Zero.Waste.City Kiel
Aktiv für Zero Waste

In Kiel engagieren sich verschiedene Initiativen und Vereine für eine abfall­arme Stadt. Kreative Lösungen und gemeinschaft­liches Engage­ment tragen dazu bei, Kiel zukunfts­fähig zu machen. Hier stellen wir sie vor.

 

Wertstoffbox

Ein Mann steht vor einem Laden mit Glasscheiben und hält einen kreisförmigen Gegenstand in der Hand.
   

Das Interview wurde mit Tobias Böcker geführt:

Tobi ist erster Vorsitzender und Schatzmeister bei der Wertstoffbox. 2020 hat er die Wertstoffbox als Projekt gegründet.



Was steckt hinter der Wertstoffbox?

Unser Ziel ist es, die Wertschätzung für alltägliche Materialien zu erhöhen und Menschen dazu anzuregen, bewusster mit ihrem Abfall umzugehen. Die Auseinandersetzung mit dem Thema findet zum einen über unsere Materialothek statt, einer Tauschplattform für wiederverwendbare Materialien, und zum anderen über Upcycling-Workshops und -Treffen.

In unserer Materialothek können rund 180 verschiedene Materialien entdeckt werden, die normalerweise im Haushalt entsorgt werden. Die kaputten, defekten und alten Materialien erhalten wir von Menschen, die etwas zu unserer Sammlung beitragen möchten. Dafür haben wir eine Liste mit Dingen zusammengestellt und veröffentlicht, die zeigt, welche Gegenstände wir zu unseren Öffnungszeiten entgegennehmen. Geöffnet haben wir dienstags von 16 bis 19 Uhr. Nach Annahme neuer Materialien präsentieren wir diese ansprechend in unserer Materialothek, sodass sie eine neue Wertschätzung erfahren. Zusätzlich zur Materialothek bieten wir freitags alle zwei Wochen von 16 bis 18 Uhr ein Upcycling-Treffen an. Hier können Interessierte mit den gesammelten Materialien experimentieren, neue Techniken lernen und kreativ sein. Diese Treffen sind kostenlos und offen für alle – man kann mit eigenen Ideen kommen oder sich einfach inspirieren lassen.

Bei größeren Veranstaltungen, wie zum Beispiel der Kieler Woche, bieten wir Workshops an, in denen wir Materialien vorstellen und den kreativen Umgang mit vermeintlichem Abfall zeigen. Dabei geht es uns darum, den Menschen bewusst zu machen, dass viele Dinge, die wir entsorgen, eigentlich noch wertvoll sind und weiterverwendet werden können.

Diesen Bildungsansatz verfolgen wir auch, wenn Materialien über unsere Tauschplattform abgeholt werden. Es gibt kein festes Preisschild. Stattdessen arbeiten wir auf Spendenbasis, um die Menschen dazu zu bringen, sich über den tatsächlichen Wert der Dinge Gedanken zu machen. Insgesamt möchten wir durch die Wertstoffbox nicht nur einen Beitrag zur Reduzierung von Abfall leisten, sondern auch das Bewusstsein dafür schärfen, dass alle von uns durch einen bewussteren Umgang mit Ressourcen etwas bewegen können.

Einblicke in die Wertstoffbox
Kleber, Scheren, Karten, Briefmarken und gebastelte Sterne liegen auf einem Tisch, an dem zwei Personen sitzen und basteln.
Upcycling-Workshop
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Holzregal mit großen Gläsern, in denen sich verschiedene Materialien befinden.
Regal mit verschiedenen Materialien
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Lampenschirm, der aus Ring-Verschlüssen von Getränkedosen besteht.
Lampe aus Getränkedosen-Ring-Verschlüssen
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Holztisch mit verschiedenen Materialien zum Basteln.
Upcycling-Workshop
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Wie ist die Idee für die Wertstoffbox entstanden?

Vor vielen Jahren habe ich begonnen, aus verschiedenen Materialien Dinge zu basteln. Dabei stand ich häufig vor der Herausforderung, dass mir bestimmte Materialien gefehlt haben oder ich lange sammeln musste, um meine Projekte fertigzustellen. So entstand 2016 die Idee einer Austauschplattform, wo Materialien abgegeben oder abgeholt werden können. Im Frühjahr 2020 habe ich dann die Wertstoffbox gegründet und einen kleinen Raum von nur neun Quadratmetern in der ALTEN MU gemietet. Trotz der Herausforderungen durch Corona fanden sich 2021 engagierte Menschen, die die Idee unterstützen wollten. Unsere Teamtreffen fanden zunächst mit zwei Meter Abstand im Park statt, wodurch trotz der Umstände ein großartiger Start ermöglicht wurde. Seit 2022 sind wir ein gemeinnütziger Verein.

Wie gestaltet ihr die Workshops?

Die Veranstaltungen, die wir anbieten, sind stark auf die jeweilige Zielgruppe abgestimmt. Beim MUDDI Markt richten wir uns zum Beispiel sowohl an Erwachsene, die zusammen mit Freund*innen kreativ werden möchten, als auch an Kinder, die gemeinsam mit ihren Eltern basteln. Wir überlegen uns immer wieder neue kreative Projekte, die aus einfachen Materialien bestehen und leicht umzusetzen sind, aber auch eine nachhaltige Botschaft vermitteln.

Ein Beispiel dafür ist das Bauen von kleinen Schiffchen aus Weinkorken, die ohne Klebstoff mit alten Streichhölzern fixiert werden und im Wasser schwimmen können, ohne die Umwelt zu belasten. Ein weiteres beliebtes Projekt ist das Basteln von Briefumschlägen aus alten Landkarten und Briefmarken. Manchmal bekommen wir ganze Briefmarkenalben geschenkt, die keinen großen finanziellen Wert mehr haben, aber noch viele Geschichten und Erinnerungen in sich tragen. Kinder, die vielleicht wenig Berührungspunkte mit Briefmarken haben, können stundenlang Tiere oder Pflanzen auf den Marken entdecken, während Erwachsene oder Senior*innen sich an historische Persönlichkeiten und Ereignisse erinnern, die auf den Marken abgebildet sind. So schaffen wir eine Verbindung zwischen den Generationen und geben scheinbar wertlosen Dingen neuen Sinn.

Wie ist die Wertstoffbox organisiert?

Unser Verein besteht aktuell aus 17 Mitgliedern, die sich ehrenamtlich engagieren. Von diesen sind etwa 10 aktiv in der Organisation und Durchführung von Veranstaltungen eingebunden. Unser Ziel ist es, die Mitgliedschaft möglichst niederschwellig zu gestalten. Der Mitgliedsbeitrag beginnt bei 3 Euro im Monat, kann aber auf 1 Euro reduziert werden, wenn jemand die Arbeit unterstützen möchte, ohne finanziell belastet zu werden. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, sich auch ohne Vereinsmitgliedschaft als Teammitglied zu engagieren und Veranstaltungen mitzugestalten. Alle bringen sich nach ihren Möglichkeiten ein, ohne feste Verpflichtungen, was unser gemeinsames Engagement flexibel und offen für alle macht.

Was wünscht ihr euch für die Zukunft?

Für die Zukunft wünschen wir uns vor allem einen größeren Raum, um unsere Arbeit besser organisieren und erweitern zu können. Mit mehr Platz könnten wir nicht nur unsere Teamtreffen komfortabler gestalten, sondern auch Workshops vor Ort anbieten und die Materialien sowie daraus gefertigte Objekte ansprechend präsentieren. Zusätzlich planen wir, unsere Website zu erweitern, damit dort alle verfügbaren Materialien sowie Anleitungen sichtbar sind und Anfragen direkt gestellt werden können. Dies würde unsere Arbeit erheblich erleichtern und die Wertstoffbox noch zugänglicher für alle machen.

Mehr Informationen zur Wertstoffbox finden Sie auf der Webseite oder über Instagram @wertstoffbox_kiel oder Facebook @wertstoffboxkiel.

 

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