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ALLRIS - Drucksache

Geschäftliche Mitteilung - 0304/2023

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Sachverhalt/Begründung

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Diese Geschäftliche Mitteilung informiert über die Schulabschlüsse an den Gemeinschaftsschulen und die weitere Perspektive von Schüler*innen nach dem Abschluss von den Gemeinschaftsschulen mit und ohne Oberstufe, den Gymnasien und ausgewählten Bildungsgängen der Regionalen Berufsbildungszentren (RBZ).

 

Hintergrund

 

Die Landeshauptstadt Kiel unterstützt mit vielen Partner*innen im „Kieler Arbeitsbündnis zur Verbesserung des Übergangs Schule-Beruf“ und in der „Jugendberufsagentur Kiel“ junge Menschen, damit sie nach Beendigung der Schule eine Perspektive haben und einen guten Weg in einen Beruf einschlagen.

 

Ein Baustein in dieser Übergangsgestaltung ist das Kieler Übergangsmonitoring, auch Verbleibabfrage genannt. Ziel ist hierbei, in einer Befragung aller Schulabgänger*innen zu erfahren, wie im Übergangsgeschehen möglicherweise nachgesteuert werden kann und muss.

Eingebunden ist das Kieler Übergangsmonitoring in die Bildungsberichterstattung zum Übergang Schule-Beruf. Alle zwei Jahre - im jährlichen Wechsel mit dem „Bildungsreport Übergang Schule-Beruf“[1], der die Ergebnisse zusammenfasst und anhand von Kennzahlen veröffentlicht - erscheint die hier vorliegende ausführliche Verbleibabfrage.

Das Übergangsmonitoring erfasst die Schulabschlüsse und Anschlussperspektiven von Abgangsschüler*innen:

-          der allgemeinbildenden Schulen der Sekundarstufe I (Gemeinschaftsschulen mit und ohne Oberstufe, Schulen in privater Trägerschaft)

-          sowie von 4 ausgewählten Bildungsgängen an den Regionalen Berufsbildungszentren (RBZ)

-          und seit dem Schuljahr 2021/22 nun ebenfalls der Schulen mit Sekundarstufe II (Gemeinschaftsschulen mit Oberstufe, Gymnasien, Schulen in privater Trägerschaft)

 

Die Schüler*innen aller Schularten werden zum Schuljahresende von ihren Lehrkräften zu ihren Perspektiven nach Verlassen der Schule befragt. Neben den Anschlüssen werden zusätzlich die Abschlüsse der Schüler*innen erfasst.

In Kooperation mit den RBZ und den Coachingfachkräften des Ausbildungsverbundes werden in der Sommerzeit Schüler*innen, die die Gemeinschaftsschule ohne Anschlussperspektive verlassen haben und noch berufsschulpflichtig sind, telefonisch kontaktiert und ggf. beraten.

Die hierüber entwickelten Anschlussperspektiven werden ebenfalls statistisch festgehalten.

Für die Schüler*innen der RBZ gibt es die Möglichkeit, veränderte Anschlussperspektiven bis zum 30.09. nachzumelden.

Alle Ergebnisse werden dem Jugendamt anonymisiert für die Verbleibabfrage zur Verfügung gestellt. Im Jugendamt erfolgt eine Gesamtauswertung der Schulabgänger*innen. Die Ergebnisse der Abfrage werden den Schulleitungen übermittelt und im Rahmen von gemeinsamen Auswertungsgesprächen mit den Schulleitungen, Abteilungsleitungen, Berufsorientierungs-Lehrkräften und Fachkräften des Jugendamtes diskutiert.

 

Ergänzend zu den Zahlen der Abfrage ermöglichen die vorliegenden Daten aus den Dokumentationen sowie Einschätzungen des Übergangsmanagements, der Jugendsozialarbeit an den RBZ und der Regionalen Ausbildungsbetreuung tiefergehende Einblicke in das Übergangsgeschehen.

 

Das Schuljahr 2021/2022 wird im Folgenden unter zwei Gesichtspunkten betrachtet: Zum einen ist es nach zwei Corona-Schuljahren das erste Schuljahr mit nur noch wenigen Einschränkungen. Zum anderen wurden die Verbleibabfragen um Schulen mit Sekundarstufe II erweitert.

 

  1. Der Übergang von den Gemeinschaftsschulen und den RBZ in den Beruf ein Jahr nach der Pandemie

 

Nach zwei Schuljahren mit coronabedingten Einschränkungen fand der Unterricht wieder regulär in Präsenz statt. Die Schüler*innen konnten Angebote der Berufsorientierung wahrnehmen und die Schule als sozialen Raum erleben.

 

Im Hinblick auf den Übergang von der Schule und in den Beruf zeichnete sich das Schuljahr 2021/2022 durch folgende, positive Entwicklungen aus:

 

Gemeinschaftsschulen (weitere Informationen in Anlage 1):

-          980 Schüler*innen beendeten die Sekundarstufe I an den 16 Kieler Gemeinschaftsschulen.

-          28,7% der Schüler*innen erreichten den Ersten Allgemeinbildenden Schulabschluss (ESA) (Vorjahr 26,5%), 56,0% erreichten den Mittleren Schulabschluss (MSA) (Vorjahr 59,4%) und 7,2% verließen die Schule ohne Abschluss (Vorjahr knapp 6,0%).

-          14,8% der Schulabgänger*innen entschieden sich für den Beginn einer dualen Ausbildung (Vorjahr 13,9%).

-          Mit 13,2% begannen deutlich mehr Schüler*innen als im Vorjahr (8,5%) eine schulische Berufsausbildung.

-          Die Anzahl der Schüler*innen, die zum Befragungszeitraum nach den Sommerferien ohne eine Anschlussperspektive blieb, ist leicht von 19,5% im Vorjahr auf 18,2% gesunken.

-          Von 176 der 178 berufsschulpflichtigen Jugendlichen (98,9%) lag eine Anmeldung in den RBZ vor. Zu 2 Jugendlichen bestand keine Kontaktmöglichkeit.

-          Mithilfe der telefonischen Kontaktaufnahme (s. o.) haben 152 der 176 Jugendlichen noch eine Anschlussperspektive gefunden. Dies entspricht 86,4%. Die restlichen Schüler*innen verbleiben zur Erfüllung der Berufsschulpflicht an den RBZ bzw. wurden von den RBZ erneut kontaktiert. Damit bleiben von den zum 30.06. 18,16% unversorgten Schüler*innen zum 30.09. lediglich 3% ohne Anschlussperspektive.

 

Regionale Berufsbildungszentren (weitere Informationen in Anlage 2)

-          In den betrachteten Bildungsgängen (AV-SH, BFS I, BIK-DaZ)[2] wurden insgesamt 1.263 Schüler*innen beschult.

-          Von der BFS I Unterstufe wurden 214 von 356 Schüler*innen in die BFS I Oberstufe versetzt.

-          1.049 Schüler*innen haben die Bildungsgänge am Ende des Schuljahres verlassen. Davon haben 80,5% (844) eine positive Anschlussperspektive gefunden (Vorjahr 74,8%).

-          Im AV-SH begannen mehr Schüler*innen eine duale Ausbildung (14,2%) als im Vorjahr (11,1%). Der Anteil von schulischen Berufsausbildungen sank dagegen von 8,3% auf 2,9%.

-          In der BFS I-Unterstufe und BFS I-Oberstufe fanden dagegen Schüler*innen vermehrt den Weg in eine duale oder schulische Ausbildung:

  • BFS I-Unterstufe: dual 19,0% (Vorjahr 6,9%), schulisch 0,7% (1,3%);
  • BFS I-Oberstufe: dual 28,6% (26,4%), schulisch 35,7% (24,6%).

-          Die Schüler*innenzahlen im BIK-DaZ stiegen, unter anderem bedingt durch die Flüchtlingswelle in Folge des Kriegs in der Ukraine, im Vergleich zum Vorjahr deutlich von 144 auf 237.

 

Bezogen auf die Schüler*innen in den RBZ stellte und stellt sich die Situation nach Rückmeldungen der Jugendsozialarbeiter*innen und Übergangsmanager*innen der LH Kiel in den RBZ herausfordernd dar. Die Folgen und Auswirkungen der Corona-Pandemie bzw. der daraus resultierenden Maßnahmen sind bei vielen Schüler*innen noch spürbar. Die unterschiedlichen Problemlagen der Schüler*innen haben sich deutlich verschärft.

 

Dazu gehören vor allem psychische Probleme (z. B. Schulangst, soziale Ängste, Panikattacken, Depressionen), Motivationsprobleme, soziale Belastungen aus dem familiären Umfeld und dem Freundeskreis sowie Herausforderungen im sozialen Miteinander in den Schulen. Aber auch schulische Leistungsdefizite haben bei einigen Schüler*innen zugenommen.

 

Das Leben junger Menschen im Übergang von der Schule in den Beruf ist von Veränderung geprägt. Einige Jugendliche erleben die Zeit des Erwachsenwerdens an sich schon als Umbruch. Kommen äußere Krisen hinzu, reagieren manche Jugendliche verstärkt mit Ängsten – insbesondere dann, wenn auch wirtschaftliche und soziale Problemlagen sich verschärfen. Gleichzeitig steigen die Anforderungen. Die Bewältigung des normalen Schul- und Unterrichtsalltags mit Präsenzpflicht fällt nach wie vor vielen Schüler*innen schwer. Zusätzlich gilt es, pandemiebedingt versäumten Lernstoff nachzuholen. Beides führt bei manchen Schüler*innen zu einem Gefühl starker Überlastung.

 

Nach wie vor kann der Bedarf an psychologischer Hilfe sowie an Plätzen in der Psychotherapie nicht zeitnah gedeckt werden. Unterstützung, ggfs. auch zur zeitlichen Überbrückung, leistet die Erziehungsberatung der Kinder- und Jugendhilfedienste mit einem Angebot für junge Menschen.

 

Im Hinblick auf die beruflichen Anschlussperspektiven und das Fortkommen im Arbeitsleben ist ein Praktikum noch immer ein wichtiger Türöffner. Zwar waren im Schuljahr 2021/2022 wieder mehr Praktika möglich, dennoch gestaltet sich die Suche nach einem geeigneten Praktikumsplatz für viele Schüler*innen schwierig. Teilweise wurden bereits vereinbarte Praktika erneut mit der Begründung der Corona-Pandemie abgesagt. Die fehlenden Praktikumsangebote der vergangenen Schuljahre und die damit im Zusammenhang stehenden „Verlegenheitspraktika“, die nicht zum gewünschten Beruf passen, wirken sich hinderlich auf die berufliche Orientierung und auf den konkreten Bewerbungsprozess aus.

 

  1. Abfragen der Anschlussperspektiven an Schulen mit Sekundarstufe II

 

Im Schuljahr 2021/2022 wurden erstmalig Schulen der Sekundarstufe II in die Verbleibabfrage aufgenommen. Es wurden die Anschlussperspektiven von Schüler*innen von Kieler Gymnasien, Gemeinschaftsschulen mit Oberstufe und Schulen in freier Trägerschaft erhoben, welche die Oberstufe in der Einführungsphase (E), der Qualifikationsphase 1 (Q1) und Qualifikationsphase 2 (Q2) verlassen[3].

 

Da die Befragung der Schüler*innen in Q2 an den meisten Schulen aufgrund der frühen Prüfungstermine bereits im April durchgeführt wurde und z. B. die Studienplatzvergabe erst später im Jahr erfolgt, handelt es sich bei der Erhebung der Daten um Anschlussperspektiven, nicht um vollständig gesicherte Anschlüsse.

 

An der Abfrage im Schuljahr 2021/2022 beteiligten sich insgesamt 9 Schulen:

  • 6 von 11 Gymnasien
  • 2 von 3 Gemeinschaftsschulen mit Oberstufe
  • 1 von 2 privaten Schulen.

 

Es wurden insgesamt die Daten von 427 Schüler*innen ausgewertet. Die Daten einer Schule konnten aufgrund von Unvollständigkeit nicht in die Gesamtauswertung einbezogen werden.

 

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie stellten einige Schulen nach eigener Aussage auch im Schuljahr 2021/2022 noch vor Herausforderungen. Daher konnte der zusätzliche organisatorische Aufwand für die Verbleibabfrage teilweise nicht geleistet werden bzw. sollte das Kollegium nicht mit zusätzlichen Aufgaben belastet werden. Einige der Schulen haben eine Beteiligung an der Verbleibabfrage im Schuljahr 2022/23 in Aussicht gestellt.

 

Die wichtigsten Ergebnisse:

  • 12,2% der Schüler*innen nennen eine duale oder schulische Ausbildung als Anschlussperspektive.
  • 52,7% der Schüler*innen nennen ein Studium als direkte Anschlussperspektive.
  • 30,2% der Schüler*innen nennen weitere Anschlussperspektiven wie ein Auslandsjahr oder den Freiwilligendienst.
  • 2,1% der Schüler*innen verlassen die Schule entweder ohne eine konkrete Anschlussperspektive oder aufgrund einer problematischen Lebenslage vorzeitig.
  • 66,3% der Schüler*innen geben an, hinsichtlich ihrer Anschlussperspektive klar entschieden zu sein.

 

Weitere Informationen sind der Anlage 3 zu entnehmen.

 

  1. Perspektivische Weiterentwicklung des Kieler Übergangsmonitorings

 

Die Verbleibabfrage von Schüler*innen soll perspektivisch an allen Kieler Schulen der Sekundarstufe II durchgeführt werden, um ein flächendeckendes Bild der Anschlussperspektiven zu erhalten und u. a. im Arbeitsbündnis zur Verbesserung des Übergangs von der Schule in den Beruf auf Grundlage umfassender Zahlen über die (Weiter)Entwicklung von Unterstützungsmaßnahmen zu beraten.

 

Ab dem Schuljahr 2022/23 wird deshalb das Monitoring auch an der Berufsfachschule III und den Beruflichen Gymnasien der Regionalen Berufsbildungszentren durchgeführt.

 

  1. Fazit

 

Die Situation des Übergangs für Schüler*innen der Kieler Schulen von der Schule in den Beruf im Schuljahr 2021/2022 ist geprägt von zwei Entwicklungen:

 

Zum einen haben die Übergänge von den allgemeinbildenden Schulen und den Regionalen Berufsbildungszentren in die duale Ausbildung und die schulische Berufsausbildung im Vergleich zu den beiden Vorjahren insgesamt deutlich zugenommen.

 

Zum anderen sind wie beschrieben die Folgen und Auswirkungen der Corona-Pandemie bei den Schüler*innen noch deutlich spürbar.

 

Das Unterstützungssystem des Jugendamtes mit Übergangsmanagement, Schulsozialarbeit an den allgemeinbildenden und berufsbildenden Kieler Schulen kommt zunehmend an die Grenzen in Anbetracht des steigenden Beratungsbedarfs. So sind im Vergleich zum Vorjahr die Beratungsintensität im Einzelfall aber auch die Beratungsfallzahlen in Schulsozialarbeit und Übergangsmanagement gestiegen. Diese Entwicklung sollte weiter im Fokus bleiben, um evtl. Optionen der Gegensteuerung abzuwägen.

 

 

 

 

Renate Treutel

Bürgermeisterin

 


[2]AV-SH: Ausbildungsvorbereitung Schleswig-Holstein, BFS I: Berufsfachschule Typ I (einjährig und zweijährig), BiK-DaZ: Berufsintegrationsklasse Deutsch als Zweitsprache

 

[3] Die Oberstufe gliedert sich in eine einjährige Einführungsphase (E) und eine zweijährige Qualifikationsphase (Q). Bei G8 findet die Einführungsphase in Klassenstufe 10 statt, bei G9 in Klassenstufe 11. Bei G8 umfassen die Qualifikationsphasen 1 und 2 die Klassenstufen 11 und 12; bei G9 die Klassenstufen 12 und 13.

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Anlagen

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Beschlüsse

Erweitern

Apr 5, 2023 - Jugendhilfeausschuss - zur Kenntnis genommen

Erweitern

May 4, 2023 - Ausschuss für Schule und Sport - zur Kenntnis genommen