Zero.Waste.City Kiel
Aktiv für Zero Waste

In Kiel engagieren sich verschiedene Initiativen und Vereine für eine abfall­arme Stadt. Kreative Lösungen und gemeinschaft­liches Engage­ment tragen dazu bei, Kiel zukunfts­fähig zu machen. Hier stellen wir sie vor.

 

Leihladen Kiel

   

Das Interview wurde mit Michelle Dambrowsky und Lennard Basenau geführt:

Michelle studiert Spanisch und Geographie auf Lehramt an der Universität zu Kiel. Seit März 2023 ist sie ehrenamtlich im Leihladen aktiv und für die Koordination und Verwaltung verschiedener Aufgaben zuständig. Lennard studiert Chemie, Sport und Informatik auf Lehramt an der Universität zu Kiel. Seit 2020 engagiert er sich ehrenamtlich für den Leihladen und ist als Kassenwart tätig.



Wie funktioniert das Konzept Leihladen?

Michelle: Der Leihladen steht unter dem Motto „Don´t Buy – Leih!" und funktioniert ähnlich wie eine Bücherei. Werkzeuge, Küchengeräte oder Outdoor-Equipments können kostenlos ausgeliehen werden. Eben alles, was nur gelegentlich genutzt wird. In unserem Online-Katalog kann alles eingesehen und reserviert werden. Oder man kommt einfach zu den Öffnungszeiten im Laden vorbei. Wir sind im Kosmos direkt in der Fußgängerzone zwischen dem Europa- und Asmus-Bremer-Platz (Holstenstraße 76) zu finden. Eine Verleihgebühr gibt es nicht, sondern nur eine Kaution in Bargeld, die für den Zeitraum der Ausleihe hinterlegt wird.

Lennard: Unsere Kund*innen schätzen es sehr, dass der Leihladen ein kostenloses Angebot ist und nehmen sich deswegen weniger als Konsument*innen war, sondern eher als Teil der Community. Wenn mal etwas während des Verleihs kaputt gegangen sein sollte, sind die Menschen sogar häufig bereit, bei der Reparatur zu unterstützen.

Wie ist die Idee dafür entstanden?

Michelle: Gegründet wurde der Leihladen 2020 im Rahmen eines Studienprojektes. Ziel war es, eine Alternative zum Konsum zu schaffen und zu einem nachhaltigeren Konsum anzuregen. Wenn sich mehrere Personen zum Beispiel eine Bohrmaschine teilen, anstatt sie jeweils selbst zu besitzen, werden die begrenzten Ressourcen unseres Planeten geschont. So muss weniger produziert und später auch entsorgt werden. Gefördert wurde das Projekt zu Beginn durch den yooweedoo Ideenwettbewerb 2020.

Lennard: Viele Gründungsmitglieder zogen nach ihrem Masterabschluss allerdings weg. Gleichzeitig kam das Coronavirus, weswegen das Projekt kurz davorstand, sich aufzulösen. In dieser Zeit habe ich Ravn Haid kennengelernt, der einer der beiden noch verbliebenen Gründungsmitglieder war. Gemeinsam konnten wir eine Förderung durch den Fonds „Gemeinsam Kiel gestalten“ erhalten, qualitativ bessere Gegenstände kaufen und eine Neueröffnung im Jahr 2022 realisieren. Damals hatten wir einen Bauwagen auf dem Unigelände stehen. Vor ungefähr einem Jahr erhielten wir eine Nachricht von der Universität, dass wir innerhalb kürzester Zeit das Gelände räumen müssen. Glücklicherweise hat uns der Kosmos-Laden in der Fußgängerzone aufnehmen können.

Was bietet ihr zum Verleih an?

Michelle: Insgesamt haben wir ein sehr großes Inventar, das in verschiedene Kategorien unterteilt ist. Besonders viel findet man vor allem in den Bereichen Werkzeug, Partyzubehör, Sport- und Küchengeräte. Von Kreissägen über Lautsprecherboxen und Stand-Up Paddle Boards bis hin zur Pasta-Maschine ist vieles dabei. Wir freuen uns immer sehr, wenn Gegenstände das erste Mal ausgeliehen werden, und auch, wenn von Aktivitäten oder Erlebnissen berichtet wird, wie zum Beispiel einer Boßeltour oder einer Hochzeit, die wir mit unserem Angebot unterstützen konnten.

Lennard: Bei der Gestaltung des Sortiments haben wir uns in erster Linie selbst Gedanken gemacht: Welche Dinge muss man im Alltag nicht unbedingt selbst besitzen? Und welche Sachen werden nur ab und an gebraucht? Andere Leihläden in Deutschland waren dabei ganz hilfreich zur Inspiration. Daneben haben wir direkt unsere Kund*innen miteinbezogen und über Instagram nachgefragt, welche Wünsche und Bedarfe sie haben. Viele, die unser Angebot nutzen, sind Student*innen oder jüngere Erwachsene. Ab und zu erreichen wir jedoch auch ein paar ältere Personen. Der Rollator wurde allerdings noch nie ausgeliehen. Wir bleiben gespannt!

Wie können Interessierte den Leihladen unterstützen?

Lennard: In erster Linie freuen wir uns über jede Person, die Lust und Zeit hat, ehrenamtlich den Leihladen vor Ort zu unterstützen und Schichten zu übernehmen. Geöffnet haben wir einmal die Woche, immer mittwochs von 15 bis 18 Uhr. Ebenso ist jede helfende Hand willkommen, die uns bei Reparaturen mit ihrem handwerklichen oder technischen Geschick unter die Arme greifen kann.

Wo kann man euch in Kiel noch antreffen?

Michelle: Anfang Juni haben wir zum Beispiel am Kiel Kann Mehr Zukunftsfestival teilgenommen. Im Tandem mit anderen Vereinen und Initiativen, die sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen, haben wir vor Ort eine Art Waffelrallye organisiert. Ansonsten waren wir dieses Jahr auch auf der Kieler Woche auf der Schlaumachwiese. Aktuell versuchen wir uns mehr mit dem Kosmos zu verbinden und auch zur Entwicklung eines Nachhaltigkeitsquartiers in der Holstenstraße mit den „Sustainables“ beizutragen. Grundsätzlich haben wir Lust bei solchen Aktionen und Events mitzumachen, jedoch fehlen uns dafür oft die Leute.

Mehr Informationen zum Leihladen finden Sie auf der Website oder über Instagram @leihladen_kiel.

 

Alle Aktivist*innen