familie Fördermittel für das Projekt „Gaarden vernetzt“. Die unterschiedlichen Schwerpunkte der Bausteine werden im Folgenden dargelegt.
1) Beratung und Unterstützung bei der Anmeldung im Kita-Portal
Die Beratungsarbeit machte bisher ca. ein Viertel (18,5 h/Woche) der Gesamtarbeitszeit (88,5 h/Woche) der Beschäftigten aus. Die Beraterinnen vor Ort arbeiten ohne Terminvergabe. Insbesondere die neuen EU Bürger*innen schätzen an der Beratung, dass es sich um keine städtische/ behördliche Institution handelt. Der Zugang ist sehr niedrigschwellig, weil am Standort meistens jemand vor Ort ist und die Bürger*innen in der Regel sofort beraten werden.
Die Beratungsaufgaben zur Kita Platzsuche und zur Kitaportalanmeldung übernehmen seit August 2022 Kolleg*innen aus dem Servicebüro Elternberatung für Kindertagesbetreuung ebenfalls niedrigschwellig in der Gaardener Hans-Christian-Andersen-Stadtteilschule. Die Sprechstunde ist bereits jetzt sehr gut besucht. Das Haus der Familie leitet Eltern mit Beratungsbedarf für einen Kitaplatz weiter.
Die Vorhaltung dieses Bausteins ist damit nicht mehr erforderlich, die Kosten fallen zukünftig weg.
(Zusätzlich zum Standort in Gaarden werden neben dem Servicebüro im Neuen Rathaus bereits seit August 2022 auch in Mettenhof Beratungen angeboten. Bis Jahresende sollen weitere Standorte in Dietrichsdorf, Elmschenhagen und Friedrichsort dazu kommen. Räumlichkeiten werden aktuell gesucht und das Netzwerk erweitert.)
2) Kita-Einstiegsgruppen
Derzeit werden in den 7 Gruppenangeboten ca. 70 Kinder betreut:
Vier der Gruppenangebote finden in den Räumlichkeiten am Karlstal in Kiel-Gaarden statt. Drei der Gruppenangebote finden bereits in Kita-Räumlichkeiten (sogenannte Anker-Kitas) statt. Dadurch entsteht eine direkte Vernetzung vor Ort. Hemmschwellen von Eltern werden abgebaut, der Zugang ist niedrigschwellig. Fachkräfte vor Ort werden direkt kennengelernt und können entsprechend von den Eltern auf kurzem Wege angesprochen werden. Die Eltern lernen den Alltag und die Struktur einer Kita direkt vor Ort kennen und verstehen. Anders als in den Angeboten des Projektes „Gaarden vernetzt“ (Drucksache 0579/2022) findet die Arbeit bereits dort statt, wo die Kinder perspektivisch ankommen sollen. Der Fokus bei den Kita-Einstiegsgruppen liegt auf den Kindern von 2-6 Jahren und der Arbeitsschwerpunkt liegt in der Arbeit mit den Kindern. Im Projekt „Gaarden vernetzt“ liegt der Fokus auf der Interaktion, dem Ankommen und der Spracherweiterung der Mütter.
Durch die intensive Arbeit werden nicht nur die Kinder betreut, sondern die gesamte Familie wird gesellschaftlich integriert; Teilhabe wird möglich. Ein positiver Nebeneffekt kristallisierte sich heraus. Insgesamt schafften 5 Mitarbeitende durch die Mitwirkung in den Gruppenangeboten den Einstieg in die Erwerbstätigkeit.
Durch das Einbeziehen der Bedarfe von Menschen mit Migrations- und Fluchterfahrungen konnten auch diese Familien erreicht werden. Von den rund 990 erreichten Familien hatten ca. 95% in der Kitaberatung einen Flucht- oder Migrationshintergrund. Über 95% der Kinder in den Gruppenangeboten haben einen Flucht- oder Migrationshintergrund.
Der am 24.02.2022 ausgebrochene Angriffskrieg in der Ukraine und die damit einhergehende Fluchtbewegung hat dazu geführt, dass in Kiel Gaarden 16 ukrainische Kinder (Stand 23.05.2022) zwischen 0-5 Jahren angekommen sind. Davon konnten Stand 04.10.2022 12 in Gruppenangebote aufgenommen werden. Insgesamt sind mit Stand Ende September 130 ukrainische Kinder im gesamten Stadtgebiet im System Kita angekommen (mit Vertrag, Zusage, vorgemerkt, Warteliste).
Die positiven Erfahrungen haben sich schnell im Stadtteil herumgesprochen. Sehr viele Eltern sind über die Weitervermittlung von Freund*innen, Nachbarn und Verwandten in die Beratungsstelle am Karlstal gekommen. Durch diese Art der Beratung und durch die im unmittelbaren Sozialraum stattfindenden Gruppenangebote gelingt es, auch Familien zu erreichen, die sonst eher zurückgezogen leben und häufig bis zum Schuleintritt der Kinder nicht sichtbar sind.
In den vergangenen fünf Jahren ist es gelungen, rund 360 Familien zur Kitaportalanmeldung zu beraten, von denen eine Vielzahl sodann mit einem Kindergartenplatz versorgt werden konnten. Im Rahmen der sozialraumorientierten aufsuchenden Arbeit und den Gruppenangeboten sowie der Beratung hinsichtlich des Kitaportals konnten insgesamt rund 990 Familien erreicht werden, um sie über die Angebote des Kitaeinstiegs zu informieren. Erreicht wurden dabei vielfach Familien mit multiplen Herausforderungen.
Die Angebote vom Projekt Kitaeinstieg setzen genau da an, wo Kinder teilweise bis Schuleintritt keine anderweitige Betreuungs- und Förderungseinrichtung kennen. Diese Kinder aus belasteten Familien mit einem geringen sozioökonomischen Status und multiplen Problemlagen von Anfang an zielgerichtet und passgenau zu unterstützen und zu fördern, um so später allen Kindern eine gelingende Schullaufbahn zu ermöglichen, soll auch weiterhin Ziel der Angebote sein. Derzeit ist dies aufgrund der Warteliste in einer Regeleinrichtung nicht möglich.
Finanzielle Auswirkungen:
Die Fördersumme an das Haus der Familie beträgt für das Jahr 2023 118.108,76 €
Die jährliche Fördersumme von 118.108,76 € ist vorbehaltlich der Zustimmung der Selbstverwaltung ab dem Jahr 2023 bis 2026 inkl. Personalkostensteigerungen i.H.v. 2,5% auf der Kostenstelle 30046, dem Kostenträger 36321001 Allgemeine Förderung der Erziehung und dem Sachkonto 53312010 im Haushalt eingestellt.
Renate Treutel
Bürgermeisterin
Anlagen
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(wie Dokument)
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148,6 kB
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