Zero.Waste.City Kiel
Aktiv für Zero Waste

In Kiel engagieren sich verschiedene Initiativen und Vereine für eine abfall­arme Stadt. Kreative Lösungen und gemeinschaft­liches Engage­ment tragen dazu bei, Kiel zukunfts­fähig zu machen. Hier stellen wir sie vor.

 

Spülbar

Ein Mann steht vor einer Spülstation und guckt in die Kamera.
   

Das Interview wurde mit Moritz Dietzsch geführt:

Moritz betreut die Spülbar seit 2021 hauptverantwortlich gemeinsam mit Theresa Prigan.



Wie funktioniert das Konzept Spülbar?

Wir betreiben mobile Spülstationen, die Veranstaltungen zur Mehrweg-Zone machen – vom Spülfahrrad bis zum Spülcontainer. Unsere Mission ist es, Einwegmüll zu reduzieren und Menschen beim Spülen zusammenzubringen. Damit Mehrweg-Geschirr auf Veranstaltungen angeboten werden kann, braucht es eine Spüllogistik, die die Reinigung sicherstellt. Sind Teller und Tassen einmal benutzt, werden sie abgegeben, gespült, abgeholt und wieder eingesetzt. Das passiert alles lokal auf der Veranstaltung. Dabei kann es sich um ein Tagesevent oder auch um ein mehrwöchiges Festival handeln.

Damit dieser Ablauf gewährleistet werden kann, ist bei gewissen Veranstaltungen ein Pfandsystem notwendig. Dabei geht es weniger um den Wert des Geschirrs, sondern eher um das Zurückbringen. Das wiederum bedeutet zu Beginn natürlich auch eine Umstellung, aber durch die Etablierung von Plastik-Mehrwegbechern vor vielen Jahren ist das auch schon gelernt. Jetzt folgt mit dem Mehrweg-Geschirr einfach der nächste Schritt.

Die Akzeptanz ist sehr hoch. Zum einen befindet sich auf den Veranstaltungsplätzen viel weniger Abfall. Und zum anderen erhält das Essen durch das Geschirr zusätzlich eine höhere Wertigkeit. Beides kommt den Besuchenden und auch der Veranstaltung zugute.

Einblicke in das Glückslokal
Ein Mann steht hinter Holzpaletten, auf denen Kisten mit Geschir stehen.
Geschirrrückgabe / Foto: Nora Berries
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Ein Mann steht vor einem Essenstand mit einer Kiste.
Abholung und Rückgabe von Geschirr / Foto: Nora Berries
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Ein Mann greift nach Tellern, die sich in einer organgenen Box befinden.
Geschirrspülen
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Eine Frau steht draußen an einem Stand für die Geschirrrückgabe.
Spülfahrrad: Geschirrrückgabe
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Woher kommt das Geschirr?

In unserem Sortiment befindet sich vorrangig gespendetes Porzellangeschirr von Privatpersonen und Sozialkaufhäusern. Natürlich ist Porzellan in der Herstellung sehr aufwendig, aber häufig handelt es sich um altes und gebrauchtes Geschirr. So wird es bei uns effizient weitergenutzt und Ressourcen werden geschont. In Ausnahmefällen müssen wir auch mal gewisse Dinge neu dazukaufen. Aber hauptsächlich kommt das gespendete und bereits gebrauchte Geschirr zum Einsatz.

Wie ist die Idee für die Spülbar entstanden?

Die ursprüngliche Idee war es, Einwegbecher auf Wochenmärkten mit einem Spülservice zu reduzieren, nach dem Motto: Mehrweg spülen statt Einweg verbrauchen. Entstanden ist diese von Lisa Schill innerhalb eines Master-Studienprojekts im Fach Nachhaltigkeit, Gesellschaft und Umwelt an der Kieler Universität. Während meines Geografie-Studiums habe ich gleichzeitig die ResteRitter gegründet, ein Projekt für den besseren Umgang mit Lebensmitteln und gegen die Lebensmittelverschwendung. Da sich Spülbar und ResteRitter gut ergänzen, haben wir auf Wochenmärkten und Veranstaltungen zusammengefunden. Die ResteRitter haben gekocht, die Spülbar hat gespült.

Durch das Coronavirus mussten wir zwangsläufig pausieren. Darüber hinaus ist Lisa aus Kiel weggezogen und ist Nachhaltigkeitsmanagerin bei einer Kommune geworden. Da wir als ResteRitter nicht auf die mobile Spüllösung verzichten wollten und begeistert davon waren, haben wir uns dem Ganzen angenommen. Seitdem betreibe ich die Spülbar zusammen mit Theresa Prigan.

Wir wollten etwas verändern, eine Alternative aufzeigen und vermitteln, es geht auch anders. Und es hat funktioniert. Aus dem Spülfahrrad auf dem Wochenmarkt sind mobile Spülstationen auf Veranstaltungen mit einer ganzen Spüllogistik geworden. Seit dem letzten Jahr gibt es den ersten Spülcontainer, also einen Seecontainer mit Spülstraße, durch den pro Stunde über 3.000 Teller gespült werden können. Ein zweiter Spülcontainer wurde in diesem Sommer eingeweiht und es können auch mehrere Events gleichzeitig betreut werden.

Bei welchen Veranstaltungen werden die Spülstationen eingesetzt?

Von kleinen bis großen Veranstaltungen ist alles dabei: ob Norden Festival in Schleswig, Weihnachtsmarkt in Hamburg, Surf-Festival auf Fehmarn, Waterkant Festival in Kiel oder eben ein Hockeyturnier in Kiel. Von Beginn an haben wir Bedarfe gesehen, darauf reagiert, individuelle maßgeschneiderte Konzepte entwickelt, umgesetzt und übertragen diese jetzt auf weitere Veranstaltungen. Mit dem Container können wir mittlerweile auch ganz andere Mengen abdecken. Deswegen sind wir vermehrt auf Festivals unterwegs. Das sind natürlich ganz andere Dimensionen als am Anfang. In Ausnahmefällen unterstützen wir auch bei der Großverpflegung von Hotels, Krankenhäusern oder Mensen. Wenn von heute auf morgen die Spülmaschinen dort ausfallen sollten und wir freie Kapazitäten haben, können wir zum Beispiel unseren Container vor Ort platzieren. So muss nicht auf Einweggeschirr zurückgegriffen werden, bis wieder alles repariert ist. Doch auch Privatpersonen können sich bei Interesse für eine Hochzeit oder eine große Geburtstagsfeier bei uns melden.

Worauf bist du besonders stolz?

Die Arbeit vor Ort ist nicht zu unterschätzen. Bei größeren Veranstaltungen sind wir in der Vergangenheit auch schon mal an unsere körperlichen Grenzen gekommen. Gleichzeitig konnten wir die Erfahrungen und Learnings für die nächsten Veranstaltungen mitnehmen. Und mit vollem persönlichen Einsatz haben wir es wirklich immer geschafft, dass alles funktioniert und reibungslos abläuft. Das A und O ist natürlich eine gut funktionierende Truppe. Vorrangig arbeiten bei uns junge Menschen, Studierende und Auszubildende, die Lust haben, anzupacken und mit dem Team eine gute Zeit zu verbringen. Auf Fehmarn kommen wir zum Beispiel gemeinsam in Ferienwohnungen unter und sind wirklich Teil des Festivals. Das schweißt sehr zusammen und macht Spaß.

Mehr Informationen zur Spülbar finden Sie auf der Webseite oder über Instagram @spuelbar.

 

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