Infosystem Kommunalpolitik

 
 
ALLRIS - Drucksache

Antrag der Ratsfraktion Klima, Verkehr & Meer - 0117/2023

Reduzieren

Beratungsfolge

Reduzieren

Antrag

Antrag:

 

Die Verwaltung wird gebeten, die Kieler Schulen auf das ‚Netzwerk Freie Schulsoftware aufmerksam zu machen und für eine Teilnahme daran zu werben. Ferner sollen die Vernetzung der Kieler Schulen untereinander sowie ein regelmäßiger Erfahrungsaustausch zum Einsatz freier Software an den Schulen angeregt und gefördert werden.

Reduzieren

Sachverhalt/Begründung

Begründung:

 

Die Beschaffungskosten der Software für die Kieler Schulen werden weitestgehend von der Stadt getragen. Lizenzen für Standardanwendungen wie Microsoft Office werden in großen Paketen mit Hunderten Lizenzen erworben. Bei spezielleren Programmen beispielsweise mediendidaktischen Anwendungen für den Musik- oder Kunstunterricht stellt die jeweilige Schule in Regel einen Antrag auf Bewilligung beim Amt für Schulen. Wird die Genehmigung erteilt, finanziert das Amt die Beschaffung. Andernfalls muss die Schule die Software aus Eigenmitteln erwerben.

 

Die Nutzung freier Software bietet hier mehrere Vorteile:

 

  • Die Antragstellung für die Beschaffung entfällt, was sowohl die Schulen als auch die (den Antrag prüfende) Verwaltung entlastet.
  • Schülerinnen nnen die Software auch privat installieren und zuhause an ihren Projekten weiterarbeiten, ohne dafür teure Software erwerben zu müssen.
  • Es entstehen keine Abhängigkeiten von einzelnen Softwareunternehmen („Vendor lock-in“).
  • Es werden Kosten bei der Beschaffung der Software gespart.
  • Der Datenschutz sowie die Privatsphäre der Schülerinnen und Lehrkräfte werden vollumfänglich beachtet.
  • Die Vernetzung der Schulen fördert den Austausch von Erfahrungen und Wissen.

 

Freie Software bietet dabei vielseitige Möglichkeiten für die unterschiedlichsten Anwendungsbereiche. Von Software für Grafik, Musik, Animation, Bild- und Videobearbeitung bis hin zu Spielentwicklung, Programmierung oder Physik-Simulation. (Einige Beispiele für mediendidaktische Anwendungen werden am Ende dieses Dokuments aufgelistet.) Die Professionalität der Anwendungen bleibt dabei nicht hinter kostenpflichtiger Software zurück.

 

Der Support r Microsoft Office endet 2026

 

Dringend angedacht werden sollte an allen Schulen perspektivisch der Ersatz von Microsoft Office durch freie Software wie z. B. LibreOffice. Hintergrund ist das Supportende für MS Office 2021 im Oktober 2026 [1], für das es auch keinen Nachfolger mehr geben wird. Stattdessen forciert Microsoft gegenwärtig bereits die Umstellung auf Microsoft-365-Apps. Dabei handelt es sich um cloudbasierte Anwendungen, die einen Onlinezugang voraussetzen und deren Nutzungsrecht im Monats- oder Jahresabo erworben wird. Nach Aussage des Amtes für Schulen kommt Microsoft-365 allerdings bereits aus Datenschutzgründen nicht für den Unterricht infrage. Ferner wäre zu klären, ob das Amt dazu bereit ist, zukünftig monatlich oder jährlich neu zu bezahlende Nutzungsrechte für alle Schülerinnen zu finanzieren.

 

Zum vielfach vorgebrachten Argument, dass MS Office (bzw. zukünftig Microsoft-365) der de facto Standard ist und Schülerinnen sich gleich an die Software gewöhnen sollten, die ihnen auch im späteren Berufsleben begegnet, sei angemerkt, dass sich Libre und MS Office bei genauerem hinsehen kaum unterscheiden. Der wahrgenommene Unterschied im Aussehen erklärt sich maßgeblich durch die seit 2007 in MS Office eingeführte ‚Ribbon-Leiste, die sich inzwischen aber auch bei LibreOffice aktivieren lässt. Der Umstieg in beide Richtungen gelingt daher schnell und ohne große Hürden.

 

Bis Oktober 2026 bleiben noch gut drei Jahre, allerdings ist davon auszugehen, dass die Umstellung einer gewisse Vorlaufzeit bedarf. Das Bewusstsein für die nahende Problematik sollte daher schon jetzt geweckt werden. Je eher begonnen wird, desto mehr Zeit bleibt für einen (möglichst) sanften Übergang. 

 

Die Beteiligung am ‚Netzwerk Freie Schulsoftware [2] bietet hier eine erste Orientierung und schafft ein Bewusstsein für die Möglichkeiten. Bei Fragen kann der Kontakt zu Schulen aufgenommen werden, die bereits Erfahrungen mit einer Software gesammelt haben [3]. Durch den Austausch von Schulen in Kiel werden die Schulen zudem zur lokalen Zusammenarbeit und Kooperation angeregt, was den Austausch und die Vernetzung der Schulen insgesamt stärkt.

 

Denkbar wäre dazu ein erster runder Tisch, auf dem Ideen ausgetauscht und Kontakte geknüpft werden. Die dort gesammelten Vorschläge könnten dann von der Verwaltung in einem (möglichst kompakten) Leitfaden zusammengefasst werden, der schließlich als Einstiegspunkt in die Nutzung freier Software für alle Kieler Schulen dient.  

 

Ergänzung: Beispiele für mediendidaktische Anwendungen

 

Die hier aufgeführten Beispiele sollen zeigen, dass freie Software gerade für spezielle Bereiche wie dem Kunst-, Musik- oder Medienunterricht sowie für an den Schulen angebotene AGs eine Vielzahl von Anwendungen bereithält. Bei allen hier aufgeführten Anwendungen handelt es sich um ausgereifte und Produkte mit großem Funktionsumfang. 

 

Blender: Software für 3D-Modellierung, Animation und Spieleentwicklung, die auch von professionellen Entwicklerbüros in aller Welt eingesetzt wird. Beispiel eines mit Blender erstellten Animationsfilms: https://www.youtube.com/watch?v=UXqq0ZvbOnk

Inkscape: CAD zur Erstellung von Grafiken, Illustrationen und Logos. Beispiel eines mit Inkscape erstellten Automodells: https://unterrichten.zum.de/wiki/Datei:Inkscape_0.46.png

Gimp: Bearbeiten von Bildern und Grafiken (vergleichbar mit Photoshop). Beispiele für den Einsatz von Gimp: https://www.physik-multimedia.at/mm-6/gimp-1/

Krita: Malprogramm. Beispiel: https://publisher.ch/2018/02/05/mehr-als-bloss-ein-malwerkzeug-2/

Godot: Spieleentwicklung in 2D und 3D. Vorstellung von Godot auf den Kieler Linux Tagen 2017: https://youtu.be/EPFQnezU1D8

Audacity: Audioeditor und -rekorder. Beispiel: https://www.audacity.de/erste-schritte/

Ardour: Bearbeitung und Abmischen von Audioaufzeichnungen. Beispiel: https://blogs.uni-bremen.de/studytools/2020/11/26/ardour-dein-tonstudio/

LMMS: Audio-Workstation. Beispiel: https://eeducation.at/fileadmin/user_upload/LMMS_Praesentation_eeducation2018.pdf

Rosegarden: Audio Workstation mit Audio- und MIDI-Sequenzer sowie Notenschreibfunktion: https://www.rosegardenmusic.com/

Avidemux: Videoschnittsoftware. https://avidemux.sourceforge.net/screenshots.html

Kdenlive: Nicht-linearer Videoschnitt. https://kdenlive.org/de/

 

 

Ratsherr Halle   

Ratsfraktion Klima Verkehr & Meer

 

 

 

Quellen:

  1. Microsoft, Office 2021 Ablaufdatum: https://learn.microsoft.com/en-us/lifecycle/products/office-2021
  2. Digitalcourage e.V. , Netzwerk Freie Schulsoftware: https://digitalcourage.de/netzwerk-freie-schulsoftware
  3. Digitalcourage e.V. , Netzwerk Freie Schulsoftware, Kontakte: https://digitalcourage.de/kontakte-netzwerk-freie-schulsoftware
Loading...

Beschlüsse

Erweitern

Feb 16, 2023 - Ratsversammlung - verwiesen

Erweitern

Mar 9, 2023 - Ausschuss für Schule und Sport - abgelehnt