Zero.Waste.City KielAktiv für Zero Waste
In Kiel engagieren sich verschiedene Initiativen und Vereine für eine abfallarme Stadt. Kreative Lösungen und gemeinschaftliches Engagement tragen dazu bei, Kiel zukunftsfähig zu machen. Hier stellen wir sie vor.
Glückslokal
Das Interview wurde mit Nina Lage-Diestel geführt (untere Reihe, vierte Person v. l. n. r.):
Nina ist Geschäftsführerin und stellvertretende Vorsitzende im Glückslokal. Sie hat den Verein 2014 mitgegründet und ist dort seit 2018 fest angestellt. In ihrer Freizeit arbeitet sie zusätzlich ehrenamtlich im Glückslokal und organisiert die Öffnungszeiten mit.
Was ist die Idee hinter dem Glückslokal?
Zu Hause bewahren wir häufig viele überflüssige Dinge auf, die nicht genutzt werden. Das verstaubte Buch im Regal, die Hose, die nicht mehr getragen wird oder Spielzeug, mit dem die Kinder nicht mehr spielen. Im Glückslokal können diese Dinge abgegeben und anderen Vereinsmitgliedern geschenkt werden. Die Annahme funktioniert nach dem Vier-Augen-Prinzip, mit Erst-Check und Zweit-Check, wobei die Gebrauchsgegenstände auf Zustand und Sauberkeit überprüft werden. Gute ungenutzte Gegenstände können so effizient (weiter-)genutzt und Ressourcen geschont werden.
Daneben geht es im Glückslokal auch um ein gemeinschaftliches Umdenken. Täglich treffen wir Konsumentscheidungen, mit denen wir potenziell den Klimawandel begünstigen. Das Bewusstsein für einen achtsamen und bewussten Konsum entsteht allerdings meist nicht von heute auf morgen, sondern in vielen kleinen Schritten.
Als Vereinsmitglied hat man die Möglichkeit, gegen einen monatlichen Mitgliedsbeitrag eine begrenzte Anzahl von Gegenständen pro Monat mitzunehmen: Mini-Mitgliedschaft (5 Euro / 5 Teile pro Monat) Basic-Mitgliedschaft (10 Euro / 20 Teile pro Monat) und Extra-Mitgliedschaft (15 Euro / 30 Teile pro Monat). So hinterfragt man sich bei jedem Besuch: „Was brauche ich wirklich? Und was macht mich glücklich?“. Seit 2020 haben wir um die 750 Vereinsmitglieder, wobei unser jüngstes Mitglied aktuell 14 Jahre und unser ältestes um die 80 Jahre alt ist.
Unabhängig von einer Mitgliedschaft schenken wir allen Besucher*innen pro Monat drei Gebrauchsgegenstände aus vorab definierten Kategorien, zum Beispiel ein Oberteil, ein Kuscheltier und ein Buch. Denn es sollen so viele Menschen wie möglich das Angebot nutzen können. Auch wer keine 5 Euro im Monat zur Verfügung hat, soll sich im Glückslokal willkommen fühlen.
Welche Auswahl an Gegenständen bietet ihr an?
Unser Sortiment reicht von Büchern über Haushaltswaren, Spielsachen und Kleidung – inklusive Baby- und Kinderkleidung sowie Umstandsmode – bis hin zu Beautyprodukten, Bürosachen und kleinen Elektroartikeln. In unseren Räumlichkeiten in der Alten Mu ist immer ordentlich was los. Werden gewisse Gegenstände längere Zeit nicht mitgenommen, verteilen wir sie über andere Wege weiter. Uns geht es darum, Dinge vor dem Abfall zu bewahren und ihnen ein zweites Leben zu schenken. Wenn das bei uns nicht funktioniert, suchen wir einen passenden Ort, wo Bedarf bestehen könnte, zum Beispiel über die Obdachlosenhilfe, Stadtmission oder andere soziale Projekte.
Wie fing alles an?
Vor zehn Jahren waren wir vom Gründungsteam, damals noch unabhängig voneinander, bei Facebook in diversen Tauschgruppen aktiv, um Gegenstände miteinander zu tauschen, die im eigenen zu Hause nicht mehr gebraucht und deswegen aussortiert wurden. Da man sich untereinander nicht kannte, fanden die Treffen häufig im öffentlichen Raum statt. So ist die Idee entstanden, einen lokalen Standort in Kiel zu schaffen, wo Menschen für diese Zwecke zusammenkommen können. 2014 gewann unsere Idee vom Glückslokal beim yooweedoo Ideenwettbewerb den Publikumspreis. Der Verein wurde gegründet und es entstand eine Sharing-Community mit dem Prinzip von Geben und Nehmen. Gute ungenutzte Gegenstände können verschenkt und miteinander geteilt werden. Das Glückslokal basiert dabei auf drei Säulen: Ressourcenschonung, Abfallvermeidung und Gemeinschaft.
Wie können Interessierte das Glückslokal unterstützen?
Unterstützt werden kann das Glückslokal zum einen über ein Ehrenamt. Ein ehrenamtliches Projekt steht und fällt mit Ehrenamtlichen, die bereit sind, Zeit und Liebe zu investieren. Aktuell sind wir mit 29 Personen sehr gut aufgestellt, wobei wir uns auch weiterhin über jeden Teamzuwachs freuen. Zum anderen kann die Unterstützung über eine Mitgliedschaft erfolgen, wenn die Möglichkeit besteht, monatlich einen gewissen Beitrag zu zahlen. Viele unserer 750 Vereinsmitglieder kommen regelmäßig vorbei, um nach Second-Hand-Schätzen zu stöbern. Es gibt aber auch Mitglieder, die das Glückslokal einfach nur mit ihrem Beitrag finanziell fördern, weil sie die Sharing-Community aufrechterhalten möchten.
Wo kann man euch in Kiel noch antreffen?
Dieses Jahr haben wir während der Kieler Woche am MUDDI Markt teilnehmen. Zusätzlich veranstalten wir seit ein paar Jahren Flohmärkte in der Alten Mu. Im Frühling und Sommer ist es dort im Vorgarten unter den großen Bäumen sehr schön. Vorbeischauen lohnt sich! Vor Ort verkaufen wir allerdings nichts aus dem Glückslokal, sondern kümmern uns um die Organisation. Daneben haben wir auch schon beim Kiel Kann Mehr Festival teilgenommen, gemeinsam mit sisu und dem Leihladen. Und vergangenes Jahr haben wir bei Pflygge, eine Aktion im Vorgarten der Alten Mu, mitgemacht und Pflanzentausch angeboten. Da ich obendrein Pflanzenliebhaberin bin, hat mich das sehr glücklich gemacht. Jedes Jahr passieren wirklich schöne Dinge.
Mehr Informationen zum Glückslokal finden Sie auf der Webseite oder über Instagram @glueckslokal.
Hier finden Sie das Glückslokal:
Glückslokal e.V.
im ALTE MU Impuls – Werk
Lorentzendamm 6-8
24103 Kiel