Infosystem Kommunalpolitik
Geschäftliche Mitteilung - 0305/2023
Grunddaten
- Betreff:
-
Sachstandsbericht „JBA im Zentrum“
- Status:
- öffentlich (Drucksache abgeschlossen)
- Drucksachenart:
- Geschäftliche Mitteilung
- Federführend:
- Jugendamt
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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Erledigt
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Jugendhilfeausschuss
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Kenntnisnahme
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Apr 5, 2023
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Erledigt
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Ausschuss für Schule und Sport
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Kenntnisnahme
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May 4, 2023
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Sachverhalt/Begründung
Die Verwaltung berichtet in dieser Geschäftlichen Mitteilung über den Sachstand zu den Angeboten der „JBA im Zentrum“ im Zeitraum Mai 2022 bis Februar 2023.
Die Jugendberufsagentur (JBA) beruht auf einer Kooperationsvereinbarung aus dem Jahr 2017 zwischen der Agentur für Arbeit Kiel, dem Jobcenter Kiel, der Landeshauptstadt Kiel, dem Schulamt Kiel (Sekundarbereich I) und den Regionalen Bildungszentren in Kiel. Das Ziel der Kooperation ist es, jungen Menschen zwischen 14 und 25 einen niederschwelligen Zugang zu den Leistungen und Beratungsangeboten der beteiligten Institutionen zu ermöglichen und diese gemeinsam ganzheitlich zu unterstützen. Dies betrifft alle Bereiche der Kooperationspartner*innen an all ihren verschiedenen Anlaufstellen in der Arbeit mit jungen Menschen. Seit Juni 2020 bieten die Fachkräfte aus den verschiedenen „Häusern“ die „JBA im Zentrum“ direkt in der Innenstadt an.
Die Kooperation versteht sich als laufender Prozess, den sowohl die Akteure als auch die Jugendlichen und jungen Erwachsenen aktiv mitgestalten.
Evaluation der „JBA im Zentrum“:
Das Angebot der JBA im Zentrum nutzten im gesamten Jahr 2022 insgesamt 699 Kund*innen. Das Beratungsaufkommen schwankte im Jahreslauf – mit deutlichem Bezug zu den Schulferienzeiten. Mit 25 Anfragen war die Quote im Oktober am niedrigsten, im Juni, kurz vor den Sommerferien 2022, mit 97 Anfragen am höchsten. Im Vergleich zum „Corona-Jahr“ 2021 haben sich die Beratungen im Jahr 2022 um 35 Prozent von 443 auf 699 erhöht. Im Jahr 2020 lag die Zahl der Beratungen bei 466.
Schüler*innen (24 %) und junge Menschen in der Orientierung (22 %) wandten sich am häufigsten an die Beratung der JBA im Zentrum. An dritter Stelle der Anfragenstatistik standen Familien mit 19 %. Kooperationspartnerschaften nutzten zu 9 % die Fallberatung. Diese kann von Fachkräften für den Einzelfall in Anspruch genommen werden.
Fast die Hälfte (49 %) der Kund*innen wählte das Telefon zur Kontaktaufnahme. Persönlich in der JBA im Zentrum erschienen 42 % der Nutzenden. Eine E-Mail schrieben 7 %.
Den größten Anreiz, sich an die JBA zu wenden, bot im Jahr 2022 die JBA-Homepage (35 %).
Auf Empfehlung von externen Netzwerkpartnern suchten 18 % der Kund*innen Rat und Hilfe. Die JBA erlangte bei Trägern und Diensten in Kiel Bekanntheit.
Für 10 % der Anfragenden boten die Schulen einen wichtigen Zugangsweg (Allgemeinbildende Schulen 6 %, Regionale Bildungszentren 4 %). Das Jugendamt (6 %) war bei der Zuweisung in etwas geringerem Maße vertreten.
Die Hauptanliegen der Kund*innen betrafen die Themen „persönliche Lebenslage“ (24,1 %) und „Berufsorientierung“ (23,2 %). Hinter dem Begriff „persönliche Lebenslage“ standen oftmals komplexe Problemlagen junger Menschen im Kontext von sich wechselseitig beeinflussenden gesundheitlichen, sozialen oder familiären Schwierigkeiten.
Angebote und Veranstaltungen in der JBA im Zentrum
Am 11.05.22 fand ein erster Elternabend zur Berufsorientierung „Ihr Kind verlässt die Schule – was dann?“ in der JBA im Zentrum statt. Initiiert und durchgeführt wurde dieser durch die „Netzwerkrunde duale Ausbildung“. Die Elternrolle für die Berufswahl, Ausbildungswege und die Möglichkeiten der dualen Ausbildung von jungen Menschen standen im Mittelpunkt des Abends. Auch Azubis berichteten live vor Ort. Seitens der 20 Teilnehmenden bestand großes Interesse an einer Wiederholung der Veranstaltung.
Am 29.06.2022 wurde eine Messe zu den Freiwilligendiensten in den Räumen der JBA durchgeführt. 7 zugelassene Träger von Freiwilligendiensten und 48 Besucher*innen waren anwesend. Die teilnehmenden Organisationen werten die Messe als gewinnbringend und die Besucher*innen nutzten das Angebot zahlreich für ausführliche Gespräche mit den Ausstellenden.
Des Weiteren veranstaltete die Jugendberufsagentur gemeinsam mit dem Schleswig-Holsteinischen Institut für berufliche Bildung (SHIBB), der IHK, der HWK und der Regionaldirektion Nord die Praktikumswoche. Sie bot auf einer Onlineplattform Schüler*innen und Betrieben eine einfache Möglichkeit, Kurzpraktika vor und in den Sommerferien zu vereinbaren. Unter dem Motto „5 Betriebe in 5 Tagen“ haben sich 54 Betriebe und 49 Schüler*innen angemeldet; 95 Praktikumstage wurden durchgeführt. 8 Praktikant*innen gaben anschließend ihre Bewerbungen ab und bis zum September 2022 wurden 3 Azubis eingestellt.
Im Zuge der Durchführung der Praktikumswoche wurde der Bedarf an einer Online-Praktikumsbörse deutlich.
Vom 16. bis 20.02.2023 fanden auf Initiative der Kieler Bildungsbegleiter*innen der Berufsbildungszentren die RBZ-Beratungstage statt. Die Bildungsbegleiterinnen berieten Schüler*innen der Gemeinschaftsschulen und interessierte JBA-Kund*innen über alle Bildungsgänge der Kieler RBZ.
Berufsschulpflichtige Schüler*innen
Mit 16 Plätzen bietet das JAW-Projekt „Starter“ der inab Kiel GmbH benachteiligten jungen Menschen zwischen 13 und 25 Jahren aus Kiel die Möglichkeit den Ersten Schulabschluss zu erreichen. Das Projekt wird zum Großteil durch Landesgelder im Rahmen der Förderung der Jugendaufbauwerke finanziert. Seit 01.07.2022 erfolgte die Ko-Finanzierung über die Abteilung Jugendsozialarbeit des Jugendamtes. Der Zugang wurde über eine Mitarbeiterin des Jugendamtes in der JBA im Zentrum gesteuert.
Kriterien für die Aufnahme waren, neben einem fehlenden Schulabschluss, beispielsweise biografische Belastungen, laufende Jugendhilfemaßnahmen oder Delinquenz.
Durch Kooperationen mit den beiden Regionalen Berufsbildungszentren (RBZ Technik und RBZ Schützenpark) wurde den Teilnehmenden die Erfüllung der gesetzlichen (Berufs)Schulpflicht ermöglicht.
Zusammenarbeit mit der Tagesklinik im Zentrum für Integrative Psychiatrie Kiel
Junge Menschen, die aufgrund von psychischen Erkrankungen im ZIP ambulant oder stationär behandelt wurden, konnten direkt im ZIP vor Ort beraten werden. Der Zugang zur JBA erfolgte über den Sozialdienst für Kinder und Jugendliche im ZIP oder über die zuständigen Lehrkräfte der Klinikschule für den stationären als auch den tagesklinischen Bereich. Nach der Kontaktaufnahme mit der JBA erfolgte ein erster Austausch bezüglich der Anliegen und Bedarfe der jungen Erwachsenen. Am weiteren Beratungsprozess nahmen sowohl Therapeut*innen, Lehrkräfte und Eltern teil, als auch externe Fachkräfte des ASD oder Betreuer*innen. Darüber konnte ein professioneller Austausch und eine lückenlose Weiterbetreuung gewährleistet werden. Häufige Anliegen waren die Suche nach einer Alternative zum Schulbesuch, berufsvorbereitende Maßnahmen, berufliche Orientierung und Stabilisierung der persönlichen Situation nach dem Klinik-/Tagesklinikaufenthalt sowie das Nachholen von Schulabschlüssen.
Öffentlichkeits- und Netzwerkarbeit:
Bei der Netzwerkarbeit wurden folgende Aspekte besonders berücksichtigt:
1) Zusammenarbeit mit psychosozialen Angeboten für junge Menschen
2) Zusammenarbeit mit der Straffälligenhilfe
3) weitere Bekanntmachung des JBA-Angebotes im Netzwerk und
4) Zusammenwirken mit den Schulen.
Auswahl einiger Veranstaltungen:
- 24.02.22 Treffen mit dem Sozialdienst der Tagesklinik der Kinder- und Jugendpsychiatrie (ZIP) Kiel
- 13.05.22, 25.11.22: Netzwerktreffen Jugendarrestanstalt Moltsfelde und JBA Kiel, Einführung einer Schweigepflichtentbindung
- 20.04.22: Gespräch mit Brücke SH, Abt. Integrierte Versorgung, Kennenlernen der Angebote Soziotherapie und Krisenintervention als Leistung nach SGB V für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen
- Mai 22: Gespräche Migration e.V. Kiel und Christlicher Verein: Kennenlernen von zum Beispiel Angeboten des Corona-Nachholprogramms XPerts, wie z.B. Deutsch-Nachhilfe, Freizeitangebote, persönliche Förderung.
- 18.05.22 Gespräch mit dem Bildungswerk d. Wirtschaft, Arbeit und Leben Schleswig-Holstein
- 18.05.22: Besuch der INAB am Tag der Offenen Tür
- 26.07.22: Gespräch mit KJHV Kiel, stationäre Hilfen als Jugendhilfeträger
- 15.8. und 24.08.22: Vorstellen bei der neuen Schülerschaft zum Einführungstag am RBZ Wirtschaft
- 01.06.22: Gespräch mit Berufliche Integration Kiel e.V., Angebot PEF (Psychosoziale Einzelförderung und Clearingstelle JJC). Es wurde erstmalig ein regelmäßiges Beratungsangebot durch Externe in der JBA am Mittwoch in der JBA geschaffen
- 24.08.22: Teilnahme am Netzwerktreffen des Jobcenters Kiel mit JBA-Stand
- 21.09.22: Die JBA hat sich am Ausbildungs-Aktiv-Tag Gaarden mit einem Stand präsentiert
- 14.11.22: Austausch im Rahmen der Dienstbesprechung der BO-Lehrkräfte in der JBA zum gegenseitigen Kennenlernen
Digitalisierung
Social Media und Marketing
Damit junge Menschen das Angebot der JBA und die Zugangswege kennen, beauftragte der Lenkungskreis einen externen Dienstleister mit der Erstellung eines ganzheitlichen Medien- und Marketingkonzepts.
Die Umsetzung erfolgt derzeit durch ein Berliner Marketing-Unternehmen und wird voraussichtlich bis 30.06.2023 abgeschlossen sein.
YouConnect
Die Kooperationsplattform „YouConnect“ wurde im Jahr 2022 durch die Bundesagentur für Arbeit bundesweit für die Jugendberufsagenturen zur Verfügung gestellt. Das Tool ermöglicht den Datenaustausch zwischen den Sozialleistungsträgern der Rechtskreise SGB II, SGB III und SGB VIII und strebt somit eine erleichterte rechtskreisübergreifende Abstimmung und gemeinsame Fallarbeit an.
Bevor YouConnect durch die Jugendberufsagentur Kiel genutzt werden konnte, waren datenschutzrechtliche Fragen zu klären. Der Beginn der Testphase wird sich daher auf das Schuljahr 2023/2024 verschieben.
Landesweites digitales Monitoring
Die JBA Kiel beteiligte sich am Aufbau eines landesweit einheitlichen Monitorings. Es wurden Fragebögen für Besucher*innen und Berater*innen entwickelt, welche über ein Online-Tool zur Verfügung gestellt wurden. Zum 01.01.2023 startete die Online-Evaluation.
Fachassistenz und Berater*innen bewerteten das Verfahren positiv, da der Zeitaufwand sich verringerte. Besucher*innen nutzten die Feedbackmöglichkeit bislang zurückhaltend. Als Gründe gaben sie Zeitdruck, Wunsch nach Privatheit und ein Nichtvorhandensein eines Mobiltelefons an. Es werden deshalb entsprechende Anpassungen bei der Zurverfügungstellung der QR-Codes erfolgen.
Zusammenfassung und Ausblick
Die Anzahl der Nutzer*innen erhöhte sich im Vergleich zu den Vorjahren um ein Drittel.
Mit zahlreichen Bildungs- und Jugendhilfeträgern, Fachberatungsstellen, Einrichtungen der Justiz und des Gesundheitswesens in Kiel konnte die JBA im Jahr 2022 umfangreiche Netzwerkkontakte aufbauen. Zusammen mit den Gemeinschaftsschulen und Regionalen Berufsbildungszentren haben sich daraus feste Bildungspartnerschaften etabliert. Aufgrund dessen konnten viele junge Menschen auf dem Weg hin zur eigenständigen Erwerbs- und Lebensführung in vielfacher Hinsicht profitieren, partizipieren und werden entsprechend des Grundsatzes der JBA „nicht allein“ gelassen.
Für die Zukunft stehen weitere Schritte an:
- Im März 2023 wird das Event „Mario Kart meets Berufsberatung“ Kund*innen eine Beratung durch das Team der Agentur für Arbeit in Verbindung mit einem Mario Kart-Rennen in der JBA bieten.
- In Anschaffung befinden sich VR-Brillen zur Berufsorientierung.
- Familien mit Jugendlichen, die längere Zeit schulabwesend sind oder waren, sollen im Jahr 2023 über den Kanal Instagram speziell angesprochen und in einen Unterstützungsprozess aufgenommen werden.
- Weiterhin ist eine Elternberatung für getrenntlebende Eltern geplant. Den Eltern wird der Raum geboten, sich im Interesse ihrer heranwachsenden Kinder über mögliche Bildungswege auszutauschen.
In einer Welt, in der digitale Angebote und Informationen in starkem Umfang jederzeit verfügbar sind, erfordert es nicht zuletzt durchdachter Werbe- und Kommunikationsstrategien, um im Wettbewerb unverwechselbar und nachhaltig positiv zu erscheinen. Die Jugendberufsagentur wird deshalb mithilfe des neuen Marketingkonzepts vermehrt an den virtuellen und realen Orten sein, an denen junge Menschen sich aufhalten und Unterstützung suchen.
Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Jugendberufsagentur ein großes Kooperationsmodell zur Unterstützung junger Menschen aufgebaut hat und die gemeinsam betriebene „JBA im Zentrum“ gut angenommen wird.
Renate Treutel
Bürgermeisterin
Anlagen
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(wie Dokument)
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