Ausgangslage:

Mit der Geschäftlichen Mitteilung 0075/2020 wurde über die Inkraftsetzung der Fortschreibung des Luftreinhalteplans für Kiel berichtet. Als wesentliche Maßnahme zur Senkung der Stickstoffdioxidbelastung und Einhaltung der Luftqualitätsgrenzwerte für Stickstoffdioxid von 40 μg/m³ wurde im Luftreinhalteplan die Errichtung und der Betrieb einer Luftfilteranlage im Bereich des Theodor-Heuss-Rings zwischen Dorotheenstraße und Lübscher Baum nach Beendigung der Bauarbeiten im o.g. Straßenabschnitt ab Oktober 2020 festgelegt.

Luftfilteranlage:

Die Luftfilteranlage der Purevento GmbH mit sechs Luftfiltercontainern wurde am 15. Oktober 2020 durch die Landeshauptstadt Kiel in Betrieb genommen.

Die Wartung und die Betriebsüberwachung werden durch einen Wartungsvertrag mit dem Hersteller gewährleistet. Die Laufzeit des Wartungsvertrags endet am 15.10.2023, eine jährliche Verlängerungsoption wurde vereinbart. Ein durch die Stadt beauftragtes Wirkungsgutachten weist eine mittlere Minderung der Stickstoffdioxidbelastung an der gesamten Häuserfront von 18,4 % nach.
Seit Inbetriebnahme läuft die Luftfilteranlage störungsfrei.
Durch Wartung und Betrieb sind in der Vergangenheit monatliche Kosten in Höhe von etwa 6000 € angefallen.

Prognose der Stickstoffdioxidbelastung am Theodor-Heuss-Ring:

Entsprechend den Untersuchungen des Umweltministeriums im Rahmen der Aufstellung des Luftreinhalteplans aus 2019 wurden folgende Stickstoffdioxid-Jahresmittelwerte ohne den Betrieb der Luftfilteranlage an der Messstation prognostiziert:

Aufgrund von Bauarbeiten auf dem Theodor-Heuss-Ring im Sommerhalbjahr 2020 und einer daraus resultierenden deutlichen Reduzierung der Fahrzeugzahlen wurde die Jahresprognose 2020 auf 41,7 μg/m³ reduziert.

Messergebnisse der Stickstoffdioxidbelastung am Theodor-Heuss-Ring:

Seit dem Beginn des Luftfilteranlagen-Betriebs werden die Luftqualitätsgrenzwerte für Stickstoffdioxid an der Messstation eingehalten. Kontrollmessungen des Landesamtes für Umwelt des Landes Schleswig-Holstein (LfU) mit sogenannten Passivsammlern bestätigen die Einhaltung an der gesamten betroffenen Häuserfront.

Der positive Trend setzt sich aktuell fort. Seit nunmehr sechs Monaten liegen die Monatsmittelwerte deutlich unterhalb der kritischen Marke von 40 μg/m³.

Über die Entwicklung der Messergebnisse wird im Internet monatlich unter
www.kiel.de/luftreinhaltung berichtet.

Weiteres Vorgehen:

Die Verwaltung prüft derzeit, ob ein Rückbau der Luftfilteranlage nach einer dreijährigen Laufzeit zum 15. Oktober 2023 mit den Zielen der Grenzwerteinhaltung und des vorsorgenden Gesundheitsschutzes für die Anwohnenden vereinbar ist. Vorgespräche mit dem Filterhersteller haben ergeben, dass sich die Wartungskosten bei einem Weiterbetrieb der Luftfilteranlage deutlich erhöhen würden.

Unter anderem sind folgende Aspekte bei der Frage nach einem möglichen Rückbau zu berücksichtigen:

• Reduzierung der Fahrzeugzahlen durch Baustellenarbeiten auf dem Theodor-Heuss-Ring in den Jahren 2023 und 2024.
• Reduzierung der Fahrzeugzahlen durch städtische Maßnahmen zur Verkehrswende.
• Reduzierung der MIV-Pendlerströme durch die Einführung des Deutschland-Tickets.
• Modernisierung der Fahrzeugflotte.
• Vorschlag der EU-Kommission zur Verschärfung der Grenzwerte für Stickstoffdioxid auf 20 μg/m³ zum 1. Januar 2030.

Mit einem Betrieb der Luftfilteranlage bis Oktober wird der Grenzwert für Stickstoffdioxid für 2023 voraussichtlich einzuhalten sein. Ab dem Jahr 2024 wird gemäß der Prognose aus 2019 des Luftreinhalteplans bereits die Einhaltung ohne Luftfilter vorausgesagt. Diese Aspekte sprechen derzeit für einen möglichen Rückbau der Anlage im Herbst. Die Verwaltung wird im 3. Quartal 2023 auf der Grundlage der dann vorliegenden Messwerte über das Ergebnis der Prüfung im Rahmen einer Geschäftlichen Mitteilung berichten.

Doris Grondke

Stadträtin für Stadtentwicklung, Bauen und Umwelt